Obwohl in den letzten 25 Jahren viel zum Thema depressive Störungen geforscht wurde, stellt es immer noch eine Herausforderung dar, eine Depression in der Allgemeinpraxis zu erkennen, anzusprechen und eine Behandlung einzuleiten. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, sich auf dieses wichtige Gespräch vorzubereiten und die bestmögliche Unterstützung zu erhalten.
Vorbereitung auf das Gespräch
Ein offenes und ehrliches Gespräch mit Ihrem Arzt ist der erste Schritt zur Bewältigung von Depressionen. Hier sind einige Tipps, wie Sie sich vorbereiten können:
- Notieren Sie sich Ihre Symptome: Beschreiben Sie detailliert, wie Sie sich fühlen, welche Veränderungen Sie in Ihrem Verhalten festgestellt haben und wie lange diese Symptome bereits anhalten.
- Erstellen Sie eine Liste mit Fragen: Notieren Sie sich alle Fragen, die Sie Ihrem Arzt stellen möchten, z.B. zu Behandlungsmöglichkeiten, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Selbsthilfegruppen.
- Nehmen Sie eine Vertrauensperson mit: Wenn Sie sich unsicher fühlen, bitten Sie einen Freund oder ein Familienmitglied, Sie zu begleiten. Vier Ohren hören mehr als zwei, und eine Begleitperson kann Ihnen helfen, sich an wichtige Details zu erinnern.
Gesprächsatmosphäre
Die Gesprächspartner sollten sich - wenn möglich - auf gleicher Augenhöhe unterhalten. Suchen und halten Sie Blickkontakt mit dem Arzt. Achten Sie darauf, ob Sie den Erklärungen folgen können, die der Arzt macht und unterbrechen Sie, wenn Sie Schwierigkeiten haben ihn zu verstehen. Lassen Sie den Arzt ausreden und fordern Sie das auch für sich ein. Teilen Sie dem Arzt mit, wenn Sie Vorschläge nicht gut finden oder eine Therapie ablehnen. Sollten Sie zu emotionsgeladen sein, vertagen Sie das Gespräch lieber.
Das diagnostische Gespräch
Das diagnostische Gespräch konzentriert sich nach einer Einleitungsphase auf die psychopathologischen Phänomene und vegetativen Beschwerden. Ihr Arzt wird Ihnen Fragen zu Ihren Symptomen, Ihrer Krankheitsgeschichte und Ihrer aktuellen Lebenssituation stellen. Es ist wichtig, ehrlich und offen zu antworten, auch wenn es schwerfällt.Wurde einmal an eine Depression gedacht, so sollte dieser Gedanke weitergeführt und abgeklärt werden. Am Anfang steht neben der klaren Diagnose, auch wenn die Person lieber Burn-out hört und dem Umgang mit dem Leidensdruck der betroffenen Person die Information.
Mögliche Fragen des Arztes
- Wie fühlen Sie sich im Allgemeinen?
- Haben Sie Schlafstörungen oder Veränderungen im Appetit?
- Fühlen Sie sich oft müde und energielos?
- Haben Sie das Interesse an Dingen verloren, die Ihnen früher Freude bereitet haben?
- Haben SieSuizidgedanken?
Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.
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Medikamentöse Behandlung
Nach dem diagnostischen Gespräch, der sorgfältigen Krankheits- und Medikamentenanamnese sowie einer somatisch- neurologischen Untersuchung kann die medikamentöse Behandlung sofort begonnen werden. Parallel dazu sollten eine Blutuntersuchung mit komplettem Blutbild, Differenzialblutbild, Leberwerten, S-Kreatinin, EGFR, BUN, Elektrolyten, Eisenstoffwechsel, basalem TSH sowie Harn und ein EKG durchgeführt werden. Die Startdosis ist üblicherweise gut bekannt. Bei körperlichen Erkrankungen oder bei älteren Menschen ist es sinnvoll, mit der halben Dosis zu beginnen.
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen. Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Diese erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin. Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer): Diese blockieren die Wirkung des Enzyms Monoaminooxidase. Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI) erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
Psychotherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen. Psychotherapeut:innen helfen Menschen, die sich in einer Krise befinden oder Sorgen haben. Bei einer Psychotherapie kann man ganz offen über alle Probleme reden. Manchmal hören die Psychotherapeut:innen einfach nur zu. Gemeinsam versucht man Lösungen zu erarbeiten. Dabei muss man mitarbeiten. Das hilft den Betroffenen, dass sie wieder gesund werden. Es gibt Einzeltherapien und Gruppentherapien. Und es gibt verschiedene Arten von Psychotherapien.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall. Eine Therapieserie besteht aus ca. acht bis zwölf Einzelbehandlungen. Diese werden meist zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt. Die EKT kann für einige Wochen das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen.
Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen. In seltenen Fällen kann es zu einem Krampfanfall kommen.
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Wichtige Aspekte während der Behandlung
- An den Behandlungstagen 8-12 sollte der Patient wiederbestellt werden, um die Verträglichkeit und Dosisanpassung zu besprechen.
- Zwischen den Behandlungstagen 14 und 21 sollte für die betroffene Person spürbar sein, ob das Medikament eine positive Wirkung zeigt, d.h., dass es in die richtige Richtung - im Sinne einer Verbesserung der Beschwerden - geht.
- Nach dem 28. Behandlungstag sollte noch einmal eine Dosisanpassung überlegt werden.
- Auch wenn Beschwerdefreiheit vorliegt, sollte die Behandlung unbedingt weiter fortgeführt werden!
Unterstützung für Angehörige
Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Es kann z.B. zu einer verlangsamten Entwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder Problemen in der Schule kommen.
Wie Sie Ihre*n Angehörige*n unterstützen können
- Informieren Sie sich über die Erkrankung! Es hilft, wenn man die Erkrankung des/der Angehörigen versteht.
- Reden Sie darüber! Es kann Sie entlasten, wenn Sie mit vertrauten Menschen über die Situation sprechen. Auch professionelle Beratung kann hilfreich sein.
- Achten Sie auf sich selbst! Wenn es Ihnen selbst nicht gut geht, können Sie andere nicht so gut unterstützten. Deshalb schauen Sie auf sich und Ihre Gesundheit.
- Verständnisvoll aber konsequent! Mitgefühl und Zuhören sind wichtig, damit sich Menschen mit einer psychischen Erkrankung verstanden fühlen.
Wo Sie Hilfe finden
Es gibt zahlreiche Anlaufstellen für Menschen mit Depressionen und ihre Angehörigen:
- Ärzte und Psychiater: Ihr Hausarzt kann Sie an einen Spezialisten überweisen.
- Psychotherapeuten: Bieten Einzel- oder Gruppentherapie an.
- Selbsthilfegruppen: Ermöglichen den Austausch mit anderen Betroffenen.
- Beratungsstellen: BietenInformation und Unterstützung an.
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger.
Denken Sie daran: Sie sind nicht allein! Mit der richtigen Unterstützung können Sie Ihre Depression bewältigen und ein erfülltes Leben führen.
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