Die Ausbildung zum Psychotherapeuten in Österreich ist ein mehrstufiger Prozess, der sowohl theoretische als auch praktische Elemente umfasst. Seit 1991 ist die Psychotherapie-Ausbildung durch das Psychotherapeutengesetz (PthG) geregelt.
Die aktuelle Struktur der Psychotherapieausbildung
Die Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in setzt sich aus dem Propädeutikum sowie dem Fachspezifikum zusammen. Die Ausbildung zum/-r Psychotherapeuten/-in umfasst mindestens 3.000 Stunden und besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Teilen. Wie oben erläutert, splittet sich die Lehre in das psychotherapeutische Propädeutikum und das darauf aufbauende psychotherapeutische Fachspezifikum auf. Das Propädeutikum stellt keine Lehre im eigentlichen Sinne dar.
Die Ausbildung gliedert sich in zwei Teile:
- Propädeutikum: Ein zweijähriger allgemeiner Teil, der die theoretischen Grundlagen und erste praktische Erfahrungen vermittelt.
- Fachspezifikum: Ein drei- bis sechsjähriger spezialisierter Teil, in dem eine bestimmte psychotherapeutische Methode erlernt und angewendet wird.
Derzeit findet die Ausbildung an privaten außeruniversitären Ausbildungseinrichtungen und Privatunis statt.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Voraussetzung für das Propädeutikum ist ein Mindestalter von 18 Jahren. Darüber hinaus benötigt man eine Matura oder Studienberechtigungsprüfung. Zudem setzen einige Ausbildungsstätten ein Gutachten über die individuelle Eignung und Motivation für den angestrebten Beruf des/-r Psychotherapeuten/-in voraus. Das Gutachten über die persönliche Eignung zum Propädeutikum erstellt der Psychotherapiebeirat.
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Zu den Voraussetzungen für das psychotherapeutische Fachspezifikum (spezieller Teil der Lehre) zählt, erstens neben der Vollendung des 24. Lebensjahres, zweitens die Handlungsfähigkeit in allen Belangen für die Berufsausübung. Außerdem muss das psychotherapeutische Propädeutikum abgeschlossen sein.
Gesetzlich anerkannte Quellberufe sind unter anderem: Mediziner/in, Pädagoge/in, Psychologe/in, Lehrer/in, Musiktherapeut/in, Kommunikationswissenschaftler/in, Diplomierte/r Krankenpfleger/in.
Inhalte der Ausbildung
Im Propädeutikum werden unter anderem folgende Inhalte vermittelt:
- Grundlagen der Psychotherapie
- Allgemeine und Entwicklungspsychologie
- Persönlichkeitstheorien
- Psychologische Diagnostik und Begutachtung
- Psychiatrie, Psychopathologie und Psychosomatik
Das Fachspezifikum konzentriert sich auf die spezifische Therapiemethode, die der angehende Psychotherapeut anwenden möchte.
Kosten der aktuellen Ausbildung
In der Ausbildung erhält ein/e Psychotherapeut/in in der Regel kein Gehalt. Stattdessen sind damit hohe Kosten verbunden. Die Gesamtkosten für die Lehre betragen zwischen 25.000 Euro bis 60.000 Euro und müssen selbst getragen werden. Allerdings sind sie steuerlich absetzbar. Neben den Kosten für Prüfungsgebühren und/oder Lehrgebühren müssen regulär auch Lehrmittel sowie ggf. berücksichtigt werden.
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Die Psychotherapieausbildung ist in Österreich derzeit ausschließlich privat organisiert, aktuell kostet sie zwischen 25.000 und 50.000 Euro.
Geplante Akademisierung der Psychotherapieausbildung
Um die Ausbildung leistbarer zu machen und das Angebot an Psychotherapieplätzen deutlich auszuweiten, will die Regierung die Ausbildung künftig an den öffentlichen Unis anbieten. Für die im Gesetzesentwurf geplante Akademisierung gibt es grundsätzlich viel Lob.
Ab dem Wintersemester 2026 wird die Psychotherapieausbildung auch in Österreich akademisiert und an öffentlichen Universitäten sowie Fachhochschulen angeboten. Das Studium besteht aus einem zweijährigen Masterprogramm mit jährlich 500 Studienplätzen, verteilt über mehrere Standorte. Voraussetzung für die Zulassung ist ein einschlägiges Bachelorstudium, z. B. in Psychologie, Medizin oder Bildungswissenschaften. Nach dem Masterstudium folgt eine praktische Phase mit Patientenkontakt sowie eine staatliche Approbationsprüfung.
