Bereits Hippokrates von Kos (um 460 v. Chr.) äußerte sich zur Heilwirkung der Sonne.
Was ist Lichttherapie?
Bei der Lichttherapie wird die Wirkung verschiedener Lichtformen auf den Körper genutzt. Die klassische Lichttherapie nutzt die Bestrahlung mit hellem fluoreszierendem Licht, das physikalisch gesehen dem Sonnenlicht entspricht.
Lichttherapie kann das fehlende Tageslicht durch Lichttherapie-Lampen ersetzen, bei denen jedoch die für die Haut gefährlichen UV-Strahlen herausgefiltert werden. Die Behandlung erfolgt zuhause zu Tagesbeginn und wird bei Bedarf im Lauf des Tages noch einmal wiederholt.
Die Lichttherapie nutzt elektromagnetische Strahlung mit bestimmter Wellenlänge und Beleuchtungsstärke. Sie kommt vor allem bei psychischen und dermatologischen Krankheiten wie zum Beispiel Depressionen oder Schuppenflechte zum Einsatz.
Anwendungsbereiche der Lichttherapie
- Depressionen
- Migräne
- Schlafstörungen
- Essstörungen
- Burn-Out
Mit Hilfe von UV-Licht (Phototherapie) können Hautkrankheiten wirksam behandelt werden.
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Infrarot-Licht lindert durch seine wärmende Wirkung Schmerzen und fördert die Durchblutung.
Neugeborene mit Gelbsucht werden zur Behandlung unter eine blaue Lichttherapie-Lampe gelegt.
Wie funktioniert die Lichttherapie?
Eine erfolgreiche Lichttherapie erfordert eine Beleuchtungsstärke von mindestens 2.500 bis 10.000 Lux. Ihre Wirkung entfaltet die Lichttherapie vor allem durch die Aufnahme des Lichtes über die Netzhaut des Auges.
Es gelangt so bis zum sogenannten Nucleus suprachiasmaticus, einem Teil des Gehirns, der eine entscheidende Rolle als Impulsgeber für den zikardianen Rhythmus (tagesrhythmisch) und damit auch für den Serotonin- und Melatonin-Spiegel spielt.
Um die Augen vor dem schädigenden Einfluss des UV-Lichts zu schützen, besitzt das Lichttherapiegerät einen UV-Filter.
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Die Lichtdusche wird im Abstand von einem halben bis ganzen Meter von den Augen entfernt aufgestellt. Je nach Beleuchtungsstärke sollte man sich zwischen 30 Minuten und zwei Stunden beleuchten lassen.
Ein idealer Zeitpunkt sind die frühen Morgenstunden zwischen 5:30 Uhr und 8:00 Uhr, da die Lichtdusche nicht nur antidepressiv, sondern auch stimulierend wirkt.
Die beste Wirkung erzielen Sie, wenn Sie pro Minute für ein paar Sekunden direkt in die Lichtdusche blicken.
Normalerweise wirkt die Lichttherapie bereits nach drei bis vier Tagen. Zeigt die Lichttherapie in dieser Zeit keine Wirkung, kann die Beleuchtungsstärke erhöht oder die Beleuchtungsdauer verlängert werden. Auch eine zusätzliche abendliche Lichtdusche ist hilfreich.
Die Lichttherapie dauert üblicherweise eine Woche, kann aber bei Rückfällen wiederholt oder regelmäßig angewendet werden.
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Um einer saisonal bedingten Depression vorzubeugen, beginnen einige Betroffene bereits im Oktober mit einer vorbeugenden Lichttherapie.
Lichttherapie bei saisonal abhängigen Depressionen
Saisonabhängige Depressionen, die vor allem im Herbst und Winter auftreten, können mit Lichttherapie behandelt werden. Diese Form der Depression kommt zustande, wenn der Patient aufgrund der dunklen Jahreszeit nicht genügend Licht bekommt. Sie wird auch Herbst-Winter-Depression genannt.
Als Auslöser der Herbst-Winter-Depression wird unter anderem der Mangel an natürlichem Licht vermutet. Dadurch könnte es zu einem Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn kommen.
Lange Nächte könnten außerdem zu verstärkter Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin führen und so Symptome wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit verursachen. Auch eine Störung des Tag-Nacht-Rhythmus gilt als möglicher Auslöser.
Bei der Behandlung von saisonabhängigen Depressionen werden sogenannte Lichtboxen eingesetzt. Diese speziell gefertigten Lichttherapie-Lampen werden auf einen Tisch in Augenhöhe gestellt.
Der Abstand zur Lichtbox beträgt bei handelsüblichen Geräten mit einer Stärke von 2.500 Lux etwa 90 cm.
Bei der Bekämpfung von Depressionen hat sich herausgestellt, dass es wichtig ist, das Licht über die Netzhaut der Augen aufzunehmen. Eine Bestrahlung der Haut alleine lindert die Beschwerden nicht.
Direkt in die Lichtquelle schauen müssen Sie jedoch nicht - das hin und wieder zu tun ist aber nicht schädlich.
Im Rahmen von klinischen Studien konnte die Effektivität der Lichttherapie, als Therapieform für diese Sonderform der Depression, gezeigt werden.
Bereits in 3 bis 4 Tagen kann bei einer täglichen Anwendung der Lichttherapie ein antidepressiver Effekt eintreten.
Was tun, wenn die Lichttherapie nicht wirkt?
