So manches Mal werden wir von unseren Emotionen einfach überwältigt. Wir lachen und weinen, fühlen uns manchmal fröhlich gestimmt, manchmal niedergeschlagen. Nicht immer zeigen wir unseren Mitmenschen, wie es uns geht, verstecken unsere Emotionen, die je nach Tagesverfassung und Ereignis variieren. Doch was passiert, wenn solche Gefühle unkontrollierbar werden?
„Ich fühle alle Gefühle viel stärker als andere und meine Emotionen können von einem auf den anderen Moment umschlagen“1, wie die heute 35-jährige Alex erzählt. Und die Beschreibung von Alex ist das Hauptmerkmal dieser psychischen Erkrankung, wie der deutsche Psychiater Martin Bohus erklärt: „Ganz häufig sind dies ausgesprochen hypersensible Menschen, deren emotionales System in allen Bereichen deutlich intensiver arbeitet. Die Gefühle werden leicht ausgelöst, sind extrem stark und halten lange an“2.
Im Allgemeinen ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung jedoch schwer zu diagnostizieren, weil Betroffene häufig aufgrund von anderen, scheinbar vordergründigen Erkrankungen in Behandlung sind, so auch Alex, die sich ursprünglich aufgrund von Ängsten und Panik in Therapie begab - erfolglos: „Ich war kurz davor, mein Vertrauen in Therapien zu verlieren, als ich im Alter von 28 Jahren und nach neun Jahren erfolgloser Therapie die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung bekam“17.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) gehört zu den emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen. Sie ist durch extrem wechselhafte Emotionen, instabile Beziehungen und eine intensive Angst vor dem Verlassenwerden geprägt.
Borderline betrifft etwa 1-2 % der Bevölkerung und tritt häufig bereits im jungen Erwachsenenalter auf. Frauen erhalten häufiger die Diagnose als Männer, wobei die Erkrankung bei beiden Geschlechtern gleichermaßen auftreten kann.
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Was ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung zeichnet sich vor allem durch Probleme in der Regulierung der eigenen Gefühle und Impulsivität aus. Diese Probleme zeigen sich z.B. Hass und Liebe können sich schnell abwechseln, es kommt verstärkt zu Wutausbrüchen bzw. zu Angst, verlassen zu werden. 1-2% der Bevölkerung sind jährlich von der Persönlichkeitsstörung betroffen, etwa ab dem 30. Lebensjahr stabilisiert sich der Verlauf. Weitere psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen gehen oft mit der Borderline-Störung einher.
„Borderline“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Grenzland/Grenzlinie. Er geht darauf zurück, dass die Fachwelt früher nicht genau wusste, wo sie diese Störung einordnen soll - ob bei psychischen Erkrankungen des Gefühlslebens oder der Wahrnehmung.
Der Name Borderline (=Grenzlinie) basiert auf der früheren Annahme, dass die Erkrankung an der Grenze zwischen Psychose und Neurose anzusiedeln ist. Die Verwendung dieser Begriffe hat sich inzwischen jedoch stark verändert: Neurose ist als Bezeichnung kaum noch gebräuchlich, Psychose benennt nun ein Symptom (Halluzinationen, Wahnvorstellungen) anstatt psychischer Erkrankungen im Allgemeinen. Der Name Borderline-Syndrom (auch borderline personality disorder oder BPD) hat sich dennoch etabliert.
Häufige Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung:
- Angst vor dem Verlassenwerden: Betroffene bemühen sich verzweifelt darum, ein tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden (z.B. von der Partner:in) zu vermeiden.
- Instabile, intensive Beziehungen: Die Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit zeichnen sich durch einen Wechsel zwischen Extremen aus: Liebe und Hass wechseln sich ab.
- Impulsivität: Die impulsiven Handlungen können dem Betroffen:en Schaden zufügen und treten in zumindest zwei Bereichen auf: z.B.
- Selbstverletzung und Suizid: Etwa 3/4 aller Borderline-Betroffenen fügen sich selbst Verletzungen zu (z.B. Ritzen oder Schneiden der Haut). Außerdem wird Selbstmord angedeutet oder versucht. Etwa jeder 10.
- Instabile Gefühlslage: Innerhalb von wenigen Stunden kann die Stimmung von Borderline-Betroffenen stark schwanken.
- Aussetzer des Realitätsempfindens: Vorübergehend, besonders wenn Belastungen auftreten, können Betroffene psychotische Symptome zeigen. Sie empfinden die Realität nicht mehr so wie sie ist, es können z.B.
