Auch Stars sind nicht vor Depressionen, Panikattacken und Burnout gefeit. Ein Leben im Rampenlicht, immer auf Achse, immenser Druck und nie unbeobachtet in der Öffentlichkeit: Das kann schon auf die Psyche schlagen.
Depressionen im Rampenlicht
Erfolg macht glücklich? Ein fataler Irrglaube. Stark, selbstbewusst, unverwundbar. Siegreiche Spitzensportler verbindet man mit strahlenden Gesichtern. Wer Erfolg hat, muss schließlich glücklich sein. Oder? Die Realität sieht allzu oft anders aus. Unbemerkt von der Öffentlichkeit zerbrechen viele Athleten am (selbst) auferlegten Druck und kämpfen mit inneren Dämonen und Ängsten.
Spätestens seit dem Suizid des deutschen Fußballprofis Robert Enke 2009 ist klar, dass Depressionen auch im Spitzensport keine Ausnahme sind. In den vergangenen Jahren äußerten sich mehrere Topsportler zu dem einstigen Tabuthema, erzählten von psychischen Problemen und machen so Mut, sich in ähnlichen Situationen helfen zu lassen.
Beispiele prominenter Betroffener
- Lady Gaga: Seit ihrer Kindheit leidet der Weltstar unter Ängsten und Depressionen. Sie habe sich lange selbst verletzt. „Ich musste den Grund verstehen, warum ich mit dem Ritzen angefangen habe."
- Selena Gomez: In der Doku „Selena Gomez: My Mind & Me“ spricht die Schauspielerin ganz offen über ihren Umgang mit Depressionen und Angststörungen. Zudem machte sie öffentlich, dass bei ihr 2018 eine bipolare Störung diagnostiziert wurde.
- Kanye West: Der Rap-Star und Ex von Kim Kardashian leidet unter einer bipolaren Störung die sich unter anderem in extremen Stimmungsschwankungen ausdrückt. Seinen Zustand beschreibt er so: „Ich bin überzeugt, dass man mich filmt und überwacht. Ich rede mir dann ein, dass mich alle töten wollen."
- Emma Stone: Hollywoodstar Emma Stone hatte keine unbeschwerte Kindheit: Schon als Siebenjährige war sie wegen Panikattacken in Therapie. Auch heute gibt es noch Phasen in ihrem Leben, in denen die Angst zurückkommt.
- Demi Lovato: Die Sängerin und Schauspielerin litt als Teenager unter Essstörungen. Im Alter von 18 Jahren wurde eine bipolare Störung, bei der sich Hochstimmungen und Depressionen abwechseln, diagnostiziert.
- Lindsey Vonn: 2021 sprach der Ski-Superstar öffentlich an, seit ihrem 17. Lebensjahr mit Depressionen zu kämpfen und Antidepressiva einzunehmen. „Alles an meinem Leben erscheint allen anderen so perfekt, aber ich muss kämpfen wie jeder andere auch", sagte Vonn damals in einem Interview mit dem „People“-Magazin. 2008 habe es eine Phase gegeben, in der sie nicht mehr aus dem Bett kam. „Ich fühlte mich hoffnungslos, leer, wie ein Zombie. Ich konnte nicht einmal mehr heulen." Aus diesem mentalen Tief half ihr vor allem eine Gesprächstherapie.
- Naomi Osaka: Die Japanerin zählt aktuell zu den besten und populärsten Tennisspielerinnen der Welt. Umso größer war das mediale Echo, als die Nummer 2 der Weltrangliste Ende Mai 2021 die French Open vorzeitig verließ und sich öffentlich zu ihren Depressionen äußerte. Seit 2018 leidet sie nach eigenen Angaben an psychischen Problemen. Bei den Olympischen Spielen kehrte sie vor wenigen Wochen erstmals wieder auf den Platz zurück, scheiterte jedoch früh. „Ich war noch nie bei Olympia und ich habe gespürt, dass hier eine Menge Druck auf mir lastete“, erklärte Osaka den sportlichen Rückschlag.
