Panikattacke Ursachen Arbeit: Ein umfassender Überblick

Angst ist ein natürlicher Bestandteil unseres Lebens, kann aber auch überhandnehmen und zu einer Belastung werden. Etwa jeder 5. Mensch hat Ängste, die das Leben einschränken und die Lebensqualität beeinträchtigen. Diese krankhaften Ängste stellen nicht nur eine erhebliche Belastung für die Betroffenen dar, sondern führen auch zu weiteren Folgeproblemen im Privat- und Berufsleben.

Verschiedene Formen von Angststörungen

Es gibt verschiedene Arten von Angststörungen, die sich in ihren Symptomen und Ursachen unterscheiden:

  • Panikstörung: Sie zeichnet sich durch gehäufte Panikattacken aus, die plötzlich und ohne einen erkennbaren Grund auftreten.
  • Agoraphobie: Auch Platzangst genannt, bezeichnet die Angst vor verschiedenen Orten und Situationen, in denen das Gefühl vorhanden ist, eingesperrt zu sein, oder es besteht die Angst, dass im Notfall keine Hilfe verfügbar ist.
  • Sozialphobie: Sie bezeichnet die übermäßige Angst vor der kritischen Beurteilung durch andere Menschen.
  • Generalisierte Angststörung (GAS): Sie beschreibt die übermäßige Angst und Sorge in verschiedensten Situationen des alltäglichen Lebens, begleitet von körperlicher Unruhe.
  • Spezifische Phobien: Hierbei handelt es sich um Ängste vor ganz konkreten Tatsachen, wie z.B. Tieren, engen Räumen oder Höhen.

Ursachen von Angststörungen

Die Ursachen von Angststörungen sind vielfältig und individuell sehr unterschiedlich. Im Folgenden werden einige häufig vorhandene Bedingungen dargestellt, die das Risiko des Auftretens einer Angststörung erhöhen.

Ungünstige Einflüsse in der Kindheit und Jugend

Eltern, die selbst ängstlich sind und ihr Kind vor einer vermeintlich gefährlichen Welt warnen, vermitteln dem Kind den Eindruck, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist und es gute Gründe gibt, sich Sorgen zu machen und Angst zu haben. Ein hoch ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis kann dazu führen, dass neue, unsichere Situationen vermieden werden, aus Angst dass etwas passieren könnte. Eltern, die übermäßig kritisch sind und hohe Standards vorgeben, bewirken, dass sich die Kinder der Akzeptanz durch die Eltern nicht sicher sind.

Stress

Stress wird hier als jegliche Form der psychischen Belastung verstanden, die nicht oder nur ungenügend bewältigt werden. Folgende Stress-Situationen treten häufig auf: beruflicher Stress, Zeitdruck, Ärger mit Kollegen oder in der Familie, mangelnde Kontrolle über bestimmten Situationen, hohe Verantwortlichkeit, Überforderung und große belastende Lebensereignisse (Tod, Scheidung, etc.).

Lesen Sie auch: Ursachen von THC-Panikattacken

Belastende Kindheitserlebnisse

Besonders belastende Kindheitserlebnisse, wie Todesfälle in der Familie, Naturkatastrophen (Überschwemmung), Kriegserlebnisse und Gewalterlebnisse können zu Belastungen führen, die sich erst viele Jahre später in Form einer Angststörung manifestieren.

Teufelskreis der Angst

Bei einer Panikattacke kommt es meist zu einem Teufelskreis der Angst. Eine bestimmte Situation löst etwas Unbehagen aus, vielleicht eine Menschenmenge, eine lange Schlange an der Kassa im Supermarkt, oder ähnliches. Als natürliche Folge verspürt die Person Anspannung und Unruhe im Körper. Diese Unruhe wird dann beispielsweise als Herzklopfen oder auch Druckgefühl im Brustkorb wahrgenommen. Wenn nun keine „harmlosen“ Gründe für diese Empfindungen erkannt werden, dann kann unter bestimmten Umständen der Gedanke an einen Herzfehler oder Herzinfarkt auftreten. Dieser Gedanke fördert die Angst, die wiederum mehr Anspannung und Unruhe bewirkt, wodurch das Druckgefühl am Herzen noch stärker wird. So ensteht ein Teufelskreis, bei dem sich die Symptome aufschaukeln. Auch dann, wenn (wie in den allermeisten Fällen) keinerlei organische Krankheiten vorhanden sind.