Die Borderline-Störung bricht bei den meisten Menschen im frühen Erwachsenenalter aus. Bis zum 30. Lebensjahr sind die Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben am schlimmsten, danach stabilisiert sich der Verlauf meist. Da es aber zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen kommt und Betroffene Schwierigkeiten haben, Ausbildungen zu Ende zu bringen bzw.
Bei etwa 10 Prozent der Betroffenen kommt es zu Selbstmord, vor allem, wenn Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch stattfindet.
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Neben extremen Stimmungsschwankungen sowie anhaltenden, heftigen und kaum kontrollierbaren Gefühlen deuten außerdem noch Symptome wie starke Selbstzweifel, Dissoziation, ein ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken sowie das Gefühl der inneren Leere auf eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hin.6 Vor allem „ist die Art und Weise, wie Betroffene sich selbst und andere betrachten, sehr instabil“7, erklärt Moritz de Greck, Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt.
Deswegen gestalten sich Partnerschaften oder familiäre bzw. freundschaftliche Beziehungen, bei denen eine Person an der BPS leidet, häufig sehr schwierig, da einerseits eine große Angst vor Nähe besteht, andererseits aber auch Angst vor Verlust und Einsamkeit. Dies mündet schließlich in extremen Versuchen der Anklammerung und gleichzeitig auch Zurückweisung.
Das gefährlichste Kennzeichnen der Erkrankung sind Selbstverletzungen bis hin zu Suizid, dessen Versuch etwa von jeder*jedem 10. Betroffenen unternommen wird.9 Alex weiß, warum viele dies als einzigen Ausweg sehen: „Es fühlt sich an, als hätte man super viele starke Emotionen, die einen zerreißen. In diesen Moment will man nicht mehr und macht alles, damit die innere Anspannung weggeht“10, wie Alex aus eigener Erfahrung spricht.
„Man kann sich die Wirkung der Selbstverletzung wie ein Ventil vorstellen: In einem tobt ein gewaltiger Sturm an Emotionen. […] Dadurch, dass sich diese Emotionen vermischen, fühlen Betroffene irgendwann nur noch eine starke […] Zerrissenheit. Was außerdem hinzukommt: Betroffene haben neben der Erkrankung ein erhöhtes Risiko, andere psychische Krankheiten zu entwickeln, beispielsweise weitere Formen der Persönlichkeitsstörung12, Depressionen, Ängste und Panik13 sowie posttraumatische Belastungsstörungen14 oder Abhängigkeitserkrankungen,15 aber eben auch Essstörungen, wie Alex aus Erfahrung weiß: „Ich suchte verzweifelt einen Weg mit ihnen [Anm.: Emotionen] umzugehen und fand durch Zufall raus, dass ich meine Emotionen kontrollieren kann, indem ich wenig esse. Ich wurde so dünn, dass ich auf der Straße angeschaut und von meinen Lehrern angesprochen wurde“16.
Wie erkenne ich Borderline? Klassifizierung
Für die Einteilung psychischer Krankheiten gibt es zwei wichtige Quellen: Die Internationale Klassifikation der Krankheiten der WHO (ICD-10) und das Handbuch der Differenzialdiagnosen (DSM-5) der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft. In dieser Übersicht stellen wir dir die neun Kriterien des DSM-5 näher vor, die das Krankheitsbild sehr detailliert zusammenfassen. Für eine Borderline-Diagnose müssen dabei fünf dieser neun Kriterien vorhanden sein.
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- heftige Bemühungen, reales oder vermutetes Verlassenwerden zu verhindern
- Muster an instabilen Beziehungen, insbesondere der Wechsel zwischen Entwertung und Idealisierung
- instabiles Selbstbild oder gestörte Selbstwahrnehmung
- impulsives Verhalten, das mit negativen Folgen oder hohem Risiko verbunden ist (z.B. Impulskäufe bis hin zu Kaufsucht, riskantes sexuelles Verhalten, rücksichtsloses Fahren, Missbrauch von Alkohol oder Drogen)
- selbstverletzendes Verhalten, Selbstmorddrohungen, -andeutungen oder -versuche
- emotionale Instabilität, vor allem in Form starker Stimmungsschwankungen (etwa starke Reizbarkeit, Beklemmung oder Missstimmung über einen Zeitraum von einigen Stunden bis wenigen Tagen)
- chronisches Gefühl innerer Leere
- heftige Wut oder Aggressionen, Probleme bei der Selbstbeherrschung (Wutausbrüche bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen)
- vorübergehende Paranoia oder Dissoziation (veränderte Wahrnehmung), vor allem infolge von Belastungen
Wie äußert sich Borderline? Symptome
Die Klassifizierung von Borderline als emotional-instabile Persönlichkeitsstörung deutet bereits an, welche Beschwerden bei diesem Krankheitsbild überwiegen. Die Gefühlswelt der Betroffenen ist meist durch innere Leere, schnell umschlagende Stimmung und geringen Selbstwert erheblich belastet. Besonders sichtbar tritt die Störung aber meist in zwischenmenschlichen Beziehungen in Erscheinung, die in der Regel ebenso intensiv wie instabil erlebt werden.
