Viele Menschen fällt die Unterscheidung von Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie schwer. Alle Berufsfelder beschäftigen sich schließlich mit psychischen Problemen, Störungen und psychologischen Fragestellungen.
Sowohl Psychotherapeuten als auch Fachärzte für Psychiatrie (Psychiater) und Psychologen beschäftigen sich mit Fragestellungen der Seele. Deshalb ist eine Unterscheidung auf den ersten Blick schwer. Vereinfacht gesagt diagnostizieren und behandeln alle drei Berufsgruppen psychisches Leid.
Psychotherapeut
Die Berufsbezeichnung "Psychotherapeut" bzw. "Psychotherapeutin" dürfen in Österreich nur Personen führen, die eine den Anforderungen des zuständigen Bundesministeriums entsprechende Ausbildung absolviert haben. Diese Anforderungen sind im Psychotherapiegesetz festgelegt. Als Zusatzbezeichnung können Psychotherapeut*innen einen Hinweis auf die jeweilige Methode der Ausbildungseinrichtung, bei der die Psychotherapieausbildung absolviert worden ist, anfügen.
Psychotherapeuten (griechisch: "Seelenheiler") sind berechtigt medizinische Behandlungen im Sinne des Psychotherapeutengesetzes durchzuführen. Eine Psychotherapie umfasst die Diagnose sowie Behandlung psychischer Beschwerden mittels wissenschaftlich anerkannter Methoden, wobei in Österreich die Systemische Psychotherapie die am meisten praktizierte Therapieform ist.
Die Psychotherapie-Ausbildung gliedert sich in ein psychotherapeutisches Propädeutikum und ein psychotherapeutisches Fachspezifikum. Das Propädeutikum ist die gemeinsame Grundlage für alle Psychotherapeut*innen und dient vor allem der Vermittlung von Wissen und praktischer Erfahrung, die grundlegend für alle psychotherapeutischen Schulen sind. Der zweite spezielle Teil, das Fachspezifikum, ist die konkrete Ausbildung in einer der anerkannten Psychotherapie-Methoden. Um Psychotherapeut*in zu werden muss man also nicht - wie häufig angenommen wird - Psychologie studieren.
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Der Begriff "Psychotherapeut" ist - wie der Begriff "Arzt" - rechtlich geschützt und im österreichischen Bundesgesetz geregelt. Ein Psychotherapeut darf jedoch keine rezeptpflichtigen Medikamente verschreiben - etwa Antidepressiva; dies ist ausschließlich Ärzten gestattet. In der Regel arbeiten Psychotherapeuten - wie ich - im Bedarfsfall und mit Zustimmung des Klienten mit Hausärzten und Fachärzten zusammen. Die psychotherapeutische Fachausbildung dauert insgesamt sieben Jahre. Das sogenannte Fachspezifikum darf nur absolvieren, wer das 24. Lebensjahr vollendet hat.
Personen mit einer o.a. Ausbildung werden in die beim Bundesministerium geführte Berufsliste (Psychotherapie) eingetragen.
Psychiater
Ein Psychiater ist ein ausgebildeter Facharzt für Psychiatrie. Er hat das Studium der Medizin abgeschlossen und sich auf den Bereich der "Seelenheilkunde" spezialisiert. Die Psychiatrie beschäftigt sich mit der Diagnostik und der medikamentösen Therapie von psychischen Störungen und Erkrankungen.
FachärztInnen für Psychiatrie bzw. Seit 2011 ist die psychotherapeutische Ausbildung verpflichtender integraler Bestandteil der Ausbildung zum Facharzt/zur Fachärztin für Psychiatrie und wird daher auch im Titel angeführt. In die psychiatrische Behandlung, welche körperliche, soziotherapeutische und psychotherapeutische Maßnahmen umfasst, fließen ein umfassendes medizinisches Wissen und die klinische Erfahrung mit allen Formen psychischer Erkrankungen ein.
