Hebephrene Schizophrenie: Symptome und Behandlung

Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die das Denken und Empfinden von erkrankten Personen betrifft. In Österreich ist jede einhundertste Person von der Erkrankung betroffen. Die höchste Erkrankungsrate bei Frauen ist nach der Menopause. Die Erkrankung ist durch vielfältige und teilweise komplexe Symptomatik gekennzeichnet.

Was ist Schizophrenie?

Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, welche das Denken und die Gefühlswelt von Betroffenen stört. Den unter der Krankheit leidenden Personen fällt es schwer, zwischen Wahn und Realität zu unterscheiden. Teile der Wahrnehmung, des Denkens, der Ich-Umwelt, des Affektes und der Psychomotorik können betroffen sein. Die Krankheit ist nicht immer vollständig heilbar. Eine Schizophrenie kann sich durch verschiedene Verhaltensmuster bzw. Wahrnehmungsstörungen äußern. Die Symptomatik ist interindividuell unterschiedlich.

Formen der Schizophrenie

Je nach vordergründiger Klinik lassen sich verschiedene diagnostische Unterformen unterscheiden, wie zum Beispiel paranoide Schizophrenie, welche sich unter anderem durch Halluzinationen äußert, oder hebephrene Schizophrenie, bei welcher die Patienten/-innen unter Denk- und Reaktionsstörungen leiden. Es gibt folgende Unterformen der schizophrene Psychosen, wobei es zu merken ist, dass sie keine strenge Trennung darstellen, sondern Formen, die sich zum Teil in einander übergehen und vermischen:

  • Paranoide Schizophrenie: Halluzinatorische Erlebnisse von langer Dauer, vor allem gehörte Stimmen; Wahnbildungen. Kommen phasenweise vor, anschließend Remission.
  • Hebephrene Schizophrenie: Flache unangemessene Gefühle; gestörte Kontaktaufnahme und Bindungsfähigkeit; Neigung zur Absonderung, Selbstgenügsamkeit und Überlegenheit; Betroffene wird als hohl und wenig warmherzig erlebt; diese Symptome sind erst schizophren, wenn der gesamte Lebenslauf ununterbrochen von so einem spaltendem Handeln begründet ist, d.h. Jungendliche, die solche Symptome während Entwicklungskrisen aufzeigen, sind nicht unbedingt schizophren.
  • Katatone Schizophrenie: Psychomotorische Störungen beherrschen das klinische Bild.

Hebephrene Schizophrenie im Detail

Die hebephrene Schizophrenie wird auch als desorganisierter Typus der Erkrankung bezeichnet. Patienten mit dieser besonderen Form der Schizophrenie wirken auf Außenstehende oft irritierend. Ihr Verhalten erscheint unangemessen, wirr und ziellos. Der Grund: Bei dieser psychischen Störung sind vor allem die Emotionen, das Denken und der Antrieb stark beeinträchtigt.

Diagnose

Die hebephrene Schizophrenie beginnt in der Regel schleichend zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Sie kann sich aber auch erst später entwickeln. Vorherrschend sind Sprach- und Antriebsstörungen sowie ungeordnetes Denken. Konzentrationsstörungen und Depressionen machen sich oft als erste Anzeichen durch schlechter werdende Noten in der Schule bemerkbar.

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Die Betroffenen ziehen sich außerdem immer mehr zurück und vernachlässigen Freunde, Familie und Hobbys. Im Vorfeld der hebephrenen Schizophrenie sind die Betroffenen oft auffallend scheu und zurückgezogen.

Um die Diagnose einer hebephrenen Schizophrenie zu stellen, führen Mediziner eine Anamnese, also eine Befragung der erkrankten Person, und eine Fremdanamnese durch. Eine Fremdanamnese ist ein Gespräch mit engen Angehörigen des Betroffenen. Sie erleben das Verhalten des Erkrankten viel häufiger und können daher wichtige Fragen beantworten, die eine Diagnosestellung ermöglichen.

Es ist wichtig, dass diese Fragen, besonders in der Fremdanamnese, ehrlich beantwortet werden. Nur so kann eine korrekte Diagnose gestellt werden und der Betroffene die richtige Behandlung erhalten. Das spielt besonders bei der hebephrenen Schizophrenie eine Rolle, weil die Krankheitsmerkmale nicht immer deutlich zu erkennen sind.

Nach der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (derzeit noch ICD-10) gelten folgende Kriterien für die Diagnose „Hebephrene Schizophrenie“ (diese Verlaufsform wird in der neuen ICD-11 nicht mehr berücksichtigt):

  • Die allgemeinen Kriterien einer Schizophrenie liegen vor.
  • Die Emotionen sind dauerhaft verflacht oder oberflächlich oder unangebracht (z. B. Lachen auf einer Beerdigung).
  • Das Verhalten ist ziellos und ohne Zusammenhang; die Sprache ist unzusammenhängend und zerfahren.
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen liegen nicht oder nur in leichter Form vor.

