Gefühle, Emotionen und Stimmungen machen unsere Persönlichkeit aus und werden umgangssprachlich als Temperament bezeichnet. Global betrachtet ist die gesamte Menschheit alles andere als eintönig.
Wir sind in unserem Handeln sowie in unserem Auftreten, Aussehen und unserer Kommunikation divers, geprägt von kulturellen, natürlichen und persönlichen Einflüssen.
Es gibt Menschen, die ihre Emotionen und Gefühle stets offen über die gesprochene Sprache sowie die Körpersprache preisgeben. Genauso gibt es aber auch Menschen, die ihre inneren Empfindungen eher für sich behalten und diese nur selten an die Oberfläche dringen lassen.
Es gibt Kulturen, in denen gewisse Emotionen und ein bestimmter Habitus gesellschaftlich akzeptiert sind, während dieselben Emotionen und derselbe Habitus in anderen Kulturen als unangebracht erachtet werden kann.
Was wir fühlen, wie intensiv unsere Gefühle sind und was davon wir mit unserer Umwelt teilen ist auf internationaler Ebene höchst individuell, unterschiedlich und hängt von zahlreichen diversen Faktoren ab.
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Dennoch existieren gewisse Grundemotionen, welche alle Menschen von Geburt an aufweisen und welche wir auch alle bis zu einem gewissen Grad gleich (zumindest über die Mimik in Form von Mikroexpressionen) ausdrücken.
Grundemotionen werden auch häufig als Basisemotionen, Grundgefühle oder Primäraffekte bezeichnet. Gemeint sind damit die Emotionen, von denen ausgegangen wird, dass diese jeder Mensch von Natur aus (auch schon im Säuglingsalter) in sich trägt und empfinden kann.
Sie werden dadurch auch als grundlegender Bestandteil der menschlichen Existenz erachtet. Basisemotionen gelten als kulturunabhängig und äußern sich auch international durch die gleichen Gesichtsausdrücke.
Nach dem US-amerikanischen Psychologen Paul Ekman gibt es insgesamt sieben Grundemotionen, die in allen Kulturen der Welt vertreten sind und überall nahezu gleich ausgedrückt werden.
Unabhängig davon, wo Menschen auf die Welt gekommen sind sowie wo und wie sie erzogen wurden, können Menschen diese Basisemotionen also instinktiv auf internationaler Ebene bei dem Gegenüber erkennen und meist auch richtig zuordnen.
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Aus wissenschaftlicher Sicht, wird davon ausgegangen, dass die Grundemotionen des Menschen evolutionäre Gründe haben.
Sie werden alltäglich durch gewisse Sinneseindrücke oder innere Bedürfnisse in uns ausgelöst und anschließend zur Erfüllung eines Zwecks (z.B.: Bedürfnisbefriedigung, Kommunikation, Selbstwahrnehmung des aktuellen Wohlbefindens,…) ausgedrückt.
Wenn wir also etwas sehen, hören, schmecken, riechen oder fühlen, dass im Unterbewusstsein eine Erinnerung auslöst, dann steuert das gewissermaßen unsere Basisemotionen und Gefühle.
In weiterer Folge löst dieser emotionale Reiz dann im limbischen System die adäquate mimische Expression aus. Das passiert reflexartig und unbewusst, da sich der Verstand gar nicht so schnell einschalten kann.
Das ist auch der Grund dafür, warum die Mimik mehr Auskunft darüber gibt, was jemand fühlt, als darüber, was jemand denkt.
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Unsere Basisemotionen verfolgen also - wenn auch unbewusst - stets einen gewissen Sinn und Zweck. So versucht Traurigkeit und die körperliche Reaktion auf diese Emotion (z.B.: weinen, Schmollmund, etc.) oft, das Bedürfnis nach Trost, Unterstützung und Zuwendung zu stillen.
Hinter der Emotion Angst steckt oft das Bedürfnis nach Sicherheit. Durch den Ausdruck von Angst, erhoffen wir uns eventuell, die angsteinflößende Situation schnellstmöglich und unversehrt zu verlassen.