- Michael Phelps: Der erfolgreichste Olympia-Starter aller Zeiten hatte in seiner beispiellosen Schwimm-Karriere früh mit Depressionen zu kämpfen. Doch erst mit 30 Jahren habe er gelernt, endlich über seine Probleme zu reden. Später sprach Phelps offen an, zwischenzeitlich sogar Suizid-Gedanken gehegt zu haben. Bis heute setzt er sich mit Vorträgen und in Interviews für „Mental Health“ ein. „Ich möchte mehr Menschen dazu ermutigen, darüber zu sprechen, was sie durchmachen.
- Simone Biles: Die Ausnahmeturnerin zog sich während der Olympischen Spiele in Tokio zurück, sagte gleich mehrere Wettkämpfe ab. Die Begründung: psychische Probleme und der Kampf gegen „Dämonen im Kopf“. Biles äußerte sich dazu auch öffentlich: „Am Ende des Tages ist es das nicht wert. Meine mentale und physische Gesundheit steht über jeder Medaille, die ich je gewinnen könnte.“ Zum Schwebebalkenfinale kehrte die 24-Jährige schließlich zurück in die Turnhalle und holte Bronze.
- Sebastian Deisler: „Basti Fantasti“ galt als Fußball-Wunderkind - er selbst wollte aber weder im Rampenlicht noch mit dem auferlegten Druck leben. Auf körperliche Verletzungen folgten schwere psychische Probleme. Sebastian Deisler begab sich schließlich in ärztliche Behandlung, sprach öffentlich über seine Krankheit und zog sich mit nur 27 Jahren aus dem Fußballzirkus zurück. Auf der Pressekonferenz sagte er damals: „Ich habe die Freude und den Spaß verloren. Es war zuletzt für mich eine Qual."
Österreichische Prominente und ihre Erfahrungen
Auch andere österreichische Prominente haben sich in der Vergangenheit zu ihren psychischen Erkrankungen offen bekannt.
- Robert Kratky, Ö3-Moderator: Schon 2014 hat Kratky von einer Depression gesprochen, wegen der er sich auch erfolgreich behandeln lassen konnte. Allerdings hatte er vor zweieinhalb Jahren einen „totalen Zusammenbruch unter der Last der Dinge, die sich in meinem Leben angehäuft haben“, wie er in einem aktuellen Insta-Post einräumte. Dabei wies er darauf hin, dass man in solchen Fällen unbedingt zu Spezialist:innen gehen sollte.
- Alexander Pointner, Ex-Cheftrainer der österreichischen Skisprung-Nationalmannschaft: Schon davor hatte Pointner Depressionen. Als er seine damals 17-jährige Tochter durch Suizid verloren hatte, schlitterte er in die nächste. Auch er wies in Interviews darauf hin, dass professionelle Unterstützung eine große Hilfe sei und dass man sich mit der Erkrankung nicht verstecken müsse.
- Thomas Stipsits, Schauspieler und Kabarettist: Stipsits erlitt erst Anfang des Jahres ein Burn-out und zog sich für einige Monate zurück. In einem Interview mit „Kurier“ erklärte er nach seiner Genesung, das Burn-out-Syndrome sei verbunden mit „Angst und Panik, die gehen oft über in eine Depression.“
- Andrea Händler, Kabarettistin: Händler geht prinzipiell sehr offen mit ihrem Privatleben um und hat bereits 2004 ihre Depressionen öffentlich gemacht. Seitdem wird sie als Betroffene zu Ärztesymposien eingeladen, um über den Umgang mit Depressionen zu reden. Damit will sie auch zeigen, dass man etwas dagegen tun kann.