Symptome

Kennzeichnend für die hebephrene Schizophrenie sind veränderte Emotionen, die zudem sehr instabil sind. Ohne erkennbaren Grund beginnen hebephrene Schizophrenie-Patienten plötzlich zu lachen oder zu weinen. In vielen anderen Momenten sind sie emotionslos (flacher Affekt).

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Die Betroffenen wirken dadurch oft so, als hätten sie überhaupt keine Gefühle. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass sie sich für nichts interessieren und gleichgültig wirken. Auch in Momenten, in denen sie sehr heiter und fröhlich sind, scheinen diese Gefühle nicht echt, sondern gespielt und oberflächlich zu sein. Vor allem passen die gezeigten Emotionen häufig nicht zur Situation.

Hebephrene Schizophrenie-Patienten verhalten sich unpassend, unvorhersehbar und unverantwortlich. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass sie in einer traurigen Situation plötzlich beginnen, Grimassen zu schneiden oder andere „Faxen“ zu machen. Das unangemessene Verhalten erscheint Beobachtern kindisch und albern. Auch ungeniertes und distanzloses Verhalten wird oft beobachtet.

Typisch für hebephrene Schizophrenie-Patienten ist außerdem, dass sie über Krankheitsbefürchtungen klagen (hypochondrische Beschwerden). Auch ihre Sprache ist stark beeinträchtigt. Sie bilden oft sinnlose Sätze oder wiederholen Wörter. Ihre Gedanken sind zusammenhanglos.

Bewegungen oder Handlungen können ebenso bizarr wirken, wenn diese immer wieder oder auf merkwürdige Weise ausgeführt werden (Manierismen). Hebephrene Schizophrenie-Patienten lassen in ihrem Verhalten keine Absicht erkennen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung ziehen sich die Betroffenen immer weiter zurück. Sie verfolgen keine Interessen mehr und kümmern sich nicht mehr um ihre äußere Erscheinung.

Anders als bei der paranoiden Schizophrenie leiden die Patienten bei hebephrener Schizophrenie nur selten unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen.

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Prognose

Die hebephrene Schizophrenie hat eine ungünstige Verlaufsprognose. Die Krankheit beginnt zwar langsam, entwickelt sich jedoch oft zu einer chronischen Störung ohne symptomfreie Phasen. Dabei verändert sich die Persönlichkeit der Patienten und Patientinnen zunehmend.

Viele Erkrankte benötigen daher eine langfristige Behandlung in einer Klinik. Dort lernen sie, mit der hebephrenen Schizophrenie umzugehen. Wenn sie dazu in der Lage sind, werden sie zu einer selbstständigen Tagesgestaltung innerhalb der Klinik ermutigt. Dazu können zum Beispiel eine Ergo-, Kunst-, Musik oder Arbeitstherapie gehören. Sie zeigen den Betroffenen Bewältigungsstrategien auf und führen sie wieder an den Alltag heran.

Insgesamt haben Patientinnen und Patienten, die unter einer hebephrenen Schizophrenie leiden, eine geringere Lebenserwartung als die Durchschnittsbevölkerung. Das liegt an den Begleiterkrankungen (Komorbiditäten), die oft mit einer Schizophrenie auftreten. Diese Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine häufige Todesursache. Auch suizidale Tendenzen beenden das Leben der Erkrankten oft vorzeitig.

Behandlung

Die Betroffenen werden mit bestimmten antipsychotischen Medikamenten (atypische Neuroleptika) sowie Sozio- und Psychotherapie behandelt. Die Medikamente schlagen bei der hebephrenen Schizophrenie allerdings oft nicht ausreichend an.

Allgemeine Therapie der Schizophrenie

Die Therapie einer Schizophrenie setzt sich aus einer individuell abgestimmten Kombination von medikamentöser Therapie, Psychotherapie und anderen zusätzlichen therapeutischen Verfahren (u.a. Ergotherapie, Soziotherapie etc.) zusammen. Viele Patienten/-innen werden zu Beginn stationär behandelt und im Anschluss daran ambulant weiter betreut. Behandlungsziel ist es, ein von der schizophrenen Symptomatik weitestgehend unabhängiges Leben in Selbstbestimmung führen zu können. Das beinhaltet, eine Symptomreduktion bzw.

In der medikamentösen Therapie kommen sogenannte Antipsychotika zum Einsatz, die gegen die Symptome wirken. Zudem können sie Rückfälle vorbeugen, indem sie die Aktivität von bestimmten Botenstoffen im Gehirn hemmen.

In der akuten Phase einer Schizophrenie erfolgt die Behandlung meist im stationären Bereich in einem/-r psychiatrischen Spital oder Klinik.

Einen prognostisch günstigen Verlauf einer Schizophrenie gibt es, wenn Betroffene sozial gut integriert sind. Die Familie, der Freundeskreis sowie die Arbeitsumgebung können eine Stütze sein und Hilfe im Alltag bieten. Sie spielen demnach eine wichtige Rolle in der Genesung des/-r Erkrankten.

