Was tun bei Mama Burnout Symptomen?

Vormals als Managererkrankung tituliert und der Arbeitswelt zugeschrieben ist die Stresserkrankung „Burnout“ im privaten Bereich der Familie angekommen.

„Die Zahl betroffener Mütter und Väter steigt stetig“, so der Familientherapeut und Neurologe Hans Hartmann in der Reihe „Wertvolle Kinder“ des Vorarlberger Kinderdorfs.

Viele Mütter fühlen sich zunehmend häufig erschöpft. Familie, Karriere, Haushalt, Weiterbildung, Kinderförderung - wo bleibt da Zeit für sich selbst? Wie können Familien aus diesem Hamsterrad entkommen?

Laut Schätzungen ist etwa jede 5. Mutter betroffen. Das Müttergenesungshilfswerk in Deutschland gibt an, dass die Zahl der Mütter mit Erschöpfungssyndrom in den letzten 10 Jahren um 37% gestiegen ist. Warum ist das so?

Wir leben heute in einer sehr schnelllebigen Welt. Alles muss schnell sein, jede Wartezeit sinnvoll genutzt werden. Die zur Regeneration so wichtigen “Leerlaufzeiten” werden immer seltener.

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Schlafmangel, ständige Verfügbarkeit, kaum Pausen: Viele Eltern kennen das - und manche kennen auch das Gefühl, dass plötzlich gar nichts mehr geht.

„Ich empfand nichts mehr außer Traurigkeit und Verzweiflung. Keine Freude. Keine Liebe. Keine Dankbarkeit. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie schwer sich innere Leere anfühlen kann. Wie schmerzhaft sie wirklich war.", so beschreibt Nadine auf ihrem Blog Buntraum ihren Zustand.

Du funktionierst - aber innerlich bist du leer? Du fühlst dich für alles verantwortlich - und gleichzeitig wie versagend? Du bist nicht allein.

Immer mehr Mütter fühlen sich dauerhaft erschöpft, überfordert und ausgebrannt. Die täglichen Anforderungen an dich als Mutter, Partnerin, Berufstätige oder einfach als Mensch werden schnell zu viel.

Typische Kennzeichen eines Burnouts

Typische Kennzeichen sind Erschöpfung, Gleichgültigkeit, geringe Leistungsfähigkeit sowie sinkende Identifikation mit der Arbeit. Auch Eltern können darunter leiden. Denn das Eltern sein ist wohl einer der anstrengendsten Jobs.

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Wie beim beruflichen Burnout liegen typischerweise drei Symptome vor.

  • Zuerst kommt die Erschöpfung: Die Betroffenen fühlen sich leer, am Ende ihrer Kräfte.
  • Als Nächstes folgt die emotionale Distanzierung. Es fehlt an Energie, um sich in der Beziehung zum Kind zu engagieren. Man ist weniger aufmerksam, legt nicht mehr so viel Wert darauf, was das Kind erlebt und empfindet.
  • Und dann - eventuell auch schon vorher oder gleichzeitig - schwinden die Leistungsfähigkeit und die Identifikation mit der Elternrolle. Man geht nicht mehr darin auf, fühlt sich nicht mehr als guter Vater oder gute Mutter.

Burnout-Symptome seien vielschichtig und sehr individuell, immer jedoch mit einem Gefühl der Ausweglosigkeit und absoluten Überforderung verbunden.

Die Alarmglocken sollten laut Hans Hartmann spätestens dann schrillen, wenn sich zunehmende Gereiztheit breitmacht, wenn die Kraft für gemeinsame Aktivitäten fehlt und sich die Kommunikation auf Schweigen oder Brüllen reduziert.

Burn-out könne sich auch als organisches Leiden niederschlagen: In Form von Bluthochdruck, Herzbeschwerden, ständigen Erkältungen, aber auch Rückenbeschwerden oder Bandscheibenvorfällen. „Erklärbar durch die hohe Stress-Achse, die den Körperverschleißt.“

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache für Burn-out liegt in der Veränderung der sozialen Rolle der Frau und Mutter. „Früher haben sich die meisten Frauen mit Kind für mehrere Jahre oder gänzlich ins Privatleben zurückgezogen.

