Jeder Mensch ist ab und an niedergeschlagen und lustlos. Und jeder Mensch war wohl auch schon einmal unglücklich oder sogar verzweifelt. Solche Phasen gehören zum Leben dazu, und normalerweise gehen sie nach einer Weile vorüber - etwa, wenn sich die Lebenssituation wieder ändert. Bei einer Depression ist das anders.
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine psychische Krankheit, die von Beschwerden wie negativen Gefühlen, Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit und häufigem Grübeln gekennzeichnet ist. Sie kann die Lebensqualität stark einschränken - lässt sich aber mit Psychotherapie, Medikamenten und Selbsthilfe-Maßnahmen meist gut behandeln.
Depressionen können durch ein belastendes Ereignis ausgelöst werden, aber auch ohne erkennbaren Grund auftreten. Sie können sich anfühlen, als ob man in einem tiefen Loch festsitzt. Man ist freudlos und antriebsarm, leidet vielleicht unter starken Selbstzweifeln und empfindet sich als wertlos. Alltagsaktivitäten, Arbeit oder Lernen fallen schwer; Freundschaften, Familie und Hobbys werden vernachlässigt.
Wer eine Depression hat, fällt über mehrere Wochen oder Monate in ein emotionales Tief. Diese Zeit wird „depressive Episode“ genannt. Die Betroffenen sind traurig und niedergeschlagen. Depressionen führen oft zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Eine Depression kann nicht nur mit Mattigkeit, sondern auch mit erhöhter Erregbarkeit einhergehen.
Viele Betroffene geben sich selbst die Schuld für ihren Zustand und werden von Selbstzweifeln geplagt. Sie berichten von Gefühlen, die sie nicht mehr kontrollieren oder bewältigen können. Es können auch Gedanken an Selbsttötung aufkommen. Viele ziehen sich zurück, meiden soziale Kontakte und gehen kaum noch aus dem Haus. Auch arbeiten zu gehen, fällt häufig schwer. Es kann zu Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenmissbrauch kommen. All das kann die Depression noch verstärken.
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Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen: Schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung (Dysthymie) - viele bereits vor dem 30. Lebensjahr.
Eine Depression kann auch im Familien- und Freundeskreis zu Sorgen, Ängsten und Hilflosigkeit führen: Man möchte sehr gern helfen, weiß aber nicht wie. Viele Betroffene sind so schwer erkrankt, dass sie nicht mehr die Kraft haben, sich selbst Hilfe zu suchen.
Jede*r Fünfte erkrankt der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zufolge einmal im Leben an einer Depression - damit gehören Depressionen zu den häufigsten Krankheiten überhaupt. Denn leider haftet Depressionen auch heute noch ein Stigma an. Viele Menschen trauen sich nicht, über ihre psychischen Probleme zu sprechen, nicht einmal mit ihren Ärzt*innen. Doch die Depression ist kein Schicksal, sondern eine Krankheit.
Formen von Depressionen
Es gibt verschiedene Formen depressiver Erkrankungen, die teilweise sehr unterschiedliche Krankheitsbilder haben:
- Unipolare Depression: Diese Form der Depression kommt am häufigsten vor. Sie kennzeichnet sich durch Phasen mit deutlich gedrückter Stimmung, Interessenlosigkeit und Antriebslosigkeit.
- Bipolare Störung: Bei dieser Form wechseln sich depressive Phasen mit manischen Phasen ab, in denen Betroffene euphorisch, hochaktiv und reizbar sind und häufig auch ein übersteigertes Selbstbewusstsein an den Tag legen.
- Chronische depressive Verstimmung (Dysthemie): Wenn Menschen über lange Zeit unter schwach ausgeprägten, aber ständig auftretenden depressiven Symptomen leiden, liegt diese Form der Depression vor.
- Saisonal-affektive Störung: Hierbei handelt es sich um depressive Erkrankungen, die nur zu bestimmten Jahreszeiten auftreten. Meistens erkranken Betroffene im Herbst und Winter, doch auch Sommerdepressionen sind möglich.
- Wochenbettdepression: Frauen fallen im ersten Jahr nach der Geburt Ihres Kindes auffällig häufig in eine Depression - zehn bis 15 Prozent der Mütter sind betroffen. Viele leiden dann unter Versagensängsten, übermäßiger Sorge um Ihr Kind oder haben Probleme, Gefühle für ihr Kind zu entwickeln.
Neben diesen Hauptformen gibt es noch weitere spezielle Ausprägungen, die sich in ihren Symptomen und Ursachen unterscheiden können. Dazu gehören:
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- Agitierte Depression (Jammerdepression)
- Atypische Depression
- Endogene und exogene Depression (veraltete Begriffe)
Ursachen von Depressionen
Wie Depressionen entstehen, ist bisher nicht genau bekannt. Man geht davon aus, dass biologische Vorgänge, psychische und soziale Faktoren, die persönliche Situation und besondere Ereignisse im Leben dabei zusammenwirken.
Schwierige Lebenssituationen und belastende Ereignisse können eine akute Phase der Depression auslösen - doch depressive Episoden treten auch häufig auf, ohne dass es klare Auslöser gibt. Die Ursachen der Depression sind komplex und noch nicht vollständig erforscht.