Früherkennung und frühe Behandlung sind im Hinblick auf Schizophrenie entscheidend. Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, umso besser ist das Ergebnis. Bei betroffenen Personen hängt die Prognose vor allem von der ordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente ab. Denn ohne medikamentöse Behandlung erleiden 70 bis 80 Prozent innerhalb eines Jahres nach der Diagnose einen Rückfall. Die medikamentöse Einnahme verringert zudem die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Hospitalisierung.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache der Schizophrenie ist nicht abschließend geklärt. Mediziner/innen gehen von einer multifaktoriellen Genese aus. Genetische, umweltassoziierte, neurobiochemische sowie strukturelle Einflüsse können Auswirkungen auf die Entstehung der psychischen Erkrankung haben. Risikofaktoren, die die Entstehung einer Schizophrenie begünstigen können, sind unter anderem genetische Faktoren. Wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt, besteht eine Wahrscheinlichkeit, die psychische Erkrankung zu erben. Die Rolle der Erblichkeit ist allerdings nicht als alleiniger Einflussfaktor zu betrachten.

Umweltassoziierte Faktoren, wie beispielsweise Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft oder die Konfrontation mit Schadstoffen oder toxischen Stoffen im Kinder-, Jugend- und frühem Erwachsenenalter (zum Beispiel Nikotin, Alkohol und andere Drogen) können eine Rolle spielen.

Genetische Faktoren

Die Wahrscheinlichkeit an Schizophrenie zu erkranken, kann sich durch genetische Bedingungen erhöhen. Sie liegt weltweit bei circa einem Prozent und erhöht sich bei familiärer Belastung. Bei Kindern schizophrener Eltern erhöht sie sich auf zwölf Prozent. Handelt es sich bei den Kindern um zweieiige Zwillinge, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 14 Prozent.

Verlauf der Schizophrenie

Eine Schizophrenie beginnt in 75 Prozent der Fälle mit einer sogenannten Prodromalphase, auch Vorläuferphase genannt. In dieser Phase kommt es zu einer unspezifischen Symptomatik, die über Monate bis Jahre vor der ersten gesicherten Diagnosestellung Schizophrenie andauern kann. Vordergründig in der Prodromalphase sind Störungen des Sozialverhaltens, des Denkens und des Affektes.

Im Anschluss daran kann die Akutphase folgen, die durch überwiegende Positivsymptomatik, also produktive Symptome, die insbesondere in akuten Phasen der Erkrankung dazu kommen, gekennzeichnet ist. In der postakuten Stabilisierungsphase tritt überwiegend eine Negativsymptomatik auf, wie die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, Apathie und Antriebslosigkeit. Aber auch Aufmerksamkeitsstörungen und emotionaler sowie sozialer Rückzug können sich hier zeigen.

In 20 Prozent der Fälle kann eine erste schizophrene Krankheitsepisode in eine Vollremission übergehen. Das bedeutet, dass die Krankheit dann auf einmal nicht mehr nachweisbar ist.

Diagnostik

Neben der psychiatrischen Anamnese ist in der Diagnostik einer möglichen Schizophrenie-Erkrankung bei Erstmanifestation psychotischer Symptome auch die Erhebung des psychopathologischen Befundes vorgeschrieben. Eine ausführliche Diagnostik ist von großer Wichtigkeit, da zahlreiche Erkrankungen Schizophrenie-ähnliche Symptome hervorrufen können. Diese können sich beispielweise auch bei Schilddrüsenstörungen, Hirntumoren, Anfallskrankheiten und andere Erkrankungen des Gehirns zeigen.

Alternativ kann die Diagnose auch dann gestellt werden, wenn anhaltende Halluzinationen, Gedankenabreißen oder Denkzerfahrenheit, katatone Symptome (motorische Unruhe oder Bewegungsdrang) oder auffällige Apathie (Teilnahmelosigkeit) auftreten.

Die Diagnose Schizophrenie kann weiterhin erst dann gestellt werden, wenn organische oder substanzinduzierte Gehirnerkrankungen ausgeschlossen bzw. nicht als Auslöser dieser Störung festgemacht werden können.

Schizophrenie: Symptome

Die Symptome einer Schizophrenie sind ausgesprochen vielfältig. Jeder Patient entwickelt ein eigenes Krankheitsbild. Zu den ersten Anzeichen der Schizophrenie gehören Schlafstörungen, starke Reizbarkeit und Anspannung. Häufig reagieren die Betroffenen besonders empfindlich auf Licht und Geräusche. Sie werden oft misstrauisch gegenüber ihren Mitmenschen und ziehen sich zurück.

Tabelle: ICD-Codes der Schizophrenie

ICD-Code Beschreibung
F20 Schizophrenie
F20.0 Paranoide Schizophrenie
F20.1 Hebephrene Schizophrenie
F20.2 Katatone Schizophrenie
F21 Schizotype Störung

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