Viele Menschen konsumieren über Jahre hinweg regelmäßig Marihuana, mal mehr, mal weniger. Doch was passiert, wenn man plötzlich aufhört zu kiffen? Einige berichten von anfänglichen Entzugserscheinungen, die nach wenigen Tagen in schwere Depressionen übergehen können.
Körperliche und Psychische Auswirkungen des Kiffens
Regelmäßiges Kiffen kann sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche auswirken. Neben negativen Auswirkungen auf Gedächtnisleistung und Konzentration können langfristig Migräne, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände auftreten. Cannabis wird oft als natürliche Substanz und somit als "gesünder" und weniger schädlich wahrgenommen. Fakt ist: Der Tabakentzug ist bei doppelter Abhängigkeit bzw. weiterem Cannabis Konsum meist schwieriger. Denn der Konsum von Joints mit Tabak nach dem Rauchstopp hält das typische Rauchverhalten und die Nikotinabhängigkeit aufrecht.
Die rauscherzeugende Wirkung von Cannabis geht auf den Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) zurück. Dieser beeinflusst im zentralen Nervensystem die Ausschüttung und Weiterleitung von Botenstoffen. Mit zunehmendem Konsum passt das Gehirn die natürliche Produktion von Botenstoffen an. Bei einem abrupten Konsumstopp gerät dieses Gleichgewicht ins Wanken.
Mögliche Entzugserscheinungen
- Schlafstörungen
- Schwitzen
- Nervosität
- Magenkrämpfe
- Zittern
- Grippeähnliche Symptome
- Angst
- Depressionen
- Craving (starkes Verlangen nach erneutem Konsum)
Die Symptome beim körperlichen Entzug von Cannabis werden oft als unangenehm empfunden, sind aber in der Regel nicht lebensbedrohlich. Anders verhält es sich, wenn ein Mischkonsum vorgelegen hat und gleichzeitig mit der Einnahme mehrerer Drogen aufgehört wird.
Depressionen nach dem Aufhören: Ursachen und Zusammenhänge
Es stellt sich die Frage, ob Depressionen tatsächlich durch das Aufhören mit dem Kiffen ausgelöst werden können oder ob sie bereits vorher vorhanden waren und lediglich durch den Konsum unterdrückt wurden. Viele Betroffene berichten, dass der Wegfall des Cannabis einen großen Einschnitt im Leben darstellt und ein Gefühl der Leere hinterlässt. Dies kann den Selbstfindungsprozess erschweren und zu depressiven Verstimmungen führen.
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Einige Experten sind der Meinung, dass die Gründe für die Depressionen woanders liegen und nur mit dem Kiffen gedämpft wurden. Wenn jemand keine "psychischen Probleme" hat, wird er sicherlich nicht so auf einer Droge hängen bleiben. Der Rausch ist einfach viel angenehmer als das "andere" Leben und dann dämpft man die negativen Gefühle einfach immer wieder, und weil man - vor allem Anfangs - Erfolg damit hat, wird man es auch immer wieder tun.
Die Annahme, dass Cannabis eine „ungefährliche“ oder „harmlose“ Rauschsubstanz sei, ist gesellschaftlich immer noch verbreitet. Zwar stimmt es, dass regelmäßiges Kiffen für den Körper weniger belastend ist als eine Opiat- oder Alkoholsucht - trotzdem müssen insbesondere Dauerkonsumenten beim Entzugssymptome wie Schlafstörungen oder Muskelzittern befürchten.
Es gibt sicherlich einen Zusammenhang zwischen Aufhören und Depressionen, aber das Aufhören ist nicht der Grund für die Depression, denn die Voraussetzung für die Depression hattest Du bereits auch ohne Kiffen, denn warum sonst hast Du Dich weggeballert? Ausgelöst mag die Depression vom Kiffen sein, aber nicht, weil Du mit Depression auf den Mangel reagierst, sondern weil der Dämpfer fehlt und Du Deiner Depression nun "hilflos" ausgeliefert bist.
Dopaminmangel als Ursache?
Die bei Cannabis-Konsumenten (Kiffern) häufig zu beobachtende Antriebs- und Motivationsarmut könnte durch eine verminderte Dopaminproduktion im Gehirn verursacht werden. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der auch stimmungsaufhellend wirkt. Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass Cannabis die Dopaminsynthese im Gehirn hemmt.
Was tun bei Depressionen nach dem Kiffen aufhören?
Es ist wichtig, die eigenen Gefühle und Emotionen zuzulassen und sich nicht zu scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Arzt oder Therapeut kann helfen, die Ursachen der Depression zu erkennen und geeignete Behandlungsstrategien zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass man nicht allein ist und es viele Menschen gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
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Tipps zur Bewältigung
- Ärztliche oder therapeutische Hilfe suchen: Ein Gespräch mit einem Fachmann kann helfen, die Ursachen der Depression zu erkennen und geeignete Behandlungsstrategien zu entwickeln.
- Suchtberatung in Anspruch nehmen: Eine Suchtberatungsstelle kann wertvolle Unterstützung bieten und über die Gefahren einer Abhängigkeit aufklären.
- Beschäftigung suchen: Neue Hobbys und Interessen können helfen, die Leere zu füllen und den Fokus auf positive Aktivitäten zu lenken.
- Soziale Kontakte pflegen: Der Austausch mit Freunden und Familie kann helfen, sich weniger isoliert zu fühlen und Unterstützung zu erhalten.
- Sport treiben und auf eine gesunde Ernährung achten: Körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung können die Stimmung positiv beeinflussen.
- Entspannungsübungen praktizieren: Techniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die innere Ruhe zu fördern.
- Geduld haben: Es braucht Zeit, bis sich Körper und Psyche an die veränderte Situation gewöhnt haben.
Ein kalter Entzug ist mit einem Schock für das zentrale Nervensystem gleichzusetzen, welches an die Wirkung der Droge gewöhnt ist.
Stationärer oder Ambulanter Entzug?
Bei einer starken körperlichen und/oder psychischen Abhängigkeit von THC sollte man möglichst keinen kalten Entzug durchführen. Deutlich empfehlenswerter ist bei THC ein stationärer Entzug in einer qualifizierten Suchtklinik. Hier entziehen die Konsumenten unter ärztlicher Aufsicht. Gleichzeitig beginnt direkt mit der Entgiftung eine erste therapeutische Aufarbeitung der Sucht. Besonders empfehlenswert sind Entzugsprogramme, bei denen Entgiftung und Entwöhnung aneinandergekoppelt sind. Eventuelle Begleiterkrankungen wie z. B. Depressionen oder Ängste, aber auch Mehrfachabhängigkeiten, können unmittelbar mitbehandelt werden. So werden die Betroffenen umfassend auf ein Leben ohne Cannabis vorbereitet. Erfahrungsgemäß ist dieses Entzugskonzept besonders erfolgreich, denn die Rückfallquote ist gering.
Eine THC-Abhängigkeit muss in den meisten Fällen nicht stationär behandelt werden. Nur bei schwerwiegenden Cannabis-Entzugserscheinungen oder einer Cannabis-Psychose sollten Betroffene den Entzug unbedingt stationär unter medizinischer Aufsicht durchführen. Dasselbe gilt, wenn der regelmäßige Konsum zusammen mit anderen Substanzen erfolgt ist. Denn besteht die Gefahr einer Mehrfachabhängigkeit, können sich mögliche Entzugssymptome potenzieren.
Ähnlich wie bei Alkohol- und Tabakabhängigkeit war man lange der Meinung, dass es besser ist, zuerst eine Substanz abzusetzen und dann die andere. Heute wird jedoch empfohlen, den Ausstieg aus dem Cannabis- und Tabakkonsum gleichzeitig anzugehen und die Abstinenz von beiden Substanzen anzustreben.
Betroffene können leichte Entzugssymptome mit einfachen Mitteln lindern: Sport und eine verbesserte Schlafhygiene helfen bei Beschwerden wie innerer Unruhe oder Einschlafproblemen. Auch eine gesunde Ernährung und Entspannungsübungen können bei der Überwindung der Cannabis-Abhängigkeit unterstützen.
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Dauer des Entzugs
Wie lang die Cannabis-Entzug-Dauer ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine pauschale Aussage ist nicht möglich. Grundsätzlich gilt jedoch die Devise, dass der Entzug umso langwieriger ist, je exzessiver Cannabis konsumiert wurde. Insgesamt sollten Betroffene von einer Zeitspanne von 4 Wochen bis hin zu mehreren Monaten ausgehen. Danach ist das Kapitel „Abhängigkeit“ jedoch keineswegs abgeschlossen. Betroffene müssen immer wieder mit Rückfallrisiken rechnen - das Suchtgedächtnis wird sie noch lange Zeit begleiten.
Im Rahmen einer mehrwöchigen, intensiven Therapie wird diesen Frage auf den Grund gegangen und alternative Kognitions- und Handlungsmuster eingeübt. Abhängigkeitserkrankungen führen zu strukturellen Veränderungen im menschlichen Gehirn - es kommt zur Ausbildung des sogenannten Suchtgedächtnis. Dieses kann auch nach einem erfolgreichen Entzug von Cannabis oder anderen Drogen jederzeit reaktiviert werden und ein scheinbar unstillbares Verlangen nach dem Konsum des Rauschmittels auslösen. Deshalb sollten Betroffene sich nach der Dauer des Entzugsprogramms für eine ambulante, mehrmonatige Nachsorge entscheiden.
Die Frage nach der Cannabis-Entzug-Dauer sollte sich nicht nur auf den reinen Entzugsprozess beziehen. Der Entschluss, tatsächlich mit dem Kiffen aufzuhören, ist häufig ein längerer Prozess. Viele Cannabis-Konsumenten versuchen im Laufe ihrer Abhängigkeit mehrfach, sich von der illegalen Droge zu lösen und den Konsum eigenmächtig zu beenden. In den meisten Fällen gelingt dieses Vorhaben nicht. Schuld daran sind oft eine instabile Motivation, der Suchtdruck und die körperlichen Entzugserscheinungen, die sich vor allem bei Dauerkiffern bereits in den ersten Tagen nach dem Absetzen einstellen.
Phasen des Entzugs
- Entgiftung: Körperlicher Entzug, bei dem das Rauschmittel abgesetzt wird. Der Körper baut eingelagerte Wirkstoff-Depots ab und gewöhnt sich schrittweise daran, dass die rauscherzeugende Substanz nicht mehr eingenommen wird.
- Entwöhnung: Psychische Ablösung von der Droge. Der Suchtkranke muss verstehen, weshalb die Droge überhaupt einen derart großen Stellenwert eingenommen hat, in welchen Situationen der Konsumdruck am höchsten ist und wie sie Rückfallsituationen rechtzeitig erkennen und vorbeugen.
- Nachsorge: Ambulante, mehrmonatige Nachsorge, um das Suchtgedächtnis zu kontrollieren und Rückfälle zu vermeiden.
Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich auf den Entzug reagiert und die Dauer sowie die Intensität der Symptome variieren können. Mit der richtigen Unterstützung und den passenden Strategien ist es jedoch möglich, die Depressionen zu überwinden und ein suchtfreies Leben zu führen.
Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keine professionelle Beratung. Bei gesundheitlichen Problemen sollte immer ein Arzt oder Therapeut konsultiert werden.
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