Die Depression ist eine häufige psychiatrische Erkrankung, die sich unter anderem in tiefer Traurigkeit, Antriebslosigkeit und der Unfähigkeit, Freude zu empfinden, äußert. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden die Anzeichen einer Depression bei vielen Menschen nicht erkannt.
Depressiv zu sein, ist für viele mit Scham verbunden und dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Deshalb zögern Menschen mit einer Depression häufig, Hilfe zu suchen, obwohl es wirksame Behandlungen gibt.
„Besser früher als später“ - so heißt es im Volksmund. Doch nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist es nicht sinnvoll, nach einer Depression zu suchen, wenn noch keine oder kaum Symptome vorliegen.
Im Folgenden werden häufige Fragen zum Thema Depression beantwortet. Sie als gesunde erwachsene Person erfahren, was Sie selbst tun können, um mit depressiven Verstimmungen oder Traurigkeit umzugehen. Wir klären über Mythen rund um das Thema Depression auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe und weitere Informationen finden.
Merkmale und Ursachen einer Depression
Depression ist eine ernsthafte psychische Krankheit.
Lesen Sie auch: Hintergründe des Weinens bei Borderline
Folgende Beschwerden sind typisch für eine Depression:
- Gedrückte Stimmung
- Verlust der Interessen
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Antriebslosigkeit
- Traurige Verstimmung
- Ängstlichkeit und Hoffnungslosigkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
- Schlafprobleme
- Suizidgedanken
Von einer Depression spricht man, wenn diese Beschwerden über mindestens zwei Wochen andauern und den Alltag beeinflussen. Es können auch körperliche Beschwerden auftreten.
Trauer ist eine entsprechende Reaktion auf ein Ereignis oder den Verlust eines nahestehenden Menschen. Trauer kann sich ganz unterschiedlich anfühlen - nichts ist „richtig“ oder „falsch“. Trauer ist keine Erkrankung.
Die Gefühle, die bei trauernden Menschen auftreten, können ähnlich sein wie die Beschwerden bei einer Depression. Bis heute gibt es keine eindeutige Erklärung dafür, wie Depressionen entstehen.
Zu den Faktoren zählen z.B. belastende Ereignisse, Stoffwechsel und Hormone oder körperliche Krankheiten. Ein belastendes Ereignis ist nicht immer der Auslöser. Die genetische Veranlagung ist nicht immer der Auslöser.
Lesen Sie auch: Burnout: Ursachen und Prävention
Diagnose und Behandlung
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann eine Diagnose stellen. Sie werden gefragt, wie lange die Beschwerden schon bestehen und wie Ihre Lebenssituation ist. Andere Erkrankungen werden ausgeschlossen.
Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen. Beispiele dafür sind der Patient Health-Questionnaire (PHQ-9) und die Geriatric Depression Scale (GDS-15). Ein auffälliges Ergebnis bedeutet also noch lange nicht, dass tatsächlich eine Depression vorliegt.
Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:
- Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig.
Bei einer leichten Depression wird die Begleitung durch die Hausärztin oder den Hausarzt empfohlen. Bei einer mittelgradigen Depression werden Antidepressiva oder Psychotherapie angewendet. Manchmal ist also nur wenig, manchmal mehr Hilfe notwendig.
Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigsten sind Psychotherapie und Medikamente. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation.
Lesen Sie auch: Ursachen für eine leuchtende Öldruckwarnung
Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression. Die wichtigsten sind Psychotherapie und Medikamente.
Arten von Antidepressiva
- Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Diese erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
- Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer): Diese blockieren die Wirkung des Enzyms Monoaminooxidase.
- Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI): Diese erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind.
Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.
Bei der Behandlung einer Depression können auch andere Medikamente als Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie über die Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie Nutzen und Risiko der Medikamente auf.
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.
Bei einer leichten Depression eignen sich besonders zwei Arten von Psychotherapie als Behandlung:
- Die kognitive Verhaltenstherapie: Hier arbeitet man als Patient:in mit seinen Ärzt:innen daran, seine Probleme selbst unter Kontrolle zu bringen. Patient:innen lernen, sich selbst zu beobachten, Probleme zu identifizieren und individuelle Blockaden zu erkennen. Dann werden Alternativen entwickelt und ausprobiert sowie die Denkmuster und Verhaltensweisen neu bewertet: Zum Beispiel indem Patient:innen sich bewusst distanzieren, etwas positiv umdeuten oder ein Problem als Herausforderung sehen.
