Umgang mit depressiven Menschen: Ein umfassender Leitfaden

Leidet ein Mensch an einer psychischen Erkrankung, stellt das auch sein näheres Umfeld häufig vor einige Herausforderungen und Fragen. In manchen Situationen können sich Angehörige etwa sprachlos oder hilflos fühlen. Meist möchten nahestehende Personen Betroffenen helfen oder sie motivieren, Unterstützung zu suchen. Der Alltag mit einem Menschen, der an einer psychischen Erkrankung leidet, kann Angehörige stark fordern. Es ist normal, dass verschiedene Gefühle auftauchen, zum Beispiel Angst, Traurigkeit, Schuldgefühle oder etwa Wut. Zudem ist es sehr gut nachvollziehbar, dass eine solche Situation überfordern kann und man alleine nicht mehr weiter weiß.

Wie kann man den Betroffenen helfen?

Für Partner, Familienangehörige und Freunde eines depressiven Menschen ist es häufig schwer, mitzuerleben, wie schlecht es dieser Person geht. Sie fragen sich, wie sie bei Depressionen am besten helfen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen mit Depressionen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern:

Unterstützung beim Arztbesuch

Ist jemand über einen längeren Zeitraum hinweg niedergeschlagen, freudlos und antriebslos, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Bei diesem ersten Schritt sind viele Betroffenen auf die Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen. Depressiven Menschen fehlt oft der nötige Antrieb, um einen Arzttermin zu vereinbaren oder sie glauben nicht daran, dass ihnen dort geholfen wird. Zudem wirkt die Diagnose "Depression" bedrohlich - viele Menschen haben Angst davor.

Doch es ist oft auch eine Erleichterung, zu wissen, dass die fehlende Lebensfreude Folge einer Erkrankung ist, die sich behandeln lässt. Zudem entlastet die Diagnose die Patienten, weil klar wird, dass es nicht ihr Fehler ist, wenn sie sich ständig niedergeschlagen fühlen. Nutzen Sie diese Informationen, um Angehörige mit einer Depression dazu zu motivieren, sich Hilfe zu suchen.

Geduld haben

Menschen mit Depressionen ziehen sich zurück und wirken auf ihr Umfeld oft ablehnend. Depressive melden sich vielleicht nicht mehr so häufig und gehen auf Abstand. Sozialer Rückzug und die Vernachlässigung der beruflichen und alltäglichen Pflichten sind typische Auswirkungen schwerer Depressionen. Angehörige unterstützen den Patienten durch Geduld und Verständnis.

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Machen Sie sich bewusst, dass das Verhalten des Betroffenen nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern Teil einer depressiven Phase ist. Wenden Sie sich nicht ab, auch wenn Ihr depressiver Angehöriger Sie zurückzuweisen scheint. Die Beziehung aufrecht zu halten und den Betroffenen nicht aufzugeben, hilft, die Krankheit zu bewältigen.

Hoffnung statt Druck machen

Setzen Sie einen depressiven Menschen nicht mit Bemerkungen wie "Nun reiß dich doch ein bisschen zusammen" unter Druck - denn "Zusammenreißen" ist bei einer Depression nicht möglich. Auch Vorwürfe sind unangebracht und verschlimmern die Lage nur. Die Kranken machen sich ohnehin selbst starke Vorwürfe und leiden unter Schuldgefühlen aufgrund ihrer Depression.

Ebenfalls wichtig: Streiten Sie nicht mit Ihrem depressiven Angehörigen darüber, ob seine negative Sichtweise der Situation "objektiv" gerechtfertigt ist oder nicht. Auch das hat keine Aussicht auf Erfolg. Werten Sie die intensiv erlebten körperlichen Missempfindungen des Depressiven und seine Ängste vor einer körperlichen Erkrankung nicht als übertrieben oder "nur psychisch bedingt" ab. Denn depressive Menschen übertreiben ihr Erleben nicht.

