Psychische Gesundheit ist ein zentrales Thema, das in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. In Österreich, wie in vielen anderen Ländern, sind psychische Probleme weit verbreitet und betreffen Menschen aller Altersgruppen und sozialen Schichten.
Was sind psychische Probleme?
Psychische Probleme umfassen eine Vielzahl von Erkrankungen, die das Denken, Fühlen und Verhalten beeinträchtigen können. Sie reichen von leichten emotionalen Belastungen bis hin zu schweren psychischen Störungen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können.
Warum ist psychische Gesundheit wichtig?
Psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie körperliche Gesundheit. Sie beeinflusst, wie wir mit Stress umgehen, Beziehungen pflegen und Entscheidungen treffen. Unbehandelte psychische Probleme können zu langfristigen gesundheitlichen Folgen führen, wie z. B. chronischen Erkrankungen oder sozialer Isolation.
Österreich ist ein Land mit hohem Lebensstandard, doch psychische Probleme sind auch hier weit verbreitet. Laut Studien und Statistiken zählen folgende Erkrankungen zu den am häufigsten diagnostizierten:
1. Depressionen
Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung in Österreich. Sie äußern sich durch anhaltende Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Interessenverlust.
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Statistik: Rund 10 % der österreichischen Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an einer Depression. In Österreich leiden derzeit mindestens 400.000 Menschen, also 5 Prozent der Bevölkerung, an einer behandlungsbedürftigen Depression. Etwa jede und jeder fünfte Mensch in Österreich erkrankt im Laufe seines Lebens daran. Generell leiden in Österreich rund 730.000 Menschen an Depressionen.
Ursachen: Genetische Veranlagung, Stress, traumatische Erlebnisse oder hormonelle Veränderungen.
Behandlung: Psychotherapie, Medikamente (Antidepressiva) und Selbsthilfegruppen. Mit ärztlichen und psychotherapeutischen Maßnahmen kann den Betroffenen aber geholfen werden.
2. Angststörungen
Angststörungen sind weit verbreitet und umfassen generalisierte Angststörungen, Panikattacken und soziale Ängste.
Statistik: Etwa 15 % der Österreicherinnen und Österreicher leiden an einer Form von Angststörung.
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Symptome: Herzrasen, Schwindel, Atemnot und übermäßige Sorgen.
Behandlung: Kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und Medikamente.
3. Burnout
Burnout ist ein Zustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der oft durch chronischen Stress am Arbeitsplatz verursacht wird.
Statistik: Immer mehr Menschen in Österreich suchen aufgrund von Burnout-Symptomen Hilfe.
Risikogruppen: Menschen in helfenden Berufen (z. B. Pflegekräfte, Lehrer) und Führungskräfte.
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Behandlung: Stressmanagement, Psychotherapie und Arbeitsplatzanpassungen.
4. Suchterkrankungen
Alkohol- und Drogenabhängigkeit sind in Österreich ein großes Problem und oft mit anderen psychischen Erkrankungen verbunden.
Statistik: Rund 5 % der Bevölkerung leiden an einer Alkoholabhängigkeit.
Folgen: Soziale Isolation, körperliche Erkrankungen und finanzielle Probleme.
Behandlung: Entzugstherapie, Psychotherapie und Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker.
5. Essstörungen
Essstörungen wie Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störungen betreffen vor allem junge Menschen.
Statistik: Etwa 3 % der Jugendlichen in Österreich leiden an einer Essstörung.
Ursachen: Gesellschaftlicher Druck, genetische Faktoren und psychische Belastungen.
Behandlung: Psychotherapie, Ernährungsberatung und stationäre Behandlung.
6. Schizophrenie und psychotische Störungen
Diese Erkrankungen sind seltener, aber schwerwiegend und erfordern oft eine langfristige Behandlung.
Statistik: Rund 1 % der Bevölkerung ist betroffen.
Symptome: Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen.
Behandlung: Medikamente (Antipsychotika) und Psychotherapie.
Psychotherapie in Österreich: Behandlungsmöglichkeiten
In Österreich sind derzeit 23 psychotherapeutische Methoden gesetzlich anerkannt (Stand: Dezember 2024). Diese lassen sich in 4 Hauptorientierungen einteilen:
- Tiefenpsychologisch-psychodynamisch
- Humanistisch-existenziell
- Systemisch
- Verhaltenstherapeutisch
Kosten und Finanzierung
In Österreich werden die Kosten für Psychotherapie teilweise bis ganz von den Krankenkassen übernommen. Es gibt auch niedrigschwellige Angebote wie psychosoziale Dienste und Beratungsstellen.
