Positive Resonanz in der Psychologie: Definition und Bedeutung

Haben Sie sich jemals gefragt, wie Sie als Führungskraft die Produktivität Ihres Teams steigern und gleichzeitig das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter fördern können? Wer das Prinzip der Positiven Resonanz kennt und in seinem Arbeitsumfeld implementiert, kann langfristig für sich und sein Team unzählige Vorteile daraus ziehen. Positive Resonanz in der Führung bezieht sich auf die Wertschätzung, das gezielte Feedback sowie Lob und Anerkennung, das Führungskräfte ihren Mitarbeiter:innen gegenüber aufbringen. Diese simple, aber äußerst effektive Praxis sichert ein motiviertes und harmonisches Team und zufriedene Mitarbeiter - ein Thema, das in der heutigen Arbeitswelt von großer Bedeutung ist.

Was ist Resonanz?

Der Begriff "Resonanz" stammt ursprünglich aus den Bereichen der Physik und der Musik und bedeutet das Mitschwingen oder -tönen eines Körpers in der Schwingung eines anderen Körpers. Aber was genau hat Resonanz nun mit zufriedenen Mitarbeitenden zu tun?

Die Rolle der Spiegelneurone

Im Jahre 1991 entdeckten Forscher bei ihrer Untersuchung des motorischen Kortex von Affen zufällig, dass bestimmte Nervenzellen nicht nur feuerten, wenn der Makak nach seiner Belohnung griff, sondern auch bei der bloßen Beobachtung der Versuchsleiter, die in die Belohnungsdose griffen. Diese sogenannten kanonischen Neurone sind motorische Neurone, die offensichtlich Spiegeleigenschaften besitzen. Das heißt, sie feuern sowohl beim Ausführen einer Handlung als auch bei der Beobachtung derselben Bewegung bei jemand anderem. Diese Entdeckung war eine Sensation und revolutionierte die Hirnforschung.

Im Jahre 2010 konnten diese Spiegelneurone auch im menschlichen Gehirn festgestellt werden, und wenig später fand man heraus, dass auch Teile des Kleinhirns und emotions-verarbeitende Regionen an dieser "Spiegelung" beteiligt sind. Zunächst sind Spiegelneurone dafür verant-wortlich, dass wir Bewegungen er-kennen und nachahmen können. Aber noch viel spannender ist, dass wir dank unseren Spiegelneuronen in der Lage sind, die dahinterliegenden Absichten unseres Gegenübers zu verstehen und zu erahnen, was in anderen Köpfen vor sich geht. Und das Spannendste, was uns nun auch zurück zum eigentlichen Thema führt: Es gibt Nervenzellen, die beim Beobachten wie beim Erleben desselben Gefühls aktiv sind!

Die bloße Beobachtung einer Emotion reicht also aus für ein Aktivitätsmuster in unserem Gehirn (HelloBrain). Unser Körper geht also in Resonanz zu dem, was ein anderer menschlicher Körper uns zusendet. Die Neurone empfangen Emotionen wie Schmerz, Trauer, Freude und senden eine Art Imitationsimpuls. So passiert es, dass wir mit schmerzverzerrtem Gesicht zusam-menzucken, wenn sich jemand mit einer Nadel in den Finger sticht, und unsere Schmerzzellen werden ebenfalls aktiv, auch wenn wir die Verletzung nur beobachten.

Lesen Sie auch: Ausbildung in Positiver Psychotherapie

Der Mensch ist ein soziales Wesen, und wir können nicht anders als mit-zufühlen. Wir fühlen mit, wenn jemand traurig ist oder schlechte Laune hat, aber natürlich auch, wenn unser Gegenüber positiv gestimmt ist, vor Freude strahlt und lächelt. Das macht die Resonanz auch so wichtig für unseren Alltag. Nicht nur Lehrerinnen, Therapeutinnen, Medizinerinnen und Co können die Kenntnisse der positiven Resonanz für sich nutzen. Auch in der Arbeitswelt, in Betrieben, in Industrien und überall, wo Teams geführt werden müssen, können Teamleiterinnen und Führungskräfte diese Erkenntnisse anwenden.