Gut gemeinte Ratschläge vermeiden

Seien Sie vorsichtig mit gut gemeinten Ratschlägen: Empfehlen Sie einem depressiven Menschen beispielsweise nicht, mal richtig abzuschalten und für ein paar Tage zu verreisen. Gerade Menschen mit schweren Depressionen erleben in einer nicht vertrauten Umgebung ihre Freudlosigkeit manchmal noch weitaus schmerzhafter. Wenn jemand sich vollständig vom gesellschaftlichen Leben zurückzieht, liegt es nahe, ihn aufmuntern oder motivieren zu wollen. Gute Ratschläge, die gesunden Menschen mit Problemen helfen, fruchten aber bei Depressiven nicht. Sie setzen den Patienten vielmehr unter Druck.

Keine Ratschläge zu erteilen, ist natürlich eine schwierige Aufgabe für Angehörige. Eine Depression ist aber definitiv nicht durch Aktivitäten und schöne Erlebnisse zu heilen. Depressive Menschen sind in ihren negativen Gedanken und Gefühlen gefangen und benötigen daher eine medikamentöse und/oder psychotherapeutische Behandlung.

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Suizidgedanken ernstnehmen

Bei einer schweren Depression verlieren Betroffene manchmal den Lebensmut. Suizidgedanken sind Teil der depressiven Störung und werden durch Hoffnungslosigkeit und starke Selbstzweifel verstärkt. Wenn Menschen mit einer Depression davon sprechen, sich das Leben zu nehmen, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal!

Meist steckt dahinter nicht ein wirklicher Sterbewunsch, sondern vielmehr die fehlende Kraft, SO weiter zu leben, beziehungsweise der Verlust der Hoffnung, dass die Situation sich auch wieder zum Besseren wenden kann. Auch wenn es schwerfällt: Sprechen Sie die Betroffenen darauf an, wenn er sich entsprechend äußert. Das können auch Sätze sein wie "Ohne mich wärt ihr besser dran" oder "ich bin für alle eine Last" oder auch nur "Ich mag nicht mehr". Konkrete Pläne, wie der Suizid umzusetzen wäre, deuten drauf hin, dass der Schritt zur Durchführung nicht mehr weit sein könnte.

Bieten Sie an, gemeinsam in eine psychiatrische Notfallklinik zu fahren.

Umgang mit Depressionen im Alltag

Mit einer Depression kann der Alltag zu einem riesigen Berg werden, der kaum zu bewältigen ist. Arbeitsanforderungen erfüllen, privaten Verpflichtungen nachgehen, die Aufgaben im Haushalt erledigen - all das kann unendlich viel Kraft kosten. Oft verändert sich der Umgang mit nahestehenden Menschen. Auch für sie kann es sehr schwer sein, mit der Erkrankung umzugehen. Dennoch: Bei seelischen Problemen oder Erkrankungen wenden sich viele Menschen zunächst an ihren Partner oder ihre Partnerin, an Angehörige oder an Freundinnen und Freunde. Oft bemerken sie die depressiven Symptome und Veränderungen sogar als erste. Ihr Trost und ihre Unterstützung sind für Menschen mit Depressionen besonders wichtig. Bei schweren Depressionen braucht aber auch das Umfeld der Erkrankten Unterstützung.

Psychiatrischer Notfall

Bei einem psychiatrischen Notfall droht oft Lebensgefahr, zum Beispiel bei Risiko der Selbstschädigung. Eine akute Verschlechterung eines Krankheitszustandes mit schweren Folgen ist möglich. Daher ist bei einem psychiatrischen Notfall rasche medizinische Hilfe unumgänglich! Auslöser für sogenannte psychosoziale Krisen sind etwa belastende Lebensereignisse oder veränderte Lebensumstände. Betroffene Personen können diese nicht mit ihren üblichen Strategien zur Problemlösung bewältigen. In der Folge kommt es zu Schwierigkeiten, das Berufsleben sowie soziale Leben zu meistern. Durch rechtzeitiges Handeln ist es möglich, Folgeerkrankungen oder gefährliche Situationen (z.B. Suizid) zu vermeiden.