- Erika Pluhar, Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin: Die große Erika Pluhar litt als junges Mädchen an Anorexie, eine Erkrankung, besser bekannt als Magersucht und eng mit Depression verbunden. In jungen Jahren sei sie „sehr oft ein depressiver und melancholischer Mensch“ gewesen, aber nie „depressionskrank“, wie sie selbst betont. Dennoch setzt sie sich für einen offenen Umgang mit der Erkrankung ein.
- Joesi Prokopetz, Musiker, Autor, Darsteller und Kabarettist: Der Texter zahlreicher Austropop-Klassiker litt vor Jahren unter schweren Depressionen, ist derzeit aber genesen. „Eine Depression schleicht sich ein und wird mit der Zeit vom Schneeball zur Lawine. Bis man deutlich merkt, dass was nicht stimmt, ist es schon zu spät, und man ist mittendrin“, erklärte er gegenüber „Medizin Populär“.
- Christian Clerici, Journalist und TV-Moderator: Schon 2001 erlitt Christian Clerici ein Burn-out, er bezeichnete sich als vollkommen leer zu diesem Zeitpunkt. Dazu kam auch noch ein schmerzhafter Bandscheibenvorfall, der sich nicht eben positiv auf seine psychische Gesundheit auswirkte. Mittlerweile ist er geheilt.
- Adele Neuhauser, Schauspielerin: Die „Tatort“-Darstellerin leidet seit ihrer frühen Jugend unter Depressionen, ihren letzten Suizidversuch unternahm sie mit 21. Inzwischen haben sich die Dinge geändert: „Inzwischen sehe ich es wie in der Fotografie - es gibt das positive und das negative Bild. Ich habe mich immer nur negativ gesehen. Ich musste erst lernen, mich auch positiv zu sehen“, sagte gegenüber dem „Zeit-Magazin“.
- Elke Winkens, Schauspielerin und Moderatorin: Auch Elke Winkens erlebte eine depressive Phase. „Ich wurde so erzogen, dass man sich zusammen reißt. Nachdem mein Vater gestorben ist und meine Scheidung war, hatte ich plötzlich keinen Halt mehr“ erzählte sie anlässlich einer Gala gegenüber der APA. „Ich konnte im Außen nichts mehr finden und war mir selbst nicht gut genug. Das war eine sehr schwere Zeit für mich.
Weitere Beispiele internationaler Persönlichkeiten
- Kendall Jenner: Mit gerade einmal 22 Jahren zählt Kendall Jenner schon längst zu den angestatesten Models. "Kendall leidet unter einer Angststörung" erzählte ihre Mutter und Managerin Kris Jenner. Am nervösesten sei ihre Tochter während der Fashionweeks oder wenn sie viel reist. "Im vergangenen Jahr ist viel passiert. Kim ist ausgeraubt worden. Dann wurde ich ausgeraubt und wurde gestalkt. „Angst ist nur etwas Psychisches. Du musst deine Wege finden, sie zu vermeiden. Das versuche ich, aber manchmal gerät sie außer Kontrolle“, so Kendall Jenner weiter. „Aber ich denke, ich bin sehr dankbar für die Situation, in der ich mich befinde.
- Ryan Phillippe: Ryan Phillippe hat als Schauspieler häufig gequälte Charaktere dargestellt. In einem Interview verriet der Amerikaner jetzt, dass ihm auch sein wahres Leben oft sehr düster erscheint. "Schon seit meiner Kindheit sind Depressionen ein großes Hindernis für mich. Mit dem Alter wird es ein bisschen besser, aber ich bin einfach von Natur aus ein trauriger Mensch." Seine Karriere verlief nach einigen Hits wie "Eiskalte Engel" oder "Studio 54" nur noch schleppend. Der Schauspieler befürchtet, dass seine 15-jährige Tochter Ava, deren Sorgerecht er sich mit seiner Ex-Frau Reese Witherspoon teilt, die gleiche Veranlagung hat: "Ich sehe es in meiner Tochter. Sie hat es und ich wünschte, sie hätte es nicht.
