EMDR Therapie in der Psychologie

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist der Name für eine anerkannte und hoch wirksame Methode der Traumatherapie. Mithilfe der Erkenntnisse der Neuropsychologie behandelt sie Traumafolgestörungen und weitere dysfunktional gespeicherten Erinnerungen.

Traumatherapie ist eine spezielle Form der Psychotherapie, um traumatisierten Menschen gezielt zu helfen, schlimme Erlebnisse zu verarbeiten.

Das Wort Trauma wird in der Psychologie als eine seelische Verletzung bezeichnet und kann durch überwältigende, belastende Erlebnisse (lebensbedrohliche Erkrankungen, Unfall, Naturkatastrophen, Überfall, Verlusterfahrungen, körperliche oder sexuelle Gewalt oder anderes) ausgelöst werden.

Ein Erlebnis kann sich traumatisierend auswirken, wenn die Möglichkeiten zur Bewältigung der Situation nicht ausreichen, bzw. durch angeborene Reaktionsmöglichkeiten auf Gefahrensituationen (Kampf oder Flucht) nicht bewältigt werden können. Das traumatische Erlebnis überflutet die normale Stressverarbeitung und hat gravierende Auswirkungen zur Folge.

Typisch für Traumafolgeerkrankungen ist, dass es in Folge eines oder mehrerer belastender Erlebnisse zu länger anhaltenden Symptomen kommt. Als "Faustregel" kann hier eine Dauer von mehr als 4 Wochen angenommen werden.

Lesen Sie auch: Cannabidiol zur Behandlung von PTBS

In den meisten Fällen treten diese Symptome zeitlich unmittelbar nach dem Erleben eines (subjektiv) sehr bedrohlichen oder schrecklichen Ereignisses bzw. einer Serie von Ereignissen auf. Seltener kann es allerdings auch zu einem verzögerten Beginn kommen.

Traumatische Erlebnisse können auch mit einem erhöhten Risiko für Depressionen, Ängste, Suchterkrankungen, psychologisch bedingte körperliche Beschwerden und andere psychische Erkrankungen verbunden sein. Ob eine Traumafolgeerkrankung vorliegt kann nur im Rahmen einer genauen diagnostischen Abklärung festgestellt werden.

Was ist EMDR?

EMDR („Eye Movement Desensitization and Reprocessing”) ist ein spezielles Verfahren zur Behandlung traumatischer Störungen und gilt als eines der nachweislich effektivsten Verfahren. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine klinische Behandlungsmethode, die vorrangig zur Traumabehandlung eingesetzt wird.

Seit der Entdeckung der Methode im Jahre 1987 durch Francine Shapiro, ist EMDR eine weit verbreitete Technik zur Behandlung von traumatischen Erlebnissen, Angststörungen und anderen belastenden Situationen.

Wie funktioniert EMDR?

Die traumatischen Erlebnisse werden im Gehirn in blockierten, bzw. unvollständig integrierten Erinnerungsnetzwerken verankert. EMDR wirkt auf die neuronalen Bahnen im Gehirn, indem beide Gehirnhälften durch bilaterale Stimulation in Bezug auf ein traumatisches Ereignis aktiviert und synchronisiert werden.

Lesen Sie auch: Die Voderholzer Methode

Die Informationen über traumatische Erlebnisse (z.B. Geräusche, Bilder, Gedanken, Gefühle der Traumasituation) scheinen im Nervensystem eingefroren zu sein. Wenn ein Mensch ein psychisches Trauma erlebt, können sich gehirnchemische Veränderungen der Neurotransmitter ergeben, wodurch die belastenden Eindrücke nicht richtig verarbeitet werden können. EMDR ist eine Technik, die mit schnellen Augenbewegungen arbeitet und dadurch den Zugang zu den neuronalen Netzwerken im Gehirn öffnet. Dadurch wird die Verarbeitung der belastenden Erfahrungen ermöglicht.

Während der EMDR-Behandlung wird der Patient bzw. die Patientin gebeten, eine Erinnerung an das Trauma zu aktivieren. Durch die Augenbewegungen kann vermutlich eine Verbindung zwischen dem Bewusstsein und den Gehirnarealen hergestellt werden, welche die betreffenden Informationen abspeichern. Man vermutet, dass die Augenbewegungen im Schlaf den gleichen Effekt haben und die Verarbeitung von unbewusstem Material fördern. Die absichtliche Ausführung der Augenbewegungen kann Gehirnareale stimulieren und so die kognitive Verarbeitung anregen. Es scheint ein bedeutender Zusammenhang zwischen den Augenbewegungen und beschleunigter Informationsverarbeitung zu bestehen.

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen werden bei EMDR nachweislich 40% weniger Behandlungsstunden als bei anderen bewährten Verfahren benötigt. Nach einer durchgeführten EMDR-Sitzung erleben die meisten PatientInnen eine entlastende Veränderung der traumatischen Erinnerung, die damit verbundenen negativen Gedanken können in einem positiven Sinn verändert werden und die körperliche Erregung klingt deutlich ab. Am Ende einer Therapie mit EMDR sollten die traumatischen Erinnerungen nicht mehr als problematisch erlebt werden.

Der Ablauf der EMDR-Behandlung

Die klassische EMDR-Behandlung vollzieht sich in acht aufeinanderfolgenden Phasen, wobei meistens mehrere Phasen in einer Sitzung stattfinden. Es kann einige Einführungs- und Anamnesesitzungen geben, da es wichtig für den therapeutischen Erfolg ist, dass der EMDR-Therapeut gut über die Vorgeschichte und aktuelle Situation des Klienten Bescheid weiß.

  1. Zu Beginn werden die Vorgeschichte, die aktuelle Situation und die Zielsetzungen des Patienten besprochen. Es wird festgestellt, ob sich EMDR für die Zielsetzung des Patienten eignet. Der Ablauf und die Wirkungsweise wird erklärt.
  2. Visualisierungsübungen (z.B.
  3. Eine belastende Erinnerung wird gemeinsam bewertet. Ein repräsentatives Bild wird für die Erinnerung ausgewählt und eine negative Kognition wird dazu bestimmt, die mit der Erinnerung in Verbindung steht (z.B. "Ich bin machtlos", "Ich kann mir nicht helfen"). Positive Gedanken werden formuliert, die anstelle der negativen treten sollen (z.B.
  4. Der Patient bzw. die Patientin hält das belastende Bild mit den negativen Kognitionen mental aufrecht, während die Finger des Therapeuten mit den Augen verfolgt werden. Die Finger führen schnelle horizontale Bewegungen von links nach rechts aus, der Abstand beträgt etwa dreißig Zentimeter bis einen Meter zum Patientengesicht. Dies wird in mehreren Serien wiederholt, bis die subjektive Belastung abgenommen hat.
  5. Verbliebene Spannungen werden registriert und aufgelöst.
  6. Damit der Patient nicht in einem aufgewühlten Zustand aus der EMDR-Behandlung geht, werden Entspannungs- und Imaginationstechniken angewandt.
  7. Zu Beginn der nächsten Sitzung wird die letzte Einheit nachbesprochen.

Lesen Sie auch: Psychologische Ansätze zur Tinnitus-Bewältigung

tags: #EMDR #Therapie #Psychologie