Depressionen gehören auch in Linz zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Aus dem emotionalen Abgrund einer Depression kann der Weg heraus durch Psychotherapie geebnet werden - ein Weg, der gleichzeitig als Prävention gegen künftige depressive Episoden wirkt. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von Psychotherapien bei der Behandlung von Depressionen.
Die Rolle der Psychotherapie bei Depressionen
Der Dialog mit der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten bietet nicht nur bedeutsame seelische Unterstützung, sondern ermöglicht auch eine tiefere Ergründung der Faktoren, die zu den psychischen Belastungen geführt haben. Die therapeutischen Gespräche vermitteln unter anderem Bewältigungstechniken, die den Umgang mit pessimistischen Gedankenmustern erleichtern oder die Aufarbeitung belastender Lebensereignisse fördern sollen. Durch psychotherapeutische Ansätze können sowohl die Symptome der Depression gemildert als auch die Wahrscheinlichkeit erneuter Krankheitsepisoden verringert werden.
Allerdings lässt sich derzeit nicht eindeutig bestimmen, welche spezifischen Methoden unter welchen Bedingungen die größte Effektivität aufweisen. Die Effektivität psychotherapeutischer Behandlungen wird nicht nur durch die angewandte Methodik beeinflusst, sondern hängt ebenso von der Intensität, der spezifischen Ausprägung und dem zeitlichen Verlauf der Depression sowie von begleitenden psychischen Beeinträchtigungen ab.
Zudem reagieren verschiedene Personen unterschiedlich auf therapeutische Maßnahmen: Während bei einigen Betroffenen bereits wenige therapeutische Gespräche Besserung bewirken, benötigen andere eine intensivere Betreuung. Neben den individuell variierenden Krankheitszeichen spielen auch persönliche Eigenschaften, biografische Erfahrungen und aktuelle Lebensumstände eine wesentliche Rolle. Ihr Erfolg hängt von der Schwere der Beschwerden, der Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten und den individuellen Lebensumständen ab.
Entscheidend ist, dass die Therapeutin bzw. der Therapeut eine aufmerksame, wertschätzende, unvoreingenommene und empathische Haltung einnimmt - und dass eine grundlegende zwischenmenschliche Übereinstimmung besteht. Von essenzieller Bedeutung ist zudem die Qualität der therapeutischen Allianz. Die persönlichen Vorstellungen bezüglich des Behandlungsverlaufs sollten mit den therapeutischen Möglichkeiten in Einklang stehen.
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Verschiedene Psychotherapiemethoden in Linz
In Linz übernehmen die Krankenkassen zur ambulanten Behandlung von Depressionen folgende Psychotherapiemethoden:
- Psychoanalytisch-psychodynamische Psychotherapie: Diese basiert auf der Annahme, dass psychische Erkrankungen auf unbewusste Impulse und Konflikte aus der Kindheit zurückzuführen sind. In der Psychotherapie werden diese bewusst gemacht und aufgearbeitet.
- Humanistische Psychotherapie: Sie basiert auf dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Ein Beispiel ist die Integrative Therapie: Sie ermöglicht es, Gefühlen in Form von Sprache, Musik, Malerei oder Bewegung Ausdruck zu verleihen und sie zu reflektieren.
- Systemische Psychotherapie: Diese setzt bei krankmachenden Kommunikationsmustern innerhalb von Systemen, z. B. einer Familie (Systemische Familientherapie), an. Gearbeitet wird sowohl am Selbstbild einer Person als auch an ihrem Beziehungsumfeld.
- Verhaltenstherapie: Sie setzt beim Verhalten und Handeln des Patienten an. Die Grundidee: Verhalten ist erlernt - und kann daher mit verschiedenen Techniken auch umgelernt werden.
Alle vier Verfahren werden von anerkannten Psychotherapeut:innen angeboten.
