Psychisch kranke Menschen sind massiv gefährdet, von Arbeits- bzw. Beschäftigungslosigkeit betroffen zu sein. Die frühzeitige Pensionierung von psychisch Erkrankten nimmt in Österreich epidemieartige Ausmaße an. In diesem Artikel wird gezeigt, dass es mit Hilfe geeigneter Rehabilitationsmaßnahmen gelingen kann, psychisch Erkrankten den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Es werden die heute gängigen fachlichen Ansätze von Arbeitsrehabilitation und nationale wie internationale Evaluationsergebnisse vorgestellt.
Arbeits- und Beschäftigungslosigkeit hat negative Folgen für psychisch erkrankte Menschen, da ein Verlust der Tagesstruktur ebenso die Folge ist wie eine Ausdünnung der sozialen Kontakte, finanzielle Schwierigkeiten, gesellschaftliche Stigmatisierung und eine Verminderung des Selbstwertgefühls. Umgekehrt berichten verschiedene Autoren, dass sich die klinische Symptomatik psychisch kranker Menschen unter Arbeitstherapie verbessert. Arbeit bzw. Arbeitstherapie führt darüber hinaus zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen. Nicht zuletzt geben die Betroffenen selbst einen hohen Leidensdruck durch Arbeitslosigkeit an und erwähnen das (Wieder-)Erlangen einer Beschäftigung als wichtiges Ziel.
Herausforderungen und Chancen
Jeder psychisch Erkrankte hat ein Potenzial zur Rehabilitation. Aus dem einleitenden Teil: "Die Arbeit hat für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung einen hohen Stellenwert. Denn Arbeit verschafft Anerkennung und soziale Kontakte. Allerdings münden bisherige Rehabilitationsmassnahmen oftmals in einen Dauerarbeitsplatz in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Die Wiedereingliederung an einem Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ist hingegen allzu oft die Ausnahme. Um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in Arbeit zu bringen, braucht es deshalb eine enge Zusammenarbeit von Invalidenversicherung (IV), Arbeitgebern und Psychiatrie. Ausserdem braucht es entsprechende Anreize, damit Firmen überhaupt bereit sind, psychisch beeinträchtigte Menschen dauerhaft einzustellen.
In den letzten 20 Jahren hat das aus den Vereinigten Staaten kommende Supported Employment weltweit an Bedeutung gewonnen. In der Schweiz hat eine flächendeckende Verbreitung noch nicht stattgefunden. Nach wie vor erfolgt die Wiedereingliederung mehrheitlich nach dem traditionellen pre-vocational Training («First train, then place»-Prinzip). Zuerst findet dabei ein vorbereitendes Arbeitstraining im geschützten Rahmen statt; nach Ende der Wiedereingliederungsmnahme endet die weitere Begleitung. PD Dr. Holger Hoffmann ist seit Ende der 8oerJahre Initiant und Leiter verschiedener Rehabilitationsprojekte und hat dadurch große Erfahrung im Bereich der beruflichen Reintegration psychisch Kranker sammeln können.
Ansätze der Arbeitsrehabilitation
„First train, then place“: Arbeitsrehabilitative Angebote lassen sich nach den Rahmenbedingungen der Betreuung (Betreuungsdichte, Art und Ort der Unterstützung, Anforderungsniveau bzw. Nähe zum allgemeinen Arbeitsmarkt) aufgliedern und reichen von arbeitstherapeutischen Maßnahmen in voll- und teilstationären Einrichtungen und Rehabilitationszentren über beschützte Werkstätten und spezielle Trainingsprogramme vor Eingliederung in den Arbeitsmarkt bis hin zur direkten Begleitung in den bzw. am ersten Arbeitsmarkt.
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Hier werden - v. a. im englischsprachigen Raum - zwei große Ansätze der Arbeitsrehabilitation unterschieden. Verfügbare Untersuchungen beziehen sich in erster Linie auf eine erfolgreiche Integration in den allgemeinen, ersten Arbeitsmarkt. Zum einen die Methode des „First train, then place“ - hier nimmt der Klient an speziellen Trainingsprogrammen (z. B. „First place, then train“: Zum anderen der Ansatz des „First place, then train“, bei dem der Klient schon in der ersten Phase der Rehabilitation in den ersten Arbeitsmarkt integriert und dort professionell unterstützt wird. Der erfolgversprechendste Ansatz ist nach heutigem Wissensstand eindeutig jener des „First place, then train“.
