Depression durch Neuroleptika: Ursachen und Behandlung

Psychopharmaka haben in der Bevölkerung oft einen schlechten Ruf, da viele Vorurteile bestehen. Zu den gängigen Meinungen gehören Bedenken hinsichtlich Abhängigkeit, Persönlichkeitsveränderungen und der tatsächlichen Wirksamkeit. Es ist wichtig, die Realität hinter diesen Vorurteilen zu verstehen.

Geschichte und Wirkung von Psychopharmaka

Psychopharmaka sind Arzneimittel, die Angstzustände, Störungen der Stimmung und Wahrnehmung sowie wahnhaftes Erleben und Denkstörungen beeinflussen. Viele der heute verwendeten Psychopharmaka wurden in den 1950er Jahren zufällig entdeckt. Beispielsweise wurde bei der Suche nach Schlafmitteln ein neues Ringsystem mit angstlösender Wirkung synthetisiert. Aus der Antihistaminika-Forschung gingen sowohl trizyklische Antidepressiva als auch Neuroleptika hervor, die heute als Antipsychotika bekannt sind.

Vorurteile und Akzeptanz

Vorurteile und Vorbehalte gegenüber psychischen Erkrankungen umfassen oft auch die Methoden zu deren Behandlung. Im Gegensatz zu anderen medizinischen Disziplinen, in denen die medikamentöse Therapie relativ hohe Akzeptanz findet, wird die Einnahme von Psychopharmaka oft kritischer gesehen. Eine offene Arzt-Patienten-Kommunikation ist entscheidend, um ein stabiles Vertrauensverhältnis aufzubauen und Ängste und Misstrauen abzubauen. Viele Patienten empfinden die Einnahme von Psychopharmaka als Niederlage, was durch negative Presse und schlechte Vorerfahrungen verstärkt werden kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass Psychopharmaka keine homogene Gruppe darstellen, sondern ein breites Spektrum unterschiedlicher Wirkstoffe mit vielfältigen Indikationen, Wirkungsweisen und Nutzen-Risiko-Profilen. Ein weiteres Problem ist die verzögert einsetzende Wirkung, insbesondere bei Antidepressiva und Antipsychotika. Das Gehirn ist ein plastisches Organ, in dem synaptische Kontakte ständig neu organisiert werden, und die Nervenzellen benötigen Zeit, um sich an den neuen Input anzupassen.

Langzeittherapie und Therapietreue

Behandlungen psychischer Erkrankungen erfordern oft einen mehrmonatigen Behandlungszeitraum, und auch Dauertherapien zur Rückfallverhütung können bei schweren Erkrankungen indiziert sein. Die Erfahrung zeigt, dass jede Therapie, die mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nimmt, eine Verbesserung der Ausgangssituation bewirkt, unabhängig davon, ob es sich um eine pharmakologische oder psychotherapeutische Therapie handelt. Es ist wichtig, Patienten zu motivieren, Zeit in ihre psychische Gesundheit zu investieren und eine langfristige Betreuung sicherzustellen.

Lesen Sie auch: Kupferspirale: Einflüsse auf das Wohlbefinden

Bei psychischen Erkrankungen gerät der Gefühlshaushalt oft völlig aus den Fugen. In solchen Fällen ist der Einsatz von Psychopharmaka unabdingbar, um den Gefühlsstrom wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Antipsychotika: Wirkung und Nebenwirkungen

Antipsychotika (AP) sind eine unverzichtbare Option in der Behandlung psychotischer Störungen, insbesondere der Schizophrenie. Während bei den AP der ersten Generation vorwiegend extrapyramidalmotorische Störungen als Nebenwirkungen im Vordergrund standen, konzentriert sich die Aufmerksamkeit bei den AP der zweiten Generation (SGA) auf Gewichtszunahme und metabolische Störungen.

Nebenwirkungen wie Übergewicht und Störungen des Zucker- und Lipidstoffwechsels sind von Bedeutung, aber es gibt auch seltenere Nebenwirkungen wie QTc-Verlängerung, Prolaktinerhöhung und gastrointestinale Probleme. Antipsychotika erhöhen auch das Risiko für thrombotische Ereignisse und Hyponatriämie.

Einige spezifische Antipsychotika und ihre Auswirkungen:

  • Clozapin: Höchstes Risiko für Agranulozytose und thrombotische Ereignisse, starke anticholinerge Wirkung.
  • Olanzapin und Quetiapin: Erhöhen Prolaktin nur flüchtig.
  • Risperidon: Deutliche Prolaktinerhöhung.
  • Amisulprid: Sehr starke Prolaktinerhöhung.
  • Aripiprazol: Kann zu einer Senkung des Prolaktins führen, aber auch Störungen der Impulskontrolle verursachen.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Risiko des Patienten oft mehr in der Krankheit selbst als in der Behandlung liegt. Die gute Wirksamkeit von Clozapin führt trotz der Gefahr der Agranulozytose zu sehr häufiger Verwendung.