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Tipps für Angehörige

  • Sich über die Erkrankung informieren: Symptome und Krankheitsverlauf zu kennen hilft, Anzeichen richtig zuzuordnen und Betroffene besser zu verstehen sowie zu unterstützen.
  • Darüber reden: Mit jemandem Vertrauten über die eigenen Situation zu sprechen entlastet meist. Da sich seelische Krankheiten auf menschliche Beziehungen auswirken, kann auch eine Beratung sehr hilfreich sein. Professionelle Helfer:innen oder andere Angehörige bringen zudem eine andere Sicht auf die Dinge mit.
  • Auf sich selbst achten: Es ist wesentlich, auch auf sich zu schauen. Wenn es Ihnen selbst schlecht geht, können Sie andere nicht so gut unterstützen.
  • Verständnisvoller, aber konsequenter Umgang mit Betroffenen: Zuhören und Mitgefühl sind wichtig, damit Menschen mit einer psychischen Erkrankung sich verstanden fühlen.

Belastung für Angehörige

Die Begleitung eines Menschen mit Depressionen oder Angststörungen kann dem Umfeld vieles abverlangen. Nehmen Sie sich Zeit, um mit der beziehungsweise dem Betroffenen zu sprechen. Sie müssen stark und verlässlich bleiben - nicht nur für die Person, um die Sie sich sorgen, sondern auch für sich selbst. Jedoch kann die bisweilen überfordernde Aufgabe des Betreuens die erkrankte Person stark gefährden, ebenfalls eine Depression zu entwickeln. Dadurch können Sie nachvollziehen, warum sich eine erkrankte Person auf eine bestimmte Weise verhält. Es kann sinnvoll sein, dass Sie sich mit Ihren Freundinnen und Freunden oder Familienangehörigen über Ihre Rolle als betreuende Person austauschen.

Wenn Sie mit jemandem, der unter einer Depression oder Angststörung leidet, zusammenleben oder diese Person betreuen, fühlen Sie sich vielleicht manchmal isoliert, oder haben den Eindruck, dass Ihre Mühe nicht bemerkt oder als selbstverständlich angesehen wird. Versuchen Sie, mit Menschen zu sprechen, die in einer ähnlichen Lage sind. Eine Selbsthilfegruppe kann hier eine gute Möglichkeit zum Austausch bieten.

Was Angehörige vermeiden sollten

Nicht aufhören, mit dem kranken Partner Kontakt zu halten und zu reden, auch wenn er sich abwendet und verschließt, ist eine der schwierigen Aufgaben, die dem Angehörigen nun abverlangt werden. Sätze wie „Lach doch wieder!“ oder „Reiß dich zusammen!“ bringen allerdings nichts. Sie können im Gegenteil sogar schaden.

Viele beziehen es auf sich, wenn der Partner depressiv wird. Sie bekommen Schuldgefühle, weil sie meinen, durch eigenes Verhalten oder etwaige Verfehlungen der Vergangenheit die Depression ausgelöst zu haben. Sie fühlen sich hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie helfen können.

„Viele sind auch überfordert“, erzählt Dr. Gassner-Briem aus ihrer Praxis, „und entwickeln durch Mitleiden und fehlende eigene Abgrenzung ein Burnout-Syndrom und schließlich selbst eine Depression. So werden die Angehörigen zu hilflosen Helfern. Viele berichten auch über mangelndes Verständnis und fehlende Unterstützung der Umgebung. Die Depression wird nicht selten von der Umgebung, dem Arbeitgeber, als Faulheit interpretiert“, schildert die Ärztin die Probleme.

Hilfe für Angehörige

„Wenn Schuldgefühle da sind, scheint es mir wichtig, dass der nicht-depressive Partner selbst Psychotherapie in Anspruch nimmt, um diesen Emotionen auf den Grund zu gehen“, rät die Expertin. „Wenn Mitleid überhand nimmt“, warnt Dr. Gassner-Briem weiter, „laufe ich Gefahr, selbst zu leiden, also krank zu werden - und dann kann ich nicht mehr helfen. Es ist also sehr wichtig, sich abzugrenzen und bei aller Betreuung und Begleitung des Kranken auf die eigenen Ressourcen und Grenzen zu achten.

Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Kollegen können nicht nur unverzichtbare Kontaktpersonen der „gesunden“ Welt, sondern auch Hilfskräfte in der Betreuung des Kranken sein. Auch wenn viele Vorschläge abgelehnt werden: Man soll nicht aufhören, den Tag zu strukturieren, dem depressiven Menschen kleine Aufgaben zuzumuten, ihn zu Aktivitäten zu ermutigen und Angebote zu machen - freilich ohne ihn unter Druck zu setzen.

Umgang mit Suizidgedanken

Je nach Schwere der Depression kann es eine Zeit lang nötig sein, die Einnahme von Antidepressiva zu kontrollieren und den Kranken zu „überwachen“, vor allem wenn Selbstmordgefahr besteht. „Äußert der Partner Suizidgedanken, so informieren Sie den Hausarzt, den behandelnden Facharzt oder auch den Amtsarzt. Letzterer kann als einziger bei Suizidgefahr gegen den Willen und zum Schutz des Patienten eine stationäre Aufnahme einleiten“, so Dr. Gassner-Briem.

Kinder

Vor allem dann, wenn es Kinder gibt, braucht man jede Hilfe. In diesem Fall wird es sich nicht nur um seelische, sondern auch um ganz praktische Unterstützung handeln. Schließlich ist der depressive Partner vorübergehend nicht in der Lage, seine Pflichten im Familienleben so wahrzunehmen, wie er das früher getan hat. „Die Kinder selbst“, so die Fachärztin, „sollte man entsprechend ihrem Alter und Auffassungsvermögen informieren, dass die Mutter oder der Vater krank sind und sich daher so verhalten, wie sie sich eben verhalten. Es scheint mir wichtig, den Kindern wiederholt klar zu machen, dass sie nicht schuld an diesen Problemen sind. Man soll die Kinder stets auch ermuntern, über ihre Gefühle zu sprechen, und ihnen immer gut zuhören.

Die Rolle von Beziehungen bei Depressionen

Eine Depression kann Beziehungen beeinflussen und belasten: sowohl die zu einem selbst als auch die zu anderen Menschen. Ihr:e Partner:in, Ihre Familie, Ihr Freundeskreis nehmen die Veränderungen durch die Krankheit stark wahr. Sie lernen zu verstehen, was mit Ihnen los ist und wie sie mit den Auswirkungen der Depression umgehen können. Es ist normal, dass Krankheiten Beziehungen belasten. Die Beziehungen müssen dadurch aber nicht langfristig Schaden nehmen, da man die Krankheit überwinden kann. Gerade mit unterstützenden Menschen an der Seite können Sie diese Herausforderung gemeinsam bewältigen. Auch für Bezugspersonen gibt es Unterstützung!

Tipps für Ihre Partnerschaft

Es gibt viele Wege und kleine und große Gesten, durch die Ihr:e Partner:in Sie unterstützen können. Wichtig ist sich vor Augen zu führen, dass Partner:innen eben Partner:innen sind und nicht Therapeut:innen. Ihr:e depressive:r Partner:in hat Expert:innen, die sie:ihn bei medizinisch-therapeutischen Entscheidungen begleiten. Das ist deren Aufgabe und nicht die der Partner:innen. Denn diese sind durch die Beziehung selber zu stark befangen. Denken Sie daran, dass Sie Ihre:n Partner:in nicht an allem teilhaben lassen müssen und Nähe auch manchmal Grenzen braucht.

