Psychosomatisch vs. Psychiatrisch: Definition und Unterschiede

Die Unterscheidung zwischen psychiatrischen und psychosomatischen Tageskliniken ist wichtig, um Patienten zukünftig unterscheidbare Behandlungsoptionen bieten zu können. In der vorliegenden Arbeit zu psychiatrischen und psychosomatischen Tageskliniken in Österreich wurde einerseits die Gesamtsituation österreichischer Tageskliniken erfasst und andererseits psychiatrische und psychosomatische Tageskliniken voneinander unterschieden.

Psychische Erkrankungen: Eine Einführung

„Psychische Störungen stellen Störungen der psychischen Gesundheit einer Person dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind.“ (WHO, 2019, S.1) Häufig haben psychische Störungen mehrere Ursachen gleichzeitig. Das heißt, sie lassen sich nicht auf einen einzelnen Grund zurückführen, sondern müssen ganzheitlich betrachtet werden.

Arbeitsbedingte psychische Erkrankungen

Von arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen können wir sprechen, wenn die Erkrankung direkt von arbeitsbezogenen Risikofaktoren negativ beeinflusst wird. Arbeitsstressoren können eine auslösende Wirkung haben. Die gängigsten arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen sind:

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Burnout-Syndrom (Einstufungsdiagnose)

Darüber hinaus gibt es Zusammenhänge von arbeitsbedingten, psychischen Belastungsfaktoren zu einigen somatoformen und psychosomatischen Störungen. Auch Suchterkrankungen (z.B. Alkoholsucht) und Schlafstörungen können von der Arbeit mitbedingt sein.

Gängige arbeitsbedingte Einflussfaktoren

  • „Job Strain“ (Hohe Anforderung bei zu geringem Tätigkeitsspielraum)
  • Geringe soziale Unterstützung
  • Arbeitsplatzunsicherheit
  • Gewalt
  • Geringe Bedeutsamkeit der Arbeit
  • Schwierige Emotionsarbeit
  • Geringe Entwicklungsmöglichkeiten
  • Überlange Arbeitszeiten
  • Belastung durch Schichtarbeit
  • Belastung durch Wochenendarbeitszeit
  • Überwiegend durch Arbeitgeber:innen bestimmte Arbeitszeitvariabilität
  • Arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit
  • Unzureichende Arbeitspausen

Die Existenz potenziell schädlicher Wirkungen von Arbeitsbedingungen auf die psychische Gesundheit ist unbestritten. Die psychische Gesundheit hängt mit den psychosozialen Arbeitsbedingungen kausal zusammen.

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Relevanz des Themas

Psychische Aspekte gewinnen im Arbeitnehmer:innenschutz kontinuierlich an Bedeutung, da sich die Arbeit im Wandel befindet und sich der relative Anteil an Dienstleistungen am Gesamt-Bruttoinlandsprodukt seit Jahrzehnten erhöht. Gleichzeitig haben die Krankenstandstage aufgrund psychischer Diagnosen im letzten Jahrzehnt zugenommen: „Wurden 2010 6,9 % aller Krankenstandstage durch psychische Erkrankungen verursacht, erhöhte sich dieser Anteil innerhalb von zehn Jahren auf 11,4 % im Jahr 2021“ (WIFO, 2022, S.2). Tendenz steigend.

Negative Folgen psychischer Belastung

Vielfach unterschätzt werden negative Folgen psychischer Belastung, welche sich zwar nicht in einer psychischen Erkrankung niederschlagen, jedoch trotzdem schädlich sind. Das britische Amt für Statistik schätzt, dass 20 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter unter Symptomen leidet, die mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden, aber nicht die Diagnosekriterien einer psychischen Störung erfüllen. Diese mit psychischen Erkrankungen einhergehenden Symptome können jedoch die Lebensqualität und das Funktionsniveau des Einzelnen bereits erheblich beeinträchtigen. Dazu zählen Symptome wie Schlafprobleme, chronische Müdigkeit, Irritierbarkeit und Sorgen. Jede 5. arbeitende Person leide demnach an Symptomen, welche mit psychischen Erkrankungen assoziiert sind.

Beachtenswert sind auch die komplexen Wechselwirkungen von arbeitsbezogen psychischen Belastungsfaktoren mit physiologischen Erkrankungen. Im Arbeitnehmer:innenschutz beschränkt sich die Relevanz psychischer Faktoren nicht auf psychische Erkrankungen, sondern beinhaltet psychosomatische Auswirkungen der Arbeitsbelastung. Diese äußern sich beispielsweise in einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Störungen des Magen-Darm-Trakts, Muskel-Skelett-Erkrankungen und Herz-Kreislauferkrankungen. Auch die Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit kann relevant werden.