Die neue Struktur sieht vor, dass man nach einem fachlich passenden Bachelorstudium einen zweijährigen Psychotherapie-Master an den Unis bzw. an Fachhochschulen anschließt. Dritter Ausbildungsteil ist eine postgraduelle Fachausbildung bei Psychotherapeutischen Fachgesellschaften, während der man schon unter Supervision therapeutisch arbeiten kann.
Die neue Ausbildung soll laut Plan der scheidenden schwarz-grünen Regierung nicht nur für mehr akademische Qualität sorgen. Die aktuell bis zu 50.000 Euro teure Ausbildung soll dadurch außerdem günstiger werden.
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Kritik und Herausforderungen
Allerdings gibt es Bedenken, ob die Akademisierung tatsächlich zu einer deutlichen Kostensenkung führen wird. Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, sieht auch in Zukunft keine deutlich billigere Psychotherapie-Ausbildung. Das sei allerdings „nicht besonders realistisch“, sagt Wolfgang Fleischhacker, der das Thema in der Universitätenkonferenz (uniko) betreut, zur APA.
Es sei eine „noble Intention“ von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), die Ausbildung durch die Reform leistbarer zu machen und damit die Zahl der Psychotherapeutinnen und -therapeuten zu erhöhen. „Aber die teureren Teile der Ausbildung wird man weiterhin selber zahlen müssen“, erwartet Fleischhacker, Rektor der Medizinuni Innsbruck und selbst Psychiater und Psychotherapeut.
Zwar werden die Unis laut Plan in ihrer Ausbildung sehr viel in Kleingruppen unterrichten, was personalintensiv sei und wofür auch zusätzliches Geld nötig sein werde. Die dritte Phase der neuen Ausbildung mit Theorie, praktischer Anleitung, Supervision und Selbsterfahrung solle aber ausschließlich in Händen der Fachgesellschaften sein, betont Fleischhacker. Und dafür würden eben auch weiterhin Kosten anfallen.
Wie der Master inhaltlich aussehen und der Zugang zum neuen Studium gestaltet werden soll, wird gerade von den Unis gemeinsam erarbeitet. Der Plan von Schwarz-Grün, dass die neue Ausbildung im Studienjahr 2026/27 starten soll, ist laut Fleischhacker jedenfalls „ambitioniert“.
Gemeinsam arbeiten sie auch an einem einheitlichen Aufnahmeverfahren für ganz Österreich ähnlich dem Medizin-Aufnahmetest. Dieses soll garantieren, dass die Studienanfängerinnen und -anfänger trotz der unterschiedlichen Basisausbildung - als Voraussetzung möglich ist etwa ein Studium der Medizin, Psychologie, Gesundheits- und Krankenberufe - dasselbe Vorwissen in Bereichen wie Entwicklungspsychologie oder Neurobiologie mitbringen.
Gehaltsaussichten für Psychotherapeuten
Wie viel Vergütung ein/e Psychotherapeut/in monatlich erhält, ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie dem Standort und der Art (öffentlich, kirchlich, privat) der Arbeitsstätte. Darüber hinaus wirken sich auch die Berufserfahrung des Arbeitnehmenden auf das Gehalt aus. Außerdem ist es auch entscheidend, ob man im Angestelltenverhältnis oder als Freiberufler/in tätig ist. Als monatliches Durchschnittsgehalt bezieht ein/e Psychotherapeut/in in Österreich rund 42.480 Euro brutto jährlich. Mit zunehmender Berufserfahrung und entsprechender Qualifikation kann man außerdem auf selbstständiger Basis in der Regel einen hohen Verdienst erzielen.
Je nach psychotherapeutischer Methode werden zwischen 70 Euro und 150 Euro für eine 50-Minuten-Einheit verlangt.
Tabelle: Gehalt von angestellten Psychotherapeuten in Kuranstalten und Rehabilitationseinrichtungen (Auszug aus dem Kollektivvertrag der WKO, gültig ab 1. Mai 2024)
Berufserfahrung | Gehalt (brutto jährlich) |
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Berufsanfänger | [Gehaltsangabe] |
Nach 2 Jahren | [Gehaltsangabe] |
Nach 4 Jahren | [Gehaltsangabe] |
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