Im Gegensatz zu PsychologInnen und PsychotherapeutInnen ohne medizinische Ausbildung klären FachärztInnen für Psychiatrie (und Neurologie) bzw. für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin auch ab, ob und wenn ja, welche körperliche Erkrankungen dem seelischen Leiden zugrunde liegen. So wird z.B. bei einem depressiven Patienten neben der Abklärung der psychosozialen Ursachen auch untersucht, ob die psychischen Symptome auf körperliche Probleme zurückzuführen sind - beispielsweise auf eine Schilddrüsenunterfunktion, Blutarmut und oder andere somatische Erkrankungen.
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Behandlungsmethoden in der Psychiatrie:
- Somatotherapie: umfasst die medikamentöse Behandlung (Psychopharmaka-Therapie, z.B. Antidepressiva bei Depressionen, Neuroleptika bei Psychosen), aber auch weitere Verfahren wie z.B. die Wachtherapie (therapeutischer Schlafentzug z.B.
- Psychotherapie: behandelt gezielt mit Hilfe verbaler Interventionen auf der Grundlage einer therapeutischen Arbeitsbeziehung.
- Soziotherapie: Diese befasst sich mit der Beeinflussung der Interaktionen zwischen einem kranken Menschen und seinem sozialen Umfeld und umfasst Trainings- und Motivationsmethoden sowie Koordinierungsmaßnahmen, z.B.
Psychotherapeutische Medizin in der ärztlich-psychiatrischen Kompetenz
Psychotherapeutische Medizin in der ärztlich-psychiatrischen Kompetenz soll nicht nur im klassischen 50 min Setting der psychotherapeutischen Einzelbehandlung gelebt werden, sondern letztendlich in alle Bereichen der Patient:innen-Begegnung miteinfließen. Dies erklärt auch die Differenz im Bereich der psychiatrisch fachärztlichen Ausbildung bezüglich der psychotherapeutisch medizinischen Behandlungsprozesse (Fertigkeiten), sowie der 6 längeren psychotherapeutisch medizinischen Behandlungsprozesse (2 mal 40 h, 3 mal 15 h, 1 mal freie Länge) im Vergleich zu den 600 supervidierten Psychotherapiestunden aus dem Fachspezifikum nach Psychotherapiegesetz.
Das Spezifikum der ärztlich-psychiatrischen und psychotherapeutischen Kompetenzen ist dabei auch ein gelebtes psychotherapeutisches Denken und Handeln innerhalb der ärztlicher Kerntätigkeit, wie der ärztlichen Visite. Denn ein großer Teil der Fachärzt:innen für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sieht sich in Zukunft nicht im Sinne von Psychotherapeut:innen tätig, sondern fachärztlich psychiatrisch und psychotherapeutisch-medizinisch. Beispielsweise lassen sich Ressourcenaktvierung und Problemklärung auch in einen kurzen Visitenkontakt integrieren.
Eine professionelle Beziehungsgestaltung reicht dabei weit über die Kompetenzen in ärztlicher Gesprächsführung hinaus. Mit dieser Berücksichtigung der biologischen, sozialen und psychotherapeutischen Dimensionen in allen Begegnungen mit Patient:innen soll die parallel verlaufende psychotherapeutische Behandlung nicht ersetzt, sondern im besten Fall ergänzend gefördert werden.
Wenn Fachärzt:innen für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin auch die psychotherapeutische Behandlung übernehmen, dann können psychopharmakologische, soziotherapeutische und psychotherapeutische Behandlung auch in einer Person angeboten werden.
Das Ziel der psychotherapeutischen Ausbildung in der Psychiatrie ist somit ein Kompetenzprofil, wo allgemeine psychotherapeutische Wirkfaktoren wie beispielsweise eine professionelle therapeutische Beziehungsgestaltung internalisiert und angepasst an das jeweilige Setting wirksam werden können.
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Die Ausbildung im Bereich der psychotherapeutischen Medizin für psychiatrische Fachärzt:innen verfolgt folglich zwei wesentliche Ziele. Zum einen soll psychotherapeutische Medizin wie oben beschrieben in allen psychiatrisch-ärztlichen Kerntätigkeiten integriert einfließen.