Organisationale Ressourcen

Um mit den vielfältigen Belastungsfaktoren gut umgehen zu können, braucht es „Ressourcen“. Zusätzlich zu individuellen Ressourcen, können organisationale Ressourcen helfen, die Arbeitsbelastung besser zu bewältigen. Organisationale Ressourcen sind unter anderem:

  • Gutes Führungsverhalten
  • Gut funktionierende Abläufe und Arbeitsorganisation (inkl. adäquate Personalplanung)
  • Zufriedenstellende Gratifikation
  • Ausreichende Erholungszeiten
  • Vereinbarkeit mit Privatleben bzw. flexible Arbeitszeitmodelle
  • Ganzheitlichkeit
  • Sinnhaftigkeit
  • Unterbrechungsfreiheit
  • Positive soziale Interaktion
  • Organisationale Gerechtigkeit
  • Lern-/Entwicklungsmöglichkeiten

Die gesetzlich verpflichtende Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung kann dabei helfen, gefährliche psychische Arbeitsbedingungen zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen an der Quelle zu bekämpfen.

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Psychosomatische Erkrankungen

Die Psychosomatik beschäftigt sich mit den komplexen Verbindungen zwischen Körper, Geist, Seele und sozialem Umfeld. Diese Faktoren beeinflussen im Grunde jegliche(n) Krankheit(sverlauf). Psychosomatische Störungen, auch Somatoforme Störungen genannt, sind körperliche Beschwerden und Erkrankungen, die durch seelische Belastungen, Lebenskrisen oder traumatische Erfahrungen ausgelöst werden. Sie treten auf, wenn keine organische Ursache für die körperlichen Symptome gefunden werden kann.

Eine Theorie besagt, dass Personen mit psychosomatischen Störungen körperliche Empfindungen, die normalerweise in Gefühle umgewandelt werden, unterdrücken. Nach einer anderen Theorie sind psychosomatische Symptome das Ergebnis einer Anpassungsreaktion des autonomen Nervensystems auf eine Mischung aus psychischen, sozialen und körperlichen Stressoren.

Die Rolle der Psychosomatik

Die Psychosomatik ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit dem Einfluss psychischer und sozialer Faktoren auf den Körper auseinandersetzt. Sie beschäftigt sich somit mit der Wechselwirkung von Psyche und Körper.

Bei psychosomatischen Erkrankungen können etwa seelische Belastungen, Stress, Lebenskrisen oder traumatische Erfahrungen körperliche Beschwerden auslösen und/oder verstärken. Dabei kann es z.B. zu Verdauungsproblemen, chronischen Schmerzen, Herzbeschwerden oder Tinnitus kommen. Aber auch körperliche Erkrankungen bzw. Beschwerden können die Psyche belasten. Man spricht dann von sogenannten somatopsychischen Reaktionen. Bei diesen entstehen im Rahmen einer schwerwiegenden körperlichen Erkrankung psychische Probleme bzw. Störungen (z.B. Zudem können auch chronische Schmerzstörungen, Essstörungen (z.B.

Es gibt zudem viele verschiedene Erkrankungen, bei denen sich Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche zeigen und psychosomatische Zusammenhänge bei Diagnose und Therapie eine Rolle spielen können. Psychosomatische Aspekte können in unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen Berücksichtigung finden (z.B. Im Zuge der sogenannten Integrierten Psychosomatik können bei diesen ganzheitliche Behandlungsansätze zur Anwendung kommen.

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Modell zur Entstehung psychosomatischer Beschwerden

Ein allgemeines Erklärungsmodell setzt die Anforderungen und Belastungen eines Menschen in Beziehung zu seinen Bewältigungsmöglichkeiten. Das heißt: In Krisen ist der Mensch gefordert, die Balance zwischen Anforderungen einerseits und deren Bewältigung andererseits aufrecht zu erhalten. Und sie wieder nachhaltig herzustellen, wenn sie aus dem Lot gekommen ist.

Bei sehr schwerwiegenden und andauernden psychosozialen Belastungen oder akuten bzw. chronischen psychischen Traumatisierungen können diese Bewältigungsmechanismen nicht mehr hilfreich eingesetzt werden. Aber auch schon bei geringeren Belastungsanforderungen kann auf dem Hintergrund ungünstiger individueller Voraussetzungen oder geringer Ressourcen die Balance für längere Zeit aus dem Lot geraten. Es kommt zu einer Art mehr oder weniger schwerwiegenden psychischen Verletzung, die dann zu einer “psychischen Narbe“ führen kann. In der Folge ist es möglich, dass sich etwa psychische bzw. psychosomatische Folgen zeigen.