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Stress-Hurrikan: Durch die hohen Scheidungsraten -jede zweite Ehe geht in Brüche - bleiben immer mehr Frauen als Alleinerzieherinnen übrig.

In Österreich leben mehr als 300.000 Frauen und etwa 45.000 Männer allein mit ihren Kindern. Sie sind für alles und jedes erste und letzte Anlaufstelle und Entscheidungsinstanz und haben dadurch eine hohe emotionale Belastung.

Denn das Klischee der Super-Mutter - der sogenannte „Mama-Mythos“ - verbunden mit einem hohen Optimierungs- und Perfektionsdruck halte sich nach wie vor hartnäckig.

„Gleichberechtigung ist nicht in der Familie angekommen“, betonte der Facharzt für Psychiatrie. „Immer noch sind es die Frauen, die die Familie weitestgehend managen. Ohne mich läuft hier nichts, ich darf nichts falsch machen, ich muss meine Kinder glücklich machen …. die Ansprüche, die Mütter an sich selbst haben, sind extrem hoch“, meinte Hartmann. „In Kumulation mit überzogenen gesellschaftlichen Erwartungen bilden sie den perfekten Nährboden für ein Burnout.“

Dazu kommen Rollenkonfusionen der Väter, die mit ihrem Engagement für die Familie irgendwo zwischen „Held“ und „Aussteiger“ pendeln.

Nahezu grenzenlose Wünsche der Kinder ebenso wie steigende psychische Probleme bei den unter 18-Jährigen tun ihr Übriges, um Eltern in den Dauerstress-Modus zu versetzen.

„Stress als Kulturphänomen ist zur Unkultur geworden, um der ,Immer besser‘-Utopie und einem völlig überzogenen Erwartungsdruck standzuhalten“, stellte der Experte fest.

Hartmann nahm auch die politisch Verantwortlichen in die Pflicht. „Die Politik delegiert immer mehr an die Familien und die Hilfen hinken hinterher.“

„In der Kernfamilie spiegelt sich die Gesellschaft und kumuliert sich dort. Familien spüren den Druck und können ihn nicht regulieren. Dafür geben sie sich selbst die Schuld.“

Diese Entwicklung hat laut dem Psychotherapeuten drastische Folgen: „Wir sind in Auflösung, es zerreißt die Familien und Eltern. Wir werden ein anderes Bewusstsein brauchen, um zu überleben“, konstatiert der Neurologe.

Was tun? Tipps und Lösungsansätze

Wenn du unter diesen Symptomen leidest, dann zögere nicht und suche dir Hilfe. Es gilt herauszufinden, wie es so weit kommen konnte und welche Belastungen besonders schwer wiegen. Das kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein.

Die Erfahrung zeigt, dass bestimmte Faktoren häufig eine Rolle spielen: die Qualität der Partnerschaft, die Erziehungspraktiken, die Persönlichkeiten der Betroffenen.

Eltern riet er zu emotionaler Transparenz.

Wenn du dich ständig müde und ausgelaugt fühlst, ist es wichtig, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

Selbstfürsorge praktizieren: Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst. Das kann ein entspannendes Bad, das Lesen eines Buches oder ein Spaziergang in der Natur sein.

Zeitmanagement verbessern: Setze Prioritäten und delegiere Aufgaben, wo es möglich ist.

Unterstützung suchen: Sprich mit deinem Partner, Freunden oder deiner Familie über deine Belastung. Oft hilft es schon, sich einfach mal auszusprechen und zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Realistische Erwartungen setzen: Akzeptiere, dass nicht alles perfekt sein muss.

Eine hervorragende Möglichkeit, mit Mama Burnout umzugehen, ist das Mentaltraining für Mamas. In Graz gibt es spezialisierte Angebote, die dir helfen, mentale Stärke aufzubauen und den Alltag besser zu bewältigen.

Du musst nicht alles perfekt machen. Schon 10 Minuten für dich, bewusst und ohne schlechtes Gewissen, können einen Unterschied machen. Sprich mit deinem Partner, einer Freundin oder einer neutralen Begleitung.

