Der Konsum von Cannabis ist in vielen Ländern ein kontrovers diskutiertes Thema. In Österreich ist Cannabis illegal, während Deutschland Schritte zur Legalisierung unternimmt, um die Qualität zu kontrollieren, die Weitergabe verunreinigter Substanzen zu verhindern und den Jugendschutz zu gewährleisten.
Die Wirkstoffe von Cannabis: THC und CBD
Die Hanfpflanze enthält zwei wichtige Wirkstoffe: THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC ist der psychoaktive Wirkstoff, der für den "High"-Zustand verantwortlich ist, während CBD eine beruhigende Wirkung hat und vor psychotischen Zuständen schützen kann.
Was viele Konsumenten nicht wissen: Der THC-Gehalt in modernen, hochgezüchteten Cannabissorten kann bis zu über 30 Prozent betragen, im Vergleich zu den eher harmlosen THC-Gehalten unter zehn Prozent in den 1970er Jahren.
Risiken des Cannabiskonsums
Experten warnen vor hochgezüchteten Varianten mit bis zu 35 Prozent THC-Gehalt. Ein Knackpunkt sind genetische Dispositionen. Einige Menschen tragen neurologische Schalter in sich, die durch psychoaktive Drogen umgelegt werden können - für sie ist es viel wahrscheinlicher, in eine Angsterkrankung, manische Phase oder sogar Schizophrenie zu rutschen. Ein erhöhtes Risiko ist im Vorhinein nicht diagnostizierbar.
So war es bei Paul, einem Schüler aus Wien-Döbling. Er war 18, gerade mit der Matura fertig, als ihm ein Joint im Park zum Verhängnis wurde. "Ich habe Farben gesehen, mir Sachen eingebildet, die nicht da waren. Ich habe extreme Angst bekommen", beschreibt er. Immer wieder durchschießt ihn plötzliche, heftige Todesangst. Es sind Panikattacken.
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Lisa Brunner, Leiterin der Suchtpräventionsstelle der Wiener Sucht- und Drogenkoordination, betont, dass Suchtprävention nicht durch reine Abschreckung funktioniert. Es kann zu einer Störung der Gehirnentwicklung kommen, wenn in frühen Teenagerjahren oft und hochdosiert Gras geraucht wird. Das sind genau die Konsummuster, die der intransparente Schwarzmarkt begünstigt.
Fälle wie Timos sind selten. Doch eine Untersuchung der Uniklinik Ulm belegt, dass Psychosen durch Cannabis immer häufiger werden. Die Zahl der dortigen stationären Psychiatriefälle infolge von Cannabis hat sich zwischen 2011 und 2019 verachtfacht.
Cannabis und Psychosen
Grundsätzlich gilt, dass vor allem Cannabis mit einem hohen THC-Gehalt im Verdacht steht, eine Psychose auszulösen. Kiffen ist dementsprechend Teil des modernen Lifestyles geworden und wird häufig als ungefährliche Alternative zum Alkohol angesehen. Dabei haben bereits zahlreiche Studien aufgedeckt, dass regelmäßiges Kiffen - ganz besonders bei Verwendung von starkem Cannabis - das Risiko an einer Psychose zu erkranken, signifikant ansteigen lässt.
Besonders gefährdet sind nach neuesten Erkenntnissen Konsumenten, die schon sehr früh mit dem Kiffen beginnen. Eine deutsche Studie zum Thema Early Developmental Stages of Psychopathology konnte nachweisen, dass mehr als 30 Prozent der Teilnehmer, die im Alter zwischen 14 und 24 Jahren zum ersten Mal regelmäßig Cannabis konsumierten, nach 3,5 Jahren psychotische Symptome aufwiesen.
Eine andere Hypothese besagt, dass Cannabis nicht der Verursacher einer Psychose ist, sondern lediglich als eine Art Trigger verstanden werden kann. Wenn negative Lebenserfahrungen wie Stress in der Familie oder in der Schule, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder andere belastende Probleme zusammenkommen, kann es passieren, dass die Betroffenen ohnehin irgendwann psychotische Erfahrungen erleben.
