Cannabis gehört unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu den beliebtesten Rauschmitteln. Tatsächlich wird Untersuchungen zufolge keine andere illegale Droge so häufig konsumiert wie Cannabis. Ob Haschisch oder Marihuana - Cannabis birgt nicht nur die Gefahr, zur Einstiegsdroge zu werden, sondern bringt außerdem Risiken für Körper und Psyche mit sich.
Von der Psychose über die Depression bis hin zur langanhaltenden Konzentrationsstörung - wer dauerhaft kifft, kann früher oder später abhängig werden und eine Cannabis-Sucht entwickeln.
Was ist Cannabis?
Bei Cannabis handelt es sich nicht um eine Droge im eigentlichen Sinne, sondern um den wissenschaftlichen Namen der Hanfpflanze. Ursächlich für den Rausch nach dem Cannabiskonsum ist der in der Pflanze enthaltene Wirkstoff Tetrahydrogencannabinol (THC).
Unter den weit über hundert definierten Inhaltsstoffen der Hanfpflanze sind THC (delta-9-Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) die am besten untersuchten.
Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 0,3% wird in Österreich als Suchtmittel eingestuft.
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Wie wird Cannabis konsumiert?
Es gibt verschiedene Formen von psychoaktiven Cannabis-Produkten:
- Marihuana (Gras, Pot) besteht aus zerkleinerten und getrockneten weiblichen Blüten der Pflanze.
- Haschisch (Shit, Dope) besteht aus dem gepressten, oft mit anderen Substanzen gestreckten Harz der Pflanze. Es enthält in der Regel deutlich mehr THC als Marihuana.
- Haschischöl wird aus dem Harz gewonnen. Es hat von allen Cannabis-Produkten in der Regel den höchsten THC-Gehalt.
- Synthetische Cannabinoide wirken ähnlich wie pflanzliches Cannabis. Allerdings ist ihre Wirkung stärker und unvorhersehbar.
Der THC-Gehalt kann je nach Pflanzensorte, Anbaugebiet und -methode sowie Verarbeitung der Pflanzen stark variieren. Insbesondere neuere Treibhauszüchtungen von Marihuana enthalten heute häufig ein Vielfaches an THC im Vergleich zu früheren Varianten.
Cannabis wird meist geraucht. Dabei werden Marihuana oder Hasch mit Tabak vermischt und in Form von Joints „gekifft“. Alternativ nutzt man auch Wasserpfeifen (Shishas) und sogenannte Bongs, spezielle Glaszylinder. Seit einiger Zeit sind zudem Verdampfer (Vaporizer) verfügbar.
Haschisch wird mitunter auch in Kekse (Haschcookies) eingebacken, Marihuana als Tee getrunken.
Wie wirkt Cannabis?
Typisch für die Wirkung von Delta-9-Tetrahydrocannabinol ist ein körperlicher und geistiger Entspannungszustand. Dieser wird in der Regel beim Rauchen der Blüten erzeugt, was im allgemeinen Sprachgebrauch als kiffen bezeichnet wird. Wer Marihuana / Gras oder Haschisch / Dope raucht, kann in der Regel binnen weniger Sekunden mit einem Wirkungseintritt rechnen. Nach spätestens zwanzig Minuten hat der Rausch schließlich seinen Höhepunkt erreicht.
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Das im Cannabis enthaltene THC bindet sich im Körper an spezifische Rezeptoren, die unter anderem im Nervensystem sowie im Immunsystem aktiv sind.
Typische Symptome für einen Cannabis-Rausch sind Übersteigerungen des Gefühlslebens, die sich zunächst positiv äußern. Weiterhin sind Euphorie und Redseligkeit genauso charakteristisch wie die appetitanregende Wirkung und die Fähigkeit schneller einzuschlafen.
Der genaue Wirkmechanismus von Cannabis ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Im Gehirn sowie in anderen Körperregionen sitzen jedoch spezielle Cannabinoid-Rezeptoren, an denen normalerweise körpereigene Cannabinoide andocken. Sie sorgen unter anderem für ein Gleichgewicht verschiedener Botenstoffe im Gehirn.
THC und andere Hanfinhaltsstoffe können ebenfalls an diese Rezeptoren anbinden. So entfalten sie ihre berauschende und entspannende Wirkung.