Ambulante und stationäre Behandlung
Die psychotherapeutische Behandlung kann ambulant erfolgen, während bei ausgeprägten depressiven Störungen eine Behandlung in einer Einrichtung (vollstationär oder tagesklinisch) erforderlich sein kann. Obwohl therapeutische Sitzungen mehrheitlich als persönliche Einzelgespräche konzipiert sind, besteht auch die Möglichkeit zur Teilnahme an Gruppensitzungen oder einer Kombination aus beiden Formaten.
Psychotherapie vs. Medikamente
Sowohl Psychotherapie als auch pharmakologische Behandlungen können depressive Episoden effektiv lindern. Psychotherapeutische Interventionen werden vorwiegend bei Depressionen mittleren oder ausgeprägten Schweregrades empfohlen. Bei milden Formen depressiver Störungen raten Experten in der Regel nur dann zu einer Psychotherapie, wenn alternative Unterstützungsformen keine ausreichende Besserung erzielen oder die Gefahr einer Verschlechterung des Krankheitsbildes besteht.
Bei schwerwiegenden depressiven Erkrankungen erfolgt häufig eine Kombination aus psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungsstrategien. Diese integrierte Herangehensweise kann sich als wirksamer erweisen als die alleinige Anwendung von Antidepressiva oder Psychotherapie. Einige Betroffene beginnen mit einer psychotherapeutischen Begleitung erst nach einer initialen medikamentösen Akutintervention. Die therapeutische Betreuung zielt dabei auf eine langfristige Stabilisierung ab und soll künftigen Krankheitsepisoden entgegenwirken.
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Nebenwirkungen der Psychotherapie
Aktuelle Forschung zeigt, dass Psychotherapie sehr effektiv ist, aber auch negative Effekte haben kann. Während sie bei vielen Patient:innen Symptome lindert und die Lebensqualität verbessert, kann sie bei einigen zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Ein Großteil dieser Nebenwirkungen - wie vermindertes Wohlbefinden oder wachsende Ängste - sind vorübergehend, nicht völlig vermeidbar und oft Teil eines therapeutischen Prozesses. Langfristig überwiegen jedoch meist die Vorteile.
Einen Therapieplatz in Linz finden
Die Hausärztin oder der Hausarzt kann oft eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten empfehlen. Es gibt zudem Verzeichnisse im Internet, in denen man gezielt nach einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten suchen kann. Allerdings sind viele Psychotherapieplätze bereits belegt - was für suchende Patient:innen oft frustrierend ist.
Deshalb wurde das Portal Psychotherapie Linz - Freie Psychotherapieplätze gegründet. Alle netDoktor.at-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.
Weitere Therapieansätze
Abhängig von der Schwere der Krankheit werden Depressionen in der Regel mit einer Psychotherapie, antidepressiven Medikamenten oder einer Kombination aus beidem behandelt.
Für Menschen mit Depressionen gibt es viele psychotherapeutische Angebote. Die Kassen übernehmen etwa die Kosten für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie (Psychoanalyse) und systemische Therapie.
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- Die klassische Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehören zu den psychodynamischen Psychotherapien. Sie basieren auf der Vorstellung, dass Depressionen oft durch Verlust- und Kränkungserlebnisse ausgelöst werden, die nicht richtig verarbeitet wurden. Diese werden im Verlauf der Therapie aufgearbeitet.
- Auch die kognitive Verhaltenstherapie - eine Erweiterung der klassischen Verhaltenstherapie - kommt zur Therapie von Depressionen zum Einsatz. Hierbei sucht der Patient mit Unterstützung des Therapeuten nach Wegen, um aus der Depression herauszufinden. Dazu werden unter anderem negative Gedanken, Muster und Überzeugungen aufgedeckt, auf ihre Richtigkeit überprüft und gegebenenfalls durch neue, positivere Denkweisen ersetzt.