Crowther et al. demonstrierten in einem systematischen Übersichtsartikel, in den die Ergebnisse von elf randomisierten, kontrollierten Studien Eingang fanden, die Überlegenheit des „First place, then train“-Ansatzes gegenüber der „First train, then place“-Methode. Die Überlegenheit des sogenannten Individual- Placement-and-Support-(IPS)- Programms gegenüber herkömmlichen arbeitsrehabilitativen Maßnahmen bestätigte sich auch in einer amerikanischen Multicenter-Studie mit 1.273 Patienten und einer kanadischen randomisierten, kontrollierten Studie mit 150 schwer psychisch Erkrankten sowie in einer kleineren Untersuchung mit über 40-jährigen schizophrenen bzw.
Abgesehen vom Setting der Intervention prädizieren auch individuelle Eigenschaften den Rehabilitationserfolg, ebenso wie die Gesamtsituation am Arbeitsmarkt (Höhe der Arbeitslosenrate, konjunkturelle Schwankungen) naturgemäß die Jobchancen für durch psychische Erkrankungen in der Leistungsfähigkeit ein - geschränkte Menschen beeinflusst. Ein Erfolg von Arbeitsrehabilitation hängt auch von den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen im Gesundheits- und Sozialrecht ab. In Österreich waren nicht mehr als 14 % der stationär psychiatrisch behandelten Patienten berufstätig.
Arbeitsrehabilitative Angebote in Österreich
Arbeitsrehabilitative Angebote sind in sehr unterschiedlicher Dichte und Verteilung vorhanden. Der Ausbaugrad spezifischer Unterstützungsangebote ist - bedingt durch historische Entwicklungen und sozialrechtliche Unterschiede - höchst inhomogen: Es existieren heute in geringer geographischer Entfernung Regionen, wo Nutzer Wahlmöglichkeit aus unterschiedlichen, fachlich ausdifferenzierten Angeboten haben, ebenso wie Gegenden, in denen Arbeitsrehabilitationsangebote für psychisch Erkrankte völlig fehlen. Es existiert weder eine qualitative noch eine quantitative Übersicht über die in Österreich verfügbaren Angebote.
Die Mehrzahl der Angebote dürfte der „First train, then place“-Methode zuzuordnen sein, etwa manche Arbeitstrainingszentren, geschützte Werkstätten, Zuverdienstfirmen bis hin zu Tagesstätten, sofern diese beschäftigungsrehabilitative Ziele verfolgen. Am Beispiel von Niederösterreich kann geschildert werden, dass die Gesamtanzahl an in Niederösterreich erforderlichen Arbeitsrehabilitationsplätzen vom ÖBIG auf 464 bis 773 (0,3 bis 0,5 Plätze je 1.000 Einwohner) geschätzt wurde, zuzüglich von 464 bis 618 (0,3 bis 0,4 je 1.000 Einwohner) Plätze für Tagesstrukturierung.
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Die Anzahl der 2002 verfügbaren Arbeitstrainingsplätze betrug demgegenüber lediglich 90, zuzüglich 232 verfügbare Arbeitsassistenzplätze (Abdeckung des Bedarfs von lediglich 20 % oder von 69 %, sofern die allerdings ambulanten Leistungen der Arbeitsassistenz hinzugerechnet wurden). Statt eines ausreichenden Angebots an Arbeitsrehabilitation sind eine Reihe von Tagesheimstätten verfügbar, die allerdings eher der Tagesstrukturierung und Kontaktfindung denn beschäftigungsrehabilitativen Zielen dienen. Werkstätten zum Arbeitstraining psychisch erkrankter Menschen sind in Niederösterreich nur in 3 von 7 Psychiatrieregionen etabliert.