Lesen Sie auch: Kognitive Beeinträchtigungen bei Depressionen

Unerwünschte Wirkungen und individuelle Lösungen

Die Nebenwirkungen von Antidepressiva und Neuroleptika können so belastend sein, dass Patienten die Behandlung eigenmächtig abbrechen. In vielen Fällen lassen sich die Probleme jedoch lösen. Durch Anpassen der Dosis oder Wechsel der Galenik können unerwünschte Effekte oft in den Griff bekommen werden. Manchmal hilft auch Zuwarten. Wenn keine Besserung erzielt wird, gibt es verschiedene Optionen:

  • Dosisreduktion
  • Medikamentenwechsel
  • Zusätzliche Gabe von Medikamenten zur Reduktion der Nebenwirkungen

Individuelle Lösungen sind stets gefragt, insbesondere für Patienten, die von der Pharmakotherapie profitieren und bei denen ein Therapiewechsel riskant ist oder es nur wenig andere Behandlungsoptionen gibt.

Fallbeispiele

  • Sexuelle Funktionsstörungen unter Antidepressiva: Ein 26-Jähriger mit schwerer Depression entwickelte unter Citalopram Erektionsstörungen. Die zusätzliche Eindosierung von Mirtazapin reduzierte die serotonerge Überstimulation und löste das Problem.
  • Galaktorrhö unter Amisulprid: Bei einer 32-Jährigen mit paranoider Schizophrenie kam es unter Amisulprid zu Galaktorrhö. Die Gabe von niedrig dosiertem Cabergolin senkte den Prolaktin-Spiegel und stoppte den Milchfluss.
  • Gewichtszunahme unter Antipsychotika: Eine Patientin mit paranoider Schizophrenie nahm unter Olanzapin und Clozapin 40 kg zu. Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie, mehr Aktivität und Sport sowie die zusätzliche Gabe von Metformin führten zu einem Gewichtsverlust.
  • Akathisie unter Aripiprazol: Ein junger Mann entwickelte unter Aripiprazol eine Akathisie. Propranolol senkte den Leidensdruck, und langfristig wurde er auf eine andere antipsychotische Behandlung umgestellt.
  • Hypersalivation unter Clozapin: Ein 36-jähriger Psychotiker entwickelte unter Clozapin eine Hypersalivation. Die zusätzliche Behandlung mit Pirenzepin milderte die Beschwerden.

Diese Fallbeispiele zeigen, dass es oft möglich ist, unerwünschte Nebenwirkungen von Psychopharmaka zu behandeln und die Therapie fortzusetzen.

Neuroleptika - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Ein Neuroleptikum (Antipsychotikum) ist ein zentral im Gehirn wirkendes Medikament, das an den Nervenzellen auf die Bindungsstellen von Botenstoffen wirkt. Es findet beispielsweise Anwendung in der Therapie der Schizophrenie, Manie oder anderen Psychosen. Unerwünschte Wirkungen sind beispielsweise Bewegungsstörungen, Gewichtszunahme und Herzrhythmusstörungen.

Wie wirken Neuroleptika?

Neuroleptika wirken auf Bindungsstellen (Rezeptoren) von verschiedenen Botenstoffen im Gehirn. Sie wirken beispielsweise hemmend auf Rezeptoren von Dopamin, Serotonin oder Acetylcholin. Der genaue Wirkmechanismus der Neuroleptika ist nicht vollkommen erforscht. Ein Aspekt ist die Blockade der Dopamin Wirkung.

Lesen Sie auch: Erfahrungsberichte Depression

Mediziner unterscheiden Antipsychotika grob in zwei Gruppen: in typische und atypische Antipsychotika. Typische Antipsychotika sind vor allem die älteren Substanzen und weisen häufig stärkere unerwünschte Wirkungen auf. Diese Gruppe lässt sich in schwach- und hochpotente Antipsychotika einteilen. Schwachpotente wirken beruhigend (sedierend) und wenig antipsychotisch.

Für behandelnde Ärzte sind Symptome wie Wahn, Halluzinationen und angespannte Erregungszustände die Hauptangriffspunkte für Antipsychotika. Für eine Schizophrenie besteht die Chance einer Besserung vor allem dann, wenn sie in der Krankheitsphase mit einem Antipsychotikum behandelt wird. Die Behandlungszeit beträgt hier mindestens ein Jahr. Häufig werden Antipsychotika dann auch länger eingenommen, um Krankheitsrückschritte zu verhindern. Die Dosierung erfolgt individuell. Meist erhält die erkrankte Person zunächst eine niedrige Dosis und steigert diese bis zum gewünschten Effekt. Das Absetzen von Antipsychotika sollte nach und unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Meist wird im Verlauf von mehreren Wochen die Dosis langsam reduziert.

