Burnout und Depression: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Burnout und Depression sind zwei psychische Erkrankungen, die in den letzten Jahren immer häufiger auftreten.

Was ist Burnout?

Unter einem Burnout versteht man einen anhaltenden Erschöpfungszustand, der mit körperlichen Beschwerden und psychischen Symptomen einhergehen kann. Die Betroffenen sind oft überarbeitet bzw. überfordert und leiden unter Dauerstress und innerer Anspannung. Typische Symptome sind Antriebslosigkeit, Hilflosigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und erhöhter Blutdruck. Die Beschwerden bleiben über Wochen und Monate bestehen und bessern sich auch nicht nach einer gewissen Erholungszeit, etwa nach einem Urlaub.

„Burnout: Ausfall eines Triebwerks wegen Treibstoffmangels“ - so lautet die offizielle Definition in der Raumfahrt und sie erklärt im übertragenen Sinne auch das eigentliche medizinische Problem, was hinter diesem Krankheitssyndrom steckt. Bei einem Burnout hat der Körper nachweislich zu wenig Energie in seinen Zellen, es kommt zu einer mentalen und körperlichen Kapitulation.

Unter dem Begriff Burn-out-Syndrom werden die verschiedenen Symptome zusammengefasst, die mit diesem anhaltenden Erschöpfungszustand einhergehen. Als Auslöser kommen äußere oder innere Ursachen in Frage; oftmals ist auch eine Kombination von beidem möglich. Ein „äußerer“ Auslöser ist allgemein eine subjektiv hoffnungslose Arbeits- oder Beziehungs- oder Lebenssituation. Liegt die Ursache „innen“, haben Betroffene in der Regel viel zu hohe Ansprüche an sich selbst und der Stress ist somit „hausgemacht“.

Der Begriff Burnout wurde nach Freudenbergs Entdeckung auch von seinen Kollegen verwendet und erlangte so weltweit Bekanntheit. Erstmals beschrieben wurde dieses Phänomen in den 1970er Jahren von dem amerikanischen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger.

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Symptome von Burnout

Ein Burnout geht mit Einbußen im allgemeinen Wohlbefinden und der körperlichen Gesundheit einher, denn es betrifft sowohl den Körper als auch die Seele. Ein typisches Gefühl ist: „Ich kann nicht mehr“. Im Allgemeinen werden damit Symptome wie emotionale und körperliche Erschöpfung und eine verringerte Arbeitsleistung assoziiert. Die Beschwerden können sich zum Teil jedoch in sehr unterschiedlichen Symptomen äußern.

Körperliche Symptome

Wie äußert sich ein Burnout körperlich? Manche Personen leiden unter unerklärlichen körperlichen Beschwerden. Häufig fängt es mit diesen sogar an; die Verknüpfung zu einem Burnout ist dadurch umso schwieriger. Verschiedenste Magen-Darm-Beschwerden machen Betroffenen zu schaffen, chronische Schmerzen und nicht zuletzt so genannte funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden, also spürbare Herz-Beschwerden, wie Herzrhythmusstörungen, für die es aber keine organischen Ursachen gibt. Möglich sind auch Kopf-, Muskel-, Hals- und Gelenkschmerzen, sowie Schlaflosigkeit, Herzrasen, Bluthochdruck oder häufig wiederkehrende Infekte. Auch Panikattacken und Tinnitus sind mögliche körperliche Symptome.

Sie fühlen sich nicht ernst genommen, wenn organisch alles in Ordnung ist und der Arzt oder die Ärztin von „psycho-somatischen Beschwerden“ spricht. Aber gerade die Diagnose Burnout und auch andere psychische Erkrankungen zeigen, dass diese Beschwerden sehr real sind, auch wenn Außenstehende sie weniger gut nachvollziehen können als eine klassische Krankheit oder die Beschwerden, die ein gebrochenes Bein mit sich bringt.

Psychische Anzeichen

  • totale Erschöpfung, Energiemangel und Erholungsunfähigkeit
  • Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • Leistungs- und Antriebsschwäche
  • Versagensängste und andere Angst-Gefühle
  • Gleichgültigkeit, emotionale Erschöpfung, innere Leere und Langeweile
  • Desillusionierung oder Verzweiflung
  • Ruhelosigkeit, nervöse Unruhe, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit
  • Schwächegefühl
  • Bitterkeit, Zynismus
  • Gefühl mangelnder Anerkennung
  • geringe Frustrationstoleranz

Die Burnout-Phasen

In der Literatur sind verschiedene Phasenmodelle zu finden, die den Verlauf des Burnout-Syndroms beschreiben Prinzipiell geben diese Schemata eine grobe Position an, also eine Momentaufnahme des Krankheitszustandes. Die Modelle dienen der Orientierung und können hilfreich sein, um die davorliegende Stufe Richtung Ausstieg aus dem Burnout zu erkennen und anzusteuern. Phasen können immer auch ausgelassen werden und meist gibt es hier fließende Übergänge.