- Die Interpersonelle Therapie (IPT) ist eine Kurzzeittherapiemethode, die speziell für die Behandlung depressiver Erkrankungen entwickelt wurde. Sie kombiniert therapeutische Konzepte aus Verhaltenstherapie und psychodynamischer Therapie. Ein wichtiges Therapieziel ist es, Fähigkeiten und Strategien zum Umgang mit Konflikten zu erlernen, die zur Entstehung oder Aufrechterhaltung der Depression beitragen.
Ebenfalls als ergänzende therapeutische Maßnahmen werden bei Depression zum Beispiel Psychoedukation, Ergotherapie, Angehörigengruppen, Kunsttherapie, das Erlernen von Entspannungstechniken sowie körper- und bewegungsbezogene Therapien angeboten.
Medikamentöse Behandlung
Antidepressiva werden meist bei schwereren Depressionen verordnet oder wenn der Patient einer Psychotherapie ablehnend gegenübersteht. Es lassen sich damit die Symptome der Depression erfolgreich behandeln. Allerdings setzt die Wirkung der Medikamente oft erst nach Wochen ein.
Zu den Medikamenten, die bei Depressionen zum Einsatz kommen, zählen zum Beispiel:
- Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI): Sie erhöhen den Spiegel des "Glückshormons" Serotonin im Gehirn und wirken dadurch stimmungsaufhellend.
- Trizyklische Antidepressiva: Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin.
- Monoaminoxidase-Hemmer (MAO): Dieser Wirkstoff blockiert das Enzym Monoaminooxidase, das die Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin abbaut.
- Lithium ist zwar kein klassisches Antidepressivum, wird aber dennoch oft als Stimmungsstabilisierer bei Depressionen eingesetzt.
- Johanniskrautpräparate wirken stimmungsaufhellend und werden vor allem bei leichten bis mittelstarken Depressionen angewandt.
Weitere Behandlungsmethoden
Mithilfe einer Elektrokrampftherapie lässt sich in vielen Fällen eine Depression behandeln, bei der Medikamente und Psychotherapie versagen. Dabei wird unter Kurznarkose durch Stromimpulse ein kurzer "epileptischer Anfall" ausgelöst.
Für die Wachtherapie müssen die Patienten die zweite Nachthälfte oder die gesamte Nacht wach bleiben. Mit dieser Methode heilt man zwar die Depression nicht, aber die Symptome werden kurzfristig aufgehoben.
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation ist eine neue Technik, die in Betracht kommt, wenn sich eine Depression nicht mit Medikamenten behandeln lässt. Es werden dabei verschiedene Bereiche in der vorderen rechten oder linken Gehirnhälfte durch Magnetfelder angeregt.
Selbsthilfe und unterstützende Maßnahmen
Neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auch Hilfsangebote ohne direkten Therapeutenkontakt hilfreich sind. Eine Möglichkeit sind Anleitungen zur Selbsthilfe. Die Betroffenen lesen sich dabei viele Informationen selbst an und haben nur gelegentlich Kontakt zu einem Experten, der sie unterstützt. Dies hilft zum Beispiel, die Wartezeit bis zur Therapie zu überbrücken.
Eine weitere Möglichkeit für Menschen mit Depression ist eine professionelle Beratung über das Internet. Die Therapie wird mithilfe eines speziellen Computerprogramms durchgeführt. Inzwischen gibt es auch sogenannte Depressions-Apps und Chatbots, die den Umgang mit Depressionen erleichtern. Sie basieren auf Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie.
Bei Depressionen empfehlen Experten regelmäßiges körperliches Training. Dadurch lassen sich depressive Symptome erheblich reduzieren - sowohl kurzfristig als auch auf längere Sicht. Tatsächlich wirkt regelmäßiger Sport bei manchen Betroffenen ähnlich gut wie ein Antidepressivum.
Eine leichte oder mittelschwere depressive Phase lässt sich oft durch eine ambulante Psychotherapie behandeln. Der stationäre Aufenthalt in einer Klinik ist vor allem bei einer schweren Depression notwendig.
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