Panikattacken und Panikstörung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Panikstörung zeichnet sich durch gehäufte Panikattacken aus, die plötzlich und ohne einen erkennbaren Grund auftreten. Typische Symptome sind Atemnot oder Herzrasen.

Jeder Mensch kann im Verlauf des Lebens in eine Situation kommen, die eine Panikattacke auslöst. Diese als sehr stark empfundene Angst geht oft mit schweren körperlichen Symptomen wie Herzrasen oder Schweißausbrüchen einher. Sie verblasst im Allgemeinen jedoch, sobald der Grund für die Panikattacke nicht mehr besteht.

Treten Panikattacken jedoch innerhalb eines Monats wiederholt, überraschend und ohne ersichtlichen Grund auf, stellen sie ein Symptom der Panikstörung dar. Frauen sind anfälliger für diese Form der Angststörung und sind etwa doppelt so häufig wie Männer von ihr betroffen. Das Risiko für diese psychische Erkrankung liegt bei circa fünf Prozent.

Symptome einer Panikstörung

Typisch für eine Panikstörung sind Panikattacken, d.h. wiederholte Panikattacken ohne einen für Außenstehende nachvollziehbaren Auslöser. Panikattacken treten in der Regel spontan, ohne Grund, an beliebigen Orten und unabhängig von der Situation auf.

Dies führt möglicherweise dazu, dass sich eine betroffene Person vor einem bestimmten Ort zu fürchten beginnt, an dem sie eine Panikattacke erlebt hat, zum Beispiel in einem fahrenden Auto. Aus Angst davor, ein solches Ereignis nochmals zu erleben, können Menschen mit Panikstörungen ein Vermeidungsverhalten entwickeln. Aus diesem entsteht eine Agoraphobie.

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Dabei kann bei dem Gefühl der Angst immer Phänomene wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern (Tremor), Schwindel, Doppelbilder auftreten. Dazu kommen Manchmal das Gefühl, mit dem Herzen sei etwas los (Herzstechen, Herzstolpern etc.) und man sei jemand anderer.

Im Gegensatz etwa zur Allgemeinen Angststörung, tritt die Panikattacke (F41.0) aus heiterem Himmel auf in Verbindung mit der Angst zu sterben, oder verrückt zu werden. Bei jedem Menschen zeigen sich einige, aber selten alle Symptome.

Ursachen und Risikofaktoren

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die genetische Veranlagung eine Panikstörung begünstigen kann, denn Angststörungen häufen sich in bestimmten Familien. In der Regel wirken bei dieser psychischen Erkrankung jedoch verschiedene Faktoren zusammen.

Beeinflusst wird die Entstehung einer Panikstörung beispielsweise von bestimmten Denk- und Verhaltensmustern: Neigt ein Mensch von Natur aus dazu, die Signale seines Körpers stets zu beobachten, intensiviert er nach einer Panikattacke möglicherweise diese Verhaltensweise. Normale Körpersignale wie der Herzschlag, die Atmung oder Darmgeräusche werden dann oft stärker, schneller oder lauter wahrgenommen und als nicht normal empfunden.

Belastungen in der Kindheit, einschneidende Erlebnisse wie Unfälle oder der Verlust eines geliebten Menschen können ebenso hinter einer Panikstörung stecken wie Lebenskrisen. Sozioökonomische oder auch psychische Belastungen und Erkrankungen wie Stress beziehungsweise Depressionen lösen unter Umständen ebenfalls solche heftigen Reaktionen aus. Das Gleiche gilt für Beschwerden an Herz und Lunge oder hormonelle Störungen.

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So kann zum Beispiel auch ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn zu einer Panikattacke führen.

Es gibt derzeit noch kein allgemein anerkanntes und umfassend erklärendes Modell, wie Angststörungen entstehen. Allerdings existieren verschiedene Theorien. Diese versuchen die Ursachen aus der jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive zu klären.

Zugrunde liegt das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Dieses geht davon aus, dass es Risikofaktoren gibt.

  • Änderungen im Gehirnstoffwechsel: Akute Belastungen führen zur Ausschüttung von vermehrten „Stresshormonen“ (z.B.
  • Innere Konflikte: Übermäßige Angst kann die Folge eines (unbewussten) inneren Konfliktes sein (z.B.
  • Bestimmte Denk- und Lernvorgänge: Dabei spielen Erfahrungen, die Ängste hervorrufen, und Vermeidungsverhalten eine Rolle. Oder auch das sogenannte Lernen am Modell: Menschen im Umfeld zeigen Angstverhalten. Dieses wird von Betroffenen - teilweise verstärkt - übernommen. Auch nicht direkt erlebte Situationen können Ängste auslösen (z.B.