Die körperliche Reaktion die in uns ausgelöst wird, wenn wir beispielsweise in ein Stück eines verdorbenen Nahrungsmittels beißen (Ekel) zeigt uns, dass es gesundheitsschädigend wäre, einen weiteren Bissen zu nehmen. Ekel hat also eine gewisse Schutzfunktion.
Wut wiederum kommt oft zum Vorschein, wenn wir unsere persönlichen Grenzen angegriffen sehen.
Egal ob bewusst, unbewusst, erwünscht oder unerwünscht: Unsere Grundemotionen können wir nie zu hundert Prozent verstecken. Über unsere Mimik treten diese Primäraffekte an die Oberfläche.
Für einen Bruchteil einer Sekunde - zwischen 40 und 500 Millisekunden, um genau zu sein - zeichnen sich die spezifischen Merkmale der momentan empfundenen Grundemotion(en) in unserem Gesicht ab.
Die Gesichtsausdrücke sind damit schneller als unser Verstand und egal wie sehr wir uns bemühen diese zu unterdrücken oder zu vertuschen, so wird dies doch nie komplett möglich sein.
Oft gelingt es uns Menschen, die Gesichtsausdrücke nach diesen 40 bis 500 Millisekunden unter Kontrolle zu bringen. Ab diesem Zeitpunkt sind im Gesicht also nicht mehr die wahren momentanen Emotionen zu sehen, sondern die, die wir unserem Gegenüber zeigen oder vorgaukeln wollen.
Was sind Emotionen?
In Bezug auf Emotionen ist hier wieder auf den wichtigen Aspekt des subjektiven Erlebens und auf die Bewertung wichtiger Faktoren etc. In der ersten Hauptklasse finden sich ereignisbezogene Emotionen, die im engen Zusammenhang mit den individuellen Wünschen und Zielen stehen.
Dazu zählen auch Emotionen, die dem Wohlergehen dienen wie Freude und Glück, aber auch Leid und Trauer. Bezogen auf die individuellen Ziele und Wünsche wäre man bei der Emotion Freude glücklich mit dem erlangten Resultat, während dies bei den negativen Emotionen nicht der Fall ist.
Auch Erwartungsemotionen wie Hoffnung, Furcht, Angst wie auch Erleichterung und Enttäuschung gehören der ersten Hauptklasse an. Es finden auch sogenannte Empathie-Emotionen hier Platz, die in Zusammenhang mit den Mitmenschen stehen.
Die zweite Hauptklasse wird durch sogenannte handlungsbezogene auch Attributionsemotionen charakterisiert. Die dritte Hauptklasse beinhaltet Beziehungsemotionen, in der eigene Wertvorstellungen wie auch individuelle Vorlieben und Abneigungen den Bewertungsrahmen bilden.
Was sind Gefühle?
Gefühle lassen sich in die Gruppe der affektiven und nicht-affektiven Gefühle unterschieden. Die Gruppe der affektiven Gefühle lässt sich in dispositionale in die Persönlichkeitseigenschaften wie Jähzorn etc. gehören und aktuelle affektive Gefühlszustände gliedern.
Die Gruppe der nicht-affektiven Gefühle unterteilt sich in dispositionale (Pflichtgefühl etc.) und aktuelle nicht affektive Gefühle wie Gewissheit und Vertrauen.
Was sind Stimmungen?
Nicht nur Emotionen haben einen starken Einfluss auf unsere Informationsverarbeitung, sondern auch Stimmungen. Im Gegensatz zu Emotionen, die kurz andauern und ein Wirkungseffekt eines Ereignisses beschreiben, handelt es sich bei einer Stimmung um einen länger andauernden „nicht gegenstandsspezifische[n]“ (Mees 2006) Zustand.
Weiters erschweren negative Stimmungen die Informationsverarbeitung (bspw.
