Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) empfinden ihre Umwelt oft als chaotisch und unvorhersehbar.
Sie haben große Schwierigkeiten damit, sich flexibel an neue Situationen und Abläufe anzupassen und sich adäquat zurechtzufinden.
Durch den Einsatz bestimmter Verhaltensmuster versuchen Betroffene daher ihre Umwelt vorhersehbarer und durchschaubarer zu gestalten.
Charakteristische Merkmale von Autismus
Autismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene tiefgreifende Entwicklungsstörungen - die genaue Bezeichnung lautet Autismus-Spektrum-Störungen (ASS). Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine neurologisch bedingte Entwicklungsstörung, die sich durch Besonderheiten in sozialer Interaktion, Kommunikation sowie durch repetitive Verhaltensweisen auszeichnet.
Soziale Hürden
Autistische Menschen haben oft Schwierigkeiten, nonverbale Signale wie Mimik, Gestik oder Blickkontakt intuitiv zu deuten, was das Verstehen von Emotionen erschwert.
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Soziale Regeln und Small Talk wirken häufig unverständlich, wodurch Gespräche von Autisten als anstrengend empfunden werden oder ungewöhnlich direkt wirken.
Außerdem wird Sprache oft wörtlich genommen, sodass Ironie oder Redewendungen nicht sofort erkannt werden.
Spezialinteressen
Viele autistische Menschen haben tiefgehende Spezialinteressen, mit denen sie sich intensiv beschäftigen.
Repetitive/stereotype Verhaltensweisen
Darunter versteht man bestimmte Handlungen, die immer wieder (auf dieselbe Art und Weise) wiederholt werden.
Manche Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung zeigen auffällige Körperbewegungen, wie zum Beispiel mehrmaliges Flattern mit Armen oder ein Schaukeln des Oberkörpers.
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Außerdem bevorzugen sie fixe Abläufe und Strukturen, die für andere nicht immer Sinn ergeben.
Bei einem Kind kann sich das beispielsweise so äußern, dass es darauf besteht, immer zur selben Zeit zu essen und das nur von einem roten Teller, immer denselben Weg zur Schule zu gehen oder das Spielzeug immer auf eine bestimmte Art zu ordnen.
Gleichzeitig gibt ihnen ein fester Tagesablauf Sicherheit, während unerwartete Veränderungen Stress auslösen können.
Um sich zu beruhigen oder Reize zu regulieren, zeigen sie oft wiederholende Bewegungen wie Wippen oder Handflattern („Stimming“).
Sensorische Überladung
Sinnesreize werden oft intensiver oder schwächer wahrgenommen als bei neurotypischen Menschen.
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Geräusche, Licht oder Berührungen können überwältigend sein, während bestimmte sensorische Reize gezielt gesucht oder vermieden werden.
Dies kann den Alltag erheblich beeinflussen und zu Stress in reizintensiven Umgebungen führen.
Beispielsweise können sie von einem bestimmten Objekt fasziniert sein und sich stundenlang damit beschäftigen, einfach weil es sich gut anfühlt, schön aussieht oder angenehme Geräusche erzeugt.
Manche beschäftigen sich besonders lange mit bestimmten Themengebieten und wollen alles darüber lernen.
Diagnose von Autismus
Die Diagnose wird durch eine detaillierte klinische Untersuchung gestellt, die Interviews, standardisierte Fragebögen, Verhaltensanalysen und gegebenenfalls psychometrische Tests umfasst.
Die Untersuchung und Diagnose von Autismus erfolgt durch klinische Psychologen. Dank ihrer spezialisierten Ausbildung und Erfahrung können sie eine fundierte und präzise Beurteilung vornehmen.
Bei Betroffenen im Erwachsenenalter gestaltet sich die Ermittlung der Diagnose schwieriger, da die Symptome meist unauffälliger sind oder gut kompensiert werden.
Hier zieht der untersuchende Facharzt oder Fachärztin verschiedene Bewertungsskalen wie den Autismus-Spektrums-Quotienten (AQ) oder den Empathie-Quotienten (EQ) heran, um die Diagnose zu unterstützen.
Es gibt verschiedene Standard-Testverfahren, die bei der Diagnose unterstützen. Zum Beispiel die Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom.
Eine klinisch-psychologische Diagnostik kann ebenso hilfreich sein.
Ablauf der Diagnostik:
- Terminvereinbarung (online): Im ersten Schritt vereinbaren Sie einen Termin für die diagnostische Abklärung in unserer Praxis.
- Erhebung relevanter Daten (online): Nach der erfolgreichen Buchung erhalten Sie zusammen mit Ihrer Terminbestätigung drei ausführliche psychologische (Online-)Fragebögen.