Positive Resonanz in der Arbeitswelt

Auch der Neurowissenschaftler, Arzt und Psychotherapeut Dr. Joachim Bauer erläutert die Auswirkung von positiver Resonanz in der Arbeitswelt. Ein:e Vorgesetzte:r, der seinen Mitarbeiter:innen andauernd zu verstehen gibt, dass egal was sie tun, es nicht genug sei oder dass er/sie sich mehr vom Team erwartet hätte, ruiniert auf lange Sicht das Personal! Die schlechte Stimmung überträgt sich auf das Team und prägt sich dort tief ein. Führungskräfte hingegen, die über die Wirkungsweise der positiven Resonanz Bescheid wissen und diese für sich nutzen, können ganz leicht das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen steigern.

Wohlwollendes Interesse und Wertschätzung der Arbeit der Mitarbeiter:innen gegenüber, guter sozialer Kontakt und ein respektvolles Miteinander steigern das Wohlbefinden enorm. Dabei muss man als Chefin nicht immer alles gut finden und ständig nur Lob aussprechen. Nein, es geht schlichtweg darum, sich die Ideen oder Herangehensweisen jeder Person anzuhören! "Das ist ja eine interessante Herangehensweise, haben Sie damit schon gute Erfahrungen gemacht?" Dieses bloße Gefühl des "gesehen werdens" aktiviert laut Bauer in unserem Gehirn sämtliche Motivations-systeme - also neuronale Systeme, die Kraftbotenstoffe wie Dopamin, Endogene, Opioide und Oxytocin erzeugen. Das alles wiederum erhöht unsere Schaffenskraft, und unsere Anstrengungsbereitschaft wird in Gang gesetzt. Glückliche Mitarbeiterinnen sind wiederum ein großer Gewinn für das Unternehmen!

Verschiedenste Studien konnten bereits belegen, dass Wohlbefinden die Produktivität steigern kann und zu einer erhöhten Arbeitsleistung führt. Zufriedene Mitarbeiter:innen sind unter anderem pragmatischer, kooperativer, engagierter, hilfsbereiter und freundlicher. Des Weiteren werden weniger Krankentage benötigt, die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen verläuft harmonischer, und natürlich verbleiben glückliche Arbeiter:innen auch eher in ihrem Job. Das alles wirkt sich zudem auf die Zufriedenheit der Kund:innen und den Erfolg des Unternehmens aus.

Der britische Ökonom Andrew Oswald und Kollegen konnten dies zum Beispiel mittels Laborexperiment empirisch belegen. Teilnehmer:innen, die zuvor in glückliche Stimmung versetzt wurden, waren in der Arbeitsphase ganze 12% produktiver als jene, die anfangs in traurige Stimmung versetzt wurden. Es wurde schneller gearbeitet, bei gleich hoher Qualität. Auch der luxenburgische Ökonom Charles Henri DiMaria et al. zeigte in seiner gesamtwirtschaftlichen Untersuchung den eindeutigen positiven Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Produktivität. Pro Einheit an Lebenszufriedenheit stieg die Effizienz der Personen um ca. 3,5 bis 4%!

Lesen Sie auch: Positive Psychologie in Deutschland

Positive Resonanz und Produktivität

Positive Resonanz fördert das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen, was wiederum ihre Produktivität steigert. Das nächste Mal, wenn wir zur Arbeit gehen, verbreiten wir einfach mal ein wenig gute Laune. Ein Lächeln gegenüber den Mitarbeiterinnen, Dankbarkeit und Respekt und eine wertschätzende Haltung ihrer Arbeit gegenüber kann schon so viel bewirken. Vielleicht zeigen wir auch mal Interesse an den Ideen anderer - wer wird denn nicht gerne einfach gehört?