Welche Nebenwirkungen können durch Neuroleptika auftreten?

Neuroleptika können nicht nur gewünschte sondern auch unerwünschte Wirkungen auslösen. Nicht jedes Antipsychotikum erzeugt im Körper alle obengenannten Nebenwirkungen. Extrapyramidal-motorische Störungen finden sich vor allem bei hochpotenten (hochwirksamen) Antipsychotika. Unter einer Langzeiteinnahme von Antipsychotika sind Spätdyskinesien möglich. Unter Spätdyskinesien versteht man unterschiedliche Bewegungsstörungen des gesamten Körpers, wie zum Beispiel Zucken im Gesichtsbereich oder Schwanken des Körpers.

Ärzte beurteilen während der Antipsychotika-Therapie regelmäßig den Stand der Nebenwirkungen. Aufgrund der besseren Wirksamkeit und um vermehrte Nebenwirkungen zu vermeiden, sind für einige Antipsychotika Medikamentenspiegel vorgegeben.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen Neuroleptika und anderen Wirkstoffen?

Vor einer Verordnung eines Antipsychotikums ist es wichtig, dass der Arzt weiß, welche Medikamente momentan noch genommen werden. Setzen Sie ein Antipsychotikum niemals eigenständig ab oder verändern die Dosierung. Sicherlich kann eine Möglichkeit der Selbsthilfe sein, dass man seinem Umfeld mitteilt, welche Erkrankung vorliegt.

Behandlung von Stupor

Die Behandlung eines Stupors richtet sich nach der Ursache. Je nach Grunderkrankung werden beispielsweise Antidepressiva oder Neuroleptika verordnet. Bei Depressionen kommt mitunter auch die Elektrokonvulsionstherapie zum Einsatz. Genauso wichtig wie eine medikamentöse Therapie sind Zuwendung, Ansprache und Berührung - auch dann, wenn die Betroffenen nicht darauf reagieren.

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung von Stupor richtet sich nach der Ursache für die „Erstarrung“:

  • Organisch bedingter Stupor: In diesem Fall wird in erster Linie die Grunderkrankung (wie Hirnödem, Enzephalitis) behandelt.
  • Katatoner und psychogener Stupor: Patienten mit katatonem Stupor erhalten Neuroleptika (Antipsychotika) wie Haloperidol oder Fluphenazin. Eventuell verordnet der Arzt zusätzlich Lorazepam (Beruhigungsmittel und Angstlöser). Letzteres kann er versuchsweise auch bei psychogenem Stupor geben.
  • Depressiver Stupor: Patienten mit depressivem Stupor bekommen Antidepressiva wie Doxepin, Clomipramin, Amitryptilin oder Citalopram. Auch Neuroleptika kommen zum Einsatz.

Elektrokonvulsionstherapie

In manchen Fällen von Stupor kann eine Elektrokonvulsionstherapie (Elektrokrampftherapie, EKT) erforderlich sein: Unter Kurznarkose erhält der Patient elektrische Impulse, die einen generalisierten Krampfanfall auslösen. Das Verfahren gilt als risikoarm und wird meist an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen wiederholt. Vor Behandlungsbeginn ist es notwendig, eventuell gegebene Neuroleptika und Antidepressiva abzusetzen.

Sonstige Maßnahmen

Wichtig bei Stupor ist zudem eine gleichbleibende Zuwendung durch alle an der Behandlung beteiligten Personen - trotz der Teilnahmslosigkeit des Patienten. Dazu gehört auch eine regelmäßige Ansprache, auch wenn der Patient nicht oder kaum spricht. Besonders bei psychogenem Stupor ist eine ruhige, reizarme Atmosphäre sehr wichtig. Oft ist nur dann ein therapeutisches Gespräch möglich.

Die Patienten erhalten eine Rundumüberwachung (eventuell Sitzwache) mit Kontrolle der Vitalfunktionen und Maßnahmen, um Blutgerinnseln (Thrombose) und Wundliegen (Dekubitus) vorzubeugen. Patienten, die eine Nahrungsaufnahme verweigern, werden künstlich ernährt.

Eine Behandlung auf der Intensivstation ist nötig, wenn Komplikationen auftreten (z.B. Muskelzerfall = Rhabdomyolyse, hohes Fieber, erhöhte Entzündungswerte im Blut, Lungenentzündung, Sepsis). Auch bei unsicherer Diagnose sollten (potenzielle) Stupor-Patienten eine intensivmedizinische Behandlung erhalten.

Das können Sie selbst tun

Auch wenn die Patienten keine Reaktionen zeigen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass sie wach sind. Ein zugewandtes Verhalten mit freundlicher Ansprache und Berührungen kann den Heilungsprozess unterstützen und die Stupor-Patienten beruhigen und entlasten.

tags: #Depression #durch #Neuroleptika #Ursachen #Behandlung