Konditionierung

Eine Panikattacke, die z.B. in einem Kaufhaus zum ersten Mal auftritt, führt dazu, dass die Person Angst vor dieser Situation entwickelt. Eine Situation oder ein Ort, der zunächst neutral ist, wird angstbesetzt; es hat also eine Konditionierung, ein Lernprozess, stattgefunden. Das kann sich auch auf ähnliche Situationen übertragen. Viele spezifischen Phobien (z.B. vor Hunden, engen Räumen) werden durch traumatische Ereignisse ausgelöst.

Weitere Faktoren

Die übermäßige Einnahme von Coffein (Kaffee, Schwarztee, Red Bull, etc.) und Drogen (v.a. Alkohol, Nikotin, Kokain, Amphetamine oder LSD) können ebenfalls Panikattacken auslösen. Als direkter Auslöser ist hier noch ein Abfall des Blutzuckerspiegels durch Diätmaßnahmen von Bedeutung. Jedes Jahr in der Fastenzeit erleben einige Menschen Panikattacken, die durch die Einschränkung der Nahrungsaufnahme ausgelöst wurden.

Aufrechterhaltende Bedingungen

Aufrechterhaltende Bedingungen führen dazu, dass die Angst bestehen bleibt, auch wenn die ursprünglichen Auslöser (z.B. traumatische Ereignisse) nicht mehr vorhanden sind.

Lesen Sie auch: Symptome erkennen

Vermeidung

Die Vermeidung angstauslösender Situation tritt häufig bei der Agoraphobie, der Sozialphobie und spezifischen Phobien auf. Hier wird dann von der „Angst vor der Angst“ gesprochen, d.h. die Angst davor, dass wieder ein Angstzustand auftreten könnte. Durch die Vermeidung wird die Angst „übermächtig“ und es wird nicht gelernt, dass die Situation an sich nicht bedrohlich ist.

Gedanken und innere Selbstgespräche

Gedanken und innere Selbstgespräche, wie z.B.: „Ich könnte wieder Panik bekommen“, „Was werden bloß die anderen Leute denken“, „Niemand ist hier, um mir zu helfen“, „Ich bin dem hilflos ausgeliefert“, „Ich könnte einen Herzinfarkt bekommen“ führen dazu, dass der Teufelskreis der Angst weiter angetrieben wird und sich die Angst immer weiter verstärkt. Auch sogenannte irrationale Überzeugungen, wie „Die Welt ist gefährlich“, „Ich darf mir keine Fehler erlauben“, „Es steht mir nicht zu, einmal nichts zu tun“, „Andere Menschen sind feindselig“, „Alle Hunde sind gefährlich“, etc.

Selbstunsicherheit und Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse

Selbstunsicherheit führt dazu, dass die eigenen Gefühle, Wünsche oder auch Beschwerden zu wenig ausgedrückt werden und dadurch das Gefühl entsteht, keinen Einfluss auf seine Umgebung zu haben. Wenn zu wenig auf die eigenen Bedürfnisse, wie Erholung und Genuss geachtet wird, kann es zu einer psychischen und körperlichen Überforderung kommen und Angstzustände können ausgelöst werden bzw. weiterbestehen.

Körperliche Anspannung

Körperliche Anspannung durch Stress, Fehlhaltungen (Muskelverspannung) oder ein ungünstiges Atemmuster (z.B. Hyperventilation) stellt selbst wieder eine Stress-Situation dar, in der das Wohlbefinden beeinträchtigt ist, oder Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, etc. entstehen.

Diagnose von Panikstörungen

Bei gehäuften Panikattacken führt der Weg als erstes in die hausärztliche Praxis. Da sie häufig mit körperlichen Symptomen einhergehen, versucht der Arzt zunächst, sich ein möglichst genaues Bild über die Erkrankung zu machen. Nach dem Anamnesegespräch setzt der Arzt möglicherweise weitere Untersuchungen an, um körperliche Auslöser für die Panikattacken auszuschließen. Lassen sich keine finden, empfiehlt er unter Umständen eine Psychotherapie. Denn im Falle einer Panikstörung ist es wichtig, diese möglichst schnell zu behandeln.

Lesen Sie auch: Hilfe bei stillen Panikattacken

Behandlung von Angststörungen

Die Behandlung einer Angststörung besteht meist aus Psychotherapie und Medikamenten. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann zudem eine klinisch-psychologische Behandlung hilfreich sein. Die Symptome können durch eine Behandlung gemildert werden bzw. auch komplett wegfallen. Es kann jedoch zu Rückfällen (Rezidiven) kommen. Ein wesentlicher Aspekt der Therapie ist der Umgang mit der Erkrankung. Dabei lernt die Patientin/der Patient, mit Angst viel besser umzugehen.