Der Entstehungsprozess von psychosomatischen Beschwerden ist demnach vielschichtig und nach wie vor Gegenstand der Wissenschaft. Genetische, biologische, soziale und psychische Aspekte zählen dabei zu den wesentlichen Faktoren. Je nach bestehenden Beschwerden oder zugrundeliegender möglicher Erkrankung können im Rahmen der Diagnose und Therapie individuelle Erklärungsmodelle entwickelt werden.

Organische psychische Störungen (OPS)

Unter dem Oberbegriff „organische psychische Störungen“ (OPS) werden alle psychischen Befindlichkeitsstörungen zusammengefasst, denen direkt eine Schädigung des Gehirns zugrunde liegt. Früher waren diese Störungen u.a. unter dem Begriff „Hirnorganisches Psychosyndrom“ bekannt. Zu dem Formenkreis OPS zählen auch körperliche Erkrankungen, die das Gehirn beeinträchtigen (z.B. psychische Störungen bei Schilddrüsenfunktionsstörungen etc.). Mit dem OPS gehen meist auch soziale Beeinträchtigungen einher.

Ursachen und Mechanismen

Es gibt eine Vielzahl an psychischen Störungen, die organisch bedingt sind. Am häufigsten treten Demenz oder das sogenannte Delir auf. Eine organische psychische Störung (OPS) kann erste Erscheinung einer Grunderkrankung sein. Oder sie tritt im Verlauf einer bereits bekannten Krankheit als Folge bzw. Begleiterscheinung auf.

Im Prinzip handelt es sich bei OPS um eine Beschreibung von bestimmten Symptomkomplexen. Vor allem bei Demenz konnte die Forschung Entstehungsmechanismen klären. In anderen Bereichen herrscht noch großteils Unklarheit, wie es genau zu OPS kommt.

Folgende allgemeine Mechanismen können zum Beispiel zu Schädigungen von Hirnsubstanz bzw. Schädel-Hirn-Verletzungen führen:

  • Durchblutungsstörungen im Gehirn (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B.
  • Störungen des Immunsystems (z.B. Infektionen - vor allem des Zentralnervensystems (z.B.
  • Stoffwechselstörungen (z.B. Medikamente (z.B. das Anti-Parkinson-Medikament Levodopa) etc.

Häufig besteht eine sogenannte Komorbidität. Das bedeutet, die Patienten/der Patient leidet zugleich an weiteren psychischen Problemen. So erhöhten z.B. eine ernsthafte körperliche Erkrankung sowie die Einschränkungen infolgedessen das Risiko einer psychischen Belastung. Auch andere nicht direkt organisch bedingte psychische Störungen können bereits vorbestehen oder (erneut) auftreten. Diese haben ihre Ursache nicht direkt in Schädigungen oder Funktionsstörungen des Gehirns, sondern entstehen meist aus einer Reihe verschiedener Faktoren (z.B. sozialen Belastungen, genetischer Veranlagung, Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn etc.).

Arten der Hirnschädigung

  • Art der Hirnschädigung (z.B. Druckschädigung durch Zunahme des Gehirnvolumens, Übertritt von schädigenden Substanzen durch Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke oder mangelnde Sauerstoffzufuhr).
  • Primäre Schädigungen des Gehirns: mit direkter Veränderung der Hirnsubstanz z.B.
  • Sekundäre Schädigungen des Gehirns: durch andere körperliche Erkrankungen z.B.

Es gibt eine Vielzahl an psychischen Störungen, die organisch bedingt sind. Hirnschädigungen führen zu individuell unterschiedlichen Beschwerden. Das hängt auch damit zusammen, dass die Bewältigungsmechanismen verschieden sind.

Symptome von OPS

  • Amnestisches Syndrom: Unter dem Begriff „amnestisches Syndrom“ werden eine Merkfähigkeitsstörung (neuer Informationen) und ein Gedächtnisverlust zusammengefasst.
  • Delir: Ein Delir ist eine akute Erkrankung, die sofortiger medizinischer Hilfe bedarf. Zudem unterliegt sie tageszeitlichen Schwankungen.
  • Demenz: Bei Demenz sterben Gehirnzellen aufgrund krankhafter Prozesse rascher als für den Altersprozess üblich ab.
  • Affektive Störungen: Affektive Störungen betreffen die Stimmungslage. Die Depression ist eine Erkrankung, die sich unter anderem durch eine niedergedrückte Stimmungslage, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder sozialen Rückzug äußert.
  • Wahn: Ein Wahn ist eine Überzeugung, die jedoch keinen realistischen Hintergrund hat und für niemanden außer den Betroffenen gut nachvollziehbar ist (z.B. Verfolgungswahn oder Beziehungswahn).
  • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen: Persönlichkeitsstörungen äußern sich in starren Gefühlen und Verhaltensweisen. Sie betreffen das gesamte Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Verhalten eines Menschen.

