Für die Forschung ist das Thema Intelligenz seit jeher ein spannendes Thema und auch im Alltag setzen wir uns - bewusst oder unbewusst - regelmäßig damit auseinander. Sie kann entscheidend dafür sein, welchen Bildungsweg wir einschlagen, welchen Beruf wir auswählen, wie wir mit Herausforderungen zurechtkommen oder auch unser Leben im Allgemeinen gestalten. Wichtig hierbei ist zu betonen, dass sie ausschlaggebend sein kann, es jedoch nicht immer ist. Schließlich spielen auch viele andere Faktoren eine essenzielle Rolle, wie beispielsweise der familiäre Kontext, die Förderung der eigenen Fähigkeiten und vieles mehr.
Was ist Intelligenz?
Intelligenz kommt gut an, weil sie von den meisten Menschen als etwas Relevantes angesehen wird. So ist von emotionaler, sozialer, praktischer, multipler, naturalistischer, existenzieller und natürlich auch sexueller Intelligenz die Rede. Und trotzdem ist alles eins. Denn ohne die Basis der kognitiven Intelligenz läuft wenig im Köpfchen.
Intelligenz lässt sich prinzipiell zwar nicht trainieren, aber bis zu einem gewissen Punkt steigern. Wissenschaftler:innen unterscheiden zwischen zwei verschiedenen Intelligenzen:
- Fluide Intelligenz: Sie umfasst die grundlegenden Prozesse des Denkens und ist genetisch bedingt, also weitestgehend unabhängig von Erfahrung.
- Kristalline Intelligenz: Dies ist die Fähigkeit, erworbenes Wissen anzuwenden und bezieht sich auf alle Fähigkeiten und Informationen, die ein Mensch im Laufe des Lebens erwirbt.
Dann gibt es da noch die emotionale Intelligenz, die allerdings nicht viel damit zu tun hat, wie hoch der eigentliche Intelligenzquotient ist. Es geht vielmehr darum, wie ausgeprägt die eigene Sensibilität sowie der Umgang mit Gefühlen und das Verständnis für andere ist. Die allgemeine Intelligenz und die emotionale Intelligenz werden in der Regel also unabhängig voneinander betrachtet.
Wie wird Intelligenz gemessen?
Wie intelligent jemand ist, lässt sich durch den Intelligenzquotienten bestimmen, der mithilfe eines IQ-Tests ermittelt werden kann und in Punkte eingeteilt ist:
Lesen Sie auch: Hilfe bei Angst
- <70 = extrem niedrig
- 70-79 = sehr niedrig
- 80-89 = niedrig
- 90-109 = durchschnittlich
- 110-119 = hoch
- 120-139 = sehr hoch
- >140 = extrem hoch
Die Tests, die aus verschiedenen Aufgaben-Typen bestehen, sind zum Teil umstritten, da eine Vielzahl anderer Faktoren die Intelligenz ebenso beeinflussen können. Daher werden auch bestimmte Merkmale untersucht, die Aufschluss darüber geben können, wie intelligent jemand ist. Ein Mensch muss natürlich nicht jedes einzelne dieser Merkmale besitzen, um intelligent zu sein. Sie variieren von Person zu Person und sind unterschiedlich ausgeprägt.
Merkmale intelligenter Menschen
Die aussagekräftigsten Merkmale haben wir im Folgenden für dich zusammengefasst:
- Neugierde: Intelligente Menschen sind neugierig, wissbegierig und offen gegenüber dem Unbekannten. Sie haben eine hohe intrinsische Motivation, Neues zu lernen und sich Themen, die von anderen vielleicht als selbstverständlich hingenommen werden, detailliert zu widmen. Dinge zu hinterfragen, ist ihnen genauso wichtig, wie sie zu verstehen.
- Herrscher:innen des Chaos: Genie und Wahnsinn liegen genauso dicht beieinander wie Intelligenz und Chaos. Verschiedene Untersuchungen ergaben, dass unordentliche Menschen origineller und kreativer sein können.
- Ironie und Sarkasmus: Ein gewisser Sinn für Humor ist ebenfalls ein Merkmal für eine hohe Intelligenz, insbesondere dann, wenn es sich um Ironie und Sarkasmus handelt.
- Introvertiertheit: Menschen, die viel Zeit alleine verbringen oder zurückhaltender wirken, werden häufig unterschätzt und nicht auf den ersten Blick wahrgenommen. Sie nehmen lieber eine beobachtende Position ein und verbringen ihre Zeit zum Beispiel eher damit, zu lesen und neue Dinge zu (er-)lernen, um ihre Energiereserven aufzufüllen und persönlich zu wachsen.