Zu Beginn beobachtet man bei den Betroffenen häufig, dass sie auf Hochtouren arbeiten, dabei aber ihre seelische Handbremse angezogen haben. Eine innere Unzufriedenheit stellt sich ein. Es folgt ein Rückzug, der zunächst noch unmerklich ist, später aber auch eine sichtbare Verminderung der Leistungskraft zeigt. Es kommt zu körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen; Erholungen sind kaum noch möglich. Die letzte Phase mündet in einer inneren Leere, Passivität und Lebensunlust. Diese Phase entspricht dem, was die meisten als Burnout erkennen können.

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Was ist Depression?

Depression ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und den Verlust des Interesses an Aktivitäten, die einst Freude bereitet haben, gekennzeichnet ist. Depressionen können viele Ursachen haben, darunter genetische Veranlagung, biochemische Ungleichgewichte im Gehirn, traumatische Lebensereignisse oder chronische Stressbelastungen.

Ein wichtiges Kriterium der Depression, mit dem sie sich von der Trauer unterscheiden lässt, ist der Verlust des Selbstwertgefühls. Depressive Erkrankungen sind kein genetisch determiniertes Schicksal, sondern stehen in überaus engem Bezug zu erlebtem Stress.

Unterschied zwischen Burnout und Depression

Grundsätzlich ist es schwierig, zwischen einem Burnout-Syndrom und einer Depression eindeutig zu unterscheiden, da beide ähnliche Symptome aufweisen und zudem individuell sehr unterschiedlich verlaufen können. Symptomatisch lässt sich ein fortgeschrittener Burnout-Fall somit nicht mehr von einer Depression unterscheiden. Der Unterschied liegt jedoch in der Entstehungsgeschichte und in der Tatsache, dass die Depression bereits als eigenständige Krankheit anerkannt ist.

Der Hamburger Psychologe Matthias Burisch formuliert es so: „Burnout ist nichts Rätselhaftes; Ausbrenner haben Probleme, mit denen sie erfolglos kämpfen oder gekämpft haben, die aber prinzipiell lösbar sind. Depressive leiden an Unabänderlichem, oft Unerklärlichem.”

Burnout hingegen ist ein Zustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress und Überlastung entsteht, meist im beruflichen Kontext. Obwohl Burnout und Depression ähnliche Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit teilen, liegt der Hauptunterschied in der Ursache und dem Fokus der emotionalen Erschöpfung. Ein Mann mit Burnout mag sich im Urlaub oder an freien Tagen besser fühlen, während ein Mann mit Depression auch in entspannten Momenten keine Erleichterung verspürt.

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Die Grundeinstellungen und Sichtweisen sowie das Selbstbild der Patienten und die Dynamik der Entstehung der Erkrankung unterscheiden sich jedoch bei genauerer Betrachtung. Ebenso wird die Erschöpfung von den beiden Personengruppen unterschiedlich erlebt.

Für Burnout-Gefährdete hat Arbeit und Leistung meist einen sehr hohen Stellenwert, sie haben zudem ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl und neigen zu Perfektionismus. Der Weg ins Burnout beginnt aber oft erst dann, wenn eine erwartete Anerkennung oder versprochene Veränderung trotz der gesteigerten Anstrengung über lange Zeit nicht eintreten. Überhöhte Ansprüche und die Unerreichbarkeit wichtiger Ziele führen schließlich zu einem Zustand chronischer, emotionaler, mentaler und physischer Erschöpfung. Burnout-Patienten kämpfen jedoch sehr lange dafür, das Unschaffbare trotzdem zu schaffen und überschätzen dabei tendenziell ihre Möglichkeiten.

Typische Kennzeichen sind die anhaltend gedrückte Stimmung bis hin zu regelmäßigen Weinattacken und Selbstmordgedanken sowie der Verlust an Freude und Interesse an diversen Aktivitäten. Dies kann bei schweren Episoden so weit gehen, dass einfache Tätigkeiten wie Körperpflege oder Einkaufen zu unüberwindbaren Hürden werden. Die Zukunft wird weitestgehend negativ und unbeeinflussbar gesehen. Menschen, die unter Depressionen leiden, sehen sich als abhängig von ihrer Umwelt, schätzen ihren eigenen Handlungsspielraum als sehr gering ein und sehen ihre eigenen Ressourcen und Potentiale nicht.

Vergleich der Symptome

Bei einem akuten Burnout und einer Depression sind die Symptome oft ganz ähnlich, wie beispielsweise Konzentrations- und Schlafstörungen, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Überforderung, gedrückte Stimmung, innere Leere sowie sozialer Rückzug.

Was die beiden Störungsbilder jedoch verbindet, ist das Gefühl der emotionalen Erschöpfung.

Tabelle: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Merkmal Burnout Depression
Ursache Chronischer Stress, Überlastung (meist beruflich) Genetische Veranlagung, biochemische Ungleichgewichte, traumatische Ereignisse
Hauptfokus Emotionale, körperliche und geistige Erschöpfung Anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Verlust des Interesses
Besserung im Urlaub Möglich Eher nicht
Selbstwertgefühl Kann erhalten sein Verlust des Selbstwertgefühls
Gemeinsame Symptome Müdigkeit, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen Müdigkeit, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen

Wer ist gefährdet?

Wie ein Burn-out entsteht, ist bisher nicht restlos geklärt. Ungünstige Lebensbedingungen können ebenso zu den Ursachen gehören wie die Persönlichkeit des Betroffenen oder das private Umfeld. Sehr häufig betrifft das Ausgebrannt-Sein Menschen, die sich stark in ihrer Arbeit engagieren, beispielsweise Krankenpfleger, Rettungssanitäter, Erzieher oder Lehrer. Einem erhöhten Risiko sind auch sogenannte Workaholics ausgesetzt, die keine Überstunde auslassen und Personen mit einem ausgeprägten Helfersyndrom oder allgemeinem Überengagement sowie Menschen mit chronischem Stress.

Oft sind Menschen betroffen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen und alle Aufgaben perfekt erledigen wollen, aber zugleich ein eher geringes Selbstwertgefühl haben. Sie trauen sich wenig zu und können nicht gut mit Enttäuschungen, Frust und Kränkungen umgehen, da ihnen geeignete Bewältigungsstrategien fehlen.

Was kann man selbst tun?

Erkennt man rechtzeitig ein aufkommendes Burnout-Syndrom ist es durchaus möglich, mit den entsprechenden Verhaltensregeln entgegenzusteuern. Wichtig ist, sein Verhalten zu reflektieren und die verfahrene Situation selbst zu erkennen, ohne sich dafür zu tadeln. Wenn die Ursache "außen" liegt, sollte sie auch von außen gelöst werden. Hierbei können unter Umständen Sozialarbeiter, Betriebsräte oder auch Rechtsanwälte behilflich sein. Liegt die Ursache "innen", können verhaltenstherapeutische Tipps aus dieser Phase heraushelfen.

Abgesehen von allgemeinen Tipps zur Stressbewältigung wie Achtsamkeitstraining und Selbstfürsorge, können auch pflanzliche Arzneimittel einen positiven Einfluss haben. Nach einem anstrengenden und stressigen Tag brauchen Körper und Geist einen erholsamen Schlaf.

Wie wird ein Burnout diagnostiziert?

In der aktuellen Version des weltweit für Gesundheitspolitik und Krankenkassen maßgeblichen Katalogs von Störungen, dem ICD-11, wird Burnout wie folgt definiert: „Burnout ist ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz konzeptualisiert wird, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet:Gefühle von Energieverarmung oder Erschöpfung,erhöhte innere Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit;und verminderte professionelle Wirksamkeit.“

Bei einem Verdacht sollte in jedem Fall möglichst früh die Hausärztin/ der Hausarzt angesprochen werden - am besten schon, wenn erste Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfungszustände oder Magen-Darm-Probleme auftreten. Oft folgt eine Überweisung zur weiteren Behandlung an eine Spezialistin/ einen Spezialisten, üblicherweise an eine Psychologin/ einen Psychologen oder eine Psychotherapeutin/ einen Psychotherapeuten. Zunächst ist es wichtig, körperliche Erkrankungen als Ursachen auszuschließen, die zu ähnlichen Symptomen führen können. Neben Blut-Untersuchungen und bildgebenden Verfahren wie Ultraschall-Untersuchungen helfen verschiedene standardisierte Fragebögen dem Arzt, eine klare Diagnose zu stellen.

Therapieansätze

Die Symptome beider Erkrankungen sollten in jedem Fall möglichst früh erkannt und behandelt werden, um eine Abwärtsspirale rechtzeitig unterbrechen zu können.

Aufgrund der Komplexität der möglichen Ursachen und Zusammenhänge, aber auch aus Gründen der häufig schwierigen Abgrenzung der Ätiologie und gegenüber anderen Störungsbildern steht am Beginn einer erfolgreichen Therapie eine sorgfältige medizinische und psychotherapeutische oder psychiatrische, sowie ggf. eine schlafmedizinische Diagnose. Die Therapie richtet sich dann naturgemäß nach den Erkenntnissen dieser Diagnosestellung.

Bei leichteren Beschwerden ohne Depression genügen mitunter geringe Interventionen wie die Ausarbeitung alternativer Strategien für das Arbeitsumfeld, Entspannungsverfahren und Stressbewältigungs-Techniken. Dies kann direkt am Arbeitsplatz (z.B. Arbeitspsychologe oder Coach) oder privat (Kurzzeit-Psychotherapie oder Coaching) geschehen.

Entspricht die Symptomatik jedoch einer depressiven Episode oder bestehen körperliche Symptome, die direkt oder indirekt mit einer Burnout-Symptomatik im Zusammenhang stehen, ist adäquate und regelmäßige Psychotherapie, nötigenfalls mit pharmakologischer Unterstützung, bis zum völligen Abklingen der Symptome über einen Zeitraum zumindest mehrerer Wochen indiziert.

Egal ob Burnout oder Depression, Psychotherapie hilft!

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