Autismus und Asperger-Syndrom zählen zu den sogenannten Störungen des Autismus-Spektrums. In der Kurzfassung wäre es eigentlich rasch erklärt: Autismus-Spektrum-Störungen umfassen laut Diagnosekriterien zum einen Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion, zum anderen eingeschränkte, sich wiederholende Verhaltensweisen bzw. Interessen und Aktivitäten. Dabei treten vor allem Probleme in der Kommunikation und im sozialen Miteinander auf.
Schaut man jedoch etwas genauer, zum Beispiel im Internet oder in Büchern, werden auch Besonderheiten in der Wahrnehmung, in der Informationsverarbeitung, in der Art des Denkens genannt. Als Lesende begegnen wir zudem Begriffen wie Asperger-Syndrom, frühkindlicher oder hochfunktionaler Autismus. Diese diagnostischen Kategorien werden inzwischen als Autismus-Spektrum zusammengefasst. Autor*innen sprechen außerdem bei ASS, so die Abkürzung für Autismus-Spektrum-Störungen, einerseits von einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung, andererseits aber auch von Neurodiversität und Neurodivergenz.
Was ist das Asperger-Syndrom?
Das Asperger-Syndrom ist eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung aus dem autistischen Spektrum bei der es zu einer veränderten Informationsverarbeitung von Außenreizen kommt. Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus-Spektrums. Es zeichnet sich durch Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und durch eingeschränkte, repetitive Verhaltensmuster und Interessen aus.
Das Asperger-Syndrom wurde nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger benannt, der die Störung in den 1940er Jahren erstmals beschrieb. Personen mit Asperger-Syndrom zeigen häufig eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz und haben in der Regel keine signifikanten Sprachverzögerungen, was sie von anderen Formen des Autismus unterscheidet. Betroffene haben jedoch Schwierigkeiten, soziale Signale angemessen zu interpretieren und darauf zu reagieren. Ihre Kommunikationsweise kann als ungewöhnlich direkt und oft wenig empathisch wahrgenommen werden.
Trotz ihrer Herausforderungen im sozialen Umgang können viele Menschen mit Asperger-Syndrom erfolgreich Beziehungen aufbauen und pflegen, wenn sie entsprechende Unterstützung erhalten. Das Asperger-Syndrom ist eine Entwicklungsstörung, die dem Krankheitsspektrum des Autismus angehört und in der Kindheit beginnt. Menschen mit Asperger-Syndrom zeichnen sich oft auch durch sehr spezielle und intensive Interessen aus.
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Unterschiedliche Betrachtungsweisen
Wenn also Kinder oder Jugendliche die Diagnose „Autismus-Spektrum-Störung“ erhalten, öffnet sich für die Eltern meist ein weites, unerforschtes Feld mit vielen Sorgen und Befürchtungen. Oft bestätigen sich Vermutungen, dass irgendetwas immer schon anders war. Viele Eltern haben auch schon Einiges gehört über Autismus. Von den Spezialinteressen, den Schwierigkeiten in sozialen Situationen, vielleicht auch von Wahrnehmungssensibilitäten.
Sie haben ein Buch gelesen, Erfahrungen anderer Eltern angehört, Informationen aus dem Internet bezogen, Videos Betroffener gesehen. Und dennoch bleibt Autismus für viele Eltern lange nicht ganz greifbar, bleiben diese Informationen wie Mosaiksteine, die noch kein ganzes Bild ergeben. Was also tun?
Um der Einzigartigkeit ihres Kindes gerecht zu werden, halte ich Austausch für etwas ganz Wesentliches. Die Gespräche mit anderen Eltern bieten Einblicke in ganz unterschiedliche Erfahrungen, gegenseitige Unterstützung und Verständnis. Ebenso der Austausch mit Fachkräften. In der Beratung mit Expert*innen erhalten sie Tipps für schwierige Situationen und Verhaltensweisen sowie Informationen darüber, wie Sie ihr Kind am besten unterstützen können.
