Psychologe vs. Psychiater: Die Unterschiede verstehen

Jeder kennt die Begriffe Psychiater und Psychologe. Für die meisten Menschen ist die genaue Berufsbezeichnung gar nicht von Bedeutung. Doch was genau sind die Unterschiede? Wichtiger ist die Frage, zu wem man gehen sollte, wenn man ein bestimmtes Problem hat. Hier kommt es immer wieder zu Missverständnissen.

Die Unterschiede sind schnell zusammengefasst: Während der Psychiater ein Mediziner mit Zusatzausbildung ist, beschäftigt sich der Psychologe vor allem mit dem Erleben und Verhalten seiner Klienten.

Wo liegen nun also die genauen Unterschiede von einem Psychiater und einem Psychologen?

Psychiater oder Psychologe - Ein Vergleich

Um die Unterschiede zwischen Psychiatern und Psychologen besser zu verstehen, hilft folgende Tabelle:

Aspekt Psychiater Psychologe
Ausbildung Medizinstudium mit Facharztausbildung in Psychiatrie Psychologiestudium (Diplom oder Master)
Medikamentenverschreibung Ja Nein
Behandlungsschwerpunkt Medizinische Behandlung psychischer Erkrankungen, medikamentöse Therapie Diagnostik, Beratung, Psychotherapie
Tätigkeitsbereiche Krankenhäuser, Kliniken, eigene Praxen Forschung, Wirtschaft, Bildung, Kliniken, eigene Praxen
Kostenübernahme Kassenverträge für Diagnostik und Behandlung möglich Kassenzuschüsse möglich, aber oft private Zuzahlung

Psychiater: Der medizinische Experte für psychische Gesundheit

Psychiater sind Ärzte, die eine psychiatrische Facharztausbildung nach dem medizinischen Grundstudium gewählt haben. Mag. Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin bzw. Psychiater haben Medizin studiert und sind daher Ärzte. Im Anschluss an das Studium haben Psychiater eine mehrjährige praktische und theoretische Ausbildung an einer psychiatrischen Krankenhausabteilung abgeschlossen.

Lesen Sie auch: Psychologe im Gefängnis: Karriere in Österreich

Obwohl schon früher nahezu alle Psychiater eine zusätzliche Psychotherapieausbildung absolviert hatten, ist heute eine psychotherapeutische Ausbildung verpflichtend. (Wegen dieser Verpflichtung wurde kürzlich auch die psychotherapeutische Ausbildung in der Bezeichnung dieser Facharztes berücksichtigt.)

Psychiater arbeiten oft in Krankenhäusern, psychiatrischen Kliniken oder Praxen. Sie arbeiten eng mit anderen Fachärzten, Psychotherapeuten und Psychologen zusammen, um Patienten eine umfassende und integrative Behandlung anzubieten.

Das Tätigkeitsfeld von Psychiatern beschäftigt sich ebenso mit der Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrene oder bipolare Störungen. Allerdings sind sie gesetzlich die einzigen Personen, welche Patienten Psychopharmaka, also psychisch wirksame Medikamente, verschreiben und verabreichen dürfen.

Wann sollte man einen Psychiater aufsuchen?

  • Wenn Medikamente notwendig sind.
  • Wenn schnelle Besserung notwendig ist.
  • Bei seelischen Leiden, wenn Sie sich also unwohl, bedrückt, ängstlich, etc.... fühlen.

Psychosomatischen Störungen, bzw. Psychiater sind die erste Wahl, wenn es um Erkrankungen der Psyche geht. Da sie auch Mediziner sind dürfen sie Medikamente verschreiben. Das erlaubt eine schnelle und zielgerichtete Behandlung von psychischen Leiden und Symptomen.

Lesen Sie auch: Trauerbegleitung: Angebote in Bielefeld

Wenn Sie unter akuten seelischen Problemen leiden kann ein Psychiater womöglich schneller helfen als andere Berufsgruppen.