Wenn die Lichttherapie bei saisonabhängigen Depressionen nicht die gewünschte Wirkung erzielt oder die Wirkung nachlässt, kann das verschiedene Gründe haben. Entweder, die Lichtbox ist nicht mehr voll funktionsfähig, oder Sie brauchen mehr Licht, weil es draußen dunkler ist.
Es kann aber auch sein, dass Sie z.B. mehr Stress haben und die Depression deswegen wieder stärker wird.
Wenn die saisonabhängigen Depressionen trotz der Behandlung mittels Lichttherapie nicht besser werden, sollte ergänzend eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden.
Wird die Lichttherapie zu spät am Tag, z.B. am Abend, durchgeführt, kann dies den Schlaf-Wach-Rhythmus stören.
Risiken und Nebenwirkungen
Ernsthafte Nebenwirkungen sind bei der Lichttherapie nicht bekannt. Selten treten Kopfschmerzen, Augenreizungen oder ein Spannungsgefühl der Haut auf. Diese Beschwerden lassen allerdings nach wenigen Stunden wieder nach.
Bei der Blaulichttherapie kann es bei Neugeborenen zu Hautausschlag, einem vermehrten Flüssigkeitsverlust und Durchfall kommen.
Die UV-Strahlung der Phototherapie wirkt grundsätzlich wie natürliches Sonnenlicht und ist im Übermaß potenziell Krebs erregend und beschleunigt die Hautalterung.
Nebenwirkungen sind bei der Lichttherapie selten und zumeist so schwach, dass die Therapie nicht deswegen abgebrochen werden muss.
Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
- Augen- und Kopfschmerzen
- Reizbarkeit
- Überaktivität
- Müdigkeit
- Einschlafschwierigkeiten
- trockene Augen/Nasenschleimhaut
- sonnenbrandähnliche Hautreaktionen
Was ist bei der Anwendung zu beachten?
Achten Sie beim Kauf der Lichttherapie-Lampe darauf, dass diese einen eingebauten UV-Filter hat. Das verhindert bei den tageslichtähnlichen Lampen, dass Ihre Haut durch die UV-Strahlung geschädigt wird.
Der Therapieerfolg der Lichtdusche hängt maßgeblich von der Beleuchtungsstärke und dem Abstand ab. Da jede Lichttherapie-Lampe unterschiedlich hohe Lux-Werte abstrahlen kann, sollten Sie Ihren Arzt hinsichtlich der genauen Anwendung befragen.
Wichtig ist außerdem eine regelmäßige Behandlung, auch an beschwerdefreien Tagen. Eine abendliche Lichttherapie sollte nur in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen, da eine Lichtdusche den zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus stören kann.
Bestimmte Medikamente wie trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika oder Lithium erhöhen die Licht-Sensibilität.
Deshalb sollte bei der Einnahme vor Beginn der Lichttherapie eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Ebenso wird eine vorherige Absprache mit einem Augenarzt bei allen Augenerkrankungen empfohlen.
Bei der Behandlung mit UV-Strahlung ist ein Augenschutz zu empfehlen, um eine Schädigung der Augen zu vermeiden. Teilweise müssen die nicht zu behandelnden Hautbereiche während der Behandlung abgedeckt werden.
Sprechen Sie vor der Behandlung mit Ihrem Arzt über mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die sie während oder direkt nach der UV-Therapie einnehmen.
Eine UV-Phototherapie sollte auf keinen Fall bei Menschen mit Gendefekten mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit oder einem erhöhten Hautkrebsrisiko angewendet werden.
Auch bei Hautkrebs in der Vorgeschichte oder schweren, strahlungsbedingten Hautschäden ist Vorsicht geboten. Besprechen Sie Risiko und Nutzen der Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt.
Kosten und Verfügbarkeit von Lichttherapie-Lampen
Lichttherapiegeräte kosten im deutschsprachigen Raum zwischen 200 und 700 Euro, die meisten kosten rund 300 Euro. Manche Hersteller bieten auch einen Mietservice an, um die Wirkungsweise des Geräts zu testen.
Wenn es Ihrem Arzt möglich ist, wird er Ihnen anfangs probeweise eine Lichttherapie-Lampe für zu Hause borgen.
- Verschiedene niedergelassene Fachärzte für Psychiatrie führen die Lichttherapie bei saisonabhängigen Depressionen durch.
- Am AKH Wien gibt es eine eigens eingerichtete Ambulanz zur Behandlung von saisonabhängigen Depressionen, die Ambulanz für Herbst-Winter-Depression.
- Das AKH Wien verleiht beispielsweise Lichttherapie-Lampen.
Alternative Behandlungsmethoden
Außer Lichttherapie können auch Vitamin-D-Supplements helfen, den Blues in den Griff zu bekommen. Denn: Auch Vitamin-D-Mangel schlägt manchen im Winter aufs Gemüt.
Wichtig hierbei: Sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt, wenn Sie einen Vitamin-D-Mangel vermuten und greifen Sie nicht eigenmächtig zu Präparaten. Eine Überdosierung kann nämlich schwerwiegende Folgen mit sich bringen, wie Nierenschäden oder Herzrhythmusstörungen.
Der Arzt bzw. die Ärztin kann mithilfe eines Blutbildes feststellen, ob und in welchem Maß bei Ihnen eine Substitution notwendig ist.
Auf Serotonin-Tabletten, sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, sollten Sie wenn möglich lieber verzichten.
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