Menschen mit Autismus fühlen sich in allen Lebensbereichen ganz erheblichem Stress ausgesetzt. Lange wurde das nicht als Problem erkannt, und erst allmählich beginnt man, sich im Zusammenhang mit Autismus auch mit den Themen Stress und Entspannung zu beschäftigen. Die Betroffenen selbst beschreiben sehr deutlich, dass sie sich im Rahmen therapeutischer Maßnahmen vor allem Unterstützung im Hinblick auf den alltäglichen Stress wünschen - also Hilfe dabei, wie sie sich in solchen Momenten gut schützen können. Das zeigt, wie belastet sie sich fühlen und welch große Bedeutung dieser Themenbereich hat.
Wichtig ist es dabei, vor allem die Erfahrungen von Betroffenen zu erfragen und die Strategien zu beachten, die Menschen mit Autismus für sich erarbeitet haben. In diesem Beitrag kommen daher viele betroffene Menschen selbst zu Wort, die beschreiben, was ihnen hilft.
1. Häufige Ursachen von Stress
Was ein Mensch als stressig empfindet, ist individuell unterschiedlich: Arbeiten unter Zeitdruck, hoher Leistungsdruck, Fremdbestimmung, Existenzängste, Familien- oder Partnerschaftskonflikte, Schmerzen oder Traumata gehören ebenso dazu wie ernste Erkrankungen oder der Tod nahestehender Menschen. Bei autistischen Menschen aber kommen neben diesen allgemeinen Stressauslösern noch andere hinzu, die für die meisten anderen Menschen keine solch große Rolle spielen:
- Sozialkontakte: Sie werden meist als am stärksten anstrengend empfunden. Wenngleich sich die Betroffenen ein Zusammensein häufig sehr wünschen, bedeutet der Kontakt eine große Anstrengung, auch dann, wenn er als schön und angenehm empfunden wird.
- Veränderungen: Insbesondere solche, über deren Sinn und Zweck man nicht bereits im Vorfeld informiert war.
- Schwierigkeiten und Missverständnisse: Z. B. im kommunikativen Bereich.
- Unverständnis und Hänseleien: Seitens der Umgebung.
- Ungünstige Arbeitssituation: Mit oft nicht angemessenen Arbeitsinhalten (weit unterhalb der eigenen Möglichkeiten), fehlender Unterstützung und nicht passenden Rahmenbedingungen.
- Unzureichende psychosoziale Hilfen: Bei gleichzeitiger Realisierung des Hilfebedarfs.
- Ungünstige gesellschaftliche Veränderungen und Erwartungen: („Immer schneller, immer effektiver“, Forderung nach Teamarbeit etc.)
- Die zunehmende Verdichtung von Sinnesreizen: Auch in der Freizeit durch Einkaufszentren, Bahnhöfe etc., aber auch durch soziale Medien.
- Eigene Persönlichkeitsmerkmale: Wie Perfektionismus oder die mangelnde Fähigkeit, anderen Menschen zu vertrauen und Aufgaben an sie zu übertragen.
Der folgende Bericht einer betroffenen Mutter verdeutlicht, welch großen Stress das alltägliche Leben für autistische Menschen häufig bereits bedeutet. Wenn dann noch ungeplante und schwierige Situationen hinzukommen, kann der Stress oft nicht mehr kompensiert werden:
„Musik stresst ihn und löst ungewollte Reaktionen in ihm aus, ebenso viele Menschen, Familienfeste oder Klassenfahrten. Er mag keine außerschulischen Veranstaltungen, da die Ungewissheit des Ablaufs ihn schon stresst. Alles, was er nicht kalkulieren kann, stresst ihn und baut eine Art Leidensdruck auf. Dann fragt er immer wieder dasselbe, um diesen Druck abzubauen. Die Frage, was er sich denn wünsche, stresst ihn ebenso wie unerwarteter Besuch oder fremde, an der Tür klingelnde Menschen, die womöglich auch noch unser Haus betreten wollen. Handwerker sind dabei der ,Super-GAU‘, da sie im schlimmsten Fall sogar noch zur Toilette müssen. Schwierig wird es, wenn man ihm zu viel anbieten will. Der Besuch eines Vergnügungsparks bereitet ihm eher Stress als Vergnügen. Beim Einkaufen stressen ihn die Musik und die vielen lauten Menschen, wobei mich bei ihm stresst, dass er bei jedem Produkt, das ich kaufen will, auf das Haltbarkeitsdatum gucken muss. Was für viele Menschen im Sommer eine große Freude ist - nämlich der Kauf von ein paar Kugeln Eis beim Italiener -, bedeutet für ihn eine unglaubliche Herausforderung: Man muss sich anstellen, sich einen raschen Überblick über die Auswahl verschaffen und dann schnell bestellen, weil hinter einem so viele andere Leute warten“ (N. Schinhofen, in: Preißmann 2017, S. 55).