- Anamnesegespräch (vor Ort): In einem persönlichen Gespräch werden biografische Informationen gesammelt, um ein vollständiges Bild Ihrer Entwicklung, familiären Situation und bisherigen Lebensgeschichte zu erhalten.
- Testpsychologische Verfahren (vor Ort): Durch den Einsatz standardisierter Testverfahren werden kognitive Funktionen, Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster objektiv erfasst.
- Diagnostisches Gutachten: Auf Basis aller erhobenen Daten wird ein ausführliches klinisch-psychologisches Gutachten erstellt, das eine Einschätzung darüber gibt, ob eine Autismus-Diagnose zutrifft und welche spezifischen Bereiche betroffen sind.
Online Screening
Das psychologische Screening dient als strukturierte Methode zur ersten Einschätzung von Symptomen und Verhaltensweisen, die auf Autismus hinweisen könnten.
Es stellt eine Vorstufe zur ausführlichen Diagnostik dar und hilft dabei, Personen zu identifizieren, für die eine weiterführende Untersuchung sinnvoll sein könnte.
Ablauf Psychologisches Screening:
- Terminvereinbarung (online): Im ersten Schritt melden Sie sich für das Screening an.
- Datenerfassung (online): Nach der erfolgreichen Buchung erhalten Sie zusammen mit Ihrer Terminbestätigung drei ausführliche psychologische (Online-)Fragebögen.
- Besprechung der Ergebnisse (online): Sobald die Fragebögen ausgewertet wurden, erhalten Sie eine ausführliche Rückmeldung in einem persönlichen Online-Gespräch.
Asperger-Syndrom
Das Asperger-Syndrom ist eine Form der Autismus-Spektrum-Störung, die soziale Interaktions- und Kommunikationsschwierigkeiten sowie stark ausgeprägte Spezialinteressen umfasst.
Im Vergleich zu anderen Formen der Autismus-Spektrum-Störung zeichnet sich das Asperger-Syndrom zusätzlich durch eine meist hoch entwickelte Sprachfähigkeit und Intelligenz aus.
Menschen mit Asperger-Syndrom zeichnen sich oft auch durch sehr spezielle und intensive Interessen aus.
Symptome des Asperger-Syndroms
- Schwierigkeiten im Sozialverhalten, Kommunikation, sensorischen Reizverarbeitung und Motorik.
- Bedürfnis nach Routinen und stereotypen Verhaltensweisen.
- Schwierigkeiten sich in andere hineinzuversetzen und soziale Signale korrekt zu deuten.
- Meist liegen intensive, tw. ausgefallene Interessen vor, wobei häufig eine Präferenz für faktisches Wissen (z.
- Hohes Bedürfnis nach Routinen und Struktur: z.B haben Betroffene Schwierigkeiten sich auf spontane Planänderungen einzulassen bzw.
Behandlung des Asperger-Syndroms
Ob das Asperger-Syndrom behandelt wird, hängt von dem Ausmaß der Symptome sowie dem Leidensdruck der Betroffenen ab.
Auch lässt sich das Asperger-Syndrom bislang nicht heilen.
Therapiemöglichkeiten:
- Musiktherapie: Musik eignet sich gut, um Gefühle auszudrücken, die Betroffene nicht in Worte fassen können.
- Ergotherapie: Die Ergotherapie hilft, sensomotorische Probleme zu behandeln. Asperger-Betroffene zeigen häufig Beeinträchtigungen in der Grob- und Feinmotorik.
- Soziales Kompetenztraining: Asperger-Betroffene haben oft Schwierigkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten oder soziale Regeln zu verstehen.
Umgang und Unterstützung
Die Gesellschaft nehme sehr wenig Rücksicht auf Menschen mit Autismus: Der Zwang zum Großraumbüro oder auch laute Supermärkte sind alltägliche Dinge, die Autist:innen das Leben erschweren.
In einer Therapie gehe es deswegen auch nicht darum, den Autismus weniger zu machen.
Die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Bezugspersonen ist für den Behandlungserfolg wesentlich. Zum Beispiel, um erlernte Fähigkeiten im sozialen Umfeld einzusetzen.
Familien bzw. Bezugspersonen können auch selbst Unterstützung in Anspruch nehmen, z.B.
Statistiken
Schätzungen zufolge betrifft Autismus weltweit etwa 1-2% der Bevölkerung. Die genaue Häufigkeit variiert jedoch je nach Region und den angewandten Diagnosekriterien.
Verhältnis der Geschlechter bei Autismus-Diagnosen:
| Frühere Annahme | Aktuelle Schätzung |
|---|---|
| 8:1 bis 4:1 (Männer zu Frauen) | 2:1 (Männer zu Frauen) |
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