Burnout ist eine ernste Erkrankung, die möglichst schnell einer professionellen Behandlung bedarf. Wird er zu spät entdeckt und therapiert, verschlechtern sich die Heilungschancen. Eine Burnout-Behandlung setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen.
Sie werden individuell auf die Probleme und Persönlichkeit der Betroffenen abgestimmt. Neben Stressmedizin und psychotherapeutischer Unterstützung können auch Medikamente helfen.
Am Anfang steht die Krankheitseinsicht
Die Voraussetzung für jede Therapie ist die Einsicht, dass überhaupt ein Burnout-Problem existiert. Dazu klären Betroffene mit therapeutischer Unterstützung folgende vier Fragen:
- Inwiefern trage ich selbst zu der schwierigen Situation bei?
- Wo überschreite ich meine Grenzen?
- Welche Umweltfaktoren sind beteiligt?
- Welche lassen sich verändern, welche nicht?
Menschen mit Burnout, die sich ihren Eigenanteil an der Situation nicht eingestehen, gelingt es nicht, das Übel selbst an der Wurzel packen. Die Auseinandersetzung mit anderen Burnout-Betroffenen, beispielsweise in Selbsthilfegruppen oder über Erfahrungsberichte, ist hilfreich, um Wege aus dem Burnout zu finden.
Schnelle Krisenintervention in der Anfangsphase
Befindet sich der Burnout-Prozess noch in der Anfangsphase, genügt oft schon eine Krisenintervention oder eine Kurzzeittherapie von wenigen Stunden als erste Burnout-Hilfe. Ziel ist es, verbesserte Fertigkeiten zur Konflikt- und Problemlösung zu entwickeln und ein feineres Gespür für die Grenzen der eigenen Belastbarkeit zu bekommen.
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Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson sind mitunter hilfreich, die Burnout-Behandlung zu unterstützen.
Stressmedizin bei Burnout
Die Stressmedizin ist ein relativ neues Gebiet innerhalb der Psychosomatik. Sie bezieht mit einem ganzheitlichen Ansatz die Persönlichkeit, das individuelle Umfeld und genetische Aspekte in die Diagnostik und die Therapie mit ein. Auch stressbedingte hormonelle Veränderungen werden mithilfe von Laborwerten betrachtet.
Gemessen werden etwa die Stresshormone Cortisol, Dopamin, Serotonin, Adrenalin und Noradrenalin. Die Werte geben Auskunft über die Schwere des Burnout und ermöglichen eine Abgrenzung gegenüber anderen mit Stress assoziierten Erkrankungen wie zum Beispiel Depression oder Fibromyalgie.
In die Stressmedizin fließen Aspekte der Psychologie, Immunologie, Neurologie und des Hormonsystems ein. Auch Akupunktur (besonders die NADA-Ohrakupunktur), die in das vegetative Nervensystem eingreift, bringt mitunter Erfolge.
Psychotherapie bei Burnout
Ist der Burnout schon weiter vorangeschritten, ist meist eine Psychotherapie zur Burnout-Behandlung notwendig. Da die Gründe, die zum Ausbrennen führen, ganz unterschiedlich sind, richten sich auch der Therapieschwerpunkt und die Methode individuell aus. Die nachfolgenden therapeutischen Verfahren gelten als hilfreich.
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Verhaltenstherapie
Mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie lassen sich falsche Vorstellungen und Verhaltensmuster auflösen, die Burnout-Patienten oft verinnerlicht haben.
Ein Beispiel: "Ich muss alles perfekt machen, sonst bin ich wertlos." Das Hinterfragen solcher Muster und Weltanschauungen (Paradigmen) ermöglicht es, sich von den krankmachenden "inneren Antreibern" zu befreien. Ein Ziel der Burnout-Therapie ist es also, die problematischen Muster zu erkennen und schrittweise zu verändern.
Tiefenpsychologische Verfahren
Bei vielen Burnout-Betroffenen steht der Aufbau eines stabileren Selbstwertgefühls im Vordergrund. Mit wachsendem Selbstwertgefühl verringert sich ihre Abhängigkeit von äußerer Anerkennung. Sie ist oft der geheime Motor hinter dem Raubbau an den eigenen Kräften.
In solchen Fällen sind tiefgreifende seelische Umstrukturierungen notwendig, die sich besser durch tiefenpsychologische Verfahren wie eine Psychoanalyse bewirken lassen. Solche Prozesse sind manchmal langwierig und mitunter zunächst schmerzhaft. In einigen Fällen sind sie aber für eine wirksame Burnout-Therapie unumgänglich.
Gruppentherapie
Auch eine Gruppentherapie leistet gegebenenfalls wichtige Unterstützung bei Burnout. Für viele Patienten ist es zunächst ungewohnt, die eigenen Probleme mit einer Gruppe von Fremden zu teilen. Es hat jedoch meistens eine entlastende Wirkung, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
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Körpertherapie und Sport
Viele Patienten mit Burnout haben verlernt, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Bei einer Körpertherapie lernt der Patient, körperliche Verspannungen wahrzunehmen, die durch Ängste und Stress entstehen. Wird die körperliche Anspannung gezielt aufgelöst, entspannt sich die Psyche ebenfalls.
Auch körperliche Aktivität unterstützt den Genesungsprozess, zeigen verschiedene Untersuchungen. Sie wirkt sich positiv auf das Körperempfinden und das Selbstbewusstsein aus.
Therapieangebot in Burnout-Kliniken
Bei schwerem Burnout ist ein Aufenthalt in einer Spezialklinik mitunter sinnvoll. Burnout-Kliniken bieten Patienten ein breites Spektrum an Therapien. Dazu gehören neben tiefenpsychologischen Ansätzen, kognitiver Verhaltenstherapie, systemischer Therapie und Gruppentherapie oft auch Körpertherapie, Kunsttherapie oder Ergotherapie.
Der Therapieplan wird dabei individuell auf den Patienten zugeschnitten. Der stationäre Rahmen ermöglicht Patienten, sich intensiv mit ihrer Problematik auseinanderzusetzen, Ursachen aufzudecken und neue Verhaltens- und Denkmuster einzuüben. Patienten lernen zudem, langfristig besser mit ihren Ressourcen hauszuhalten.
Medikamente bei Burnout
Spezielle Burnout-Medikamente gibt es nicht. Für Patienten mit ausgeprägten depressiven Symptomen wie Antriebslosigkeit und innerer Leere, sind Antidepressiva ergänzend zur Psychotherapie mitunter eine Option. Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) etwa heben den Serotonin-Spiegel im Gehirn und wirken so antriebssteigernd.
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Z73
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