Wie entsteht Borderline? Ursachen
Die menschliche Psyche ist sehr komplex, weshalb sich die Entstehung psychischer Störungen selten auf einfache Zusammenhänge reduzieren lässt. Unter anderem dürften genetische Faktoren als Auslöser beteiligt sein. Ein Risikofaktor, der sich in der Forschung jedoch klar als Ursache für Borderline herauskristallisiert hat, sind frühkindliche Traumata bzw. gestörte Bindungserfahrungen.
Durch die bedingungslose Liebe, die Kinder in einem gesunden Umfeld von ihren Eltern und Bezugspersonen erfahren, entwickeln sie in ihren ersten Lebensjahren das sogenannte Urvertrauen. Diese Erfahrung von Geborgenheit und Beständigkeit ist wesentlich für die Entwicklung von Selbstwert und der eigenen Wahrnehmung als liebenswerte und liebensfähige Person.
Welches Verhalten ist typisch für Borderline?
Neben der Impulsivität und Überempfindlichkeit, die häufig durch launisches und riskantes Verhalten in Erscheinung treten, sind die Handlungen von Borderlinern vor allem von ihrem fehlenden Identitätsgefühl und der Angst, verlassen zu werden, geprägt. Um die Zuneigung anderer Menschen zu gewinnen und ihre innere Leere zu füllen, sind sie bereit, fast alles zu tun. Sie nehmen dabei kaum Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse, sondern konzentrieren sich ganz auf die Interessen von Freunden und orientieren sich an den Erwartungen anderer. Ihren Selbstwert beziehen sie oft zu einem großen Teil aus Lob aus ihrem Umfeld.
Was für soziale Kontakte im Allgemeinen gilt, trifft auch auf enge Beziehungen wie Freundschaften und Partnerschaften zu. Borderline-Patienten sind meist sehr bemüht, andere Personen an sie zu binden. Durch ihr hohes Engagement nehmen Beziehungen meist einen intensiven Verlauf, halten aber nicht lange. Mal sind sie übermäßig involviert, fast aufdringlich, dann gehen sie auf Abstand. Auch ihre Ängste werden in der Partnerschaft eine Belastung. Ein kleiner Fehler oder ein Missgeschick wird leicht zu einer persönlichen Krise und führt zu heftigen Selbstvorwürfen. Umgekehrt zeigen sie auch Misstrauen ihrem Freund bzw. ihrer Freundin gegenüber, zeigen sich extrem bedürftig oder erwarten ständige Liebesbeweise und -bekundungen.
Borderline: Wer stellt die Diagnose?
Die Diagnose psychischer Krankheiten sollte grundsätzlich nur auf Basis einer psychologischen Testung durch einen Experten erfolgen. Auch für Psychologen ist es allerdings nicht immer leicht, eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung zu erkennen. Borderline tritt häufig in Verbindung mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf (Komorbidität), ebenso wie psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, ADHS, Suchterkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Abgrenzung zu anderen Diagnosen gestaltet sich deshalb schwierig.
Patienten befinden sich häufig schon seit einem längeren Zeitraum in Behandlung, bis die genaue Diagnose gestellt wird. Entweder, weil vordergründige Symptome einer der anderen möglichen Störungen zugeschrieben werden, oder weil eine vorliegende Begleiterkrankung zuerst erkannt wurde. Beim Verdacht auf Borderline kannst du dich an deinen bisherigen Behandler wenden, um eine genaue Testung in die Wege zu leiten. Falls du bei dir erstmals Anzeichen für eine psychische Krankheit bemerkst, ist in der Regel der Hausarzt die erste Anlaufstelle, um eine Überweisung für die Diagnostik zu bekommen.
Ca. 2 bis 3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind von Borderline betroffen. Zwar befinden sich mehr Frauen als Männer dafür in Therapie, Psychologen gehen jedoch davon aus, dass die Verteilung der Krankheit grundsätzlich ausgeglichen ist.
Diagnose und Behandlung
Zur Diagnose wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt. Zumindest fünf der oben beschriebenen Symptome müssen vorliegen, bevor die Borderline-Störung diagnostiziert wird. Diese werden u.a. mit Selbstbeurteilungsfragebögen (wie z.B. Bei der Diagnose wird auch darauf geachtet, die Borderline-Störung genau von anderen psychischen Störungen abzugrenzen.
Bei der Therapie wird zumeist eine medikamentöse Therapie gemeinsam mit Psychotherapie eingesetzt. Für die medikamentöse Therapie können Psychopharmaka wie Antidepressiva, z.B. Bei der Psychotherapie werden mit speziellen verhaltenstherapeutischen und psychoanalytischen Behandlungsverfahren gute Erfolge erzielt.
Im Generellen wird eine Testung vorgenommen, um die Erkrankung zu diagnostizieren. Vor allem zwei therapeutische Verfahren haben sich dabei als äußerst erfolgreich in der Behandlung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung herausgestellt, nämlich zum einen die sogenannte dialektisch behaviorale Therapie und zum anderen die Schematherapie. Beide Methoden zielen darauf ab, die Krankheit als solche zu akzeptieren und Techniken zu erlernen, mit den überbordenden Gefühlen anders umzugehen und dabei vor allem selbstverletzendes Verhalten zu vermeiden.
Für die Angehörigen von Betroffenen gibt es Einrichtungen, die ihnen im Umgang mit der psychischen Störung helfen, wie z.B. Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung fällt es schwer, ihre Handlungen und Gefühle zu kontrollieren. Das kann für sie selbst und auch für ihr Umfeld sehr belastend sein.
Bei der Behandlung einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung kommt vor allem Psychotherapie zum Einsatz. Gegebenenfalls verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. Bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung kommt es zu Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Impulsen. Ein Impuls ist eine spontan ausgeführte Handlung.
Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung sind zudem eher konfliktbereit. Sie setzen Handlungen, ohne mögliche Folgen ausreichend zu berücksichtigen.
Beim Borderline-Typ treten ebenso die Symptome wie beim impulsiven Typ auf. Zusätzlich kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung der eigenen Person sowie Gefühlen der inneren Leere.
Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung haben ein erhöhtes Risiko, sich das Leben zu nehmen. Spricht eine betroffene Person von Suizid, ist das immer ernst zu nehmen. Sie darf in dieser Situation keinesfalls alleine gelassen werden. Es ist wichtig, professionelle Hilfe zu holen.
Die genauen Ursachen dieser Persönlichkeitsstörung sind noch nicht bekannt. Besonders gut ist der Borderline-Typ untersucht. Belastende Zustände innerer Anspannung: Betroffene bewältigen diese durch impulsive Handlungen. Dabei treten unter anderem übermäßiger Alkoholkonsum, Essanfälle oder hohe Risikobereitschaft auf.
Auch selbstverletzendes Verhalten kann auftreten: zum Beispiel Schnitte in die Haut oder Zigaretten auf dem Körper ausdämpfen.
Zu Beginn steht die Erhebung der Krankengeschichte. Dabei fragt etwa die Ärztin oder der Arzt nach der bisherigen Lebensgeschichte und ob Krankheiten, seelische Krisen oder selbstverletzendes Verhalten aufgetreten sind. Auch eine klinisch-psychologische Diagnostik kann hilfreich sein.
Es ist zudem wichtig, organische Ursachen oder Drogeneinnahme als Auslöser der Symptome auszuschließen. Dazu kann die Ärztin oder der Arzt etwa eine Blutabnahme oder ein MRT bzw. Neigung zu Wutausbrüchen oder körperlicher bzw. Neigung zu intensiven, jedoch nicht stabilen Beziehungen.
Zur Behandlung einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung zählt in erster Linie Psychotherapie. Gegebenenfalls verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. In akuten psychiatrischen Krisen oder bei sehr starken Symptomen kann eine Behandlung in einem Krankenhaus notwendig sein.
Die Psychotherapie kann in einer Einzelsitzung mit der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten oder in der Gruppe stattfinden.
Übertragungsfokussierte Psychotherapie: Der Schwerpunkt dieser Therapie liegt in der Psychoanalyse von Beziehungen. Im Jugendalter kann etwa auch die sogenannte psychoanalytisch-interaktionelle Methode (PIM) zur Anwendung kommen. Der Schwerpunkt dieser Behandlung liegt auf den Schwierigkeiten, mit Gefühlen und mit zwischenmenschlichen Beziehungen umzugehen. In der Folge sollen sich diese Probleme bessern. Zudem ist die sogenannte Psychoedukation Teil der Psychotherapie bzw.