Lesen Sie auch: Ursachen von THC-Panikattacken
Für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) oder sensorischer Überempfindlichkeit kann der Besuch eines Supermarkts puren Stress bedeuten. Geräusche und Lichter können den Betroffenen zur Qual werden. Reize durch Marktdurchsagen, grelle Lichter und lautes Piepsen bei der Kassa können für Menschen mit ASS eine große Herausforderung sein. Für manche wird das Einkaufen unmöglich.
Eine Betroffene ist Val Pirker. Für sie ist der Besuch eines normalen Supermarkts eine enorme Belastung: „Normalerweise fühle ich mich beim Einkaufen schnell gehetzt. Das Licht überfordert und blendet mich, das ist keine nette Erfahrung.“
Jeder Hundertste leidet an einer Autismus-Störung. Die Erfahrung zeigt, dass ein Prozent der Kärntner Bevölkerung an einer Autismus-Spektrum-Störung leidet. Daher kehrt in der Supermarkt-Filiale in Viktring von Montag bis Samstag, pünktlich um 14.00 Uhr Stille ein. Die Entscheidung dafür wurde ganz bewusst und auch auf Nachfrage der Kunden getroffen. Es wurde versucht, die Reize für Menschen im Autismus-Spektrum in dieser Stunde auf ein Minimum zu reduzieren, sagte der Vertriebsleiter Tobias Jordan: „Da gehört dazu, dass wir das Licht aufs Minimum dimmen. Wir schauen, dass während der Stillen Stunde keine Geräte laufen.“
Eine Stunde Stille bedeutet allerdings auch viel Organisation. Eine große Aufgabe für die 18 Mitarbeiter in der Filiale, sagte die Marktmanagerin Manuela Sadric: „Wir mussten unsere Arbeitsprozesse umstellen, das Obst schon vorher auflegen, mit der Lieferung aufhören, rechtzeitig die Musik abdrehen. Wir sollen dann auch keinen Blickkontakt mit den Kunden haben, kein aktives Grüßen, sondern nur ein Nicken, auch beim Bedienen.“ Trotz des Mehraufwands stehen auch die Mitarbeiter voll hinter dem Projekt.
2. Strategien zur Bewältigung von Stress- und Krisensituationen
Viele autistische Menschen entwickeln im Laufe der Zeit zahlreiche Strategien, um ihren Alltag so gestalten zu können, wie es für sie gut ist. Die wichtigsten Maßnahmen sollen hier vorgestellt werden. Natürlich ist es aber wichtig, in jedem Einzelfall individuell passende Hilfen auszuwählen:
Lesen Sie auch: Kognitive Beeinträchtigungen bei Depressionen
Vermeidung
Schwierige Situationen, die für den betroffenen Menschen eine Überforderung bedeuten, werden oft so weit wie möglich vermieden. Das kann der Aufenthalt in großen Einkaufszentren sein, ein Discobesuch oder auch der Körperkontakt. Man muss immer wieder abwägen, was möglich ist und was zu viel wird:
„Ich bin glücklich, dass ich an manchen Tagen einfach nur lesen und an anderen Tagen nur nähen oder schreiben kann. Und dann freue ich mich wieder über den Geruch von frisch gemähtem Gras, die Duftwolke über dem Rapsfeld, den Geruch von Regen oder die wunderschöne Form einer Schneeflocke. Alles Dinge, die ich früher auch gesehen und wahrgenommen habe, als der Stress die Freude aber nicht zuließ“ (H. Junker, in: Preißmann 2015, S. 45). - „Es macht mich glücklich, ein Buch zu lesen, den Moment der Ruhe in der Nachmittagssonne auf dem Balkon zu genießen, die ersten Schneeglöckchen und Krokusse im Frühjahr zu bewundern, den Eichhörnchen beim Klettern im Baum zuzusehen. Ich muss mich nicht mit vielen Menschen umgeben, nur damit ich dem Durchschnitt der Gesellschaft entspreche“ (S. Fischer, in: Preißmann 2015, S. 47).