- Christina Ricci: 2004 hat Schauspielerin Christina Ricci zugegeben, dass sie seit Jahren an Depressionen leidet und sich auch schon länger behandeln lässt. In dem Film "Prozac Nation" hatte sie eine depressive Frau gespielt.
- Sharon Osbourne: Eigentlich gilt sie als immer gut gelaunt, vor kurzem aber hat Sharon Osbourne verraten, dass sie seit Jahren mit Depressionen zu kämpfen hat. Über ihr überraschendes Geständnis meinte sie zu ihren Talk-Kolleginnen: "Niemand hat je gefragt.
- Halle Berry: Halle Berry hatte nach ihrer gescheiterten Ehe versucht, sich umzubringen. Danach merkte sie selbst: "Ich musste mich selbst umprogrammieren und das Gute an mir finden. Nur weil mich jemand nicht liebt, heißt das nicht, dass ich nicht liebenswert bin.
- Gwyneth Paltrow: Paltrow vor Kurzem erstmals offen zu, an Depressionen zu leiden. Ganz schlimm sei es nach der Geburt ihres Sohnes Moses im Jahr 2006 gewesen. "Zu meinen schlimmsten Zeiten war ich ein Roboter. Ich habe nichts gefühlt.
- Robbie Williams: Er ist erfolgreich, hat Geld und viele Fans - dennoch konnte sich Robbie Williams negativen Gedanken jahrelang nicht erwehren. "Ich habe eine chronische Traurigkeit die immer wieder kommt.
- Kylie Minogue: Nachdem bei der Sängerin 2005 Brustkrebs diagnostiziert wurde, sagte Kylie ihre Konzerttour ab, um sich Zeit für die Operation und darauffolgende Chemotherapie zu nehmen - ein Schicksalsschlag und eine Pause, die zu Depressionen führte.
Post-Olympische Depression
Paris 2024 ist Geschichte - und für viele Sportler wartet direkt die nächste mentale Ausnahmesituation. Die Rückkehr in den Alltag ist nach Paris eine anspruchsvolle Herausforderung, viele Athleten erleben dabei eine große Leere. Rekord-Olympiasieger Michael Phelps rückte das Thema der Post-Olympic-Depression schon vor Jahren in den Fokus.
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Australische Forschende berichteten vor drei Jahren, dass Post-Olympia-Depressionen keine Seltenheit sind. In strukturierten Interviews erklärten Sportler, dass sie sich in der ersten Zeit nach den Spielen häufig deprimiert und einsam fühlten. Sie vermissten das Team und sahen sich plötzlich mit viel freier ungeplanter Zeit konfrontiert.
Nach Ansicht von Ulrich Knapp, Trainer der deutschen Weitspringerin Malaika Mihambo, sind Debütanten stärker gefährdet. „Sportler, die zum ersten Mal dabei sind, fallen recht schnell in ein Loch, anders, als wenn man diese Erfahrung schon mal gemacht hat. Neulinge werden oft regelrecht erschlagen von dem Riesenereignis Olympia“, sagte Knapp.
Die Bedeutung von Unterstützung und Therapie
Der Sänger und Schauspieler ist überzeugt: Psychotherapie kann helfen, sich selbst besser zu verstehen. Er hatte alles, was es zum Glücklichsein braucht, dennoch war er es nicht. Pizzera holte sich daraufhin Hilfe von einem Psychotherapeuten.
Viele verstecken sich auch, glauben, eine "Schwachen" nimmt ja keiner. Das gehört entstigmatisiert. Man muss über diese Krankheit reden. Wenn sich einer den Fuß bricht, versteckt er das ja auch nicht. Professionelle Hilfe kann so eine große Hilfe sein. Man ist nicht verloren, wenn man an Depression erkrankt.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen. Das zeigen auch immer mehr Prominente, die offen über Psychotherapie sprechen.
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