Es gibt derzeit keine speziell für die emotional instabile Persönlichkeitsstörung zugelassenen Medikamente. Die Ärztin oder der Arzt kann jedoch Medikamente „off-label“ bei starken und anhaltenden Symptomen zusätzlich zur Psychotherapie vorschlagen. Die Medikamente richten sich dabei gezielt nach den Beschwerden. Der Einsatz der Medikamente ist zeitlich begrenzt.
Auch mögliche weitere Erkrankungen berücksichtigt die Ärztin oder der Arzt bei der Verschreibung von Medikamenten. Der Umgang mit Menschen mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung kann sehr herausfordernd sein.
Angehörige bzw. nahestehende Menschen können zudem in die Behandlung miteinbezogen werden, wenn die betroffene Person das möchte bzw. es im Therapieverlauf hilfreich erscheint.
Borderline-Behandlung: Dialektische Verhaltenstherapie
Unterschiedlich ausgeprägte Beschwerden sowie verschiedene Begleiterkrankungen stellen Ärzte und Therapeuten bei der Therapie von Borderline vor zahlreiche Herausforderungen. Zur Anwendung kommen Psychotherapie, Beratung sowie verschiedene Medikamente. Es gibt jedoch kein spezifisches Medikament für Borderline: die verwendeten Präparate dienen meist dazu, die Stimmung zu stabilisieren oder begleitende Depressionen zu behandeln.
Eine Methode, die sich bei Borderline besonders bewährt hat, ist die dialektische Verhaltenstherapie oder Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Die Psychologin Marsha M. Linehan, die selbst an dem Borderline-Syndrom leidet, entwickelte diese Therapieform in den 80er Jahren basierend auf der kognitiven Verhaltenstherapie und ihrer eigenen Erfahrung als Patientin. DBT kommt in der Einzeltherapie und der stationären Behandlung zur Anwendung, häufig werden die Inhalte aber auch über Gruppentherapie bzw. Skills-Trainings vermittelt.
Der Schwerpunkt der dialektischen Verhaltenstherapie liegt dabei auf dem Erlernen konkreter Fertigkeiten, die den Umgang mit sich selbst und anderen Menschen erleichtern. Durch Übungen für innere Achtsamkeit lernen Patienten auf ihre Gefühle zu reflektieren und besser mit diesen umzugehen. Um die soziale Kompetenz zu stärken, erlernen Betroffene neue Strategien und Verhaltensmuster, etwa um nachzufragen, ob sie eine Situation missverstanden haben.
Freund- und Partnerschaften verlaufen durch die Störung besonders intensiv: Betroffene sehen ihren Partner zu Beginn als die Lösung all ihrer Probleme, wegen ihres instabilen Selbstbildes würden sie am liebsten mit der geliebten Person verschmelzen und in völliger Symbiose leben.
Umgang mit Borderline
Vor allem nahestehende Personen wie die Familie leiden oft unter den extremen Symptomen von Borderline und fragen sich, wie sie sich gegenüber Menschen mit Borderline verhalten sollen. Angehörigen sowie Partnern von Betroffenen empfiehlt man, sich an Beratungsstellen zu wenden, um Informationen und Kontakte zu Therapeuten zu erhalten.
Nicht nur viel Verständnis und Wohlwollen, sondern auch sinnvolle Grenzen zu setzen, hilft im Umgang mit Borderline Patienten. Im nächsten Schritt bearbeitet man Themen, die in der Familie oder Partnerschaft zu Problemen führen.
Die therapeutische Behandlung dauert häufig viele Jahre, da Borderline eine sehr tiefgreifende Störung ist. Sowohl für die Betroffenen als auch die Familie, Partner oder Freunde ist der Umgang mit der psychischen Störung ein fordernder Lernprozess. Die Unterstützung von nahestehenden Personen ist für Menschen mit Borderline aber sehr wichtig und begünstigt eine positive Entwicklung.
Nehmen Sie als Angehöriger die Androhung eines Selbstmordversuches immer ernst!
Zudem ist es wichtig, dass Angehörige von Betroffenen auch auf ihr eigenes Wohl achten. Es ist ratsam, sich bei Bedarf Unterstützung zu holen und sich immer wieder eine Auszeit von dem herausfordernden Umgang mit dem Borderliner zu gönnen, um Kraft zu tanken.
Der Kontakt mit Angehörigen anderer Borderline-Patienten trägt meist ebenfalls zur eigenen Entlastung bei. In Angehörigen-Gruppen profitiert man häufig vom Wissen und von den Erfahrungen anderer Angehöriger.
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