Aspirin bei Depressionen: Neue Behandlungsansätze durch Entzündungshemmung?

Niedergeschlagen, lustlos und antriebsschwach - geschätzt leiden weltweit 350 Millionen Menschen unter den typischen Symptomen einer schweren Depression. Keine andere psychische Erkrankung ist so häufig und die Zahl der Betroffenen nimmt weiter zu. Behandelt werden sie im Rahmen einer Psychotherapie oder mit Antidepressiva, die versuchen, das chemische Gleichgewicht im Gehirn wiederherzustellen. Bei einem knappen Drittel der Patientinnen und Patienten hilft weder das eine noch das andere. Beim Rest ist die Rückfallquote trotz erfolgreicher Behandlung hoch.

Das liegt vermutlich auch daran, dass bis heute nicht restlos geklärt ist, warum jemand überhaupt an einer Depression erkrankt. Allgemein geht man davon aus, dass meist mehrere Faktoren zusammenkommen, seelische wie körperliche. Manche Menschen dürften genetisch vorbelastet sein. Äußere Auslöser wie Traumata, Drogen oder sogar die Jahreszeiten könnten zum Ausbruch führen.

Die Rolle von Entzündungen bei Depressionen

Erst in jüngerer Vergangenheit haben Experten eine überraschende körperliche Dimension der Erkrankung beobachtet: Depressive Personen haben häufig erhöhte Entzündungswerte - wobei bis jetzt nicht klar ist, ob es sich dabei um eine Ursache oder ein Symptom handelt. Dass Psyche und Körper aber stärker wechselwirken als lange vermutet, ist sehr wahrscheinlich.

Im Mittelpunkt einiger Forschungen weltweit steht derzeit die Frage: Können Entzündungen tatsächlich eine Depression auslösen? Depressionen nehmen zahlenmäßig zu. Als eine der Ursachen werden Überforderung und erhöhter Druck in der Leistungsgesellschaft gehandelt. Aber auch permanente Entzündungen und die Darmflora werden als Depressionsförderer gesehen. Das kennt fast jeder von uns: Eine Verkühlung oder Grippe bahnt sich an, die Entzündung im Körper macht uns müde. Wir werden lethargisch, wollen nur noch ins Bett und schlafen, sind deshalb vielleicht ein wenig verstimmt und ziehen uns zurück. Und das ist gut so: Der Körper kann schneller mit einer Entzündung fertig werden, wenn wir uns schonen. Und dass wir uns schonen, hat vor allem etwas mit den Zytokinen zu tun.

Zytokine und ihr Einfluss auf das Gehirn

Diese Botenstoffe produzieren unsere Immunzellen im Fall einer Entzündung vermehrt. Sie haben eine Fülle von Aufgaben, unter anderem melden sie dem Hirn, dass irgendwas in der Peripherie nicht in Ordnung ist. Das Hirn signalisiert dann: niederlegen, Ruhe geben. Zytokine setzen also das in der Wissenschaft „sickness behaviour“ genannte Krankheitsverhalten in Gang. Zytokine regulieren aber auch die Reaktionen des Immunsystems auf Bedrohungen und hemmen die Produktion des Glückshormons Serotonin.

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Normalerweise ist es so, dass die vermehrte Ausschüttung von Zytokinen gedrosselt wird, wenn die Entzündung wieder abklingt. Anders ist es bei chronischen Entzündungen und bei solchen, die man nicht spürt - das sind „silent inflammations“, die stillen Entzündungen. „Man findet da klinisch meist nichts, aber die Zytokine werden weiterhin über die Maßen produziert, und im Hirn ist massiv etwas los“, erzählt der Experte Manfred Schmidbauer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Neuropathologie.

Chronische Zytokinbelastung und ihre Folgen

Das Hirn steht quasi unter Dauerbefeuerung durch Zytokine. Diese chronische Zytokinbelastung aber kann zu entscheidenden strukturellen Veränderungen im Hirn führen, „die die Basis für die Entstehung einer Depression sein können“. Schmidbauer, der auch Lehrstuhlinhaber für Neurologie mit Schwerpunkt Neurodegeneration und Entzündung an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien ist, betont aber, dass nicht jede Depression immunologisch gesteuert ist.

