Die psychologische Psychotherapie, insbesondere die Integrative Gestalttherapie, bietet vielfältige Ansätze zum Verständnis und zur Behandlung menschlichen Leidens. Im Zentrum steht dabei die Betrachtung des Individuums in seinem sozialen Kontext sowie die Förderung von persönlichem Wachstum und Eigenständigkeit.
Grundlagen der Integrativen Gestalttherapie
Die Integrative Gestalttherapie, wie sie auch von Renate Wolf angewendet wird, basiert auf mehreren Säulen:
- Phänomenologische Psychopathologie
- Gestaltpsychologie
- Feldtheorie
Diese Ansätze werden zu einer neuen Sicht auf den leidenden Menschen verknüpft. Statt einer Funktionsstörung, die medizinisch zu korrigieren ist, wird die Störung als Veränderung des phänomenalen Felds betrachtet, das Patient und Therapeut als verkörperte Personen verbindet und eine interaktive psychopathologische Dynamik hervorbringt.
Ein wesentlicher Aspekt ist das Verständnis menschlichen Leidens aus einem phänomenologischen und feldorientierten Ansatz. Ausgehend von diesen Grundlagen ergibt sich eine radikal relationale Lesart sowohl für die Art und Weise, wie Leiden entsteht und sich manifestiert, als auch für die Art und Weise, wie Psychotherapie wirkt.
Die Rolle der Beziehung in der Therapie
Der authentische Kontakt und eine wohlwollende Beziehung auf Grundlage eines dialogischen und entwicklungspsychologischen Verständnisses stehen im Vordergrund. Absolvent:innen lernen diese grundlegende Haltung theorie- und erkenntnisgeleitet je nach Störungsbild und Strukturniveau zu gestalten und passende Interventionen prozessorientiert anzuwenden.
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Ausbildung in Integrativer Gestalttherapie
Die Ausbildung in Integrativer Gestalttherapie befähigt die Absolvent:innen zur Ausübung des Berufs des/der Psychotherapeut:in. Sie vermittelt unter Einbeziehung aktueller Forschungen fachspezifische Kenntnisse und Kompetenzen und umfasst sowohl theoretische wie auch persönlichkeitsbildende Aspekte. Selbsterfahrungs- sowie anwendungsbezogene Reflexionen bilden einen didaktischen Schwerpunkt.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Für die Ausbildung zum/r Psychotherapeut:in sind die im Psychotherapiegesetz verankerten Voraussetzungen zu erfüllen:
- Abschluss des Psychotherapeutischen Propädeutikums
- Erfüllung der im Psychotherapiegesetz genannten beruflichen Voraussetzungen bzw. Ausnahmeregelungen
Wer die allgemeinen Voraussetzungen erfüllt, kann sich um die Aufnahme in die Ausbildung bewerben.
Bestandteile der Ausbildung
Die Ausbildung umfasst verschiedene Elemente:
- Lehrtherapie: Ziel der Lehrtherapie ist die Förderung seelischer Gesundung, Ausheilung biographischer Verletzungen, Erweiterung von Beziehungsfähigkeit, Empathie und Kreativität und die Bewusstmachung und Entwicklung persönlicher Ressourcen und Kompetenzen.
- Praktikum: Während der Ausbildung müssen 550 Praktikumstunden in einer psychosozialen Einrichtung absolviert werden, davon 150 Stunden im klinischen Bereich.
- Supervision: Nach der Zulassung zur Behandlungsstufe am Ende des dritten Ausbildungsjahres führt der/die Psychotherapeut:n in Ausbildung unter Supervision 600 Stunden eigenständig Psychotherapie unter Supervision durch.
- Abschlussarbeit/Masterthese: Die Abschlussarbeit/Masterthese muss die Form eines in sich geschlossenen wissenschaftlichen Textes haben.
Kosten der Ausbildung
Die Ausbildungskosten belaufen sich während der gesamten Ausbildungszeit auf ca. € 41.000,-. Die genauen Kosten können je nach Lehrgang variieren.
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Ethische Aspekte und Missbrauch in der Psychotherapie
Der Charakter der psychotherapeutischen Arbeit birgt Risiken für missbräuchliches Handeln. Es ist wichtig, sich dies bewusst zu machen und Missbrauch vorzubeugen.
Juristischer Hintergrund
Im Psychotherapiegesetz (§14) ist festgehalten, dass der Psychotherapeut seinen Beruf nach bestem Wissen und Gewissen auszuüben hat. Der Berufskodex für Psychotherapeut:innen konkretisiert diese Pflichten und fordert einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Person und der psychotherapeutischen Aufgabe.
Grundsätzliches
Jegliche sexuelle Kontakte zwischen Ausbildner:innen und Teilnehmer:innen sind ausnahmslos als Missbrauch zu werten und daher untersagt. Alle Mitglieder des ÖAGG, die in Aus-, Weiter- und Fortbildungen tätig sind, verpflichten sich, für die aktive Auseinandersetzung mit Ethikfragen zu sorgen.
Psychotherapeutischer und beraterischer Hintergrund
Psychotherapie beinhaltet immer ein Machtgefälle von der Psychotherapeut:in zur Klient:in. Die daraus entstehende Abhängigkeit der Klient:in löst frühkindliche Gefühle aus, die auf die Psychotherapeut:in übertragen und somit bearbeitbar werden. Die Klient:in muss sich jederzeit darauf verlassen können, dass die Therapeut:in ihr Grenzen und damit Orientierung und Entwicklungsmöglichkeiten bietet.
Zusammenfassung
Unter Missbrauch verstehen wir die Befriedigung persönlicher Interessen der/des Professionellen. Die Beziehung zwischen Professioneller/m und Klient:in enthält ein Machtgefälle. Es liegt in der Verantwortung des ÖAGG, eine Anlaufstelle für KonsumentInnen von Dienstleistungen von ÖAGG-Mitgliedern anzubieten sowie Missbrauchssituationen zu regeln.
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Der Österreichische Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG)
Der ÖAGG ist eine bedeutende Institution im Bereich der Psychotherapie in Österreich. Er wurde 1959 gegründet und hat sich von einem kleinen Freundeskreis zu einer Organisation mit über 2500 Mitgliedern entwickelt. Der ÖAGG bietet Aus-, Fort- und Weiterbildungen im Bereich der Psychotherapie, der prozessorientierten Beratung und der Pädagogik an.
Ziele und Werte des ÖAGG
- Förderung individueller Eigenständigkeit
- Solidarisches Handeln
- Partizipation, Inklusion und Differenzierung
- Wertschätzender Umgang und Respekt
- Konfliktfähigkeit und soziale Kompetenz
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