Depressionen sind eine weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit gekennzeichnet sein kann. Laut WHO ist die Depression oder auch affektive Störung eine „weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann. Sie kann über längere Zeit oder wiederkehrend auftreten und die Fähigkeit einer Person zu arbeiten, zu lernen oder einfach zu leben beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann eine Depression zum Suizid führen.
Ursachen und Arten von Depressionen
Meist lassen sich depressive Symptome nicht auf eine einzige Ursache zurückführen, sondern entstehen durch das Zusammenspiel psychosozialer und neurobiologischer Faktoren. Es gibt einige Situationen oder Ereignisse, die Depressionen und/oder Angststörungen auslösen können.
Selbst bei ähnlichen Symptomen ist Depression nicht gleich Depression:
- Primäre Depression (Major Depression): Obwohl keine körperlichen oder psychischen Ursachen vorhanden zu sein scheinen, verfällt der Patient in eine tiefe Traurigkeit (Melancholie) und Antriebslosigkeit.
- Endogene Depression: Vermutet wird, dass die Krankheit von innen heraus (endogen) entsteht, beispielsweise durch Stoffwechselerkrankungen der Gehirnzellen oder durch genetische Faktoren. Die endogene Depression verläuft in Phasen und wird in unipolare Depressionen und bipolare Depressionen unterteilt.
- Bipolare Störung: Während die unipolare Depression in der Regel in 4 depressiven Phasen verläuft, weist die bipolare Störung auch manische Phasen auf, in denen der Betroffene sich und seine Fähigkeiten überschätzt und ein überhöhtes Glücksgefühl erlebt. Die sogenannte zyklothyme Störung ist eine mildere Unterform der bipolaren Depression und zeichnet sich ebenfalls durch starke Stimmungsschwankungen aus.
- Somatogene Depression: Die somatogene Depression steht in direkter Verbindung mit einer körperlichen Erkrankung. Sie wird unterteilt in symptomatische, organische und pharmakogene Depression. Die organische Depression wird durch krankheitsbedingte organische Ursachen hervorgerufen.
Symptome und Diagnose
Für die Diagnose einer Depression berücksichtigen Ärztinnen oder Ärzte unter anderem den Schweregrad und die Dauer der Symptome. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung. Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.
Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:
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- Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.
Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die Ärztin oder der Arzt legt mit der betroffenen Person Ziele der Behandlung fest. Die Ziele können sich auch im Verlauf der Behandlung ändern. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.
Medikamentöse Behandlung
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen. Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.
Einige Arten von Antidepressiva sind:
- Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Diese erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
- Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer): Diese blockieren die Wirkung des Enzyms Monoaminooxidase.
- Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI) erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
Bei der Behandlung einer Depression können auch andere Medikamente als Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie über die Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie Nutzen und Risiko der Medikamente auf.
Psychotherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen. Die Behandlung wird mittels einer Kombination evidenzbasierter Verfahren durchgeführt, die individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden. Zu Beginn der stationären Therapie legen wir gemeinsam mit dem Patienten die Therapieziele fest und erstellen einen individuellen Therapieplan. Dieser beinhaltet wöchentlich 5 Einzeltherapien und 5 Gruppentherapien, in denen aktuelle Probleme analysiert und bearbeitet werden.
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Weitere Therapieansätze
- Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall. Eine Therapieserie besteht aus ca. acht bis zwölf Einzelbehandlungen. Diese werden meist zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt.
- Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen.
- Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.
- Musiktherapie: Bei der Musiktherapie kommen musikalische Mittel zum Einsatz.
- Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie. Diese hat das Ziel, den Spiegel der Hormone Serotonin und Melatonin zu regulieren.
- Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt. Dabei kommt es zu einem Schlafentzug über die ganze Nacht oder in der zweiten Nachthälfte.
Selbsthilfe und Prävention
Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, wie Menschen mit einer Angststörung und Depression selbst dafür sorgen können, gesund zu werden oder gesund zu bleiben.
Einige Tipps zur Selbsthilfe:
- Stressmanagement: Im alltäglichen Leben kommt Stress häufig vor. Wenn eine Stressbelastung jedoch über einen längeren Zeitraum andauert, kann sie die psychische und körperliche Gesundheit angreifen. Lernen Sie zu entspannen. Lernen Sie „Nein“ zu sagen. Schaffen Sie ein Gleichgewicht zwischen Ihrer Arbeit und den Dingen, die Sie gerne machen.
- Körperliche Aktivität: Körperliche Betätigung wie Laufen, Schwimmen, Tanzen, oder ins Fitness-Studio gehen kann Ihre Muskelanspannung verbessern, entspannt den Geist und lenkt Sie von Ihren negativen Gedanken und Sorgen ab. Versuchen Sie sich jeden Tag etwas zu bewegen, zum Beispiel einen Spaziergang zu machen, oder öfters die Treppe zu nehmen, anstatt mit dem Aufzug zu fahren.