Diagnostik und Therapie

Bei vielen organisch psychischen Störungen (OPS) ist die Symptomatik jener von psychiatrischen Erkrankungen ohne konkrete organische Ursache gleich bzw. ähnlich. Daher ist eine Grundvoraussetzung der Diagnose von OPS, dass eine organische Erkrankung direkt oder indirekt einzelne oder mehrere Gehirnfunktionen beeinträchtigt.

Untersuchungsmethoden

  • Funktionsdiagnostik z.B.
  • Bildgebende Verfahren z.B.
  • Laboranalysen

Bei OPS spielen zahlreiche Erkrankungen aus unterschiedlichen Fachrichtungen eine Rolle. Daher erfordern Diagnostik und Therapie eine multidisziplinäre Zusammenarbeit (Neurologie, Neurochirurgie, Psychiatrie, Innere Medizin etc.). Die Diagnose von OPS sollte möglichst frühzeitig erfolgen, damit die Behandlung so erfolgreich wie möglich sein kann.

Die Therapie einer organisch psychischen Störung richtet sich nach der Ursache und den individuellen Symptomen, die sehr unterschiedlich sein können. Es kommen je nach Grunderkrankung diverse Behandlungstechniken von Medikamenten über Operationen bis hin zu Physiotherapie, Psychotherapie und anderen Maßnahmen (z.B. Rehabilitation) zum Einsatz. Ein Schwerpunkt liegt auf der Aktivierung der Betroffenen (z.B. tagesstrukturierende Maßnahmen etwa in Tageszentren). Sie sollen so selbstständig wie möglich leben können.

Tageskliniken: Psychiatrisch vs. Psychosomatisch

Psychiatrische Tageskliniken sehen dagegen eine besondere Funktion in der Abkürzung der stationären Behandlung und verstehen sich vermehrt als Ergänzung zum ambulanten Behandlungsangebot. Somit stehen psychiatrische Tageskliniken eher an dem Pol „tagesstrukturierende Einrichtung“, wohingegen sich psychosomatische Tageskliniken eher als „alternative psychotherapeutische Einrichtung“ sehen. Dies kann man auch anhand der Inhalte der Interventionen sehen, bei denen psychosomatische Tageskliniken keine tagesstrukturierenden Angebote wie direktive Tagesstruktur oder Arbeitstraining anbieten.

In psychosomatischen Tageskliniken wird vor allem das tiefenpsychologische Paradigma genannt. Somit zeigt sich, dass psychosomatische Tageskliniken hauptsächlich PatientInnen mit Diagnosen aus dem Bereich der Psychosomatik aufnehmen.

Entwicklung der Tageskliniken

Trotz zunehmender Beliebtheit von Tageskliniken für psychisch und psychosomatisch Kranke ist ihre Geschichte noch relativ jung. Psychotherapeutische und psychosomatische Tageskliniken sind erst knapp 30 Jahre alt, psychiatrische Tageskliniken können auf eine etwas längere Geschichte zurückblicken.

Die ersten Tageskliniken in Deutschland wurden in den 1960er-Jahren eröffnet. Sie dienten dem kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich oder auch dem chronisch psychisch Kranken. Vor allem in den 1970er-Jahren wurden Tageskliniken durch eine Welle von chronisch Kranken notwendig. In den Jahren 1980-1983 gab es so viele Neueröffnungen wie im Jahrzehnt davor. In den 1980er-Jahren waren die Hauptziele der Tageskliniken die medizinische Rehabilitation und Abkürzung der vollstationären Behandlung [3]. Damals waren monatelange sozialpsychiatrische Behandlungssettings für chronisch psychisch Kranke üblich. Mit dem Boom der Tageskliniken in den darauf folgenden 20 Jahren verschob sich ihre Funktion in Richtung einer Behandlungsalternative zur Klinik [4].