Weitere Effekte von Cannabis sind:
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- verschärfte Wahrnehmung (Hören, Sehen)
- Entspannung
- Stimmungsaufhellung, Euphorie
- gesteigertes Kommunikationsbedürfnis, Lachdrang
- assoziationsreicheres und phantasievolleres Denken
- Veränderung des Zeitempfindens
Cannabis kann aber auch unangenehme Effekte verursachen:
- niedergedrückte Stimmung
- Unruhe
- Erregung
- Verlangsamte Reaktionen
- Gedächtnisstörungen, Denkschwierigkeiten, Konzentrationsschwäche
- Angst und Panikreaktionen
- Verwirrtheit mit Verfolgungswahn bis hin zu paranoiden Wahnvorstellungen
Welche Wirkungen der Konsum von Cannabis im Einzelfall entfaltet und wie stark diese sind, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen etwa die Art des Konsums (geraucht, gegessen), die aufgenommene Wirkstoffmenge, die Grundstimmung, psychische Verfassung und genetische Veranlagung des Konsumierenden.
Wie schnell tritt die Wirkung ein?
Wer Cannabis raucht, bemerkt die Rauschwirkung fast unmittelbar. Sie erreicht nach etwa einer Viertelstunde ihren Höhepunkt. Nach 30 bis 60 Minuten lässt sie langsam nach; nach zwei bis vier Stunden ist sie meist vollständig abgeklungen.
Viel langsamer entfaltet sich der Drogenrausch, wenn jemand Cannabis isst oder trinkt. Denn über den Magen dauert die Aufnahme von THC ins Blut länger als über die Lunge. Die Wirkung setzt deshalb erst 30 Minuten bis zwei Stunden nach dem Konsum ein.
Genau vorhersehen lässt sich der Wirkungseintritt nicht. Er hängt zum Beispiel davon ab, was und wie viel man vorher gegessen hat. Sobald die Wirkung aber eingesetzt hat, kann sie bis zu zwölf Stunden oder (selten) noch länger anhalten.
Risiken des Cannabiskonsums
Der Konsum von Cannabis birgt zum einen akute Risiken, zum anderen kann er Langzeitfolgen haben. Insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene ist die Gefahr von dauerhaften Beeinträchtigungen groß.
Akute Risiken durch Cannabis
Insgesamt problematisch ist die teilweise sehr unvorhersehbare Wirkung von Cannabis. Besonders wer das Rauschmittel zum ersten Mal konsumiert, weiß nicht, wie sein Körper und Geist darauf reagieren werden.
Psyche: Akute Risiken durch den Konsum von Cannabis betreffen vor allem die Psyche: Paranoia, Halluzinationen, "Horrortrips", Erinnerungslücken und weitere negative Empfindungen können sich einstellen.
Herz: Auch Herzrasen und sogar ein Kreislaufkollaps sind möglich. Die herzfrequenzsteigernde Wirkung kann besonders für Herzkranke gefährlich sein!
Cannabis beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit und erhöht das Verkehrsunfallrisiko. Nach dem Konsum sollten Sie daher kein Fahrzeug lenken (z.B. Auto, Fahrrad, E-Scooter).
Langzeitfolgen von Cannabiskonsum
Eine Cannabis-Sucht stellt sich normalerweise deutlich langsamer und weniger häufig ein als eine Alkoholsucht oder Heroinabhängigkeit.
Der Erfahrung vieler Mediziner und Wissenschaftler nach, gibt es keinen konkreten Sucht-Charakter, der eher dazu neigt eine Abhängigkeit von Cannabis zu entwickeln als andere. Je häufiger der Konsum allerdings erfolgt, umso größer ist die Toleranzwirkung. So führt das regelmäßige Rauchen von Cannabis dazu, dass sich die gewünschte Wirkung nur noch dann einstellt, wenn immer größere Mengen in immer kürzeren Abständen eingenommen werden.
Bestimmte Einflüsse können eine Cannabis-Sucht begünstigen. Hierzu gehören vor allem verschiedene Stressfaktoren und kritische Lebensereignisse. Da der Konsum von Marihuana oder Haschisch in erster Linie Entspannungszustände herbeiführt, wird diese Droge besonders gern verwendet, um mal “runterkommen” zu können. Wer unter Leistungsdruck steht oder emotional instabil ist und den Alltag einfach nur mal vergessen möchte, greift häufiger und regelmäßiger zu Joints als jemand, der beruflich, privat und emotional gefestigt ist.