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Wird eine Psychose durch Cannabis ausgelöst, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sämtliche charakteristischen Symptome unmittelbar mit dem Cannabiskonsum auftreten. Zudem zeigt nicht jeder, bei dem der Genuss der Droge eine Psychose auslöst, dieselben Symptome.
Mögliche gesundheitliche Folgen, wie zum Beispiel das erhöhte Psychose-Risiko, werden von den Befürwortern der Legalisierung gerne kleingeredet. Fakt ist jedoch, dass insbesondere ein hoher Cannabiskonsum das Risiko, an einer cannabisinduzierten Psychose zu erkranken, augenscheinlich um rund 30 Prozent erhöht.
Patienten, die nach dem Genuss der Droge Veränderungen in ihrer Wahrnehmung registrieren, sollten ihren Cannabiskonsum umgehend stoppen und sich in ärztliche Behandlung begeben. Dann kann oft nur eine langjährige und durch Medikamente gestützte Therapie dabei helfen, die psychotischen Schübe in den Griff zu bekommen.
Cannabis als Medizin: Die Rolle von CBD
Für Theresa ist der gelegentliche Joint ein hilfreicher Begleiter. "Für mich ist Gras Partydroge und psychisches Heilmittel in einem - je nachdem, was ich gerade brauche", erklärt sie. Schon seit Jahren hat Theresa ein Problem mit Panikattacken. "Mit 17 habe ich entdeckt: Gras hat die gleiche Wirkung. Ich bin entspannt, der Stress fällt ab - und ich muss die Dosis nicht erhöhen, weil ich nicht abhängig werde."
Kurt Blaas ist ein Pionier der österreichischen Cannabismedizin. Er behandelt verschiedenste Krankheitsbilder mit dem Medikament. Erstens: chronische Schmerzpatienten, etwa durch Tumorerkrankungen oder Multiple Sklerose. Zweitens: neuropsychiatrische Erkrankungen wie Tourette, Epilepsie, Alzheimer oder Autismus. Drittens: Schlafstörungen.
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Da Cannabis in Österreich als illegales Suchtmittel gilt, ist die Forschung allerdings stark eingeschränkt. Dronabinol & C.o sind nur unter strengsten Auflagen, mit Suchtmittelplakette erhältlich. Cannabis ist nur als „letzte Chance“ möglich.
CBD und Angstzustände
Cannabidiol (CBD) zeigt in zahlreichen Humanstudien ein vielversprechendes Potenzial zur Reduktion von Angstzuständen, insbesondere bei sozialer Angststörung (SAD) und akuten Belastungssituationen. Randomisierte kontrollierte Studien belegen, dass Einzeldosen zwischen 300 und 600 mg signifikant angstlösende Effekte erzeugen können.
Die anxiolytische Wirkung basiert auf mehreren neurobiologischen Mechanismen: CBD moduliert das limbische System (u. a. Amygdala), aktiviert indirekt 5-HT1A-Rezeptoren und erhöht die Spiegel des körpereigenen Endocannabinoids Anandamid. Diese Prozesse stabilisieren emotionale Reizverarbeitung und senken die Stressreaktion.
Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass Cannabidiol (CBD) insbesondere bei akuten, situativen und sozialen Ängsten anxiolytische Effekte entfalten kann. CBD zeigt die beste belegte Wirkung bei sozialer Angst und akuter Belastung. Bei chronischen Angststörungen wie GAD oder PTBS gibt es Hinweise auf Wirksamkeit, aber noch keine flächendeckend belastbare Evidenz.
CBD wirkt im zentralen Nervensystem nicht sedierend, sondern regulierend. Es stabilisiert das emotionale Gleichgewicht durch Modulation von Serotonin, Anandamid und neuronalen Schaltkreisen der Angstverarbeitung.
