Medizinisches Cannabis ist bekannt für seine nützliche Wirkung bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen und die Legalisierung schreitet weltweit voran. Nichtsdestotrotz erlaubt nicht jedes Land die Pflanze als Medizin ohne Einschränkungen. Wer medizinisches Cannabis konsumieren möchte, sollte sich deshalb genügend Informationen einholen.
Wirkung und Einsatz von Cannabis als Medizin
Cannabis als Medizin wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Darüber hinaus fördert es einen ruhigen Schlaf und kann muskelentspannend wirken. Des Weiteren hat es beruhigende Auswirkungen auf Magen und Darm. Die psychoaktive Wirkung ist nicht gegeben, sofern die Grenze des THC-Gehalts eingehalten wird. Dadurch ist kein Rauschzustand zu erwarten.
Wie die konkrete Wirkung von Marihuana ist, konnte bisher wissenschaftlich noch nicht definitiv erforscht werden. Medizinisches Cannabis mit CBD findet vielseitige Einsetzbarkeit. Mit appetitanregender Wirkung kann es bei Essstörungen als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Aufgrund der Hemmung entzündungsfördernder Gewebehormone findet es vor allem in entzündungsbedingten Schmerztherapien Anwendung. CBD kann ferner Angstzustände reduzieren und wirkt laut wissenschaftlicher Untersuchungen deaktivierend auf Krebszellen. Hier findet der Stoff zwar noch wenig Einsatz. Aber bei Krebserkrankungen und Chemotherapien wirkt CBD, wenn zum Beispiel Schmerzen oder Erbrechen den Leidensdruck erhöhen. Bei Multiple Sklerose kann die Pflanze als Medizin für Muskelentspannung sorgen.
Die Präparate werden daher unter anderem zur Behandlung von Multipler Sklerose, Epilepsie, neuropathischen Schmerzen, Arthritis, Übelkeit und Erbrechen aufgrund von Chemotherapie, Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen, Psychosen, Glaukom und Tourette-Syndrom sowie zur Appetitanregung bei HIV/AIDS eingesetzt.
Rechtliche Lage in Österreich und Deutschland
Österreich war Vorreiter in der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes. Deutschland allerdings zog erst im Jahr 2017 mit Cannabis auf Rezept nach. Bis dahin konnte man den Wirkstoff Dronabinol (Delta9-Tetrahydrocannabinol) im Marihuana-Extrakt nur in Einzelfällen mit einer Ausnahmegenehmigung in Deutschland erhalten. 2015 fiel der Wirkstoff in Österreich bereits unter die Verschreibungsfähigkeit.
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Den Umgang mit Cannabis als Medizin sieht Deutschland hingegen heute großzügiger. So ist dort das Verschreiben von Frucht- und Blütenständen erlaubt. In Österreich ist dies jedoch (noch) per Gesetz verboten. Die dahinterstehende Argumentation der Österreichischen Regierung mangelt an ausreichenden wissenschaftlichen Nachweisen. Bisher gibt es noch keine Belege über eine tatsächliche Wirkung im medizinisch-gesundheitlichen Bereich.
In Deutschland liegt der maximale THC-Gehalt derzeit bei 0,2%. Laut österreichischer Regelung ist ein etwas höherer THC-Anteil von 0.3% zulässig. Überschreitet ein Produkt diesen Wert, gilt der Vertrieb als verboten. Die Teillegalisierung schränkt den Gebrauch von Cannabis als Medizin ein. Dies führt dazu, dass sich Patienten auf anderem Wege Marihuana besorgen. Das ist zwar illegal. Wenn aber an vorgeschriebenen Untersuchungen und Schulungen teilgenommen wird, findet eine straffreie Behandlung statt. Cannabidiol (CBD) kann allerdings mit Rezept gekauft werden. Der Grund liegt in der nicht vorhandenen psychoaktiven Wirksamkeit.
In vielen Ländern ist Marihuana schon legalisiert. Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass Österreich nicht dauerhaft an seinen Regelungen festhält. Eine Veränderung tritt vermutlich wahrscheinlicher ein, wenn empirische Erkenntnisse fortschreiten. Das gilt vor allem in Angesicht der konkreten Wirkung und Konsequenzen. Ob Cannabis in absehbarer Zeit vollständig legalisiert wird, bleibt abzuwarten.
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Wer Cannabis konsumiert und gleichzeitig Medikamente einnimmt, kann Probleme bekommen: Die verschiedenen Marihuana-Wirkstoffe (sogenannte Cannabinoide) treten in Wechselwirkung mit einer Vielzahl von Medikamenten - von gängigen Schmerzmitteln über Antidepressiva bis zu Krebsmedikamenten. Die Problematik gilt auch für medizinische Cannabis-Produkte.
Herausgefunden hat das ein Forscherteam um Philip Lazarus von der Washington State University (WSU). Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Cannabinoide und ihre Abbauprodukte die Funktion zweier wichtige Enzymfamilien stören, die an der Verstoffwechselung einer breiten Palette von Arzneien beteiligt sind. Etwa 70 Prozent der am häufigsten verwendeten Medikamente seien davon betroffen, schätzen die Autoren.