Deshalb ist Selbstfürsorge so wichtig. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass du verlässlich für andere da sein kannst - und dabei nicht dich selbst verlierst. Für dich, deine Kinder und deinen Partner.

Hartmann plädiert für ein „good enough“. Mehr „ausreichend gute Mütter“ und „ausreichend funktionierende Familien“ seien gefragt statt sich im Hamsterrad unerreichbarer Ansprüche aufreibender, nach vermeintlicher Perfektion strebender Eltern.

Statt ständiger Erreichbarkeit rät Hartmann zum Langsamkeit-Üben und Zusammen-Neues-Entdecken. „Auf jeden Fall müssen wir in unserem Denken eine Begrenzung einführen und der No-Limits-Entwicklung gegensteuern.“

So authentisch wie möglich

Auch hier hat Gott spannenderweise bereits eine Lösung parat: Die Kirche. Wir selbst haben als Familie innerhalb unserer Kirche so etwas wie unser eigenes kleines Dorf gefunden: Unseren Familien-Hauskreis. Wir treffen uns alle zwei Wochen zum gemeinsamen Bibellesen, Beten, Plaudern und Essen, während die Kinder miteinander spielen. Im Sommer treffen wir uns gerne direkt am Spielplatz.

Neben dem hohen Anspruch an alles äußerlich sichtbare ist meinem Empfinden nach auch unser innerer Anspruch in Sachen Kindererziehung gestiegen.

Auch hier müssen wir aufpassen, dass wir es nicht übertreiben und das Tempo, das wir wählen, an unsere Möglichkeiten anpassen. Unsere menschliche Liebe ist nicht so vollkommen wie Gottes Liebe, so sehr wir uns auch darum bemühen. Wir sind Menschen und machen Fehler. Doch hat Gott auch hier die richtige Lösung parat, nämlich: Gnade und Barmherzigkeit. Nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für uns selbst.

„Ich kann mich nicht mehr an meinen Kindern freuen“ oder „Ich kann meine Kinder nicht mehr lieben“ lauten typische Aussagen völlig erschöpfter Eltern.

Mit fortschreitender Erschöpfung brechen Betroffene häufig ihre Kontakte ab. „Sport und Hobbys werden aufgegeben, die Treffen mit Freunden und Freundinnen als belastend erlebt. Das Gefühl, auf der Stelle zu treten, nichts weiterzubringen und unfähig zu sein, nimmt überhand“, so Leibovici-Mühlberger.

Strategien: Zur Ersten Hilfe empfiehlt es sich, alles einmal niederzuschreiben. Damit beginnt der Bewusstwerdungsprozess, was bei Burn-out ein wesentlicher Schritt ist. Außerdem bringt das Niederschreiben allein eine gewisse Erleichterung. Jetzt weiß man, dass etwas nicht passt und wo man eigentlich steht. Dann heißt es, auf sich selbst Rücksicht zu nehmen, sich nicht mehr weiter anzutreiben und quasi mit der Peitsche hinter sich selbst zu stehen.

Hilfe in Krisensituationen

Wenn Sie selbst in einer Krisensituationen sind oder Angehörigen helfen möchten, gibt es eine Reihe von Anlaufstellen:

  • Die Telefonseelsorge erreichen Sie täglich von 0 bis 24 Uhr unter der Nummer 142.
  • Rat auf Draht ist unter 147 telefonisch erreichbar.
  • Pro Mente Salzburg hilft Menschen und deren Angehörigen in akuten Not- und Krisensituationen täglich 0-24 Uhr.
    • Salzburg: 0662 / 43 33 51
    • Pongau: 06412 / 200 33
    • Pinzgau: 06542 / 72 600

„Das größte Learning aus dieser Zeit ist sicher eines: Sei achtsam mit Dir selbst. Höre auf Dich, achte gut auf Dich. Auf Deine Grenzen, Deine Bedürfnisse. Mache Pause. Und wenn alles zu viel wird: Mach länger Pause. Es gibt Dich nur einmal. Wir können nicht gut für unsere Kinder da sein, wenn wir vor ihnen wegkippen.", so der Ratschlag von Nadine.

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