Rückzug
Der soziale Rückzug als eine besondere Form der Vermeidung spielt eine sehr große Rolle. Die ständige Anwesenheit anderer Menschen bedeutet für viele Betroffene eine massive Überforderung, sie benötigen häufige Phasen des Alleinseins, um sich erholen und entspannen zu können:
„Sehr schwierig waren auch die Pausen, die unkontrolliert, chaotisch und ohne jede Regel abzulaufen schienen. Manchmal saß ich in diesen freien Zeiten auf der Schultoilette, die mir zu einem ruhigen Zufluchtsort wurde, wenn das Chaos um mich herum zu groß wurde (…). Eine große Hilfe wäre es für mich gewesen, wenn ich diese freie Zeit im Klassenraum oder in der Schülerbibliothek etc. hätte verbringen können“ (Preißmann 2013b, S. 18). Auch auf die häufigen Missverständnisse und Konflikte im Umgang mit anderen Menschen reagieren die Betroffenen nicht selten mit Rückzug, obwohl sie sich eigentlich ein Miteinander wünschten. Gerade in der Pubertät werden die Unterschiede zu den Gleichaltrigen oft besonders deutlich:
„Die anderen Kinder lernten schnell, wie sie mich am besten vorführen und über mich herziehen konnten. Ich war ein einfaches Opfer: Ich war sehr gutgläubig und beschäftigte mich mit »Babykram«, weil ich mir noch die Sesamstraße ansah, Kinderkassetten hörte und Pullover mit Kindermotiven anzog“ (C. Meyer, in: Preißmann 2013b, S. 23). Erfüllende Freundschaften und Beziehungen aber wirken eben auch wie eine „Wunderwaffe“ gegen Druck und Frust. Wer von anderen Menschen unterstützt wird, hat deutlich weniger Stresshormone im Blut. Es ist also wichtig, auch autistischen Menschen dabei zu helfen, befriedigende soziale Beziehungen aufzubauen zu Menschen, die sie akzeptieren, die sie mögen und die sich auf ihre Besonderheiten einlassen können:
Lesen Sie auch: Psychischer Stress als Auslöser für Netzhautablösung?
„Treffen müssen für mich verlässlich, regelmäßig und planbar sein. Aber die wenigsten Leute lassen sich darauf ein, sondern sie verlieren bei diesen Bedingungen sehr schnell das Interesse, und mir fällt es sehr schwer, mich auf neue Leute einzulassen oder überhaupt Kontakt zu ihnen zu bekommen“ (S. Merz, in: Preißmann 2015, S. 40).
Wohlwollende Bezugspersonen
Aktivitäten mit Bezugspersonen, die auf die Besonderheiten der Betroffenen Rücksicht nehmen, sind sehr wichtig. Viele Menschen mit Autismus beschreiben die große Bedeutung ihrer Familie:
„Ich genoss die Zeit mit meiner Familie, auch wenn ich sie sicher sehr viele Nerven gekostet habe. Unsere Urlaubsreisen sind mir trotz allem Stress in guter Erinnerung geblieben. Meine Eltern unternahmen viel mit uns Kindern, es war schön, dass sie in den Ferien so viel Zeit für uns hatten“ (C. Meyer, in: Preißmann 2013b, S. 24). Auch Vereine und Verbände können eine gute Möglichkeit sein, schöne Kontakte zu knüpfen:
„Da ich nicht so viele Freunde habe, habe ich gelernt, dass es wichtig ist, sich z. B. Kirchengruppen oder Vereinen anzuschließen, um gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen. Seit einigen Jahren führe ich einige Tätigkeiten in der Kirche durch. Meistens sind das Kinderferienprojekte oder Kinderbetreuungen jeglicher Art. Auch die Planung solcher Projekte gehört mit dazu. Von den Kindern bekomme ich immer gute Rückmeldungen“ (N. König, in: Preißmann 2017, S. 58).