Psychologische Therapie

Die psychologische Therapie besteht aus verschiedenen Ansätzen, die in Abhängigkeit von den individuellen Problemen maßgeschneidert zum Einsatz kommen. Besonders bewährt haben sich Methoden aus der Klinischen Psychologie, die den Patienten in die Lage versetzen, die Angst selbst zu bewältigen (bewältigungsorientierte Therapie). In einigen Fällen ist es darüber hinaus sinnvoll, die Entstehung der Ängste sorgfältig zu analysieren, um bestimmte Lebensprobleme zu identifizieren, die für die Angst verantwortlich sind (klärungsorientierte Therapie). Diese - häufig unbewussten - Probleme werden in der Therapie dann bewusst gemacht (aufgearbeitete) und damit einer Lösung zugeführt.

Medikamentöse Therapie

Die Kombination der psychologischen Therapie mit medikamentöser Therapie ist vor allem bei stark ausgeprägten Ängsten sinnvoll, um eine möglichst rasche Erleichterung zu erreichen. Besonders bei mittelstarken bis starken Ängsten kann eine medikamentöse Therapie oder die Einnahme von Aminosäuren eine deutliche Linderung der Ängste bewirken. In der medikamentösen Therapie kommen vor allem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit Wirkstoffen wie Citalopram, Escitalopram oder Paroxetin zum Einsatz. Venlafaxin ist ein weiteres Mittel, das als Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bezeichnet wird.

Selbsthilfe

Informieren Sie sich möglichst umfassend zum Thema Angst und Angstbehandlung. Achten Sie darauf, sich nicht zu isolieren und zurückzuziehen. Versuchen Sie nicht durch Beruhigungsmittel oder Alkohol die Angst zu reduzieren. Lernen Sie ein Entspannungstraining (Biofeedback, Atementspannung, etc.) und führen Sie die Entspannung regelmäßig durch. Bei leichten Angstzuständen kann bereits dadurch eine deutliche Besserung erreicht werden. Bei Panikattacken sollte Entspannung jedoch mit einer psychologischen Therapie kombiniert werden. Entspannung alleine kann bei einigen Personen mit Panikattacken durch die verstärkte Wahrnehmung des Körpers zunächst auch Angst auslösen.

Was Sie selbst bei einer Panikstörung tun können

Häufig sorgen Ängste dafür, dass die Betroffenen den Situationen, vor denen sie sich fürchten, ausweichen. Das trägt jedoch nur dazu bei, dass sich die Ängste davor verstärken. Versuchen Sie daher, sich nach Möglichkeit Ihrer Angst zu stellen und sich bewusst zu machen, dass Ihnen in der Situation nichts Schlimmes passieren kann. Es ist hilfreich, sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen, die im Umgang mit der Erkrankung unterstützen kann. Wenn Sie keine Angehörigen oder nahestehenden Personen haben, bieten Selbsthilfegruppen oft Halt. Hier finden Gleichgesinnte zusammen und sprechen über ihre Ängste. Experten empfehlen Menschen mit einer Panikstörung zudem, Sport zu treiben.

Umgang mit Panikattacken am Arbeitsplatz

Der wichtige Termin beim Kunden, die Gehaltsverhandlungen mit der Vorgesetzten oder die Präsentation vorm Management: Im Berufsalltag gibt es viele Situationen, die Angst auslösen können. Zum Problem wird das flaue Gefühl im Magen aber erst dann, wenn es zum ständigen Begleiter wird.

Angst als nützliches Gefühl

Eigentlich ist Angst etwas sehr Nützliches: Sie bewahrt dich davor, dich in gefährliche Situationen zu begeben, und sie stärkt dein Selbstbewusstsein. Denn wenn du etwas machst, obwohl es dir Angst macht, wächst in dir die Überzeugung, dass du einfach alles schaffen kannst.

Perfektionismus und Fehlerangst

Wir leben in einer Gesellschaft, die Perfektionismus schätzt. Einer Gesellschaft, die Menschen danach beurteilt, wie sie nach außen wirken. Deshalb denkst du nämlich auch, dass du mit deiner Angst alleine bist. Durch Fehler blamiere ich mich. Durch Fehler sinkt mein Ansehen bei anderen.

Körperliche Symptome und chronischer Stress

Ein bisschen Herzklopfen und Stirnschweiß vor einer herausfordernden Situation im Job sind absolut normal. Auch Scham, Zerknirschtheit und schlechte Laune, wenn tatsächlich mal ein Fehler passiert ist, kennt jede*r. Aber es ist der Umgang mit Fehlern, der den entscheidenden Unterschied macht: Kannst du deinen Fehler als das sehen, was er ist - ein wichtiger Schritt in einem Lernprozess?