Wie der Alltag gestaltet werden kann, welche speziellen Bedürfnisse ihr Kind hat und wie damit umgegangen werden kann, und welche Förder- und Therapiemöglichkeiten es gibt. Förderung, zum Beispiel im Rahmen eines Eltern-Kind-Trainings, ist sehr wichtig, weil Autismus bestehen bleibt. Sowohl Betroffene als auch Angehörige können aber lernen, die damit einhergehenden Schwierigkeiten und Stärken zu meistern bzw.
Natürlich kennen Sie als Eltern ihr Kind am besten, aber es hilft enorm, in die (autistische) Perspektive Ihres Kindes eingedacht zu sein. Denn Autismus wird von manchen auch als „wrong planet syndrome“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass sich viele Betroffene in der sogenannten „nicht-autistischen“ Welt nicht wirklich zugehörig fühlen, sich anders fühlen als die meisten ihrer Mitmenschen (ca. 1% der Menschen ist lt. Studien im autistischen Spektrum).
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Symptome des Asperger-Syndroms
Ein Asperger-Symdrom macht sich in erster Linie durch Auffälligkeiten in sozialen Interaktionen bemerkbar. Schwierigkeiten sich in andere hineinzuversetzen und soziale Signale korrekt zu deuten. Schwierigkeiten im Sozialverhalten, Kommunikation, sensorischen Reizverarbeitung und Motorik. Bedürfnis nach Routinen und stereotypen Verhaltensweisen.
Weitere Symptome sind:
- Blickkontakt: Betroffene meiden teilweise den direkten Blickkontakt bzw.
- Interessen: Meist liegen intensive, tw. ausgefallene Interessen vor, wobei häufig eine Präferenz für faktisches Wissen (z.
- Hohes Bedürfnis nach Routinen und Struktur: z.B haben Betroffene Schwierigkeiten sich auf spontane Planänderungen einzulassen bzw.
- Probleme, Inhalte über die unmittelbare Wortbedeutung hinaus zu verstehen.
- Auftreten von sich immer wiederholenden Bewegungen.
Menschen mit Asperger-Syndrom haben zudem oft ganz bestimmte Interessengebiete, für die sie viel Zeit aufwenden. Vorhandene Fähigkeiten, die die Symptome ausgleichen oder abmildern können. Soziale Bedingungen bzw. Bestehende Symptome können sich bei starken Belastungen oder großen Veränderungen verschlechtern. Zum Beispiel Scheidung der Eltern oder Schulwechsel.
Betroffene können unterschiedliche Begabungen haben. Zum Beispiel ein besonders gutes Gedächtnis oder Wahrnehmung von Details. Allerdings kann es zu Schwierigkeiten kommen, Probleme und Zusammenhänge zu verstehen und zu erklären. Ebenso kann zielgerichtetes Planen über mehrere Arbeitsschritte oder die Umsetzung von Abläufen einer Tätigkeit Menschen mit Asperger-Syndrom zu schaffen machen.
Die Symptome eines Asperger-Syndroms können sich je nach Lebensalter ändern. Allerdings besteht ein Asperger-Syndrom prinzipiell bereits seit der Kindheit. Es ist möglich, dass die Diagnose eines Asperger-Syndroms erst im Erwachsenenalter gestellt wird. Meist suchen Betroffene dann Hilfe auf, wenn sie Probleme im sozialen Umfeld bekommen.
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Erwachsene mit Asperger-Syndrom sind oft Einzelgänger und leben eher zurückgezogen. Es ist nicht leicht für sie, soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Es kann Erwachsenen mit Asperger-Syndrom auch schwer fallen, Wichtiges von Unwichtigem im Alltag zu unterscheiden. Erwachsene haben jedoch bereits einiges an Lebenserfahrung gesammelt und konnten sich viele Fähigkeiten aneignen.
Im Jugend- und Erwachsenenalter kann dieses Verhalten teils kompensiert werden, viele Betroffene haben jedoch auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Teilweise fällt es ihnen schwer, im Alltag Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und sich an neue Situationen anpassen. In ausgeprägten Überforderungssituationen kann es zu so genannten Melt downs (=automatisierte Reaktion auf Reizüberflutung, tw.