Körperliche Veränderungen
Wenn die Eltern das Kind beispielsweise in den Arm nehmen möchten, macht es sich nicht selten „steif“ und spannt extrem die Muskulatur an, um die Empfindlichkeit gegenüber dem als unangenehm empfundenen Reiz zu verringern. Viele Betroffene zeigen außerdem motorische Stereotypien, etwa den „Zehenspitzengang“, ein rhythmisches Schaukeln, wildes Grimassieren, ein wiederholtes Sich-Drehen um die eigene Achse oder das Flattern mit den Händen. Bei Aufregung und in Stresssituationen treten diese Stereotypien gehäuft auf, da sie eine sehr beruhigende Wirkung haben. Viele autistische Menschen beschreiben dies:
„Andere Methoden, um mich gegen die Welt abzuschotten, wenn ich von übermäßigem Lärm bedrängt wurde, bestanden darin, dass ich rhythmisch hin und her wippte oder mich im Kreis drehte. Das Wippen gab mir ein Gefühl der Ruhe“ (Grandin 1997, S. 53). Willey hat eine andere Möglichkeit für sich entdeckt, quasi einen externen Filter, um die Menge der eintreffenden Reize zu reduzieren: „Legen Sie sich Ihre Hände so vor das Gesicht, dass Sie nur noch die Dinge in Ihrer Gesichtsmitte wahrnehmen. Versuchen Sie, sich auf die Dinge in der Mitte vor Ihnen zu konzentrieren und ignorieren Sie alles in Ihrem peripheren Gesichtsfeld“ (Willey 2003, S. 189). Dietmar Zöller schließlich hat herausgefunden, dass er mit scharf gewürzten Speisen seinen Geschmackssinn überreizen und dadurch starke akustische oder visuelle Reize abschalten kann.
Andere Maßnahmen gegen Reizüberflutung
Schwierigkeiten bereitet vielen Betroffenen ihre oft sehr sensible Sinneswahrnehmung. Was wann zu viel ist, kann man so pauschal gar nicht sagen, das ist bei jedem anders und auch sehr von der „Tagesform“ abhängig. Generell aber sind viele verschiedene Sinnesreize in starker Ausprägung für autistische Menschen nur schwer zu ertragen. Sie kosten viel Energie und führen dann zu einer Überforderung, einem „Dauerstress“, zu rascher Ermüdung und dem Wunsch, möglichst reizarme Orte aufzusuchen oder auf andere Weise Energie zu sparen. Als mögliche Strategien bei einer (drohenden) Reizüberflutung werden z. B. beschrieben:
- Sich in ein ruhiges Zimmer zurückziehen, hinsetzen oder hinlegen.
- In der Natur spazieren gehen, sich bewegen.
- Kaltes Wasser trinken, Eiswürfel lutschen, kalt duschen.
- Entspannungsverfahren anwenden, die vorher erlernt wurden und als hilfreich erlebt werden.
- Mögliche Hilfsmittel zur Reizabschirmung nutzen (Kopfhörer, Jalousien zur Verdunklung, schallschluckende Trennwände im Büro etc.).
- Verschiedene Nahrungsmittel ausprobieren (frische Produkte wie Obst etc.; Kaffee, Cola o. ä.).
- Etwas tun, das individuell beruhigt (eigenes Spezialinteresse, Hin- und Herschaukeln etc.; häufig auch hilfreich: kognitive Leistungen wie das Aufsagen von Reimen, Kopfrechnen, einfaches monotones Rückwärtszählen o. ä.).
- Fester Druck am Körper, etwa durch eine schwere Weste, eine feste Decke oder andere Gegenstände, Igelball, scharfe Gewürze, Chilischote, Senfkörner, Meerrettich o. ä.
- Sicherheit durch die Anwesenheit eines verständnisvollen, ruhigen Menschen (kann bei manchen Menschen in solchen Situationen aber auch kaum auszuhalten sein; sie wünschen sich dann eher das Alleinsein).
- Evtl. auch medikamentöse Hilfen (z. B. Aspirin, Paracetamol, Metoclopramid, vielleicht auch Migränemittel, da manchmal ähnlich anmutende Symptomatik).
- Ausreichend trinken (Wasser, Tee oder Fruchtsaftschorle etc.).