Durch die solide medizinische Ausbildung sind Psychiater vor allem auch bei körperlichen Symptomen eine gute Wahl. Weniger geeignet sind sie bei der langfristigen Aufarbeitung von Problemen ohne direkte Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens.

Sie sollten den Psychiater einem Psychologen vorziehen, wenn es um die Behandlung eines seelischen Leidens geht und Sie konkrete Hilfe benötigen.

Ein Besuch beim Psychiater ist beispielsweise bei folgenden Erkrankungen oder Symptomen eine gute Idee:

  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Paranoia (Verfolgungswahn)
  • Stimmenhören
  • Dem Gefühl „verrückt“ zu werden

Psychologe: Experte für Verhalten und Erleben

Als Psychologe wird jemand bezeichnet, der ein Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen hat. Psychologen haben sehr unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Die langfristige Therapie einzelner Patienten ist seltener die Hauptaufgabe eines Psychologen.

Lesen Sie auch: Karriere als Psychologe im Universitätsklinikum Berlin

Psychologen beschäftigen sich also nicht nur mit psychischen Krankheiten, sondern auch ganz allgemein mit den Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Seelenlebens. Viele Psychologen haben nach dem Universitätsstudium eine Zusatzausbildung zum „Klinischen Psychologen“ absolviert. Außerdem haben viele Psychologen eine Ausbildung in Psychotherapie abgeschlossen.

Konkret bedeutet das nach neuen europäischen Standards ein Studium mit einem Umfang von 300 ECTS-Punkten (European Credit Transfer System) beziehungsweise 7.500 Stunden.

Psychologen sind in der Regel in verschiedenen Arbeitsfeldern tätig, wie z.B. Forschung, Wirtschaft oder Bildung. Achtung: Psychologen dürfen keine Psychotherapie anbieten!

Zusammengefasst widmet sich die Psychologie der wissenschaftlichen Erforschung des menschlichen Verhaltens, Denkens und Fühlens. Sie beschäftigt sich mit einer breiten Palette von Themen, darunter die Wahrnehmung, Emotionen, Gedächtnis, Lernen, Intelligenz, Persönlichkeit, Sozialverhalten und psychische Störungen.

In Österreich ist die Berufsbezeichnung Psychologe ein anerkannter und geschützter Titel, der nur von Personen mit einer entsprechenden Ausbildung geführt werden darf.

Wann sollte man einen Psychologen aufsuchen?

  • Diagnostik, z. B. Schuleignung, Intelligenztests, etc...
  • Nicht nur bei Erkrankungen, sondern auch bei Hochbegabung, Schulproblemen, auffälligem Verhalten, u.v.m.
  • Bei Problemen aus dem psycho-sozialen Bereich

Psychologen haben zwar eine langjährige Ausbildung, sie dürfen jedoch keine Medikamente verschreiben. Ihnen fehlt das medizinische Fachwissen, welches für eine Behandlung mit Psychopharmaka notwendig wäre.

Die Arbeit eines Psychologen beinhaltet die Diagnostik und Abklärung von psychischen Erkrankungen. Sie sind also eine gute Anlaufstelle, wenn man sich noch gar nicht sicher ist an einer psychischen Erkrankung zu leiden.

Psychologen helfen auch bei „normalen“ Fragestellungen: Lernschwierigkeiten, Hochbegabung, Entwicklungsprobleme und vieles mehr können mittels psychologischer Testverfahren abgeklärt werden. Bei Ihrem Anliegen muss es sich also nicht unbedingt um eine Erkrankung oder Störung handeln.

Weniger geeignet sind Psychologen, wenn es um die tatsächliche Behandlung von psychischen Erkrankungen oder Störungen geht.

Klinischer Psychologe

Klinische Psychologen legen nach dem Psychologiestudium noch einmal nach: Es werden weitere 2.500 Stunden in theoretischer und vor allem praktischer Ausbildung fällig. Diese Ausbildung deckt große Themenfelder ab, die mit der psychologischen Behandlung im Zusammenhang stehen.

Klinische Psychologen arbeiten evidenzbasiert, das heißt sie nutzen ein großes Repertoire an Therapiemethoden, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich belegt wurde. Dadurch lässt sich jedem Patienten individuell helfen.