Integrative Modelle gehen davon aus, dass biologisch-körperliche, psychische und soziale Faktoren zusammenwirken.

Verursachende Faktoren: Z.B.

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Auslösende Faktoren: Sind verursachende Faktoren vorhanden, können Auslöser die Angststörung „aktivieren“. Dazu zählen z.B.

Aufrechterhaltende Faktoren: Dazu gehören etwa Vermeidungsverhalten, die Angst fördernde Denkmuster, fehlende Kontrolle über die Gefühle, Hemmung von Gefühlen, Verdrängung von Konflikten sowie soziale ungünstige Einflüsse (z.B.

Angst kann auch auf tatsächlicher Gefährdung beruhen - etwa bei psychischer oder körperlicher Gewalt.

Diagnose einer Panikstörung

Bei gehäuften Panikattacken führt der Weg als erstes in die hausärztliche Praxis. Da sie häufig mit körperlichen Symptomen einhergehen, versucht der Arzt zunächst, sich ein möglichst genaues Bild über die Erkrankung zu machen.

Nach dem Anamnesegespräch setzt der Arzt möglicherweise weitere Untersuchungen an, um körperliche Auslöser für die Panikattacken auszuschließen. Lassen sich keine finden, empfiehlt er unter Umständen eine Psychotherapie. Denn im Falle einer Panikstörung ist es wichtig, diese möglichst schnell zu behandeln.

Bevor die Diagnose einer Angststörung möglich ist, muss eine Ärztin/ein Arzt körperliche Ursachen ausschließen. Zum Beispiel Erkrankungen der Lunge, des Herz-Kreislauf-Systems oder neurologische Erkrankungen.

Zudem wird abgeklärt, ob noch eine weitere psychische Erkrankung vorliegt. Die Ärztin/der Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch und veranlasst eine Laboruntersuchung (vor allem Blutbild und Schilddrüsenhormone). Zudem gibt ein EKG Aufschluss über mögliche Funktionsstörungen des Herzens.

Je nach bisheriger Krankengeschichte, Symptomen oder auch bereits bestehenden Erkrankungen finden zusätzliche abklärende Untersuchungen statt (z.B. Lungenfunktionstest, EEG, MRT).

Nach der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) liegt eine Generalisierte Angststörung vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Es bestehen seit mindestens sechs Monaten Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme, mit folgenden Befunden: vegetative Symptome wie erhöhte Herzfrequenz, Schwitzen, Zittern oder Mundtrockenheit
  • Symptome im Bereich von Brustkorb oder Bauchraum (Atembeschwerden, Beklemmungsgefühle, Schmerzen im Brustkorb, Missempfindungen im Bauch)
  • Psychische Symptome (Schwindel, Gefühl von Unwirklichkeit, Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben)
  • Allgemeinsymptome (Hitzewallungen oder Kälteschauer, Missempfindungen auf der Haut = Parästhesien)
  • Symptome der Anspannung (verspannte Muskeln, Ruhelosigkeit, Kloßgefühl im Hals)
  • Andere unspezifische Symptome (wie Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit, Einschlafstörungen)

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie stützt sich in erster Linie auf die Psychotherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich dabei als Methode der Wahl etabliert: Bei ungefähr 80 Prozent der Menschen lassen sich die Panikattacken durch sie beheben.

Wie sich die Psychotherapie gestaltet, hängt von der vorliegenden Angststörung oder Phobie ab. In der Regel bildet die kognitive Verhaltenstherapie die Basis dieses Behandlungsansatzes. Patienten erhalten weitere Informationen über Selbsthilfe-Maßnahmen entweder aus Büchern oder über digitale Angebote.

Während der Behandlung wird der betroffene Mensch dabei unterstützt, sich aktiv mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen (Konfrontationstherapie). Wenn die Symptome schwer ausfallen, lässt sich die Psychotherapie mit Medikamenten (Pharmakotherapie) wie Antidepressiva kombinieren.

Die Behandlung einer Angststörung besteht meist aus Psychotherapie und Medikamenten. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann zudem eine klinisch-psychologische Behandlung hilfreich sein. Die Symptome können durch eine Behandlung gemildert werden bzw. auch komplett wegfallen. Es kann jedoch zu Rückfällen (Rezidiven) kommen. Ein wesentlicher Aspekt der Therapie ist der Umgang mit der Erkrankung. Dabei lernt die Patientin/der Patient, mit Angst viel besser umzugehen.

