Immer häufiger wird die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Da Sie auf meiner Seite gelandet sind vermute ich, dass Sie selbst oder ein naher Angehöriger betroffen ist.
Als erfahrener Psychotherapeut biete ich Einzelgespräche in meiner Praxis in Wien 1130 an, nur wenige Gehminuten von der U-Bahnstation Ober St. Veit.
ADHS im Erwachsenenalter: Ein Überblick
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird oft als Kinderkrankheit wahrgenommen, doch bei vielen Menschen bleibt sie bis ins Erwachsenenalter bestehen oder wird sogar erst dann erkannt. Etwa 2-5 % der erwachsenen Bevölkerung sind von ADHS betroffen.
Vor einigen Jahren wurde noch davon ausgegangen, dass sich die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter auswächst. Bis zu 60 % der Kinder mit ADHS haben auch noch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten. Jedoch verändern sich die Symptome im Laufe des Lebens und zeigen sich bei Erwachsenen anders.
ADHS ist wie Autismus eine Entwicklungsstörung und eine neurologische Variante des Gehirns. Gehirne mit dieser Neurodiversität sind anders verdrahtet und geschalten als die Norm. Bei ADHS ist das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) verändert. Insbesondere Dopamin und Noradrenalin spielen hier eine Rolle.
Lesen Sie auch: Wirkung von Medikamenten auf oppositionelles Verhalten bei ADHS
Symptome und Diagnose
ADHS-Symptome im Erwachsenenalter können vielfältig sein, von Konzentrationsproblemen bis hin zu Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Symptome von ADHS verändern sich mit dem Alter. Während bei Kindern oft die motorische Unruhe im Vordergrund steht, berichten erwachsene Betroffene häufiger von innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen und Schwierigkeiten bei der Alltagsorganisation. Diese Veränderung führt oft dazu, dass ADHS im Erwachsenenalter übersehen wird.
Manchmal wird ADHS auch erst im Erwachsenenalter als Diagnose gestellt. Die Ärztin/der Arzt erhebt die Krankengeschichte (Anamnese) und fragt nach Beschwerden. Um mögliche andere Erkrankungen auszuschließen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem klärt die Ärztin/der Arzt ab, ob andere psychische Erkrankungen (z.B. bipolare Störung) bzw. eine Persönlichkeitsstörung (vor allem dissoziale Persönlichkeitsstörung und emotional-instabile Persönlichkeitsstörung) vorliegen oder ausgeschlossen werden können.
Ebenso kann klinisch-psychologische Diagnostik ergänzend hilfreich sein (z.B. mittels Selbst- und Fremdeinschätzungsfragebögen). Die Verhaltensauffälligkeiten bestehen seit der Kindheit. Es gibt mindestens sechs Anzeichen dafür, dass Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Hyperaktivität vorhanden sind. Es gibt in mehr als einem Lebensbereich Schwierigkeiten. Das soziale Leben und der berufliche Alltag sind stark beeinträchtigt.
ADHS tritt auch oft zusammen mit anderen psychiatrischen Erkrankungen auf. „ADHS-Betroffene erfüllen zu 75 bis 80 Prozent auch die Diagnosekriterien von mindestens einer weiteren psychiatrischen Erkrankung“, erklärte Heydwolff. Die Diagnose wird dadurch oft noch weiter erschwert.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter richtet sich nach der persönlichen Lebenssituation und den bestehenden Symptomen bzw. Problemen. Sie wird gemeinsam mit Ärztin/Arzt bzw. auch etwa Psychotherapeutin/Psychotherapeut besprochen und sollte gut für Betroffene annehmbar sein.
Lesen Sie auch: Mehr über die ADHS-Trainer Ausbildung
Die Behandlung mit den passenden Medikamenten kann, neben einer psychologischen Therapie, Linderung oder Verbesserung in der Symptomatik bringen.
Medikamentöse Behandlung
Die Medikamente wirken gegen die Hauptsymptome von ADHS (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität). Es kommt dabei vor allem der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsatz. Kommt es mit den genannten Medikamenten nicht zum Therapieerfolg, kann auch der Wirkstoff Atomoxetin verschrieben werden.
Vor Beginn der Therapie erfolgt eine genaue körperliche Untersuchung sowie ggf. eine Blutabnahme. Es erfolgen regelmäßig Kontrolluntersuchungen. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Betroffene dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen.
Psychotherapie und Coaching
Bewältigung psychosozialer Probleme (z.B. die Behandlung von möglichen weiteren psychischen Erkrankungen (z.B. Dabei kommt Psychoedukation ein wichtiger Stellenwert zu. Zudem kommt auch klinisch-psychologische Behandlung zum Einsatz (z.B. Verhaltenstherapien oder Coachings können etwa dazu beitragen, mehr Struktur in den Alltag zu bekommen und Herausforderungen so besser zu meistern.
In der Psychoedukation lernen Betroffene, ihre ADHS nicht als Defizit, sondern als besondere Funktionsweise ihres Gehirns zu verstehen. Diese neue Perspektive ermöglicht einen konstruktiveren Umgang mit den Herausforderungen. Die Betroffenen lernen, ihre Symptome zu erkennen und wirksame Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die kognitive Verhaltenstherapie bietet wirksame Strategien für den Alltag.
Lesen Sie auch: Unruhige Beine bei ADHS?
Erwachsene suchen sich auch häufig eigene Bewältigungsstrategien, um mit ADHS umzugehen. Für jede/jeden Betroffenen kann es unterschiedliche Strategien geben, die hilfreich sind. Mit der Zeit, können diese herausfinden, was wirklich guttut.
Hier sind einige Beispiele für Strategien, die im Alltag helfen können:
- Erinnerungshilfen einsetzen (z.B. Kalender, Apps)
- Routinen festlegen (z.B. Gegenstände immer am gleichen Ort hinlegen, feste Abläufe in der Früh oder am Abend)
Unterstützung und Anlaufstellen
Wurde die Diagnose ADHS bereits im Kindesalter gestellt, wird die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt gegebenenfalls die Patientin/den Patienten noch einige Zeit im jungen Erwachsenenalter begleiten und nach gegebener Zeit an eine Fachärztin/einen Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) überweisen. Diese übernehmen dann die weitere medizinische Betreuung.
Wird die Verdachtsdiagnose mit 18 Jahren oder später geäußert, ist die erste Anlaufstelle eine Fachärztin/ein Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin). Diese/dieser leitet dann weitere diagnostische bzw. therapeutische Schritte ein.
In Österreich gibt es laut Heydwolff aber auch nach wie vor eine starke Unterversorgung an Fachpersonal, das ADHS sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern diagnostizieren und behandeln kann. Wichtig wären mehr Ausbildungen in dem Bereich und spezialisierte Einrichtungen, um die Versorgung zu verbessern.
Die Rolle von Dopamin bei ADHS
Ein zentraler Aspekt bei ADHS ist der Botenstoff Dopamin. „Das Frontalhirn ist eine sehr wichtige Schaltstelle, wo viele Dinge stattfinden, die wir im Alltag brauchen, wie das Fokussieren, die Daueraufmerksamkeit und die Impulskontrolle. Bei ADHS wird Dopamin aus hauptsächlich genetischen Gründen schneller abgebaut als bei der Durchschnittsbevölkerung. Das führt zu den typischen Symptomen wie Konzentrationsproblemen und Hyperaktivität.“
Zusätzliche Informationen
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger.
tags: #adhs #erwachsene #umgang