Tipps für Angehörige:

  • Aufmerksam sein: Hören Sie Ihrer:Ihrem Partner:in gut zu, wenn sie:er über ihre:seine Gefühle spricht. So können Sie Veränderungen rasch merken und Hilfe anbieten.
  • Die Depression akzeptieren: Eine Depression ist eine Krankheit, die man ernst nehmen muss. Informieren Sie sich darüber. So können sie Ihre:n Partner:in besser verstehen.
  • Keine Ratschläge geben: Bieten Sie ein offenes Ohr, eine innige Umarmung und Hilfe an. Das hilft ihrer:ihrem Partner:in am meisten.
  • Schuldzuweisungen vermeiden: Niemand ist an der Depression schuld. Weder Ihr:e Partner:in noch Sie. Diskussionen darüber bringen nichts.
  • Entscheidungen erleichtern: Während einer Depression fällt es einem schwer, etwas zu entscheiden. Sie können dabei unterstützen und zeigen, welche Optionen es gibt.
  • Die:Den Partner:in nicht bevormunden: Bevormunden bewirkt nur Streit und Widerstand. Niemand möchte bevormundet werden, auch Sie nicht.
  • Gefühle nicht unterdrücken: Es ist völlig natürlich, wenn Angehörige diese Gefühle haben: Wut, Zorn, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit, Ärger oder Ohnmacht. Sie dürfen diese Gefühle auch zulassen und zeigen. Es belastet Sie und die Beziehung, wenn Sie Gefühle unterdrücken.
  • Auf sich achten: Es ist schön, dass Sie Ihre:n Partner:in unterstützen und für sie:ihn da sind. Vergessen Sie aber nicht Ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse. In einer Selbsthilfegruppe für Angehörige können Sie mit Menschen reden, denen es ähnlich geht. Dort finden Sie in schwierigen Zeiten immer Verständnis und Beistand.

Depression und Sexualität

Eine Depression und auch die Medikamente können sich auf den Sex auswirken. Durch die Depression ist meistens im Vergleich zu früher weniger Lust da. Auch die körperlichen Funktionen können betroffen sein. Es ist ganz unterschiedlich, wie das erlebt wird. Am besten ist es, ganz offen mit der:dem Partner:in zu reden. Weniger Lust muss aber nicht heißen, dass die:der Partner:in weniger anziehend oder attraktiv ist. Man kann auf viele Arten zeigen, wie sehr man sich mag. Formen der Nähe sind etwa auch: Kuscheln, Küsse und Umarmungen. Sprechen Sie offen über Ihre Wünsche und wie Sie die:den Partner:in wahrnehmen. Eine Geste zeigt, wie Sie sich fühlen. Nicht immer sind Worte notwendig. Sex ist ein wichtiger Teil des Lebens. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen oder Therapeut:innen darüber, wenn Sie damit unzufrieden sind. Es ist wichtig, dass die Therapie auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt wird.

Tipps für die Beziehungen zu Freund:innen und Familie

Verbringen Sie Zeit mit Menschen, die Ihnen guttun. Dabei ist es ganz gleich, ob das Familie, Freund:innen, Arbeitskolleg:innen, Nachbar:innen oder andere Betroffene aus einer Selbsthilfegruppe sind.

Sie werden sich bestimmt fragen: „Wie geht es meinen Angehörigen?“ Diese Frage wird auftauchen, aber bitte belasten Sie sich damit nicht. Es ist natürlich, dass sich Angehörige und Freund:innen Sorgen machen. Sie können Ihre Gefühle und Stimmungen nicht immer richtig deuten. Sie können Ihnen helfen, Sie besser zu verstehen. Sprechen Sie darüber, wie es in Ihnen aussieht.

Hilfe zulassen

Gespräche mit Familie und Freund:innen schaffen gegenseitiges Verständnis. Die Menschen in Ihrem Umfeld lernen, mit Ihrer Situation klarzukommen. Die Zeit, die sie dafür brauchen, müssen Sie ihnen zugestehen. Verstehen Sie Fragen bitte nicht als Vorwurf - mit ihren Fragen zeigen Angehörige Interesse, es muss kein Vorwurf dahinterstecken.

Angehörige oder andere wichtige Bezugspersonen aus Ihrem Umfeld bieten Ihnen Hilfe an? Dann lassen Sie sie bitte etwas für Sie tun.