Anfang der 1990er-Jahre hat ein niederländischer Psychiater im Blut von schwer depressiven Menschen erhöhte Mengen an Zytokinen gefunden. Jedenfalls hat die Entdeckung des niederländischen Psychiaters ein globales Forschungsfieber ausgelöst. An der Universität Duisburg-Essen fanden Wissenschaftler unlängst heraus: Im Verlauf einer akuten Entzündung steigt der Spiegel des Zytokins Interleukin-6 (IL-6) nicht nur im Blut, sondern auch in der Gehirnrückenmarksflüssigkeit, also im Liquor, deutlich an und somit wahrscheinlich auch im Hirn. Ein weiteres Forschungsergebnis: Je höher der Spiegel des Zytokins IL-6, desto depressiver waren die Patienten. Auch bei Suizidopfern hat man erhöhte Interleukin-Spiegel gefunden.

Aber nicht nur Infektionen können IL-6 in die Höhe treiben. Auch psychosozialer Stress tut es - zumindest bei Mäusen. Gestresst und mit hohen IL-6-Spiegeln intus wurden die Tiere müde, lethargisch, inaktiv. Gab man ihnen aber einen Antikörper gegen IL-6 und blockierte somit dessen Wirkung, waren sie gleich wieder putzmunter.

Entzündungshemmende Medikamente als Therapieansatz?

Sollten Entzündungen tatsächlich eine Rolle spielen, eröffnet das auch neue Behandlungsmöglichkeiten. Wenn aber eine Depression wirklich mit körpereigenen Entzündungsboten zu tun hat, könnten da nicht einfach entzündungshemmende Medikamente helfen? Vor allem all jenen Betroffenen, denen Antidepressiva so gar nichts bringen - das sind immerhin rund ein Drittel aller Depressionspatienten.

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Ob entzündungshemmende Medikamente helfen, haben mittlerweile bereits einige Studien untersucht; die Ergebnisse waren aber nicht eindeutig. Siegfried Kasper, Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, verweist auf Studien, in denen entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin oder COX-2-Hemmer bei Depressionen Besserungen brachten. „Aber es gibt auch widersprüchliche Ergebnisse, und von einer klinischen Anwendung ist man noch weit entfernt.“ Obwohl die Depressionshypothese mittlerweile schon fast 30 Jahre existiert.

Meta-Studie zu entzündungshemmenden Medikamenten

In einer großen Metastudie haben die Forscher um Shuang Bai von der chinesischen Huazhong Universität nun versucht, die derzeitige Datenlage möglichst vollständig zu erfassen. Dabei wurden 30 vier- bis zwölfwöchige Studien mit mehr als 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und verschiedenste Arten von entzündungshemmenden Medikamenten berücksichtigt, z.B. mit nichtsteroidalen Antirheumatika - zu dieser Klasse gehören gängige Arzneimittel wie Aspirin oder Ibuprofen, Omega-3-Fettsäuren, Statinen, aber auch Antibiotika.

Tatsächlich konnten die Medikamente depressive Symptome effizienter lindern (um 52 Prozent) bzw. beseitigen (um 79 Prozent) als Placebos. Noch deutlicher war der Effekt, wenn die entzündungshemmenden Mittel zusätzlich zu klassischen Antidepressiva genommen worden waren. Schwere Nebenwirkungen waren keine aufgetreten.

Für Experte Kasper ist die beschriebene Depressionshypothese maximal ein Mosaikstein in der Kaskade der biologischen Veränderungen, die mit einer Depression einhergehen. „Trotz jahrzehntelanger Forschung steht eine praktische Umsetzung noch komplett am Anfang“, sagt er.

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Aspirin

Aspirin Protect enthält den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS). Dieser hemmt bereits in niedriger Dosierung das Zusammenkleben von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) und wirkt so der Entstehung von Thromben entgegen.

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Anwendungsgebiete von Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten

  • Zur Vorbeugung von Schlaganfällen nach überstandenem Schlaganfall und wenn Vorläuferstadien aufgetreten sind (transitorisch ischämische Attacken,TIA)
  • Zur Vorbeugung von Blutgerinnselbildung (Thrombosen) in den Herzkranzgefäßen nach überstandenem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe)
  • Zur Vorbeugung von arteriellen Thrombosen nach gefäßchirurgischen Eingriffen (z.B. nach Verfahren zur Erweiterung verengter Herzkranzgefäße wie perkutane transluminale koronare Angioplastie, PTCA)
  • Zur Vorbeugung von kardio-vaskulären (Herz und Gefäßsystem betreffenden) Ereignissen wie Angina pectoris oder Herzinfarkt bei Patienten mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und hohem kardiovaskulärem Risiko.

Gegenanzeigen

Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten dürfen nicht eingenommen werden, wenn:

  • Sie allergisch gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile sind.
  • Sie in der Vergangenheit auf bestimmte schmerzlindernde Arzneimittel mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise überempfindlich reagiert haben.
  • Sie unter akuten Magen-Darm-Geschwüren leiden.
  • Sie unter gesteigerter Blutungsneigung leiden.
  • Sie an schwerer Leber- oder Nierenschwäche leiden.
  • Sie an schwerer Herzmuskelschwäche leiden.
  • Sie gleichzeitig 15 mg oder mehr Methotrexat pro Woche einnehmen.
  • Sie gleichzeitig Gerinnungshemmer einnehmen, wenn Salicylate hochdosiert verwendet werden.
  • Sie sich in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft befinden.
  • Sie an Hyperoxalurie leiden.

Wechselwirkungen

Die Wirkung der nachfolgend genannten Arzneimittel bzw. Präparategruppen kann bei gleichzeitiger Behandlung mit Aspirin Protect 100 mg Filmtabletten beeinflusst werden:

  • Methotrexat in Dosen von 15 mg/Woche oder mehr.
  • Blutgerinnungshemmende Arzneimittel.

Kombinationen, die besondere Vorsicht erfordern:

  • Methotrexat in Dosen unter 15 mg/Woche.
  • Blutgerinnungshemmende Arzneimittel.
  • Andere schmerz- und entzündungshemmende Arzneimittel.
  • Bestimmte Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).
  • Bestimmte Arzneimittel zur Behandlung der Herzmuskelschwäche und zur Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen (Digoxin).
  • Bestimmte Arzneimittel gegen Gicht.
  • Arzneimittel gegen Zuckerkrankheit.
  • Bestimmte Arzneimittel zur Entwässerung und Blutdrucksenkung (Diuretika).
  • Arzneimittel, die Kortison oder kortisonähnliche Substanzen enthalten.
  • Bestimmte Arzneimittel gegen Bluthochdruck (Antihypertensiva) und/oder Herzmuskelschwäche („ACE-Hemmer“, Aldosteronantagonisten).

Dosierung und Anwendung

Falls vom Arzt nicht anders verordnet, ist die übliche Dosis für Erwachsene: 1 x täglich 100 mg (1 Filmtablette Aspirin Protect 100 mg)

Nebenwirkungen

Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Folgende Nebenwirkungen sind möglich und nach ihrer Häufigkeit aufgeführt:

Häufig: Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen.

Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen, Hautrötung, Nesselsucht (Urtikaria), Juckreiz.

Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen des Atemtrakts, des Magen-Darm-Trakts und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthma-Patienten.

Zusammensetzung

Der Wirkstoff ist: Acetylsalicylsäure. Eine Filmtablette enthält 100 mg Acetylsalicylsäure.

Aspirin 500 mg Kautabletten

Symptomatische Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen wie z.B. Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und Regelschmerzen. Zur Linderung von Schmerzen und Fieber bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten.

Wichtig: Wenn Sie sich bei Schmerzen nach 3 - 4 Tagen und bei Fieber nach 3 Tagen nicht besser oder gar schlechter fühlen, wenn neue Beschwerden auftreten (z. B Rötung bzw. Schwellung), ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen, da dies Zeichen einer schweren Erkrankung sein können.

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