Die Rolle von Paul Ekman und FACS
Der Psychologe Paul Ekman widmete sich der Erforschung der 7 Grundemotionen und deren Erkennungsmerkmalen in der Körpersprache.
Dieses FACS ist eine Methode zur Mimik- und Emotionserkennung, die ganz besonders wichtig für die Emotionspsychologie, die Ausdruckspsychologie und die psychoanalytische Therapieforschung ist.
Mithilfe des Systems können emotionale non-verbale Gesichtsausdrücke erkannt und beschrieben werden. Gleichzeitig blendet das System allerdings alle nicht-emotionalen Gesichtsausdrücke aus.
Mit dem FACS ist es somit auch möglich, ein authentisches Lächeln von einem gespielten bzw. gekünstelten Lächeln zu unterscheiden.
Grundemotionen erkennen
Möchten wir nun die Grundemotionen, die unser Gegenüber (oder beispielsweise auch Personen in Fernsehinterviews etc.) gerade empfindet, aus dessen Gesicht „ablesen“, so müssen wir zunächst deren spezifische Merkmale kennenlernen.
Vorweg aber nochmals zur Erinnerung: obwohl die Merkmale der Primäraffekte kulturunabhängig zwar international ident sind, kann die Intensität der Gesichtsausdrücke sehr stark variieren.
Wenn jemand wahre Freude empfindet und sich das auch im Gesicht widerspiegelt, so ist das ein Zeichen dafür, dass diese Person in just diesem Moment Zufriedenheit, Begeisterung, Glück oder Heiterkeit fühlt.
Im Kontrast zur Freude steht die Basisemotion Trauer. Der Primäraffekt bzw. die Basisemotion Überraschung ist dann im Gesicht zu erkennen, wenn die Person verwundert, verblüfft, oder eventuell auch kurz sprachlos ist.
Bei der Überraschung unterscheiden wir außerdem zusätzlich zwischen freudiger und erschrockener Überraschung. Anfangs kann es oft etwas schwierig sein, die Mikroexpressionen von Angst nicht mit denen von Überraschung zu verwechseln.
Vor allem dann, wenn man den Kontext nicht ausreichend kennt. Dieser kann hier nämlich viel Aufschluss geben. Dennoch gibt es auch ohne Kennen der Situation und des Kontext in der Mimik kleine Unterschiede, die für das geschulte Auge erkennbar sind.
Wut bzw. Ekel lässt sich meist ziemlich leicht von den anderen Gefühlen unterscheiden. Die gerümpfte Nase ist hier speziell. Die Grundemotion Verachtung hat zwar nur ein Gesichtsmerkmal, dafür ist dieses umso markanter und leicht zu erkennen.
Grundsätzlich gilt: Wann immer man die Grundemotionen einer Person im Gesicht erkennen möchte, macht es Sinn, die betroffene Person bereits im Vorhinein über einen längeren Zeitraum zu beobachten.
Wir Menschen haben alle eine gewisse Baseline an Gesichtsausdrücken. Diese verwenden wir Tag ein und Tag aus in neutralen Alltagssituationen. Am besten kannst du diese Baseline beim Gegenüber unter die Lupe nehmen, wenn du ihn beim Smalltalk in seinem Verhalten beobachtest.
Die wahren Gefühle kannst du dann im Anschluss leicht erkennen, wenn die Person von ihrer Baseline abweicht. Das ist oft dann der Fall, wenn die Gesprächsthemen weniger neutral sind. Verhandlungen oder diverse Streitthemen sind hier ein gutes Beispiel dafür.
Da diese Mikroexpressionen aber in der Realität wahnsinnig schnell (innerhalb einer halben Sekunde) auftreten und auch sogleich wieder verschwinden, braucht es wirklich viel Übung, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Empathie, um sie leicht erkennen und richtig deuten zu können.
Im Gegenteil dazu, sind normale Gesichtsausdrücke für die meisten leicht ersichtlich. Sie halten nämlich für mindestens eine halbe und bis zu vier Sekunden lang an.
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