Erschreckend ist, dass immer mehr junge Menschen eine psychische Abhängigkeit von Cannabis entwickeln. Das Alter, in dem Kids zum ersten Mal einen Joint probieren oder eine Bong rauchen, ist in den letzten Jahren stetig gesunken.
Eine Abhängigkeit von THC ist weniger stark auf den Körper als vielmehr auf den Geist ausgerichtet. Die psychische Abhängigkeit ist allerdings nicht weniger schlimm als eine körperliche Sucht.
Der Grund dafür ist, dass der Cannabiskonsum einen direkten Einfluss auf das mesolimbische System des menschlichen Körpers hat. Dieses ist auch als Belohnungssystem bekannt und beispielsweise für die Entstehung von Gefühlen wie Freude und Zufriedenheit verantwortlich. Wer regelmäßig Joints raucht, bringt sein neuronales Gleichgewicht durcheinander und sorgt für eine Unterfunktion im Belohnungssystem. Infolgedessen können positive Emotionen nur noch durch den Konsum von mehr Cannabis erzeugt werden.
Zahlreiche Studien führten zu der Erkenntnis, dass vor allem die langfristigen Folgen für die Psyche bei einem dauerhaften Cannabiskonsum von Bedeutung sind. Diverse psychotische Erkrankungen stehen im Verdacht, durch den Konsum von Cannabinoiden ausgelöst oder verstärkt zu werden. Depressionen, Angstzustände ebenso wie Persönlichkeitsstörungen können die Folge für den Cannabis-Konsumenten sein. Dazu können sich dauerhafte Konzentrations- und Denkstörungen gesellen.
Auch körperliche Folgen sind möglich: So werden Marihuana und Haschisch meist mit Tabak gemischt über die Atemwege konsumiert. Dadurch kommen die möglichen negativen Folgen des Nikotinkonsums ebenfalls mit ins Spiel. Weiterhin befinden sich heutzutage immer mehr Drogen wie Cannabis im Umlauf, die mit anderen Substanzen gestreckt wurden. Dadurch wird das Risiko von Folgeerkrankungen in unbestimmtem Maße erhöht. Dasselbe gilt für den Fall, dass THC und andere psychoaktive Substanzen kombiniert eingenommen werden. Besonders häufig werden Cannabis und Alkohol gemeinsam konsumiert. Das erhöht zusätzlich das Risiko einer Alkoholabhängigkeit. Zudem steigert der Alkoholkonsum die Aufnahme von THC im Blut, was die Wirkungen der Droge noch verstärken kann.
Hier eine Übersicht über die Langzeitfolgen von Cannabiskonsum:
Folge | Beschreibung |
---|---|
Abhängigkeit | Starkes Verlangen nach der Droge, Kontrollverlust über Konsum |
Psychische Folgen | Erhöhtes Risiko für Psychosen, Depressionen, Angststörungen |
Auswirkungen auf Hirnfunktion | Beeinträchtigung von Lernen, Gedächtnis, Konzentration, Problemlösungsfähigkeiten |
Lungenschäden | Atemwegserkrankungen, erhöhtes Krebsrisiko (insbesondere bei Mischkonsum mit Tabak) |
Cannabis-Risiken für junge Menschen
Die Folgen von Cannabiskonsum können für Jugendliche und junge Erwachsene besonders gravierend sein. Ihr Gehirn befindet sich nämlich noch in Entwicklung, weshalb es besonders sensibel auf die Droge reagiert:
Während der Pubertät gleicht das Gehirn einer Baustelle: Überflüssige Nervenzellen in der Hirnrinde werden abgebaut. Gleichzeitig nimmt die Weiße Substanz (Teil des Großhirns) mit ihren tiefer im Gehirn verlaufenden Nervenfasern zu. Die Hirnareale vernetzen sich effektiver untereinander, und auch die Neurochemie des Gehirns wird neu justiert.
Störungen können in dieser Phase dauerhafte Konsequenzen haben. Studien belegen, dass junge Cannabis-Konsumenten sich schlechter konzentrieren können und impulsiver handeln als Gleichaltrige, die nicht konsumieren - und zwar dauerhaft.
