Die Geschichte der Psychiatrie in der Region Calw ist eng mit der Entwicklung von Bad Herrenalb verbunden, einer Kurstadt in Baden-Württemberg.
Bad Herrenalb: Ein Zentrum der Heilkunst
Bad Herrenalb (bis 1971 Herrenalb) ist eine baden-württembergische Kurstadt mit 7640 Einwohnern (31. Dezember 2023) im Landkreis Calw. Seit 1954 führt Bad Herrenalb das Prädikat heilklimatischer Kurort. Die Stadt gehört zur Region Nordschwarzwald.
Die aus einem Kloster hervorgegangene Kleinstadt liegt im oberen Tal des Flusses Alb. Das auf 365 m ü. NHN Höhe im westlichen Nordschwarzwald in einer Aufweitung des oberen Tals der Alb gelegene Bad Herrenalb ist von bis zu 947 m hohen, bewaldeten Bergen umgeben.
Der Fluss Alb entspringt in Luftlinie fünfeinhalb Kilometer südlich der Stadt, durchfließt Bad Herrenalb von Süden nach Norden und wird hier von mehreren Zuflüssen gespeist. Bereiche des Talbodens im Albtal ober- und unterhalb von Bad Herrenalb sowie des Moosalbtals bei Althof gehören zum Naturschutzgebiet Albtal und Seitentäler.
Die Böden bestehen überwiegend aus lockerem rotem Buntsandstein. Wie schon im ehemaligen Land Württemberg befindet sich Herrenalb innerhalb des Landkreises Calw in einer westlichen Randlage.
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Das verkehrsgünstigere Albtal führt von Bad Herrenalb ins badische Ettlingen (Landkreis Karlsruhe), wo es in die Oberrheinebene mündet.
Zur Stadt Bad Herrenalb gehören die Stadt Bad Herrenalb, die Weiler Aschenhütte, Gaistal, Kullenmühle, Steinhäusle und Zieflensberg, seit der Gemeindereform in den 1970er Jahren auch die ehemaligen Gemeinden Bernbach, Neusatz und Rotensol.
Ein Großteil der Stadtfläche steht unter Landschaftsschutz. Ausgewiesen sind die Landschaftsschutzgebiete Staatswald südlich Bernbach, Albtalplatten und Herrenalber Berge und Bottenberg. Zudem befinden sich auf der Stadtfläche einige Teilgebiete des FFH-Gebiets Albtal mit Seitentälern und des Vogelschutzgebiets Nordschwarzwald.
Kloster Herrenalb: Ein spirituelles und medizinisches Zentrum
Um 1149 stiftete Berthold von Eberstein das Kloster Herrenalb, lateinisch Alba dominorum, und übergab es den Zisterziensern. Ab 1275 war das Hauskloster der Ebersteiner reichsunmittelbar.
Während der Reformation in Württemberg wurde das Kloster 1535 erstmals aufgehoben und die Reichsunmittelbarkeit ging verloren. In der Folge wurde das Kloster zeitweise wieder katholisch, von 1556 bis 1595 beherbergte es eine evangelische Klosterschule.
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Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1649 endgültig aufgehoben. Das Klosteramt Herrenalb kam 1808 bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im Königreich Württemberg zum Oberamt Neuenbürg.
Die Entwicklung des Kurbetriebs und der Psychiatrie
Bereits 1840 gründete der aus Naumburg stammende Arzt Phil. Friedrich Weiß eine Kaltwasserheilanstalt. Infolge finanzieller Probleme wurde die Anstalt 1847 von dem aus Bietigheim stammenden Johannes Bernhard Zipperlen übernommen.
1857 wurde die Leitung vom preußischen Militärarzt Heinrich Kleinerzt übernommen. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Kurbetrieb sehr stark.
Nach diesem wurde 1876 die Leitung durch den ehemaligen Oberstabsarzt Tüllmann übernommen. Nach dessen Tode wurde um 1885 die Kaltwasseranstalt durch den Mannheimer „Kehlkopfspezialisten“ Carl August Mermagen geführt, der später den Titel Hofrat erhielt. Er wandelte die Wasserheilanstalt in ein Sanatorium für Nervenkranke um.
Bad Herrenalb im 20. Jahrhundert
Bei der Kreisreform während der Zeit des Nationalsozialismus in Württemberg gelangte Herrenalb 1938 zum Landkreis Calw. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Stadt in die Französische Besatzungszone und kam somit 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern.
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1952 ging das provisorische Nachkriegsland im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern auf und gehört seither zum neuen Landes Baden-Württemberg. Seit 1954 darf sich Herrenalb heilklimatischer Kurort nennen.
1964 führte eine Bohrung in 600 Meter Tiefe auf eine mineralreiche Thermalquelle. Das daraufhin gebaute Thermalbad eröffnete 1971 und aus Herrenalb wurde Bad Herrenalb.
Am 1. Januar 1972 wurde Rotensol eingemeindet. Am 1. Februar 1972 erfolgte die Eingemeindung von Neusatz.
Mit der Kreisreform zum 1. Januar 1973 erreichte der Landkreis Calw seine heutige Ausdehnung. Der Landkreis wurde gleichzeitig Teil der neu gegründeten Region Nordschwarzwald, die dem damals neu umschriebenen Regierungsbezirk Karlsruhe zugeordnet wurde.
Somit wird die ehedem württembergische Stadt Bad Herrenalb nun auch von der vormals badischen Hauptstadt Karlsruhe aus verwaltet.
Kirchliche Einflüsse und Einrichtungen
Die Evangelische Kirchengemeinde Bad Herrenalb und die Evangelische Kirchengemeinde Bernbach bilden eine Verbundkirchengemeinde. Diese gehört zum Evangelischen Kirchenbezirk Neuenbürg der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Das Evangelische Pfarramt Bad Herrenalb betreut diese Verbundkirchengemeinde.
Die Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Baden tagt in Bad Herrenalb in ihrem eigenen „Haus der Kirche“. Seit 1947 ist Bad Herrenalb auch Sitz der Evangelischen Akademie Baden, einer Einrichtung der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Die St. Bernhards-Kirche wurde 1905 gebaut, nachdem seit 1876 in einer Hauskapelle Gottesdienst gefeiert wurde und mit dem Wildbader Vikar erstmals 1899 ein katholischer Seelsorger für Herrenalb zuständig war.
Die Stadtteile von Bad Herrenalb
Bernbach liegt auf etwa 500 m Höhe nordwestlich von Herrenalb und wurde am 1. Januar 1975 eingemeindet. Der Ursprung des Höhendorfes im Bernbachtal liegt ca. 800 Jahre zurück.
Rotensol liegt in etwa 540 m bis 590 m Höhe nordöstlich von Bad Herrenalb. Seit 1259 war Rotensol eine Klostergemeinde und gehörte zur Zisterzienserabtei Herrenalb im Tal.
Neusatz schließt sich östlich an Rotensol an und liegt auf etwa 560 m bis 600 m Höhe. Es entstand vermutlich um 1150 zusammen mit der Rodekolonisation von Rotensol. Das Kloster Herrenalb bestimmte maßgeblich die Entwicklung des Höhenortes, das Leben war von Landwirtschaft und Holzhandel geprägt.
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