  • Lassen Sie sie einfache Tätigkeiten für Sie übernehmen.
  • Nehmen Sie sie als Bezugspersonen mit zu Ihrer Therapie - in vorheriger Absprache mit Ihren Ärzt:innen oder Therapeut:innen.
  • Ruhen Sie sich bei Ihren wichtigen Bezugspersonen aus.
  • Umarmen Sie einander und reden Sie miteinander.
  • Geben Sie ihnen Zeit: Angehörige brauchen Zeit, mit der neuen Situation klarzukommen - bis Sie einen gemeinsamen Weg gefunden haben.
  • Sprechen Sie es offen an, wenn die Fürsorge der Bezugspersonen zu anstrengend und belastend für Sie ist.
  • Hören Sie sich ihre Fragen an. Angehörige wollen die Situation verstehen. Das geht nur, wenn Sie ihnen dabei helfen. Sagen sie es ehrlich, wie es Ihnen geht und dass Sie Ihre Stimmungen manchmal selbst nicht verstehen.

Ehrlichkeit

Seien sie ehrlich. Dazu gehört auch zu sagen: „Nein“, „Ich kann das nicht“, „Ich will das nicht tun“,oder „Ich will deine Meinung gerade nicht hören“.

Kinder und Depression

Auch Kinder bemerken, dass es Ihnen nicht gut geht. Kinder beziehen das oft auf sich und glauben, dass sie schuld daran sind; sie überlegen, was sie falsch gemacht haben. Sie brauchen Erklärungen, die zu ihrem Alter passen. Der wichtigste Satz ist: „Du bist nicht schuld, dass es Mama oder Papa nicht gut geht.“

Professionelle Hilfe

Viele Betroffene sind so schwer erkrankt, dass sie nicht mehr die Kraft haben, sich selbst Hilfe zu suchen. Um herauszufinden, ob jemand an einer Depression erkrankt ist, gehen ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten in zwei Schritten vor: Zum einen fragen sie nach Beschwerden, die auf eine Depression hinweisen können. Zum anderen versuchen sie, andere Erkrankungen oder Probleme auszuschließen, die ähnliche Beschwerden verursachen.

Bei den typischen Merkmalen für eine Depression wird zwischen Haupt- und Nebensymptomen unterschieden. Wenn mehrere Haupt- und Nebensymptome zwei Wochen oder länger anhalten, wird eine Depression festgestellt. Die Therapeutin oder der Therapeut fragt auch nach weiteren Erkrankungen und danach, wie sich die Beschwerden auf das Alltagsleben auswirken. Belastende Erfahrungen wie Verlusterlebnisse oder chronischer Stress können zur Entstehung einer Depression beitragen. Bestimmte negative Einflüsse zu vermeiden oder einen anderen Umgang damit zu erlernen, kann das Risiko für eine Depression senken. Wer durch eine schwierige Lebenssituation belastet ist, kann frühzeitige psychologische Hilfe oder Beratungsangebote in Anspruch nehmen. Für Menschen mit einem erhöhten Risiko für wiederholte Depressionen kommt eine schützende Langzeitbehandlung mit Medikamenten oder Psychotherapie infrage, um Rückfälle zu vermeiden.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei einer Depression gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtigsten sind eine Psychotherapie und / oder eine Behandlung mit Medikamenten. Daneben gibt es weitere Möglichkeiten wie Beratungsangebote, Selbsthilfegruppen, Psychoedukation, Onlineprogramme, Neurostimulation oder Bewegungstherapien.

Medikamente

Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.

Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.

Psychotherapie

Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.

Weitere Therapieansätze

  • Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall.
  • Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden.
  • Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.
  • Musiktherapie: Bei der Musiktherapie kommen musikalische Mittel zum Einsatz.
  • Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie.
  • Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt.

Selbsthilfe

Auch ohne Behandlung kann eine Depression nach einiger Zeit wieder abklingen.

  • Hilfe suchen: Es kann schwer sein, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen.
  • Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag.

Unterstützung für Angehörige

Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Es kann z.B. zu einer verlangsamten Entwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder Problemen in der Schule kommen.

Zusammenfassung

Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über den Umgang mit depressiven Menschen. Er betont die Bedeutung von Verständnis, Geduld und professioneller Hilfe, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Durch die Anwendung dieser Tipps und Strategien können Sie eine unterstützende Umgebung schaffen und den Weg zur Genesung fördern.

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