Studie zu Tageskliniken in Österreich

Im September 2013 wurden die Fragebögen an 25 psychiatrische und psychosomatische Tageskliniken geschickt. Sechs Tageskliniken retournierten in den folgenden Wochen einen ausgefüllten Fragebogen. Daraufhin wurden nochmals sechs Fragebögen zugesandt. Im Februar 2014 konnte durch Telefonate bei denjenigen Tageskliniken, die noch nicht geantwortet hatten, weitere fünf Tageskliniken konnten zur Teilnahme an dieser Untersuchung motiviert werden. Die Stichprobe setzt sich somit aus 17 österreichischen Tageskliniken zusammen. Davon sind 14 psychiatrische und 3 psychosomatische Tageskliniken. Wegen der geringen Anzahl an psychosomatischen Tageskliniken wurde auf Signifikanztests verzichtet.

Die älteste Tagesklinik wurde im Jahr 1978 eröffnet, die jüngste 2010. Es zeigt sich ein deutlicher Trend zu mehr Tageskliniken in den letzten Jahren. Vor 2001 wurden 6 Tageskliniken eröffnet, nach 2001 fast doppelt so viele, nämlich 11 Tageskliniken.

Bei dem Vergleich der Mittelwerte der Gründungsjahre der Tageskliniken fällt auf, dass psychiatrische Tageskliniken schon länger bestehen als psychosomatische Tageskliniken. Psychosomatische Tageskliniken stellen somit ein eher neueres Phänomen dar. Weiters sieht man bei dem Vergleich der verfügbaren Patienten-Plätze, dass psychiatrische Tageskliniken (MW: 13,34 Patienten-Plätze) weitaus größer sind als psychosomatische Tageskliniken (MW: 8,67 Patienten-Plätze). Ein weiterer Unterschied zeigt sich bei der durchschnittlichen Dauer der Behandlung: Während PatientInnen in einer psychiatrischen Tagesklinik im Durchschnitt 10,5 Wochen behandelt werden, liegt die durchschnittliche Behandlungsdauer in einer psychosomatischen Tagesklinik bei 8 Wochen.

Tabelle: Patienten-Anzahl, Behandlungsdauer und Gesamtgröße der Tageskliniken

Merkmal Psychiatrische Tageskliniken Psychosomatische Tageskliniken
Durchschnittliche Patienten-Anzahl 13,34 8,67
Durchschnittliche Behandlungsdauer (Wochen) 10,5 8

Es ist davon auszugehen, dass alle Tageskliniken Montag bis Freitag tagsüber geöffnet haben. Die durchschnittliche Wartezeit für einen Behandlungsplatz in einer Tagesklinik beträgt 44 Tage. Sie reicht von 8 bis 180 Tagen. Die meisten Tageskliniken werden von einem „anderen öffentlich-rechtlichen Träger“ finanziert. Ein Großteil der Tageskliniken ist direkt in ein Klinikgelände eingegliedert.

Psychosomatische Tageskliniken reihen teilstationäre psychotherapeutische Einrichtungen an oberste Stelle ihres Aufgabenverständnisses. Bezüglich der therapeutischen Paradigmen in Tageskliniken zeigen die Ergebnisse, dass psychiatrische Tageskliniken vor allem das sozialpsychiatrische und das systemtheoretische Paradigma hoch halten. Als Aufnahmediagnosen für die Aufnahme in die Tagesklinik werden psychische Störungen aus allen Bereichen genannt.

Insgesamt gibt es in psychiatrischen Tageskliniken durchschnittlich 10,64 Stellen, die zusammen 253,6 Stunden in der Woche arbeiten. In psychosomatischen Tageskliniken sind es durchschnittlich 11,67 Stellen, die 152,83 Stunden in der Woche beschäftigt sind. Teamsitzungen sind ein wichtiger Bestandteil des therapeutischen Settings. Die meiste Zeit wird für Fallbesprechungen aufgebracht.

Von 56,25 % der befragten Einrichtungen wurde Struktur und Kontinuität (Tages- und Wochenstruktur) als Wirkfaktor tagesklinischer Behandlung angegeben. Von 50 % der befragten Einrichtungen wurden die Vorteile eines halbstationären Settings (Gelerntes kann im Alltag geübt werden) als Wirkfaktor genannt. Als Schwierigkeit tagesklinischer Behandlung wurden „Struktur einhalten (Fehlen, Absagen, zu spät kommen)“ von 36,36 % der befragten Einrichtungen, „Überforderung durch intensives Programm“ von 18,18 % der befragten Einrichtungen und „problematische Familien- und Bezugssysteme“ auch von 18,18 % der befragten Einrichtungen angegeben.

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