Diese grundlegende Reorganisation des Gehirns ist erst mit etwa Mitte 20 abgeschlossen. Das Risiko für dauerhaft schädliche Folgen regelmäßigen Cannabiskonsums ist daher auch für junge Erwachsene noch erhöht.
Hinzu kommt, dass die Gefahr einer Cannabis-Abhängigkeit zunimmt, je jünger der Konsument ist. Auch die Gefahr psychosozialer Folgen ist erhöht: Die Wahrscheinlichkeit, einen Schul- oder Hochschulabschluss zu machen, ist bei jungen Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, geringer als bei nicht-konsumierenden Gleichaltrigen.
Die Rolle von THC Gehalt
Problematisch ist der gegenüber den Joints der 68er-Jahre dramatisch angestiegene THC-Gehalt, weil Konsumenten häufig eine ähnliche Menge Cannabis wie zuvor rauchen - dabei aber weitaus mehr THC aufnehmen als ein Nutzer einst.
Die Hanfpflanze Cannabis sativa enthält insgesamt mehr als 60 Cannabinoide, von denen Tetrahydrocannabinol aber als stärkste psychoaktive Substanz eingestuft wird.
Dass THC gerade das Gehirn Jugendlicher beeinflusst, ist Experten zufolge biologisch plausibel: In der Pubertät ist das Gehirn eine Art Großbaustelle und besonders leicht aus der Balance zu bringen.
Zu den bekannten Folgen regelmäßigen Cannabis-Konsums in der Pubertät gehöre neben dem höheren Risiko für Psychosen ein um bis zu etwa zehn Punkte sinkender IQ-Wert, erklärt Thomasius. "Wenn ein ohnehin nicht so hoher IQ von 90 auf 80 sinkt, dann bedeutet das eine Lernstörung." Auch Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeiten litten.
Im Gehirn könnten bei Cannabis-Konsum in der Pubertät bis zu gut ein Drittel der funktionsfähigen Verbände im Frontalhirn verloren gehen, das zuständig für Funktionen wie Denken, Vernunft und Emotionsregulation ist.
Psychotische Störungen und Cannabis
In aller Regel sei bei einer psychotischen Störung die Wahrnehmung beeinträchtigt, erklärt Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das eigene Körpererleben sei verändert, auch visuelle oder akustische Halluzinationen seien möglich. Konzentrations- und Lernfähigkeit seien eingeschränkt, das Empfindungsvermögen bei Freude oder Trauer abgestumpft.
Eine psychotische Störung könne bei Drogenabstinenz binnen weniger Wochen komplett ausheilen - allerdings bestehe lebenslang ein höheres Risiko, bei erneutem Konsum wieder in eine zu rutschen.
Generell länger und auch stärker seien die Auswirkungen bei Schizophrenie, einer speziellen Form der psychotischen Störung, erklärt Kinder- und Jugendpsychiater Thomasius.
Frühere Forschungsarbeiten stützten sich weitgehend auf ältere Daten, als Cannabis noch weniger stark war als heute, nehmen die Forschenden in Kanada als Grund für eine mögliche bisherige Unterschätzung an. Der durchschnittliche Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) bei illegalem Cannabis stieg in Kanada demnach von etwa einem Prozent im Jahr 1980 auf 20 Prozent im Jahr 2018.
André McDonald und Susan Bondy von der Universität Toronto hatten für ihre Studie bevölkerungsbasierte Erhebungsdaten aus den Jahren 2009 bis 2012 mit Aufzeichnungen von Gesundheitsleistungen bis zum Jahr 2018 verknüpft. Der Auswertung zufolge berichteten fünf von sechs Jugendlichen (zwölf bis 19 Jahre), die im Studienverlauf wegen einer psychotischen Störung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden oder eine Notaufnahme aufsuchten, über Cannabiskonsum.
Tatsächlich bestimme die Genetik die Anfälligkeit für Psychosen sehr stark, erklärt Thomasius.
Entzug und Therapie
Da die Symptome eines Cannabis-Entzugs in erster Linie psychisch sind, wird die Notwendigkeit einer professionellen medizinisch-therapeutischen Begleitung ersichtlich. Wer mit seiner Karriere als Kiffer aufhören möchte, sollte auf eine gute Betreuung setzen, um vor allem den Langzeitfolgen der Sucht angemessen begegnen zu können.
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