Einigermaßen flächendeckend ist in Niederösterreich ein der „First place, then train“-Methode vergleichbarer Ansatz verfügbar: Das Angebot der „Arbeitsassistenz“, wobei die professionelle Unterstützung am ersten Arbeitsmarkt hier aufgrund sozialrechtlicher Bestimmungen üblicherweise auf einen Zeitraum von maximal einem Jahr begrenzt ist. Stationäre arbeitsrehabilitative Maßnahmen: In allen sozialpsychiatrischen Abteilungen sowie in Tageskliniken ist Ergotherapie heute fixer Bestandteil des therapeutischen Angebots. Zum Einfluss stationärer arbeitsrehabilitativer Maßnahmen auf den Rehabilitationserfolg ist wenig publiziert. Längle et al. konnten in ihrer Studie keinen signifikanten Unterschied in der Wirkung von arbeitstherapeutischen Maßnahmen und Ergotherapie im stationären Setting finden.
Die große Mehrzahl besonders der an schwereren psychischen Störungen erkrankten Menschen ist arbeits- bzw. beschäftigungslos. Der vielerorts in Österreich noch bestehende Mangel an ausdifferenzierten Angeboten zu beruflicher Rehabilitation wirkt sich negativ auf den Krankheitsverlauf aus. In Österreich sollte in den kommenden Jahren einerseits darauf Wert gelegt werden, dass dem Bedarf entsprechende arbeitsrehabilitative Angebote zur Verfügung stehen, diese also quantitativ insbesondere dort ausgebaut werden, wo die Versorgung mangelhaft bis gänzlich fehlend ist.
Die Rolle von INDI
INDI unterstützt Menschen mit psychischen Erkrankungen durch gezielte Förderung und Begleitung, damit sie nach und nach in den Arbeitsmarkt zurückfinden. Das Training besteht aus einer Mischung von Einzel- Betreuung, Workshops und Praktika in der Wirtschaft.Die Dauer der Anwesenheit im Projekt wird Schritt für Schritt erhöht. Sie beginnt mit mindestens 16 Stunden pro Woche und steigert sich auf bis zu 38 Stunden pro Woche. Das ist aber ganz von den persönlichen Zielen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abhängig. Die Teilnahme bei INDI ist für längstens 15 Monate möglich.
Caravan - Unterstützung im gewohnten Umfeld
Das Angebot von Caravan ermöglicht den TeilnehmerInnen im gewohnten sozialen Umfeld zu verbleiben. Das Programm von Caravan ist aus salutogenesischen Gründen (physisch wie psychisch) auf eine Teilnahmedauer von mindestens neun Monaten angelegt (inkl. Entwöhnungstherapie). Der Begleitungsansatz von Caravan orientiert sich an den individuellen Betreuungs- und Entwicklungsbedürfnissen der TeilnehmerInnen.
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Integrationsbetriebe als Chance
Ziel der Beschäftigung in unseren Unternehmen ist die soziale und berufliche Integration. Eine Anstellung im Integrationsbetrieb stellt die Arbeitsleistung in den Mittelpunkt und steigert den Selbstwert der TrainingsmitarbeiterInnen. Nach einer durchschnittlichen Beschäftigungszeit von zwölf Monaten in einem unserer Betriebe wird die Integration in den Arbeitsmarkt angestrebt. Die TeilnehmerInnen werden dabei unterstützt, sich mit den Folgen ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen, verlorene und neue Fähigkeiten zu aktivieren und das Selbstbewusstsein zu stärken. Auf diesen Wegen wird die persönliche Stabilisierung gefördert.
Gezielte Heranführung an den Arbeitsmarkt
Für den Weg zurück ins Arbeitsleben müssen wichtige Fähigkeiten oft erst wieder erworben und trainiert werden. Vorbereitende Schritte zu Integration in einen Betrieb des 1. oder 2. In der Zeit der Erkrankung werden wichtige Fähigkeiten, die im Berufsleben benötigt werden, unter Umständen nicht genutzt und müssen somit aufgefrischt werden oder brauchen Training. Andere wichtige Fähigkeiten müssen vielleicht ganz neu erlernt werden.
Bei uns finden Sie ein breites Angebot, damit Sie die Unterstützung bekommen, die Sie brauchen. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Alle Anfragen und Informationen werden von uns vertraulich behandelt.