- Die interpersonelle Psychotherapie (IPT): Dies ist ein evidenzbasierter, Leitlinien-empfohlener Ansatz zur Behandlung von Depressionen. Die Interpersonelle Psychotherapie nach Klerman und Weissman gehört zu den am umfassendsten untersuchten und wirksamsten psychologischen Depressionstherapien.
Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall. Eine Therapieserie besteht aus ca. acht bis zwölf Einzelbehandlungen. Diese werden meist zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt.
Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen.
Die Ärztin oder der Arzt klärt Sie über Möglichkeiten der Behandlung auf, falls die Therapie nicht gut anspricht bzw. wirkt. Fachleute sprechen in dem Zusammenhang von Therapieresistenz. Diese liegt vor, wenn mindestens zwei unterschiedliche Antidepressiva aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen nicht zum Therapieerfolg geführt haben.
Ist eine Rückbildung der Symptome nicht möglich, konzentriert sich die Therapie meist auf eine möglichst gute Kontrolle der Symptome und Verbesserungen der Teilnahme am Alltagsleben. Die Therapie richtet sich dabei individuell nach den Patientinnen bzw.
Es kann sein, dass Psychotherapie zusätzlich zu Medikamenten eine Empfehlung ist. Oder dass die Ärztin oder der Arzt zusätzlich zum Antidepressivum andere Medikamente verschreibt, zum Beispiel den Wirkstoff Quetiapin. Dieser wirkt auch antipsychotisch. Zudem ist eine repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) eine Möglichkeit.
Bei einer mittelgradigen bis schweren depressiven Episode, die auf mehrere durchgeführte Behandlungsversuche nicht angesprochen hat, schlägt die Ärztin oder der Arzt gegebenenfalls zusätzlich zu einem Antidepressivum Esketamin vor. Die Verabreichung von Esketamin erfolgt im Krankenhaus, eventuell in einer Ambulanz. Auch Ketamin als Infusion kann zum Einsatz kommen.
Die Ärztin oder der Arzt sucht zudem nach Ursachen, warum die Therapie bis jetzt nicht gut gewirkt hat.
Neben den genannten Therapieformen gibt es auch noch weitere Möglichkeiten:
- Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen
- Musiktherapie
- Lichttherapie
- Schlafentzugstherapie
Die Behandlung verläuft nicht immer nach einem bestimmten Schema. Es kann sein, dass die Ärztin oder der Arzt im Verlauf der Behandlung eine Anpassung der Maßnahmen vorschlägt.
Selbsthilfe und Tipps für den Alltag
Man kann selbst ganz viel für die psychische Gesundheit tun. Auch wenn Sie sich vielleicht gerade schwach und ausgeliefert fühlen: Sie müssen nicht tatenlos abwarten. Sie können selbst ganz viel dazu beitragen, dass es Ihnen wieder besser geht. Bildlich gesprochen nehmen Sie das Steuer wieder in die Hand.
Die fünf wichtigsten Punkte auf dem Weg zur Besserung sind:
- Medikamente
- Psychotherapie
- Die eigenen Gedanken
- Das eigene Handeln
- Ein unterstützendes Umfeld
Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag. Depression führt dazu, dass man sich anders fühlt und verhält als vor der Erkrankung. Viele betroffene Menschen haben Schuldgefühle und leiden unter Selbstzweifeln. Sie können ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren. Manche haben auch Suizidgedanken.
Viele Betroffene ziehen sich zurück und verlassen kaum noch das Haus. Arbeiten gehen fällt häufig schwer. Alkohol-, Medikamenten- und Drogenmissbrauch können ein Thema sein. Das kann die Depression zusätzlich verstärken.
Nehmen Sie professionelle Hilfe an, lieber früher als später!
Bleiben Sie aktiv! Bewegung tut gut und lenkt von negativen Gedanken ab!
Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus. So können Sie auch Lösungen finden, die für Sie persönlich passen! Hilfreich kann hier zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe sein.
Weitere Tipps für den Alltag:
- Planen Sie ihren Tag, das kann Sie im Alltag unterstützen!
- Achten Sie auf einen guten Schlaf.
- Regelmäßig bewegen! Wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßiger Ausdauersport wie ein natürliches Antidepressivum wirkt.
- Sprechen befreit! Nur wenn Sie über Ihre Probleme, Sorgen und Nöte reden, können andere Ihnen helfen bzw. Ihre Lage verstehen.
- Auf ausgewogene Ernährung achten!
- Wichtige Lebensentscheidungen nicht während einer Depression treffen!
- Vorsicht vor zu viel Alkohol!
- Bleiben Sie Ihrer Therapie treu!
- Depression und Sexualität - sprechen Sie darüber!
Was Angehörige tun können
Für Partner, Familienangehörige und Freunde eines depressiven Menschen ist es häufig schwer, mitzuerleben, wie schlecht es dieser Person geht. Sie fragen sich, wie sie bei Depressionen am besten helfen.
Der Alltag mit einem Menschen, der psychisch erkrankt ist, kann sehr fordernd sein. Informieren Sie sich über die Erkrankung! Es hilft, wenn man die Erkrankung des/der Angehörigen versteht.
Es kann Sie entlasten, wenn Sie mit vertrauten Menschen über die Situation sprechen. Auch professionelle Beratung kann hilfreich sein. Wenden Sie sich zum Beispiel an PsyNot (0800/ 44 99 33) oder die Telefonseelsorge (142).
Achten Sie auf sich selbst! Wenn es Ihnen selbst nicht gut geht, können Sie andere nicht so gut unterstützten. Deshalb schauen Sie auf sich und Ihre Gesundheit.
Mitgefühl und Zuhören sind wichtig, damit sich Menschen mit einer psychischen Erkrankung verstanden fühlen. Depressiven Menschen fehlt oft der nötige Antrieb, um einen Arzttermin zu vereinbaren oder sie glauben nicht daran, dass ihnen dort geholfen wird.
Angehörige unterstützen den Patienten durch Geduld und Verständnis. Machen Sie sich bewusst, dass das Verhalten des Betroffenen nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern Teil einer depressiven Phase ist. Wenden Sie sich nicht ab, auch wenn Ihr depressiver Angehöriger Sie zurückzuweisen scheint.
Setzen Sie einen depressiven Menschen nicht mit Bemerkungen wie "Nun reiß dich doch ein bisschen zusammen" unter Druck - denn "Zusammenreißen" ist bei einer Depression nicht möglich. Auch Vorwürfe sind unangebracht und verschlimmern die Lage nur. Die Kranken machen sich ohnehin selbst starke Vorwürfe und leiden unter Schuldgefühlen aufgrund ihrer Depression.
Ebenfalls wichtig: Streiten Sie nicht mit Ihrem depressiven Angehörigen darüber, ob seine negative Sichtweise der Situation "objektiv" gerechtfertigt ist oder nicht. Auch das hat keine Aussicht auf Erfolg. Werten Sie die intensiv erlebten körperlichen Missempfindungen des Depressiven und seine Ängste vor einer körperlichen Erkrankung nicht als übertrieben oder "nur psychisch bedingt" ab. Denn depressive Menschen übertreiben ihr Erleben nicht.
Seien Sie vorsichtig mit gut gemeinten Ratschlägen: Empfehlen Sie einem depressiven Menschen beispielsweise nicht, mal richtig abzuschalten und für ein paar Tage zu verreisen. Gerade Menschen mit schweren Depressionen erleben in einer nicht vertrauten Umgebung ihre Freudlosigkeit manchmal noch weitaus schmerzhafter.
Wenn Menschen mit einer Depression davon sprechen, sich das Leben zu nehmen, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal!
Meist steckt dahinter nicht ein wirklicher Sterbewunsch, sondern vielmehr die fehlende Kraft, SO weiter zu leben, beziehungsweise der Verlust der Hoffnung, dass die Situation sich auch wieder zum Besseren wenden kann.