- Anpassungsfähigkeit: Unabhängig von der Situation oder der Problematik agieren intelligente Menschen lösungsorientiert. Diese Anpassungsfähigkeit kann sich unterschiedlich äußern.
- Beobachtungsgabe: Menschen mit einem hohen IQ beobachten. Das ist die Grundlage jeder ihrer Analysen und Problemlösungen. Sie neigen zudem dazu, vieles bis ins kleinste Detail zu durchdenken.
- Über- beziehungsweise Unterforderung: Genauso, wie es Menschen mit einem niedrigen IQ schwerer haben können, ist es auch für besonders schlaue Menschen nicht immer einfach. Durch ihre komplexen Gedanken kann es passieren, dass sie sich von ihrer Umwelt schnell unterfordert oder auch überfordert fühlen.
Emotionale Intelligenz (EQ)
Emotionale Intelligenz (EQ) steht hingegen für die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Mit dem EQ sind eine Reihe von Eigenschaften und Kompetenzen wie Mitgefühl, Kommunikationsfähigkeit, Menschlichkeit, Teamfähigkeit, Wertschätzung, Respekt, Takt, Höflichkeit verbunden.
Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, sich seiner eigenen Emotionen und auch der Gefühle anderer Menschen bewusst zu sein. Dazu gehören das Erkennen der eigenen Gefühle und der Emotionen anderer Menschen sowie das Verständnis dieser Emotionen und angemessen darauf zu reagieren. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz haben typischerweise starke soziale Kompetenzen, einfühlsames Verhalten und gute Kommunikationsfähigkeiten.
Wie man emotionale Intelligenz entwickelt
Emotionale Intelligenz kann angeboren sein sowie durch Erfahrungen und eine persönliche Entwicklung erworben werden. Es gibt verschiedene Ansätze und Techniken, um die eigenen emotionalen Fähigkeiten auszubauen:
Lesen Sie auch: Was tun bei einer Hai-Begegnung?
- Emotionen fühlen: Gefühle wie Trauer, Wut aber auch Freude und Begeisterung nicht zu fühlen, ist ungesund und kann auf Dauer zu Unzufriedenheit, Gereiztheit sowie zu Depressionen führen. Wer gut mit seinen Gefühlen umgehen kann, macht allem voran einmal eines: Sie wahrzunehmen und zu fühlen anstatt sie zu verdrängen.
- Die Gefühle anderer anerkennen: Wenn Partner, Freunde oder Familienmitglieder verärgert oder traurig sind, können emotional intelligente Menschen auch deren Gefühle - ebenso wie ihre eigenen - anerkennen. Es geht nicht darum, zu sagen: "Ach, komm doch endlich darüber hinweg!", sondern viel mehr ums Zuhören.
- Sie widerstehen Gruppenzwängen: Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz sind weniger anfällig für Massenbewegungen. Sie bilden sich eher selbst ihre Meinung und entscheiden dann selbst, was sie tun möchten und was nicht.
- Nicht überdenken: Um ihr eigenes emotionales Wohlbefinden zu bewahren, können emotional intelligente Menschen destruktive Grübelspiralen und negative Gedankenkreisel schneller stoppen.
- Sie können Grenzen setzen: Sie kennen ihre Grenzen und wissen, wann und wie sie diese setzen müssen. Sie haben kein Problem damit, nein zu sagen und sinnvoll für sich einzustehen, wenn ihnen unrecht getan worden ist.
- Sie brauchen keine Anerkennung von außen: Emotional intelligente Menschen kennen ihren Wert und suchen keine Bestätigung von außen. Das macht sie unabhängig wodurch sie weniger gefährdet sind, manipuliert und ausgenützt zu werden.
- Sie akzeptieren, was sie nicht ändern können: Sie versuchen nicht, Dinge zu verändern, die außerhalb ihrer Einflussmöglichkeiten liegen, sondern entwickeln Strategien, um mit den Gegebenheiten bestmöglich zu leben.
- Sie begrüßen konstruktive Kritik: Sie wissen, dass sie nicht perfekt sind. Darum sind sie offen für konstruktive Kritik und sehen diese Rückmeldung als Entwicklungsmöglichkeit.
- Sie sind offen für Veränderung: Veränderungen gehören zum Leben und sie ermöglichen Wachstum und persönliche Entwicklung.
Hochbegabte Kinder
Manche hochbegabten Kinder zeigen genau solche Verhaltensweisen. Oft sind diese von Eltern und Pädagogen nicht eindeutig zuzuordnen und werden dann, fälschlicherweise, mit mangelnder erzieherische Kompetenz und Konsequenz, ADHS/ADS oder anderen Defiziten diagnostiziert. Hochbegabte und unterforderte Kinder sind gar nicht so selten zu finden, wie viele häufig vermuten.