Die Einnahme von Cannabidiol (CBD) gegen Angst sollte zielgerichtet nach Art, Schwere und Dauer der Symptome erfolgen. akute, situative Angst (z.B. Redeangst) vs. chronische Angststörungen (z.B. GAD, PTBS). Die Dosis und der Einnahmezeitpunkt sind entscheidend für die Wirksamkeit.
In den meisten Studien wurden Einzeldosen zwischen 300 und 600 mg CBD oral verabreicht, seltener auch über längere Zeiträume (bis zu 6 Monate). Mehrere randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) konnten die akute Wirkung von CBD bei sozialer Phobie und Trauma-induzierter Angst nachweisen.
CBD gilt bei sozialer Angststörung (SAD) in Dosen bis 600 mg/Tag als sicher und gut verträglich. Für Panikstörungen liegen keine validen Humanstudien vor.
Die Wirkung von Cannabidiol (CBD) bei Angstzuständen setzt abhängig von Darreichungsform, Dosis und individueller Pharmakokinetik unterschiedlich schnell ein. Bei akuten Angstzuständen zeigen Studien eine Wirksamkeit innerhalb von 30 bis 90 Minuten - insbesondere nach sublingualer oder oraler Gabe von Einzeldosen zwischen 300 und 600 mg. Bei chronischen Angststörungen erfolgt die Wirkung hingegen verzögert und setzt nach kontinuierlicher Einnahme über mehrere Tage bis Wochen ein.
Zur Unterstützung bei Angstzuständen eignen sich insbesondere CBD-Produkte mit systemischer Wirkung, die eine ausreichende Bioverfügbarkeit und reproduzierbare Dosierung ermöglichen. Dabei haben sich sublinguale Öle und Kapseln in Studien und klinischen Beobachtungen am besten bewährt.
Cannabidiol (CBD) kann mit verschiedenen angstlösenden Medikamenten pharmakokinetisch und pharmakodynamisch interagieren, insbesondere über die Beeinflussung des Cytochrom-P450-Enzymsystems (CYP450). Das betrifft viele Psychopharmaka, insbesondere Benzodiazepine, SSRI, SNRI und trizyklische Antidepressiva.
Nutzererfahrungen mit CBD bei Angststörungen sind überwiegend positiv, jedoch auch uneinheitlich und nicht mit randomisierten Studien gleichzusetzen. Häufig berichten Nutzer zudem über eine bessere Schlafqualität, innere Ruhe, geringere Reizbarkeit und weniger Panikgefühle.
Die Basler Cannabis-Studie
Die Zwischenbilanz der Basler Cannabis-Studie fällt positiv aus: Rund 300 Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten berichteten nach zwei Jahren legalem Bezug über weniger depressive Verstimmungen, Ängste und ein verringertes Suchtverhalten.
Tabelle: CBD-Studien bei Angststörungen
| Studie | Angststörung | CBD-Dosis | Ergebnisse |
|---|---|---|---|
| Zuardi et al. | Soziale Phobie | 600 mg | Reduktion der Angst |
| Bergamaschi et al. | Soziale Phobie | 600 mg | Signifikante Reduktion der sozialen Angst |
| Shannon et al. | Generalisierte Angststörung (GAD) | 25-175 mg (täglich) | Reduktion der Angstsymptomatik bei 79 % der Teilnehmenden |
Sucht und Entzug
Regelmäßiger Konsum kann zu Toleranzentwicklung, Entzugssymptomen sowie psychischen und körperlichen Schäden führen. Auch soziale Folgen sind häufig: fehlender Schul- oder Berufsabschluss, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Beziehungsprobleme oder rechtliche Konsequenzen.
Typische Entzugssymptome (1-28 Tage) sind Gereiztheit, Craving, Schlafstörungen, Albträume, Schwindel oder Übelkeit. Wichtig ist auch, die Gründe für den Konsum zu verstehen - oft wird Cannabis wie ein Medikament genutzt.
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