„Ich bemerke Situationen der Reizüberflutung mittlerweile schon in einem früheren Stadium, sodass ich selbst noch etwas unternehmen kann. Ich habe festgestellt, dass eine rechtzeitig eingenommene Aspirin-Tablette in Kombination mit Tropfen gegen Übelkeit und Koffein in Form eines Espresso oder einer halben Flasche Cola light dann noch rechtzeitig helfen können (…). Früher habe ich mich in solchen Momenten oft in meinem Zimmer auf den Boden gelegt und meinen Couchtisch mit der Tischplatte nach unten auf mich gelegt. Der Druck beruhigte mich rasch. Was vielleicht skurril ausgesehen haben mag, war intuitiv genau das Richtige (…). Außerdem habe ich auch bemerkt, dass ich an kalten Tagen sehr viel mehr Reize ertragen kann, dass Kälte also die Reizaufnahme hemmt. Ich finde das eine sehr wichtige Erkenntnis, denn manchmal kann ich auf diese Weise die Anforderungen gezielt steuern und anpassen“ (Preißmann 2017, S. 117).
Kognition
Das Wissen um das, was einen erwarten wird, macht viele Alltagssituationen leichter. Es ist daher eine sinnvolle Strategie autistischer Menschen, sich möglichst ausführlich über alle neuen Herausforderungen zu informieren:
„Wenn ich gut informiert bin - und dafür versuche ich meist durch neugierige Fragen selbst zu sorgen - dann machen mir Krankenhäuser keine Angst“ (D. Leineweber, in: Preißmann 2013a, S. 161). Die bestehenden intellektuellen Fähigkeiten nutzen autistische Menschen oft auch, um die erforderlichen lebenspraktischen oder kommunikativen Kompetenzen zu erlernen, die andere Menschen ganz selbstverständlich nebenbei erwerben. Beispiele dafür sind uneindeutige sprachliche Ausdrücke, Sprichwörter oder Redewendungen, deren Bedeutungen sich ihnen nicht von selbst erschließen und die deshalb nicht selten einfach auswendig gelernt werden. Auf diese Weise gelingt es betroffenen Menschen mit einer hohen Intelligenz, manche ihrer Schwierigkeiten zu tarnen, was allerdings mit einer erheblichen Anstrengung verbunden ist und viel Kraft kostet. Auch hier helfen dann wieder kognitive Strategien:
„Ich bemühe mich, mir nur Gedanken zu den Problemen zu machen, die ich ändern kann. Das erspart mir viel Stress“ (L. Klom, in: Preißmann 2015, S. 30).
Repetitive/stereotype Verhaltensweisen und Spezialinteressen
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung empfinden ihre Umwelt oft als chaotisch und unvorhersehbar. Sie haben große Schwierigkeiten damit, sich flexibel an neue Situationen und Abläufe anzupassen und sich adäquat zurechtzufinden. Durch den Einsatz bestimmter Verhaltensmuster versuchen Betroffene daher ihre Umwelt vorhersehbarer und durchschaubarer zu gestalten. Darunter versteht man bestimmte Handlungen, die immer wieder (auf dieselbe Art und Weise) wiederholt werden. Manche Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung zeigen auffällige Körperbewegungen, wie zum Beispiel mehrmaliges Flattern mit Armen oder ein Schaukeln des Oberkörpers. Außerdem bevorzugen sie fixe Abläufe und Strukturen, die für andere nicht immer Sinn ergeben. Bei einem Kind kann sich das beispielsweise so äußern, dass es darauf besteht, immer zur selben Zeit zu essen und das nur von einem roten Teller, immer denselben Weg zur Schule zu gehen oder das Spielzeug immer auf eine bestimmte Art zu ordnen.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung entwickeln oft ein großes Interesse an bestimmten Themen oder Objekten. Damit beschäftigen sie sich sehr intensiv und ungewöhnlich lange. Die Auswahl des Spezialinteresses hängt dabei von den Vorlieben und dem Entwicklungsstand der jeweiligen Person ab. Beispielsweise können sie von einem bestimmten Objekt fasziniert sein und sich stundenlang damit beschäftigen, einfach weil es sich gut anfühlt, schön aussieht oder angenehme Geräusche erzeugt. Manche beschäftigen sich besonders lange mit bestimmten Themengebieten und wollen alles darüber lernen.
Herausfordernde autistische Verhaltensweisen
Das autistische Verhalten mit vermeintlich unkontrollierten Impulsdurchbrüchen oder anderen scheinbar unsinnigen Verhaltensauffälligkeiten ist ebenfalls eine Form der Bewältigung und hilft dabei, die oft nicht überschaubare Welt zu strukturieren.
tags: #Ruhestörung #Autismus #Ursachen