Ursachen und Risikofaktoren
Der aktuellen Studienlage zufolge ist eine genetische Komponente für die Entstehung eines Asperger-Syndroms wahrscheinlich. Es gibt verschiedene Formen der tiefgreifenden Entwicklungsstörung Autismus - Asperger-Syndrom (Asperger-Autismus) ist eine davon. Wodurch es verursacht wird, ist bislang nicht bekannt. Experten vermuten, dass das Zusammenspiel mehrerer Faktoren dafür verantwortlich ist, wenn jemand das Asperger-Syndrom entwickelt.
So geht man davon aus, dass bei der Entstehung des Asperger-Syndroms genetische Faktoren mitspielen. Viele Betroffene haben nämlich nahe Verwandte mit Asperger-Autismus oder ähnlichen Verhaltensweisen. Mittlerweile kennt man mehrere genetische Veränderungen, die das Risiko erhöhen, eine autistische Störung wie das Asperger-Syndrom zu entwickeln.
Untersuchungen deuten darauf hin, dass auch ein höheres Alter des Vaters oder der Mutter die Wahrscheinlichkeit für Asperger-Autismus und andere Autismus-Spektrum-Störungen erhöht. Erwiesene Risikofaktoren sind mütterliche Infektionen während der Schwangerschaft (wie Röteln). Möglicherweise erhöhen auch (starke) Frühgeburtlichkeit, mütterlicher Diabetes sowie Unterzucker und Lungenfunktionsprobleme bei Neugeborenen das Risiko für autistische Störungen wie das Asperger-Syndrom.
Als Risikofaktor diskutiert wird zudem die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft. Im Verdacht stehen zum Beispiel Mittel gegen Epilepsie (Antiepileptika, besonders Valproat). Darüber hinaus scheinen auch neurologische und biochemische Auffälligkeiten eine Rolle zu spielen. Dazu zählen etwa Unregelmäßigkeiten der elektrischen Hirnströme, Abweichungen im Aufbau verschiedener Hirnregionen sowie eine veränderte anteilige Zusammensetzung der Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter).
Die alte Hypothese, wonach autistische Störungen wie das Asperger-Syndrom auf eine fehlende Liebe der Eltern zurückzuführen sind, ist falsch. Die Art der Erziehung und die Bindung zu den Eltern erhöhen das Autismus-Risiko ebenfalls nicht. Das Gleiche gilt für Alkoholkonsum und eine starke psychosoziale Belastung der Mutter in der Schwangerschaft.
Ebenso fanden sich keine Belege für die These, Autismus werde durch Impfstoffe oder deren Konservierungsstoffe hervorgerufen.
Wie wird die Diagnose Asperger-Syndrom gestellt?
Die Diagnose Asperger-Syndrom stellt die Fachärzt:in anhand spezieller Kriterien, die von Fachgesellschaften erstellt wurden (ICD-10 und DMS-5). Für die Diagnosestellung ist daher eine ausführliche ärztliche Untersuchung notwendig. Für das Asperger-Syndrom bei Kindern ist ein Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie zuständig. Der Experte für Asperger-Syndrom bei Erwachsenen ist ein Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapie.
Zu einer ausführlichen Untersuchung bei Verdacht auf Asperger-Syndrom gehören:
- Gespräch mit Patient und Angehörigen
- Informationen über frühere oder aktuelle Erkrankungen
- Berichte und Befunde anderer Ärzte
- Informationen von anderen Personen, die den Patienten kennen (Lehrer, Freunde, Erzieher, Therapeuten etc.)
- gründliche körperliche, psychiatrische, neurologische und labormedizinische Untersuchungen
Im Gespräch und während der Untersuchungen achtet der Arzt beim Patienten auf typische Anzeichen für Asperger-Autismus. So spielen Kinder mit Asperger-Syndrom oft weniger fantasievoll als Gleichaltrige. Mimik und Sprachmelodie sind monoton, der Sprachstil geschliffen und ausgefeilt. Die Kinder können sehr detailliert von Erlebnissen erzählen, trennen dabei aber nicht das Wichtige vom Unwichtigen.
Auf ein Lächeln oder emotionale Bemerkungen reagieren Kinder mit Asperger-Autismus seltener. Direkten Blickkontakt und auch Körperkontakt vermeiden sie oftmals.