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Werden deren Inhaltsstoffe im Körper aufgrund der Cannabiswirkung zu schnell abgebaut, kann ihre Wirksamkeit deutlich abnehmen. Umgekehrt können aber auch Nebenwirkungen verstärkt werden, weil die Medikamente zu langsam abgebaut werden. Sie reichern sich dann im Körper an.
"Die Einnahme von Cannabidiol oder Marihuana kann Medikamente, die Sie einnehmen, toxischer machen", warnt die Erstautorin Shamema Nasrin, Doktorandin am WSU College of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences.
Das bedeutet, ein gleichzeitiger Konsum von Medikamenten und Cannabis könnte Nebenwirkungen verstärken und Organe wie Leber und Nieren langfristig schädigen. Und das gilt auch für den Einsatz von medizinischem Cannabis und frei verkäuflichen Cannabidiol-haltigen Hanfölen.
Die Forscher haben die Wirkung dreier wichtiger Cannabinoide sowie deren Abbauprodukte (Metabolite) untersucht: Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) und Cannabinol (CBN).
"Cannabinoide werden zwar innerhalb von 30 Minuten abgebaut " erklärt Nasrin. Die Abbauprodukte, die bei diesem Prozess entstünden, blieben aber bis zu 14 Tage im Körper - und das in höheren Konzentrationen als Cannabinoide selbst. „In früheren Studien wurden die Metabolite übersehen. Deshalb haben wir uns auf sie konzentriert.“
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Das Ergebnis: Cannabinoide und ihre Abbauprodukte hemmen Enzyme beider Klassen. Insbesondere betroffen waren dabei Schlüsselenzyme der Leber und der Nieren. Die Aufgabe dieser Organe ist es, Giftstoffe und bestimmte Medikamente abzubauen beziehungsweise wieder aus dem Körper zu entfernen. Sind diese Funktionen gestört, reichern sie sich im Körper an.
Ein einziger Joint könnte also durchaus ausreichen, um die Wirksamkeit vieler wichtiger Enzyme um die Hälfte zu verringern. „Die Plasmaspiegel der Cannabinoide werden höher oder ähnlich hoch sein wie die Hemmkonzentrationen, die wir gemessen haben“, bestätigt Lazarus.
"Es ist eine Sache, wenn man jung und gesund ist und ab und zu Cannabis raucht. Aber für ältere und kranke Menschen, die Medikamente einnehmen, kann sich die Einnahme von CBD oder medizinischem Marihuana negativ auf ihre Behandlung auswirken", so Lazarus. Auch könnten vorgeschädigte Organe durch Cannabis weiter belastet werden.
Vor allem müssen Ärzte dies beim medizinischen Einsatz von Cannabis berücksichtigen. Cannabinoide können Symptome wie Übelkeit, Schmerzen und Spastiken erheblich lindern.
Alternativen zu Cannabis
Eine Alternative zu regulärem Cannabis stellt in Österreich derzeit nur das legal zu kaufende Dronabinol dar. Dieser Stoff verfügt über einen THC-Gehalt und wird aus der Hanfblüte synthetisiert. Der Handel ist jedoch offiziell verboten. Demnach gibt es keine Zulassung als Medikament. Der Erhalt kann lediglich über eine magistralische Verordnung realisiert werden.
Bisher wurde es nur in Ausnahmefällen an Patienten ausgegeben. Die Erlaubnis erfolgt bisher dann, wenn Patienten unter starken Beschwerden während einer Chemobehandlung leiden. Auch bei dem Wunsch nach einer Erleichterung bei Krebs im Endstadium verschreibt man Dronabinol. In der Apotheke erfolgt eine individuelle Zusammensetzung mit THC für Patienten.
Risiken und Nebenwirkungen
Der einmalige Konsum von Cannabis kann akut zu Beeinträchtigung verschiedener geistiger Fähigkeiten führen. Man kann psychomotorisch verlangsamt sein, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen werden dadurch verschlechtert.
Der regelmäßige Konsum von Cannabis kann zu längerdauernder Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten führen. Der akute Konsum von Cannabis kann zu Gefäßerweiterung, Puls- und Blutdruckanstieg führen.
Chronisches Kiffen führt zu strukturellen Veränderungen im Gehirn, insbesondere der Regionen, die für das Gedächtnis zuständig sind. Cannabiskonsum während der Schwangerschaft, kann die Entwicklung des Fötus stören.
Cannabiskonsum erhöht moderat das Risiko für die Entwicklung von Erkrankungen des depressiven Formenkreises, Angststörungen und von Psychosen.
Als seltene Nebenwirkungen treten Halluzinationen, Bluthochdruck oder starkes Schwitzen auf. Häufiger leiden die Patienten unter Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, Cannabis kann Depressionen auslösen oder den Appetit steigern. Am häufigsten hört man von Müdigkeit und Schwindel.
Diese Nebenwirkungen können auftreten, müssen aber nicht. Das ist eine Frage der Dosis.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend ist meine Meinung, dass Cannabis für den Freizeitgebrauch nicht zu empfehlen ist (wie Alkohol auch). Eine Bestrafung für den Konsum von Cannabis lehne ich aufgrund meines Menschenbildes allerdings ab. Kinder und Jugendliche sollten besonders vor den Gefahren des Cannabiskonsums geschützt werden.
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