All diese Bereiche des Kompetenzprofils erfordern die Entwicklung einer großen Rollenflexibilität, sowie einer integrierten Identität (UEMS 2017). In einem Moment kann eine fürsorglich-nachnährende Haltung oder ein deutlich prozessbegleitendes und non-direktives Handeln in der Patient:innenbegegnung passend sein. In weiteren Momenten ist eine empathisch konfrontierende Haltung, ein direktives Handeln bis hin zur Abwendung von akuter Gefahr im Sinne des „Unterbringungsgesetztes“ indiziert.
Die Selbsterfahrung bildet dabei eine wichtige Basis, um eigene Persönlichkeitsmuster sowie die eigene Biografie so weit zu reflektieren und zu integrieren, dass sie therapeutische Prozesse durch professionelle Beziehungsgestaltung unterstützten.
Im Gegensatz zu 2006 (Lotz-Rambaldi et al. 2008) reiht sich die österreichische Psychiatrie heute im Ausbildungsbereich psychotherapeutischer Medizin auf formaler Ebene der Entwicklungsschritte im europäischen Vergleich in die vordere Reihe ein. Im Vergleich zur Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland von 2015 decken sich die Zahlen und Ausbildungsformate für den Bereich Psychotherapie in weiten Teilen (Jobst 2017). Dies zeigt auch der Vergleich der österreichischen Rasterzeugnisinhalte mit der 2019 veröffentlichten UEMS Leitlinie für die...
Neurologe
Der Psychiater ist vom Facharzt für Neurologie abzugrenzen. Ein Neurologe ist auf Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert. Medizinisch wird etwa das Tourette-Syndrom, bei dem es zum lauten Rufen obszöner Worte kommt, als Nervenkrankheit eingestuft.
Ein Neurologe ist ein spezialisierter Facharzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems konzentriert. Fachärzte in diesem Bereich arbeiten interdisziplinär und stehen häufig im Austausch mit anderen medizinischen Fachbereichen, wie der Neurochirurgie, Neuropathologie und Inneren Medizin. Sie nutzen spezielle Methoden, klinische Tests und bildgebende Verfahren, um Diagnosen zu stellen. Besonders groß ist auch die Schnittstelle zwischen Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie.
Um den Beruf als Neurologe ausführen zu können, ist neben dem Medizinstudium und der Approbation die Facharztausbildung im Sonderfach Neurologie notwendig. Diese schließt sich einer 9-monatigen Basisausbildung an und dauert insgesamt 72 Monate (6 Jahre). Am Ende der Weiterbildung steht eine Facharztprüfung an. Wer diese besteht, kann sich „Facharzt für Neurologie“ nennen.
Die Tätigkeiten eines Neurologen konzentrieren sich auf Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Neurologen diagnostizieren mithilfe von Verfahren wie EEG, MRT und weiteren radiologischen Techniken. Dabei berücksichtigen sie auch biographische und psychosoziale Faktoren.
In der Neurologie kommen verschiedene Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zum Einsatz, um Störungen des Nervensystems zu diagnostizieren und zu behandeln.
Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der Neurologie:
- Die klinisch-neurologische Untersuchung ist ein grundlegender Bestandteil der neurologischen Diagnostik, bei der der Arzt die Funktionsfähigkeit des Nervensystems prüft. Ihr Prinzip ist, systematisch unterschiedliche neurologische Bereiche zu untersuchen. Hierbei geht man zunächst die Hirnnerven durch und testet anschließend Motorik, die verschiedenen Qualitäten der Sensibilität und Koordination.
- Die Liquorpunktion, auch Lumbalpunktion genannt, ist ein diagnostisches Verfahren in der Neurologie, bei dem Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal entnommen wird.
- Bildgebende Verfahren spielen eine zentrale Rolle in der neurologischen Diagnostik, da sie helfen, strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn und Nervensystem sichtbar zu machen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das häufigste Verfahren, das hochauflösende Bilder des Gehirns und Rückenmarks erstellt und Erkrankungen wie Tumore, Schlaganfälle oder Multiple Sklerose erkennen kann. Wenn es schnell gehen muss - bei Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma oder ähnliches - ist das Mittel der Wahl eher ein CT (Computertomographie).
- Auch neurophysiologische Verfahren sind wichtige diagnostische Methoden in der Neurologie, um die Funktion von Nerven und Muskeln zu überprüfen.