Das PERMA-Konzept

Die zweite Führungskraft hat das Prinzip der positiven Psychologie internalisiert. Genau diese Elemente stecken hinter dem sogenannten PERMA-Konzept von Martin Seligman, Professor an der Universität Pennsylvania. PERMA steht für Positivity, Engagement, Relationships, Meaning und Accomplishment - Elemente, die sich in zahlreichen Studien als grundlegend für ein glückliches (Arbeits-)Leben herauskristallisiert haben und, die sich auch trainieren lassen. Seminare dazu erfahren in den letzten Jahren große Resonanz. Denn einerseits sind positive Interventionen aufgrund ihrer Einfachheit breit anwendbar und begeistern die Menschen. Andererseits belegen zahlreiche Studien, dass der bewusste Fokus auf positive Psychologie in der Führung (auch oft unter dem Begriff »Positive Leadership«) das Wohlbefinden der Mitarbeiter und damit verbunden auch deren Produktivität hochsignifikant erhöht. Denn Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, ihre Stärken einbringen können und die ihre eigene Tätigkeit als sinnhaft erleben, beschreiben sich selbst als glücklich und erzielen überdurchschnittlich gute Ergebnisse.

Wie man positive Resonanz fördert

  1. Schaffen Sie Rahmenbedingungen, damit sich Ihre Mitarbeiter wohlfühlen und Beziehungen gelingen!
  2. Visualisieren Sie das Erreichte, z. B.
  3. Nutzen Sie digitale Möglichkeiten für positive Emotionen im Arbeitsumfeld: Es gibt immer mehr digitale Lösungen, die einen wertvollen Beitrag auf unterschiedlichen Ebenen der positiven Psychologie leisten.

Die Möglichkeiten, positive Psychologie spürbar und erlebbar zu machen, sind vielfältig und sollten genutzt werden.

Resonanz in Beziehungen

„Der Schlüssel zu gelingenden Beziehungen ist die Resonanz. Im Grunde ist Resonanz das Tor zur Welt“, erklärt Philip Streit, der zu diesem Thema nächstes Wochenende zu einem internationalen Kongress lädt, bei dem auch die führende Wissenschafterin der Resonanzforschung, die Amerikanerin Barbara Fredrickson sowie Neurowissenschafter Joachim Bauer referieren werden.

Fredrickson ist unter anderem bekannt für ihre „Broaden und Build“-Theorie, die besagt, dass positive Stimmungen und Einstellungen nicht nur den Horizont erweitern (broaden), sondern auch eine solide Basis darstellen, auf die gut aufgebaut werden kann (build). Fredricksons Theorie: „Menschen, die positiv denken, sind in der Lage, eine breitere Perspektive beizubehalten und das große Ganze zu sehen, was ihnen hilft, Lösungen zu finden, während negativ denkende Menschen eine engere Perspektive beibehalten und sich eher auf Probleme konzentrieren.“

Lesen Sie auch: Voraussetzungen Psychologie Studium: Erlangen im Fokus

Ein wichtiger Baustein ist dabei die Kraft der Resonanz. Resonanz (vom Lateinischen „resonare“, widerhallen, mitschwingen) schaffe letztlich Verbindungen und sei das Bindeglied, das „Konkurrenz überwindet und gemeinsames Wachstum fördert“, erklärt Philip Streit. „Resonanz ist wie miteinander schaukeln. Einer stupst den anderen an und umgekehrt und gemeinsames Schwingen entsteht“, sagt er.

In der Psychologie bedeutet Resonanz also ein einfühlsames Mitschwingen mit anderen Menschen. Dabei seien Wohlwollen und Wertschätzung Alpha und Omega für eine gelingende Beziehung. Eines der einfachsten Resonanzphänomene ist das Lächeln.

Dass sich die Großwetterlage in der Welt derzeit zunehmend in ein Gut/Böse-Denken ausdrückt und Resonanz keine Bedeutung zu haben scheint, helfe niemandem weiter und werde auch nicht zu friedlicheren Zeiten führen, ist der Psychologe und Psychotherapeut überzeugt. Eine Strategie von Menschen und Politikern, auf die Angst in unsicheren Zeiten zu reagieren, sei aggressives Verhalten, das sei während der Covid-Pandemie deutlich geworden.

Für Philip Streit wäre es allerdings „weit hilfreicher für alle, diese enorme Energie, die bei Angst entwickelt wird, in kooperatives Miteinander zu legen“. Möglich wäre das, denn die Forschung habe mittlerweile hinlänglich bewiesen, „dass der Mensch grundsätzlich ein kooperatives Wesen ist.