Asperger-Syndrom-Test
Verschiedene Screening-Fragebögen und Beurteilungsskalen unterstützen die Diagnose Asperger-Syndrom. Für Kinder gibt es zum Beispiel die "Australian Scale for Asperger's Syndrome" (ASAS) und die "Autism Diagnostic Observation Schedule" (ADOS). Die ASAS ist ein Fragebogen, der für Kindern im Grundschulalter gedacht ist. Er dient der Erfassung von Verhaltensweisen und Fertigkeiten, die typisch für das Asperger-Syndrom in diesem Alter sind.
Bei der ADOS dagegen werden verschiedene Situationen für das Kind geschaffen, die zu einer sozialen Interaktion auffordern. Der Beurteiler schätzt ein, inwieweit das Kind dieser Aufforderung nachkommt.
Bei Erwachsenen werden etwa der "Autismus Spektrum Quotient" (AQ), der "Adult Asperger Assessment" (AAA) und der "Empathie-Quotient" (EQ) herangezogen, um die Diagnose von Asperger-Syndrom zu unterstützen. Es handelt sich dabei um Selbstbeurteilungsinstrumente - der Betroffene füllt die Fragebögen also selbst aus.
Es gibt aber auch Fremdbeurteilungsinstrumente wie die "Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom" (MBAS).
Wichtig: Jeder Asperger-Syndrom-Test dient nur einer Grobeinschätzung. Allein auf Basis des Testergebnisses kann keine Diagnose gestellt werden!
Asperger-Syndrom bei Erwachsenen zu diagnostizieren ist viel schwieriger als bei Kindern. Die problematischen Verhaltensweisen sind nämlich im Kindesalter meist ausgeprägter und verändern sich oftmals mit dem Heranwachsen. Zudem können sich viele Betroffene an die Schwierigkeiten im Kindesalter nicht mehr erinnern.
Darüber hinaus entwickeln viele Erwachsene mit Asperger-Syndrom Bewältigungsstrategien, um so "normal" wie möglich zu erscheinen. Dadurch können sie oft ein unauffälliges Leben führen, einen Beruf ausüben sowie einen Partner und Kinder haben. Meist gehen sie dann nur wegen Folgeerkrankungen zum Arzt, etwa wegen Depressionen, Angst, Zwangs- oder Essstörungen.
Bei guter Kenntnis der Symptome kann der Arzt aber auch dann das Asperger-Syndrom bei Erwachsenen als ursächliche Grunderkrankung diagnostizieren.
Die Einteilung in Asperger-Syndrom und andere Formen von Autismus wird es künftig nicht mehr geben: Die neue (11.) Version der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) sieht nur noch den Oberbegriff "Autismus-Spektrum-Störungen" vor. Wann die ICD-11 die derzeitige Version ICD-10 (mit den Unterformen Asperger-Syndrom, Frühkindlicher Autismus etc.) endgültig ablösen wird, steht noch nicht fest.
Behandlung des Asperger-Syndroms
Das Asperger-Syndrom ist nicht heilbar, es gibt aber Möglichkeiten, um Betroffenen das Leben zu erleichtern. Die Diagnose Asperger-Syndrom stellt die Fachärzt:in anhand spezieller Kriterien, die von Fachgesellschaften erstellt wurden (ICD-10 und DMS-5). Das Asperger-Syndrom lässt sich bislang nicht heilen. Man kann nur versuchen, die Betroffenen in ihrem Alltag mit der richtigen Förderung zu unterstützen und ihnen zum Beispiel bei der Verbesserung sozialer Kompetenzen zu helfen.
Allerdings besitzt nicht jedes Asperger-Syndrom "Krankheitswert" und muss behandelt werden. Entscheidend hierfür sind das Ausmaß der Symptome und der Leidensdruck des Betroffenen.
Individueller Therapieplan
Die Asperger-Syndrom-Therapie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Sie wird an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst. Eine Rolle spielen dabei vor allem das Alter des Betroffenen, der Schweregrad des Asperger-Autismus mit den individuellen Symptomen sowie eventuelle Begleiterkrankungen oder -störungen.