Die Angst im Job ins Privatleben

Die Angst im Job breitet sich in vielen Fällen auch ins Privatleben aus. So ist es sehr bald nicht mehr nur die Angst vor Fehlern im Job, die dich nachts nicht schlafen lässt: Plötzlich wirken auch alltägliche Situationen wie der Wocheneinkauf oder der Restaurantbesuch mit Freunden furchteinflößend. Das liegt daran, dass dein Körper auf die Angst mit Stress reagiert: Er schüttet Adrenalin aus und aktiviert deine Kraftreserven, damit du dich der Gefahr entweder entziehen (Flight) oder dich verteidigen (Fight) kannst.

Ursachen für Angst vor Fehlern im Job

Die Ursachen für Angst vor Fehlern im Job sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich - genau wie unser Angstempfinden selbst. Während manche Menschen vor gar nichts Angst zu haben scheinen, neigen andere von Natur aus zum Grübeln. Menschen, die in jungen Jahren für Fehler bestraft bzw. aufgrund von Misserfolgen verspottet wurden, reagieren später oft sehr sensibel auf Situationen, in denen sich diese Erfahrung wiederholen könnte.

Impostor-Syndrom

Die Angst vor Fehlern im Job muss nicht, kann aber in Begleitung des sog. Impostor-Syndroms auftreten. Dabei handelt es sich nicht um eine psychische Erkrankung, sondern um ein psychologisches Phänomen, das deutlich häufiger bei Frauen als bei Männern beobachtet wird. Menschen mit Impostor-Syndrom leisten in der Regel sehr viel, haben jedoch Probleme, ihre beruflichen Erfolge mit den eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten in Verbindung zu bringen. Mit diesem Gefühl geht oft die Angst einher, eines Tages als „Hochstapler*in“ (engl. Impostor) entlarvt zu werden.

Umgang mit Ängsten

Ängste verschwinden nicht von heute auf morgen. Daher geht es für die meisten Menschen mehr um das Management ihrer Ängste als um ihre vollständige Überwindung. Das Ziel ist es nicht, nie wieder Angst vor Fehlern im Job zu haben - das wäre eine unrealistische Erwartung.

Gedanken und Perspektivenwechsel

Deine Ängste sind immer valide. Das heißt aber nicht, dass du alles glauben musst, was deine angstbesetzte innere Stimme dir einflüstert. Zunächst einmal ist Angst nämlich vor allem eines: ein Ergebnis deiner Gedanken. Und die können schonmal übers Ziel hinausschießen.

Gespräche und soziale Kontakte

Es erfordert einiges an Mut, über die Angst im Job zu reden - aber es kann auch sehr heilsam sein. Wichtig ist natürlich, dass du deine Vertrauensperson gut aussuchst. Wenn deine Lebenswelt droht, sich um dich zusammenzuziehen - mach sie wieder groß und weit! Ab vor die Haustür! Je mehr Energie du auf diese Weise zurückgewinnst, desto leichter wird es dir fallen, deine Hobbies wieder aufzunehmen und/oder mehr Zeit mit Menschen zu verbringen, die dir guttun.

Erfolge und professionelle Hilfe

Wenn die Angst vor Fehlern im Job dich zu übermannen droht, solltest du ein Gegengewicht schaffen: Mach dir ganz klar, welche Erfolge du bereits für dein Unternehmen verbuchen konntest. Dazu gehört es auch, Erfolge bewusst zu feiern. Wenn dein Gedankenkarussell außer Kontrolle ist, du am Abend immer schwerer in den Schlaf und am Morgen schwerer aus dem Bett kommst und vielleicht sogar feststellt, dass du aktiv neue Situationen und/oder Aktivitäten meidest, kann es an der Zeit für einen Blick von außen sein.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Aspekte von Panikattacken und Angststörungen zusammen:

Aspekt Beschreibung
Definition Plötzlich auftretende Angstanfälle mit körperlichen Symptomen.
Ursachen Genetische Veranlagung, Stress, traumatische Erlebnisse, Konditionierung, etc.
Symptome Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüche, Schwindel, Zittern, etc.
Behandlung Psychotherapie, Medikamente, Selbsthilfestrategien.
Selbsthilfe Entspannungstechniken, Stressmanagement, soziale Kontakte, etc.

tags: #Panikattacke #Ursachen #Arbeit