Affirmationen und Mentaltraining

Affirmationen sind positiv, bestärkende Leitsätze, die im Unterbewusstsein verankert werden. Sie stehen in der Gegenwart, sind einfach, klar, präzise und positiv formuliert. Durch sie wird das Unterbewusstsein sein mit neuen Inhalten gespeist, um die ursprünglich eingespeicherten zu überschreiben. Affirmationen sind in vielen Lebensbereichen anwendbar. (z.B. Die Kraft Dinge zu verändern liegt in der Gegenwart, ständig benützte Affirmationen werden zu Überzeugungen und ziehen so Ergebnisse nach sich. Affirmationen sind positive Aussagen im inneren Dialog, sie helfen uns ein Gefühl von Sicherheit und Hoffnung zu entwickeln, wir können diese vom negativen ins positive lenken. Das universelle Gesetz der Resonanz beschreibt, wie unsere innere Realität unser Außen mitbeeinflusst. Daher arbeitet Mentaltraining mit der Veränderung interner Leitsätze.

Wahrnehmung aller Gedanken zu einem Lebensthema sowohl positiv als auch negativ. Negatives kann weder verändert noch unterdrückt werden. Manchmal ist es unliebsam sich die eigenen Lebensumstände einzugestehen. Doch erst wenn man weiß wo man steht, kann man sich aussuchen wo man bereit ist hinzuwandern. Durch die Aufmerksamkeit entwickelt sich die Bereitschaft, Neues zu kreieren. Alle Emotionen werden eingeladen, die sich bei der Betrachtung eines einschränkenden Glaubenssatzes zeigen - hier kann auch der Prozess der Aufarbeitung biographischer Themen einsetzen. Gestatte dir Wut, Trauer oder Ohnmacht zu fühlen. Übe dich in der Bereitschaft, einschränkende Glaubenssätze loszulassen. Kreiere einen neuen kreativen Glaubenssatz. Wiederholung des Gedankens, dadurch werden allmählich neue Verbindungen im Gehirn gebildet. Diese ermöglichen es Step by Step neue Handlungen zu setzen. Diese Technik ist ein Grundbaustein des mentalen Trainings. Es wird mit Musik und anleitender Stimme gearbeitet. Es werden die Potenziale des Alphazustandes im Gehirn genützt 🡪entspannter Zustand.

Gehirnzustände

  • Beta-Zustand: Im Alltagsbewusst sein befinden wir uns meist in diesem Zustand. Wir sind bewusst und können denken.
  • Alpha-Zustand: Wir oft als Zustand zwischen Schlafen und Wachen erlebt. Das Gehirn ist im Ruhezustand und die Ressourcen werden aufgefüllt.

Barbara Fredrickson und die Positive Psychologie

Barbara Fredrickson hat maßgeblich zur Weiterentwicklung der Positiven Psychologie beigetragen. Die Universitätsprofessorin an der Universität von Chapel Hill in North Carolina hat die Macht der positiven Gefühle und der Liebe für Wohlbefinden und gelingendes Leben in bisher nicht dagewesenem Ausmaß erforscht und darüber hinaus praktisch zugänglich und nutzbar gemacht. Ihr Buch “Die Macht der positiven Gefühle” ist bereits Standard in den Regalen von Coaches, BeraterInnen und TherapeutInnen. Seit vielen Jahren forscht sie über Einfluss und Wirksamkeit positiver Gefühle auf das menschliche Verhalten, die Psyche und Gesundheit. Für die von ihr entwickelte Broaden-and-Build-Theorie wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. im Jahre 2000 mit dem Templeton Prize in Positiver Psychologie.

Tabelle: Wohlbefinden und Produktivität

Faktor Auswirkung
Wohlbefinden Steigert die Produktivität
Zufriedene Mitarbeiter Pragmatischer, kooperativer, engagierter, hilfsbereiter, freundlicher
Positive Resonanz Fördert Wohlbefinden und steigert Produktivität

tags: #Positive #Resonanz #Psychologie #definition