- Soziale Kontakte: Unternehmen Sie Dinge mit Familienangehörigen oder engen Freundinnen beziehungsweise Freunden. Nehmen Sie gesellschaftliche Einladungen an, auch wenn es nicht das ist, worauf Sie gerade Lust haben.
- Regelmäßigkeit: Wenn Sie eine Routine festlegen, hilft es Ihnen, aktiver zu werden. Achten Sie darauf, sich jeden Tag in irgendeiner Form zu bewegen.
- Schlafhygiene: Depressionen und Angststörungen können Schlafgewohnheiten durcheinanderbringen. Vermeiden Sie Alkohol vor dem Einschlafen. Nehmen Sie sich vor dem Schlafengehen Zeit zum Entspannen.
- Vermeidung von Suchtmitteln: Es ist vernünftig, den Konsum von Alkohol und Drogen zu reduzieren, da diese langfristig Probleme mit sich bringen und den Genesungsprozess erschweren.
- Selbsthilfegruppen: Eine Selbsthilfegruppe wirkt durch die Gemeinschaft und den Austausch von Betroffenen. Selbsthilfegruppen bieten einen Raum, um Sorgen und Ängste auszusprechen, sich gegenseitig zu ermutigen und zu unterstützen.
Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag. Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse, pflegen Sie Ihre Beziehungen. Personen, die krank sind, vernachlässigen manchmal ihre Mitmenschen und die Beziehungen, die eigentlich eine Unterstützung für sie sein könnten. Es ist sehr wichtig, diese Beziehungen weiter zu pflegen, denn sie spielen eine bedeutende Rolle für Ihr Wohlbefinden und die Aufrechterhaltung Ihres Selbstwertgefühls.
Umgang mit Rückfällen
Rückschläge können vorkommen, enttäuschend sein und sind bisweilen schwierig zu überwinden. Wenn Betroffene einen Rückschlag erleiden, können sie schnell befürchten, dass es ihnen nie wieder gut gehen wird und dass Sie „versagt“ haben. Betroffene sollten sich nicht selbst die Schuld geben. Denken Sie daran, dass es immer zu Rückfällen kommen kann. Bleiben Sie dran. Sie müssen Ihre Erfahrungen machen und ausprobieren, was Ihnen gut tut. Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie schon erreicht haben. Lernen Sie aus Rückfällen. Ein Rückfall gibt die Möglichkeit, ihre Situation zu überdenken und neue Wege zu finden, diese zu bewältigen.
Situation in Österreich und Deutschland
In Österreich sind Depressionen weit verbreitet, und die Prävalenz hat in den letzten Jahren alarmierend zugenommen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass rund ein Drittel der österreichischen Bevölkerung bereits an einer Depression gelitten hat. Lag die Prävalenz vor der Pandemie bei rund 6,5 %, stieg diese bis zum Jahreswechsel 2020/21 auf über 25 %.
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In Deutschland werden immer mehr Antidepressiva verschrieben - und das nicht nur bei Depression, sondern auch bei vielen anderen seelischen Störungen. Diese Praxis wird zunehmend von zahlreichen Gesundheitsexperten kritisiert. Denn der Nutzen von Antidepressiva ist fragwürdig und mit Risiken verbunden, während Betroffene oft lange auf einen Psychotherapieplatz warten müssen, obwohl Psychotherapie nachweislich wirksam ist.
Tabelle: Überblick über Depressionsarten und -merkmale
Depressionsart | Merkmale |
---|---|
Primäre Depression | Tiefe Traurigkeit, Antriebslosigkeit ohne erkennbare Ursache |
Endogene Depression | Entsteht "von innen heraus", z.B. durch Stoffwechselstörungen |
Bipolare Störung | Wechsel zwischen depressiven und manischen Phasen |
Somatogene Depression | Direkt verbunden mit einer körperlichen Erkrankung |
Denken Sie daran, dass der Genesungsprozess bei jedem Menschen unterschiedlich ist. Es kann einige Zeit dauern, wieder gesund zu werden. Der Prozess der Gesundung besteht aus verschiedenen Phasen, welche die Betroffenen unterschiedlich stark durchleben. Es gibt bei der Behandlung einer Angststörung oder Depression keine Methode, die immer wirksam ist. Allerdings gibt es zahlreiche wirksame Behandlungsmöglichkeiten und professionelle Hilfen, die erkrankte Menschen auf dem Weg der Genesung unterstützen können.
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