Autismus zählt zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und offenbart sich nicht als klar umrissenes Krankheitsbild, sondern kann sehr unterschiedliche Erscheinungsformen aufweisen. Was hinter dem Autismus steckt, ist völlig ungeklärt.
Es wurden verschiedene Theorien entwickelt. Möglicherweise handelt es sich um die Folge einer nicht näher definierbaren Gehirnschädigung (Dysfunktion), die vor dem Hintergrund einer genetischen Prädisposition (vererbte Veranlagung) auftritt. Die Störung ist unabhängig von intellektuellen, sozio-ökonomischen oder ethnischen Faktoren. Buben sind 4 Mal häufiger betroffen als Mädchen.
Zu den tatsächlichen Entstehungsmechanismen sind viele Theorien entwickelt worden, zahlreiche Untersuchungen wurden auf verschiedenen Ebenen durchgeführt. Letztlich liegt keine Klarheit über die Ursachen des Autismus vor.
Die inzwischen obsolete Annahme, dass die Eltern, speziell die Mütter, durch zu wenig gefühlsmäßige Zuwendung die Schuld an autistischen Störungen treffe, ist sowohl durch klinische Erfahrungen als auch durch Forschungsergebnisse widerlegt worden. Statistisch findet man in den Familien der Betroffenen gehäuft Menschen mit Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten und kognitiven Beeinträchtigungen.
Andererseits weisen Betroffene zu ca. 50 % sogenannte „Inselbegabungen“ auf. Das heißt, sie sind auf einem bestimmten Gebiet weit überdurchschnittlich kompetent. Dies wurde früher als „Asperger-Syndrom“ bezeichnet.
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Zusammengefasst handelt es sich um eine derzeit nicht näher definierbare Entwicklungsstörung des Gehirns, von der in Österreich rund 48.500 Kinder betroffen sind. Mit Sicherheit falsch ist der Zusammenhang, der immer wieder zwischen dem Auftreten von Autismus und Impfungen hergestellt wurde.
Die Diagnose erfolgt meist innerhalb der frühen Kindheit. Man findet ein gestörtes Sprach- und Bewegungsverhalten vor. Qualitative Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion in Form von fehlender sozialer und emotionaler Gegenseitigkeit. D.h., die Kinder können die Gefühle anderer Menschen nicht verstehen und sie daher nicht nachvollziehen.
Die Diagnose erfolgt durch einen Facharzt für Kinder-/Jugendpsychiatrie, um das Störungsbild von ähnlichen Störungen abzugrenzen. Eine exakte Psychodiagnostik mit standardisierten Untersuchungsinstrumenten stellt im Diagnoseprozess einen wesentlichen Baustein in der ganzheitlichen Erfassung der Symptomatik und Diagnosestellung dar.
Folgende andere Störungen müssen ausgeschlossen werden: Intelligenzminderung ohne Autismus, expressive, rezeptive Sprachstörungen und Landau-Kleffner-Syndrom, Deprivation, frühkindliche Schizophrenie, Mutismus, Bindungsstörungen, Angststörungen und andere wie ADHS. ADHS-ähnliche Symptome kommen bei ASS allerdings gehäft vor.
Wesentliche Faktoren sind etwa Früherkennung und Behandlung sowie die Frage der Berufswahl - letztlich muss das Leben an die Störung angepasst werden. Als Folge kann das Ergebnis sowohl ein weltberühmter theoretischer Quantenphysiker als auch ein weitestgehender Pflegefall sein.
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Wesentliche ist die möglichst frühe Diagnose durch den Arzt. Die Behandlung folgt einem sogenannten multimodalen Konzept. Das Behandlungsspektrum umfasst verschiedene therapeutische Verfahren zur aktiven Veränderung von Verhaltensstereotypien und zum Aufbau von Kompetenzen.
Beispiele für derartige Therapien sind: Verhaltenstherapie, sensorische Integrationstherapie, geführte Interaktionstherapie, lernpsychologisch systemorientierte Methoden oder kreative Verfahren. Ein innovativer Ansatz ist der Einsatz der medizinisch orientierten tiergestützten Therapie (am Österreichischen Institut für tiergestützte Therapie und Forschung verfügbar), die generell besonders gute Erfolge auf dem Sektor der Verbesserung der Sozialkompetenz für sich in Anspruch nehmen darf.
Je nach Schweregrad besonders belastender Symptome wie Autoaggression, explosiver Aggressivität(Wutanfälle mit Zerstörungsdrang) oder Hyperaktivität kommen auch Psychopharmaka zu Einsatz. Eine Medikation dient allerdings lediglich der Eindämmung von Auffälligkeiten. Zum Einsatz kommen je nach Situation moderne Neuroleptika, Stimulantien und Antidepressiva.
Die Vorbeugung gegen eine Entwicklungsstörung ist nicht möglich. Wie sich eine autistische Störung entwickelt, kann man nicht exakt vorhersagen. Generell hängt viel vom Schweregrad der Entwicklungsstörung und möglichen Begleitstörungen ab. Die Symptome der Krankheit sehen in den verschiedenen Altersstufen unterschiedlich aus, in der Kindheit sind sie meist am stärksten ausgeprägt.
Im Vorschulalter zeigt sich häufig das volle Spektrum der Störung. Im Schulalter mildert sich häufig die Symptomausprägung. Im Jugendalter und im frühen Erwachsenenalter erreicht etwa die Hälfte der Betroffenen eine deutliche Verhaltensbesserung, während die Störung bei anderen stagniert oder sich die Symptome wieder verstärken.
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Einige Patienten können mit ambulanter Hilfe gut in die Familie integriert werden, eine/n normale/n Kindergarten bzw. Schule besuchen, evtl. eine Berufsausbildung absolvieren und relativ viele Dinge im Alltag allein verrichten.