Allgemein anerkannt sind verhaltenstherapeutische Verfahren bei Asperger-Syndrom. Solche wurden vor allem für Kinder entwickelt. Ideal ist eine Frühförderung, also eine individuell angepasste Verhaltenstherapie schon in jungen Jahren.
Auch andere Therapiemaßnahmen können hilfreich sein, zum Beispiel das Trainieren sozialer und kommunikativer Fähigkeiten in der Gruppe. Die Betroffenen können dabei soziale Regeln trainieren, die Gesprächsführung üben und allgemein soziale Erfahrungen machen.
Gelegentlich können auch Verfahren wie Ergotherapie und Physiotherapie sinnvoll sein. Manche Eltern berichten auch, dass ihr Asperger-Syndrom-Kind von einer Reittherapie oder einer aktiven (eventuell unterstützten) Freizeitgestaltung profitiert. Letzteres kann zum Beispiel die Mitgliedschaft in einem Schachverein, Sporttraining, Musizieren oder Tanzen sein.
Eine Psychotherapie kann bei begleitenden Erkrankungen oder Störungen helfen, etwa bei Angst oder Zwangsstörung. Bei solchen Komorbiditäten kann manchmal auch die Gabe von Medikamenten angezeigt sein. Das können zum Beispiel antidepressive Wirkstoffe, Mittel gegen Hyperaktivität oder gegen Zwangshandlungen sein. Die Medikation muss aber immer Teil eines umfassenden Therapiekonzeptes sein.
Sonstige Maßnahmen
Für das Asperger-Syndrom und alle anderen autistischen Störungen gilt: Die Betroffenen brauchen ein überschaubares, vorhersagbares Umfeld, um sich sicher zu fühlen. Klare und bleibende Strukturen sowie Routinen im Alltagsleben sind deshalb wichtig.
Je älter ein Kind mit Asperger-Syndrom ist, desto wichtiger ist das Verstehen der eigenen Schwächen und Probleme: Das Kind sollte vom behandelnden Arzt oder Therapeuten über seine autistische Störung aufgeklärt werden (Psychoedukation).
Bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Asperger-Syndrom ist auch die Berufsfindung oder berufliche Anpassung wichtig für den Therapieerfolg und die Lebensqualität. Berufe mit intensivem Sozialkontakt sind meist nicht ratsam. Angepasst an die individuellen Möglichkeiten lassen sich aber geeignete Berufe finden beziehungsweise die eigenen besonderen Fähigkeiten gezielt in einem Beruf einsetzen.
Unterstützung und Perspektiven
Eltern können lernen, ihr Kind als Übersetzer und Begleiter zu unterstützen, damit dieses mit seinen Besonderheiten einen guten und konstruktiven Umgang findet, seine Bedürfnisse wahrnehmen und äußern kann und lernt, eine gute Mischung aus Anforderung und Entspannung zu finden. Dieser Blickwinkel ist entscheidend, wenn es darum geht, in der Gesellschaft seinen Platz zu finden (Schule, Freizeit, Ausbildung).
Denn, stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre, in einer Welt zu leben, die sich ständig fremd und schwer einschätzbar anfühlt. Der Alltag wäre um ein Vielfaches anstrengender, und genau so geht es vielen Menschen im autistischen Spektrum, auch wenn sie dies vielleicht (noch nicht) sagen können und Außenstehende es nicht unbedingt gleich merken.
Rückzugsmöglichkeiten, Struktur oder eine reizreduzierte Umgebung sind daher wichtige Faktoren für ein gutes Leben, sowohl zuhause als auch in der Schule.
Um sich in ihr Kind besser hineinversetzen zu können, gibt es inzwischen eine Menge wunderbares Material, das die Sichtweise von Menschen im autistischen Spektrum erklärt und für „neurotypische“, also nicht-autistische Menschen, anschaulich macht. Es gibt gute Filme und Bücher von Betroffenen oder Angehörigen, die ihre Besonderheiten reflektieren, z.B.
In diesem Sinne können Sie sich dem Thema Autismus-Spektrum annähern und damit vertraut machen: durch Austausch, Beratung, professionelle Begleitung in Form von Förderung bzw. Therapie, mit Büchern, Berichten oder Filmen, die es einem erlauben, ein Stück „in den Schuhen des anderen zu gehen“.
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