Hochbegabte Kinder sind grundsätzlich genauso unterschiedlich wie altersentsprechend begabte Kinder, dennoch lassen sich häufig folgende Merkmale beobachten:
- Vorsprung in der Entwicklung grundlegender Fertigkeiten im Vergleich zu Gleichaltrigen
- Besonders schnelle Auffassungsgabe bzw. Lernfähigkeit
- Sehr hohes Detailwissen (bei vorhandener Motivation)
- Gute Beobachtungsgabe
- Großer Wortschatz und differenzierte Ausdrucksweise
- Gute Merkfähigkeit
- Weit fortgeschrittene logische Denkfähigkeit
- Schnelles Durchschauen von Zusammenhängen
- Fähigkeit, mit komplexen Konzepten und Abstraktionen umgehen zu können
- Kritisches und unabhängiges Denken
Ihre Arbeitshaltung und Interessen sind oft gekennzeichnet durch:
- Intensive Beschäftigung mit Problemstellungen
- Auftreten von Langeweile bei Routineaufgaben
- Schwer zufrieden zu stellen
- Starke Kritik an sich selbst
- Interesse an Erwachsenenthemen
- Unabhängiges und selbstständiges Arbeiten
Ihr Sozialverhalten kann sich auszeichnen durch:
- Hohe Individualität
- Hinterfragen von Autoritäten
- Ablehnung von Regeln um der Regeln willen (Sinnhaftigkeit muss klar sein)
- Übernahme von Verantwortung
- Nonkonformität
- Starkes Bewusstsein für Recht und Unrecht bzw. Gut und Böse
- Hohes Einfühlungsvermögen
- Bevorzugung gleich befähigter Freunde statt gleichaltriger Freunde
- Führungsqualitäten
Verhaltensweisen hochbegabter Kinder
Viele dieser Kinder haben ein sehr früh ausgeprägtes Sprachverständnis, das im Vergleich zu den gleichaltrigen auffällt. Sie verwenden viele, für ihr Alter ungewöhnliche Ausdrücke, haben einen großen Wortschatz und diskutieren sehr gerne.
Lesen Sie auch: Wichtige Verhaltensregeln nach Katarakt-OP
Sich von anderen etwas sagen lassen, Manipulationen in der Erziehung und vorgegebene Wege gehen fällt vielen hochbegabten Kindern sehr schwer. Sie verspüren einen tiefen inneren Drang, eigene Erfahrungen zu machen und Dinge selbst auszuprobieren. Häufig korrelieren diese Verhaltensweisen mit den strengen und engen Grenzen in Schule, Kindergarten und Elternhaus.
Wenn diese Kindern nicht sofort wissen, ob sie ihr selbst gestecktes Ziel erreichen, reagieren sie mit Verweigerung, extremen Emotionen oder Selbstzweifel. Oft befinden sich diese Kinder dann in emotionalen Notsituationen. Das hohe Anspruchsdenken an sich selbst und an die Umgebung ist der häufig Begleiterscheinung bei Hochbegabung.
Tüfteln, knobeln und schwierige Sachverhalte lösen liegt in ihrem Naturell. Sie analysieren Themen, Situationen, Menschen und sind daher oft schon früh in der Lage, sich selbst zu reflektieren. Diese Kinder sind mit einfachen Antworten nicht zufrieden.
Viele hochbegabte Kinder ziehen schon in jungen Jahren Zahlen und Buchstaben magisch an. Manch 4- jähriges Kind schreibt schon frei und ohne Unterstützung die Glückwunschkarte für die Oma oder rechnet vor dem Schuleintritt im Zahlenraum bis 100 oder gar bis 1000.
Eine extrem ausgeprägte Merkfähigkeit ist bei vielen dieser Kinder zu beobachten. Sie können sich an Dinge erinnern, die schon lange zurück liegen. Oft sind es auch kleine Details, die uns als Eltern in keinster Weise im Gedächtnis geblieben sind.
Bei deinem Kind müssen nicht alle sechs Merkmale zutreffen, denn bei den wenigsten hochbegabten Kindern ist dies der Fall. Eine eindeutige „Diagnose“ kann nur ein Psychologe feststellen.
In andauernden Unterforderungssituationen zeigen Jungen häufiger ein forderndes, aggressives und störendes Verhalten. Daher werden auch mehr Jungen bei den psychologischen Praxen vorgestellt, obwohl die Hochbegabung genau so häufig auch bei Mädchen zu finden ist. Diese sind jedoch meist eher stiller, zurückgezogener, zeigen weniger, was in ihnen steckt.
tags: #Verhaltensweisen #intelligenter #Menschen