Außerdem sind klinische Psychologen in der Lage, psychologische Tests durchzuführen, um festzustellen, ob eine Person unter einer psychischen Störung leidet.

Psychotherapeut

In der Welt der psychischen Gesundheit gibt es verschiedene Fachkräfte, die sich auf die Diagnose, Behandlung und Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen spezialisiert haben. Klinische Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiatern werden oft miteinander verwechselt, aber es gibt wichtige Unterschiede zwischen ihnen.

„Die“ Psychotherapie als solche existiert streng genommen nicht. In Österreich werden derzeit 23 verschiedene Formen der Psychotherapie von den Krankenkassen anerkannt, es gibt jedoch noch weit mehr.

Ebenso wie bei der klinischen Psychologie müssen alle Therapieschulen in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich belegt sein - es darf keinen Hinweis auf negative Wirkungen geben, solange sie den Regeln entsprechend ausgeführt werden.

Jede Psychotherapieform hat für sich ihr eigenes Verständnis und mögliche Ursachen für Erkrankungen formuliert, um diese mit ihren Methoden zu behandeln.

Psychotherapeuten müssen in Österreich nicht unbedingt Psychologen oder Ärzte sein. Für ihre Anerkennung müssen sie eine Ausbildung in einer der anerkannten Methoden bei einem akkreditierten Ausbildungsverein abgeschlossen haben.

Psychotherapie kann bei verschiedenen psychischen Störungen helfen, wie zum Beispiel Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Essstörungen und Suchterkrankungen.

Es kann auch bei Beziehungsproblemen, Identitätsfragen und schwierigen Lebensereignissen wie Scheidung oder Verlust von Arbeitsplatz oder Angehörigen hilfreich sein.

Psychotherapie und klinisch-psychologische Behandlung - Was ist der Unterschied?

Im Vergleich zu einer Psychotherapie dauert der Prozess einer klinisch- psychologischen Behandlung und/oder Beratung meistens kürzer und ist fokussiert, ziel-und lösungsorientiert.

Psychotherapie ist weniger strukturiert, es gibt wenige festgelegte Abläufe und Schemata. Das Ziel der Behandlung ist nicht vorgegeben, sondern wird zu Beginn der Behandlung zwischen Klient:innen und Therapeut:innen vereinbart.

Bei einer Psychotherapie werden die Methoden der jeweiligen psychotherapeutischen Richtung eingesetzt.

Auch bei der klinisch-psychologischen Behandlung kommen unterschiedliche therapeutische Methoden zum Einsatz.

Zusammenfassend

Obwohl sich die Tätigkeitsfelder jener drei Berufsgruppen überschneiden können, gibt es also wichtige Unterschiede zwischen ihnen: Klinische Psychologen sind darauf spezialisiert, psychologische Tests durchzuführen und bieten in der Regel evidenzbasierte Kurzzeittherapien an. Sie arbeiten zielorientiert und symptomfokussiert.

Psychotherapeuten können auf eine große Methodenvielfalt zurückgreifen und begleiten Menschen meist längerfristig bei der Bewältigung von umfassenderen Lebensfragen. Psychiatern führen medikamentöse Behandlungen durch und konzentrieren sich auf die neurologischen Abläufe im Gehirn.

In allen drei Ausbildungen - Klinische Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie - werden umfassende Kompetenzen zur Behandlung psychischer Erkrankungen und zur Unterstützung bei sozialen Schwierigkeiten vermittelt.

Welche Art der Behandlung bei welchem Therapeuten, Arzt oder Psychologen für Sie als Klient hilfreich ist, können letztlich nur Sie als Klient durch Ihre eigene Erfahrung beurteilen. Manche Menschen holen bei der Suche nach einem Therapeuten Empfehlungen von Freunden oder Bekannten ein, andere wiederum wählen ihren Therapeuten lieber selbst durch Suche im Internet aus.

tags: #psychologe #vs #psychiater #unterschiede