Die Fachrichtung Neurologie ist besonders interessant für Medizinstudenten und Assistenzärzte, die sich für das komplexe Zusammenspiel von Gehirn, Rückenmark, Nerven und Muskeln begeistern.
Neurologen in Österreich können in Krankenhäusern und Universitätskliniken arbeiten, wo sie Akutpatienten betreuen und sich an Forschung sowie Lehre beteiligen. Alternativ bieten Rehabilitationskliniken spezialisierte Behandlungen für Schlaganfall- oder Parkinson-Patienten, während niedergelassene Ärzte in Einzel- oder Gruppenpraxen tätig sein können. Weitere Karrieremöglichkeiten gibt es in der Pharmaindustrie, in der neurologischen Forschung oder als Gutachter für Sozialversicherungen.
Im Beruf als Neurologe liegt das Einstiegsgehalt etwa zwischen 4.000 und 6.800 Euro Bruttomonatslohn. Der Arzt-Lohn kann grundsätzlich von verschiedensten Faktoren abhängen. Der Arbeitsplatz, die Region und die Größe einer medizinischen Einrichtung können beispielsweise viel über die Gehaltsaussichten aussagen. Auch die eigene Berufserfahrung macht viel aus. Wer sich spezialisiert, Fortbildungen besucht und Verantwortung übernimmt, kann diese Lohnaussichten ausbauen. Auch mit einer eigenen Ordination kann man das Einkommen als Neurologe verbessern, auch wenn der Reinertrag einer Praxis normalerweise zu großen Teilen in diese zurückfließt.
Psychologe
Ein Psychologe hat das Studium der Psychologie erfolgreich abgeschlossen. Die Psychologie (griechisch: "Seelenkunde") studiert das Erleben und Verhalten des Menschen und seine Entwicklung im Laufe des Lebens. Oft absolvieren Psychologen auch Zusatzausbildungen, wie jene zum Klinischen Psychologen und Gesundheitspsychologen. Damit sind sie Spzezialisten, um eine sogenannte Klinisch-psychologische Diagnostik durchzuführen.
Wie bei Ärzten gibt es Klinische Psychologen, die mit der Kasse verrechnen (Kosten werden zur Gänze vom Sozialversicherungsträger übernommen). Andere arbeiten als Wahlpsychologen: hier können Kostenzuschüsse erfolgen.
Laut Psychologengesetz § 4. 1. 2. das Studium der Psychologie als erstes Fach nach der Verordnung über die philosophische Rigorosenordnung, StGBl. Nr. Zur Führung der Bezeichnung „Psychologin“ oder „Psychologe“ ist ebenso berechtigt, wer einen in Österreich nostrifizierten Abschluss eines Studiums der Psychologie gemäß Abs. 1, das außerhalb der in Abs.
Psycholog*innen arbeiten in der Forschung, Ausbildung und Beratung in verschiedensten Bereichen, u.a. Ein Teil der Berufsbezeichnungen von Psycholog*innen bezieht sich auf gesetzlich geregelte Berufstitel, wie Klinische Psycholog*in oder gerichtlich beeidete/r Sachverständige/r. Andere Berufsbezeichnungen wie z.B.
Klinische Psycholog*innen und Gesundheitspsycholog*innen sind Psycholog*innen, die zur selbstständigen Ausübung ihres Berufes (z.B. in einer Praxis) im Gesundheitswesen berechtigt sind. Alle Klinische Psycholog*innen und Gesundheitspsycholog*innen sind in die Liste der Klinischen Psycholog*innen und Gesundheitspsycholog*innen des zuständigen Ministeriums eingetragen. Die Ausübung der Gesundheitspsychologie und der Klinischen Psychologie umfasst die durch den Erwerb fachlicher Kompetenz erlernte Anwendung von gesundheitspsychologischen und klinisch-psychologischen Erkenntnissen und Methoden bei der Untersuchung, Behandlung, Auslegung, Änderung und Vorhersage des Erlebens und Verhaltens von Menschen und ihrer Lebensbedingungen einschließlich der Prävention, Gesundheitsförderung, Rehabilitation und Evaluation. (§ 6 Abs.
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