Gender-Unterschiede bei Depressionen
Depressionen werden bei Männern seltener diagnostiziert als bei Frauen. Laut zahlreicher Studien sind Frauen doppelt so häufig von Depressionen betroffen, wie Männer. Eine repräsentative Studie in der österreichischen Bevölkerung hat gezeigt, dass 7,4 % der Österreicher und 12,6 % der Österreicherinnen an einer Depression leiden.
Ein möglicher Grund dafür liegt in der nach wie vor mangelnden Kenntnis darüber, dass sich die psychische Erkrankung bei Männern mit anderen Symptomen äußert als bei Frauen. Während eine gedrückte Stimmungslage, der Verlust von Interessen und Freude, verminderter Antrieb, aber auch Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl, Pessimismus, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Suizidgedanken bzw. Suizidhandlungen, Schlafstörungen und verminderter Appetit bei beiden Geschlechtern auf eine Depression hinweisen können, finden sich bei Männern zusätzlich häufiger Reizbarkeit, Aggressivität und Risiko- bzw. Suchtverhalten. Dieses Verhalten kann die klassischen Depressionssymptome überlagern.
Auch die Auslöser für eine Depression zeigen Gender-Unterschiede. Während bei Frauen vor allem zwischenmenschliche Spannungen eine Depression auslösen sind es bei Männern häufig Job- bzw. finanzielle Probleme.
In Österreich leben derzeit rund 730.000 Menschen mit einer Depression, 264.000 davon gehören dem männlichen Geschlecht an.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie
Die Pandemie hat einen hohen Tribut von Kindern und Jugendlichen gefordert. Fast zwei Jahre seit Beginn der Pandemie sind die psychischen Belastungen für Kinder und Jugendlichen nach wie vor schwerwiegend. Die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind gravierend. In Österreich ist die Lage sogar noch dramatischer. Hier zu Lande leiden 18,2 Prozent der 10-19-jährigen unter psychischen Problemen. Das sind knapp 160.000 Jugendliche in Österreich. 24% der Kinder und Jugendlichen in Österreich zeigen im Laufe ihrer jungen Leben zumindest Symptome einer psychischen Erkrankung.
Größere Krisen - wie Corona, Ukraine-Krieg und Teuerung - führen zu einem Anstieg von Angststörungen und Depressionen. Die anhaltende Teuerungswelle und die vielen negativen Wirtschaftsmeldungen begünstigen zudem generell eine depressive Stimmung.
Vorteile und Nachteile der Behandlung psychischer Probleme
Vorteile
- Verbesserung der Lebensqualität
- Stärkung der psychischen Widerstandskraft
- Unterstützung durch professionelle Therapeuten
Nachteile
- Lange Wartezeiten für Therapieplätze
- Stigmatisierung psychischer Erkrankungen
- Teilweise hohe Kosten
Häufige Fragen zu psychischen Problemen in Österreich
- Wo finde ich Hilfe bei psychischen Problemen?
In Österreich gibt es zahlreiche Anlaufstellen, wie psychosoziale Dienste, Beratungsstellen und niedergelassene Psychotherapeuten. Sie können sich z.B. an den Oberösterreichischer Landesverband für Psychotherapie (OÖLP) in der Herrenstraße 12 in 4020 Linz wenden.
- Werden die Kosten für Psychotherapie übernommen?
Ja, die Krankenkassen übernehmen sehr oft einen Teil der Kosten insofern eine ärztliche Vorschreibung vorliegt. Es gibt auch kostengünstige Angebote wie Gruppentherapien. Und unter bestimmten Voraussetzungen (Einkommensgrenzen, schwer Erkrankte,…) werden die Kosten in vollem Umfang von der Krankenkasse übernommen.
- Wie erkenne ich, ob ich an einer psychischen Erkrankung leide?
Anhaltende Symptome wie Traurigkeit, Angst oder Schlafstörungen können ein Hinweis sein. Ein Gespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten kann Klarheit schaffen.
Psychische Probleme sind in Österreich weit verbreitet und betreffen Menschen aller Altersgruppen. Depressionen, Angststörungen und Burnout zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Gesundheit ist nach Definition der WHO ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheiten.