Unterschied zwischen Angst und Phobie

Das Gefühl der Angst ist eine natürliche Reaktion auf potenzielle Gefahren. Es dient dazu, uns vor physischem Schaden zu schützen und ermöglicht es uns, mögliche Bedrohungen zu erkennen und ihnen auszuweichen.

Angst ist ein Gefühl, das uns allen bekannt ist. Angst zu haben ist menschlich, denn wir alle haben im Alltag mit besorgniserregenden Situationen zu tun.

Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.

Im Unterschied zur gesunden Angst, ist die Angst bei einer Phobie krankhaft übersteigert und beeinträchtigt das Leben der Betroffenen.

Manchmal kommt es zu Angstreaktionen, die der tatsächlichen Situation nicht angemessen sind. Das bedeutet, man hat Angst, obwohl in der Realität keine oder wenig Gefahr droht.

Lesen Sie auch: Psychologe vs. Psychiater

Bei Menschen mit einer Angststörung sind diese Gefühle jedoch übermäßig stark ausgeprägt und überschreiten das normale Maß. Bei Angststörungen klingen diese negativen Gefühle jedoch nicht ab, was dazu führt dass die Belastung für die Leidtragenden extrem hoch ist.

Betroffene erleben Angst sowohl auf emotionaler als auch auf körperlicher Ebene, was häufig zu erheblichen Einschränkungen im Alltag und in der Lebensqualität führt.

Anzeichen und Symptome entwickeln sich oft langsam und die Grenze zur „Normalität“ ist nicht immer eindeutig zu erkennen.

Was ist der Unterschied zwischen Angst und Panik?

Was ist der Unterschied zwischen Angst und Panik? Panikstörungen äußern sich in plötzlich auftretenden Panikattacken, Angstanfällen oder einer „Todesangst“, die meist nur wenige Minuten andauern.

Werden wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik) erlebt, die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind, spricht man von einer Panikstörung.

Lesen Sie auch: Der Unterschied: Kognition und Affekt

Während sich die Generalisierte Angststörung langsam entwickelt und kein einschneidendes Ereignis als Auslöser fungiert, tritt eine Panik-Attacke unvermittelt auf.

Die Angst ist generalisiert und anhaltend. Sie ist nicht auf bestimmte Umgebungsbedingungen beschränkt, oder auch nur besonders betont in solchen Situationen, sie ist vielmehr "frei flottierend" - an nichts Bestimmtes gebunden.

Bei einer Phobie haben Betroffene häufig starke Angstgefühle vor bestimmten Situationen. Bei einer Sozialphobie fürchten sie die negative Beurteilung der anderen Menschen.

Welche Auswirkungen hat eine Angst- & Panikstörung?

Menschen, die unter einer Angst- & Panikstörung leiden, erleben die Angst so intensiv, dass ihr tägliches Leben erheblich beeinträchtigt wird. Das Ausmaß der Angst erscheint für Außenstehende oft übertrieben. Betroffene wirken häufig rastlos, getrieben, unkonzentriert und unruhig.

Körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Schwindel, Atemnot und starkes Schwitzen sind typische Anzeichen.

Lesen Sie auch: "Many" vs. "much": Eine einfache Erklärung

Die Vermeidung zahnärztlicher Behandlung aufgrund von Angst kann zu einer Verschlechterung der Mundgesundheit führen, einschließlich Zahnfleischerkrankungen, Karies und Zahnverlust.

Was sind Phobien?

Was genau ist eine Phobie und was bedeutet sie für die Betroffenen? Menschen mit Phobien haben Angst vor Situationen oder Objekten, die objektiv betrachtet keine Bedrohung darstellen, oder aber die Angst der Betroffenen ist unangemessen groß.

Sich den gefürchteten Situationen auszusetzen, ist für Angst-Patienten kaum zu ertragen. Wenn es möglich ist, versuchen sie diese ganz zu vermeiden. Als Folge ziehen sich manche Betroffene immer weiter zurück und sind so in ihrer Handlungsfreiheit stark eingeschränkt.

Obwohl sie wissen, dass das Ausmaß ihrer Angst irrational ist, sind sie nicht in der Lage, diese zu kontrollieren.

Phobien erzeugen einen hohen Leidensdruck. Die Angst geht nicht nur mit bedrohlichen Gedanken einher, sondern auch mit körperlichen Symptomen wie Zittern, Schweißausbrüchen oder Herzklopfen.

Ist die Phobie stark ausgeprägt, befürchten manche Betroffene sogar, an den körperlichen Auswirkungen zu sterben.

Viele Angst-Patienten vermuten zunächst eine organische Ursache ihrer Beschwerden und laufen von einem Arzt zum anderen. Bei manchen dauert es Jahre, bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt und ihnen passende Hilfe anbietet.

Welche Phobien gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Phobien, die entweder alleine oder auch in Kombination auftreten. Experten unterscheiden zwischen den folgenden drei Formen phobischer Störungen: die soziale Phobie, die Agoraphobie und die spezifischen Phobien.

Soziale Phobie

Menschen mit sozialer Phobie haben große Angst, sich vor anderen zu blamieren oder davor, dass andere sie ablehnen. Sie meiden daher soziale Kontakte und Situationen und ziehen sich zurück.

Die hiervon Betroffenen haben Angst im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich vor anderen zu blamieren oder unangenehm aufzufallen.

Agoraphobie

Menschen mit Agoraphobie haben große Angst vor Situationen, aus denen sie im Notfall nicht fliehen können oder in denen es schwer wäre, ihnen bei einer Panikattacke zu helfen. Sie meiden daher unter anderem öffentliche Plätze, Menschenmengen oder Kinobesuche.

Spezifische Phobie

Im Gegensatz zu Personen, die unter einer sozialen Phobie oder einer Agoraphobie leiden, fürchten Menschen mit spezifischen Phobien eine ganz bestimmte Situation oder ein bestimmtes Objekt.

Eine spezifische Phobie bezieht sich auf eine Form von Angststörung, bei der die auslösenden Faktoren oder Situationen klar identifizierbar sind.

Es gibt verschiedene Phobien. Entsprechend ist die Liste der Phobien lang. Prinzipiell ist es möglich, dass Menschen bezüglich jeder Situation und jedes Objekts eine Phobie entwickeln.

Experten unterscheiden fünf Typen von spezifischen Phobien:

  • Tier-Typus (z. B. Angst vor Schlangen)
  • Umwelt-Typus (z. B. Höhenangst)
  • Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus (z. B. Ohnmachtsanfälle durch den Anblick von Blut)
  • Situativer Typus (z. B. Angst vor dem Fliegen)
  • Anderer Typus (z. B. Angst vor Erbrechen)

Eine häufige Phobie ist die Angst vor Tieren (Zoophobie), wie zum Beispiel die Angst vor Hunden (Kynophobie), vor Katzen (Ailurophobie), vor Spinnen (Arachnophobie) oder die Angst vor Schlangen (Ophidiophobie).

Verbreitet ist auch die Angst vor engen Räumen (Raumangst oder Klaustrophobie). Menschen mit Klaustrophobie fürchten sich davor, in Räumen eingeschlossen zu sein.

Es gibt aber auch eher ungewöhnliche Phobien, wie zum Beispiel die Angst vor Erbrechen (Emetophobie) oder die Angst vor Bakterien (Mysophobie).

Bei manchen Objekten und Situationen ist es den Betroffenen gut möglich, diese zu vermeiden. Wer nicht beruflich fliegen muss, steigt einfach auf andere Verkehrsmittel um. Doch nicht alles lässt sich zu jeder Zeit vermeiden.

Auch ein Zahnarzt-Besuch ist manchmal notwendig. Die Vermeidung ist unter Umständen sehr anstrengend, und in vielen Fällen ergeben sich aus der Angst starke Beeinträchtigungen im Alltag.

Ernstzunehmende Folgen entstehen, wenn sich Menschen beispielsweise aus Angst vor Nadeln (Trypanophobie) oder spitzen Gegenständen (Aichmophobie) nicht mehr trauen, zum Arzt zu gehen. Spätestens dann ist es höchste Zeit, sich Hilfe zu suchen.

Während die Angst vor Tieren für die Mitmenschen meist nachvollziehbar ist, haben es Menschen mit ausgefalleneren Phobien schwer, weil das soziale Umfeld häufig mit Unverständnis reagiert.

Es ist sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen wichtig, die Angst als eine Erkrankung anzuerkennen, die es zu behandeln gilt.

Zahnarztangst

Auch die Angst vor dem Zahnarzt zählt zu den spezifischen Phobien. Die Betroffenen haben so ausgeprägte Furcht vor dem Zahnarzt-Besuch, dass sie sich auch bei Problemen mit den Zähnen nicht behandeln lassen.

Phobien treten selten alleine auf

In vielen Fällen leiden die Betroffenen neben der phobischen Störung an weiteren psychischen Beschwerden. Auch das Risiko für eine Abhängigkeit nach Medikamenten, Drogen oder Alkohol ist deutlich erhöht.

Welche Symptome haben Phobien?

Hauptsymptom einer Phobie ist immer eine starke und überzogene Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten. Diese vermeiden Betroffene zunehmend. Ein solches Vermeidungsverhalten verstärkt wiederum die Angst.

Hinzu kommen weitere psychische Symptome, vor allem aber auch heftige körperliche Symptome wie Herzrasen oder Atem-Beschwerden, die den Betroffenen möglicherweise in Todesangst versetzen.

Für die Diagnose einer spezifischen Phobie müssen nach der ICD-10 Klassifikation psychischer Störungen folgende Symptome zutreffen:

  • Die Betroffenen haben entweder deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation oder vermeiden solche Objekte und Situationen.
  • Es handelt sich nicht um eine Agoraphobie oder eine soziale Phobie.
  • Seit Beginn der Störung treten zudem in den gefürchteten Situationen mindestens zwei körperliche Symptome auf.
  • Als Voraussetzung gilt, dass mindestens eines der Symptome aus dem Bereich der vegetativen Symptome wie Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern oder Mundtrockenheit vorhanden ist.

Weitere mögliche Symptome aus dem Bauch- und Brustkorbbereich sind:

  • Atem-Beschwerden
  • Beklemmungsgefühl
  • Schmerzen oder Missempfindungen im Brustkorb
  • Übelkeit und Unwohlsein in der Bauchregion

Typische psychische Symptome sind:

  • Gefühle von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit
  • Das Gefühl, die Objekte seien unwirklich oder man selbst weit entfernt und nicht wirklich da (Derealisation und Depersonalisation)
  • Angst vor Kontrollverlust bzw. Angst, verrückt zu werden oder auszuflippen
  • Angst zu sterben

Zusätzlich zu den genannten Beschwerden leiden die Betroffenen oft unter Hitzewallungen oder Kälteschauern sowie Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühlen. Die Betroffenen sind durch die Symptome und die Folgen stark emotional belastet. Sie wissen jedoch, dass die Angst übertrieben ist.

Wie entstehen Phobien?

Für unsere Vorfahren spielte Angst eine wichtige Rolle für das Überleben. Gefährliche Tiere und Dunkelheit waren eine echte Bedrohung. Diese Ängste wurden über Generationen weitergegeben.

Der Straßenverkehr stellt heutzutage zwar eine viel größere Gefahr für uns dar, dennoch sind Tierphobien deutlich häufiger. Die Entstehung einer Phobie führen Experten auf ein Zusammenspiel aus Lern-Erfahrungen, biologischen und psychosozialen Faktoren zurück.

Phobien: Erlernte Angst

Zu Beginn einer Phobie steht ein Lernvorgang. Ein an sich neutrales Objekt oder eine neutrale Situation bewertet der Betroffene aufgrund einer schlechten Erfahrung negativ. Experten bezeichnen diesen Vorgang als Konditionierung.

Beispielsweise entsteht möglicherweise eine Zahnarztangst, wenn der Patient beim Zahnarzt ein sehr unangenehmes Erlebnis hatte. Der Betroffene verknüpft den Schmerz während der Behandlung mit den Gerüchen und Geräuschen beim Zahnarzt. Angst vor dem Zahnarzt und der Behandlung sind die Folge.

Denn die negativen Gefühle, die während der Behandlung aufgetreten sind, tauchen beim nächsten Zahnarztbesuch oder alleine dem Gedanken daran wieder auf. Körperliche Symptome wie starkes Herzklopfen oder Schwitzen interpretieren Betroffene dann als Bestätigung dafür, dass sie in Gefahr sind.

tags: #unterschied #angst #phobie