Es gibt verschiedene psychotherapeutische Ansätze, die bei Panikattacken helfen können.

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Dies ist eine der am besten erforschten Methoden zur Behandlung von Angststörungen. In der KVT lernst du, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern.
  • Expositionstherapie: Ein Teil der KVT, bei dem du dich schrittweise angstauslösenden Situationen stellst, um zu lernen, dass die Angst nachlässt, wenn du dich ihr stellst.
  • Kognitive Umstrukturierung: Hier arbeitest du daran, irrationale Gedanken und Überzeugungen zu identifizieren und durch realistischere zu ersetzen.
  • Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Diese Therapieform hilft dir, deine Gedanken und Gefühle zu akzeptieren, anstatt gegen sie anzukämpfen, und dich auf Werte und Ziele zu konzentrieren, die dir wichtig sind.

In der medikamentösen Therapie kommen vor allem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit Wirkstoffen wie Citalopram, Escitalopram oder Paroxetin zum Einsatz. Venlafaxin ist ein weiteres Mittel, das als Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bezeichnet wird. Diese Wirkstoffe vermindern den Rücktransport des jeweiligen Botenstoffs (Neurotransmitter) Serotonin oder Noradrenalin in die Nervenzellen.

Bei akuten schweren Panikattacken ist es häufig notwendig, den Patienten zunächst medikamentös zu beruhigen. Dazu verabreichen Ärzte zumeist Beruhigungsmittel (Sedativa), zum Beispiel Benzodiazepine wie Lorazepam.

Bei Angststörungen verschreibt die Ärztin/der Arzt unter anderem Medikamente, die auch zur Behandlung von Depressionen zur Anwendung kommen.

Medikamente bei verschiedenen Angststörungen:

  • Panikstörungen und Agoraphobie: Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin oder auch Venlafaxin. Wenn diese Medikamente nicht wirken, kann Clomipramin zum Einsatz kommen.
  • Generalisierte Angststörung: Escitalopram, Paroxetin, Venlafaxin, Duloxitin, Buspiron oder Pregabalin.
  • Sozialphobie: Paroxetin, Sertralin, Escitalopram oder Venlafaxin. Oder auch Betablocker in ausgewählten stressigen Situationen.
  • Bei allen Angststörungen kann in begründeten Ausnahmefällen oder in einer Akutsituation die Anwendung eines Beruhigungsmittels (Benzodiazepine) kurzfristig hilfreich sein. Die Anwendung muss dabei engmaschig ärztlich begleitet werden, um Abhängigkeit von Benzodiazepinen zu verhindern.

Was Sie selbst tun können

Häufig sorgen Ängste dafür, dass die Betroffenen den Situationen, vor denen sie sich fürchten, ausweichen. Das trägt jedoch nur dazu bei, dass sich die Ängste davor verstärken. Versuchen Sie daher, sich nach Möglichkeit Ihrer Angst zu stellen und sich bewusst zu machen, dass Ihnen in der Situation nichts Schlimmes passieren kann.

Es ist hilfreich, sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen, die im Umgang mit der Erkrankung unterstützen kann. Wenn Sie keine Angehörigen oder nahestehenden Personen haben, bieten Selbsthilfegruppen oft Halt. Hier finden Gleichgesinnte zusammen und sprechen über ihre Ängste.

Experten empfehlen Menschen mit einer Panikstörung zudem, Sport zu treiben. Das können Sie in Gruppen oder auch allein tun.

Weitere Tipps zur Selbsthilfe:

  • Sport im Sinne von Ausdauertraining.
  • Mögliche Verstärker der Angst beobachten und vermeiden (z.B. negativer Stress, Medikamentenmissbrauch, Koffein etc.).
  • Der Besuch einer Selbsthilfegruppe.
  • Atemübungen: Richten Sie die Aufmerksamkeit auf die Ausatmung. Atmen Sie tief ein und aus.
  • Richten Sie ihre Aufmerksamkeit auch auf die Umwelt, dass was sie im hier und jetzt umgibt.

Die Rolle des Partners

Die Panikattacke kann als eine Stressreaktion des Organismus verstanden werden. Eine Möglichkeit ist, dass der Organismus sich selbst wieder entspannte, aber Sie können auch als Partner entspannend wirken. Dafür bleiben Sie ruhig und entspannen sich selbst und bleiben dennoch präsent und aufmerksam. Damit signalisieren Sie, dass keine Gefahr herrscht.

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