Belastende Erfahrungen wie Verlusterlebnisse oder chronischer Stress können zur Entstehung einer Depression beitragen. Bestimmte negative Einflüsse zu vermeiden oder einen anderen Umgang damit zu erlernen, kann das Risiko für eine Depression senken. Wer durch eine schwierige Lebenssituation belastet ist, kann frühzeitige psychologische Hilfe oder Beratungsangebote in Anspruch nehmen.
Wussten Sie das? MRT-Scans zeigen, dass Menschen mit Depressionen und bipolaren Störungen andere Muster in den Strukturen ihres Gehirns aufweisen als gesunde Menschen.
Symptome einer Depression
Eine Depression bewirkt, dass man sich anders fühlt und verhält als vor der Erkrankung. Viele Betroffene sind so schwer erkrankt, dass sie nicht mehr die Kraft haben, sich selbst Hilfe zu suchen.
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Menschen mit Depressionen leiden über eine lange Zeit oder immer wieder unter negativen Gefühlen, dazu kommen Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit und häufiges Grübeln.
Bei den typischen Merkmalen für eine Depression wird zwischen Haupt- und Nebensymptomen unterschieden. Wenn mehrere Haupt- und Nebensymptome zwei Wochen oder länger anhalten, wird eine Depression festgestellt. Die Therapeutin oder der Therapeut fragt auch nach weiteren Erkrankungen und danach, wie sich die Beschwerden auf das Alltagsleben auswirken.
Diagnose von Depressionen
Um herauszufinden, ob jemand an einer Depression erkrankt ist, gehen ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten in zwei Schritten vor: Zum einen fragen sie nach Beschwerden, die auf eine Depression hinweisen können. Zum anderen versuchen sie, andere Erkrankungen oder Probleme auszuschließen, die ähnliche Beschwerden verursachen.
Zunächst sollten Sie sich eine ärztliche oder therapeutische Diagnose einholen, wenn Sie vermuten, unter einer psychischen Erkrankung zu leiden. Eine ärztliche Diagnose kann auch sinnvoll sein, um mögliche körperliche Ursachen auszuschließen.
Behandlung von Depressionen
Bei einer Depression gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtigsten sind eine Psychotherapie und / oder eine Behandlung mit Medikamenten. Daneben gibt es weitere Möglichkeiten wie Beratungsangebote, Selbsthilfegruppen, Psychoedukation, Onlineprogramme, Neurostimulation oder Bewegungstherapien.
Depressionen sind meist gut behandelbar, die richtige Therapie kann die Beschwerden zurückgehen lassen, die Lebensqualität deutlich steigern und depressive Episoden oft auch völlig heilen. Es ist aber wichtig, nach einer verheilten Episode einem möglichen Rückfall entgegenzuwirken, zum Beispiel mit einer langfristigen Gesprächstherapie.
Die wichtigsten Säulen der Depressions-Therapie sind die Psychotherapie und, vor allem bei schwereren Fällen, Medikamente. Dazu kommen begleitende Selbsthilfe-Maßnahmen wie mehr Bewegung im Alltag.
Für Menschen mit einem erhöhten Risiko für wiederholte Depressionen kommt eine schützende Langzeitbehandlung mit Medikamenten oder Psychotherapie infrage, um Rückfälle zu vermeiden.
Psychotherapie
Es gibt verschiedene Therapieformen, mit denen sich eine Depression behandeln lässt. Dazu gehört die kognitive Verhaltenstherapie, in der Betroffene Strategien für den Alltag entwickeln. Auch die tiefenpsychologische Therapie kommt häufig zum Einsatz. Dabei geht es darum, zu unbewussten Konflikten oder schlechten Erfahrungen durchzudringen, die Sie in der Regel als Kind oder Jugendliche*r erlebt haben und die Sie unterbewusst stark beeinflussen können.
Medikamente
Antidepressiva ist der Überbegriff für Medikamente, die gegen mittelschwere oder schwere Depressionen eingesetzt werden. Diese Arzneimittel greifen regulierend in die Gehirnchemie ein und können so die depressiven Symptome lindern. Am häufigsten verordnet werden die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Sie blockieren ein Transportmolekül, das das Glückshormon Serotonin, das im Gehirn ausgeschüttet wurde, wieder in seine Speicher aufnimmt. So erhöht sich die Serotoninkonzentration im Gehirn.
Wichtig: Halten Sie sich bei Antidepressiva immer genau an die Einnahmedauer und Dosierung, die Ihre Ärzt*innen vorgeben.
Gut zu wissen: Die Serotonin-Hypothese. In den 1960er Jahren kam die Theorie auf, dass ein Serotoninmangel im Gehirn einer der Hauptverursacher von Depressionen ist. Weil die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer auch tatsächlich Wirkung zeigen, hielt sich diese Hypothese lange - sie gilt heute aber als widerlegt! Eine neuere These: Depressionen verringern die Plastizität des Gehirns, also seine Anpassungsfähigkeit.
Selbsthilfe
Die ärztlichen Leitlinien für Depressionen sehen vor, dass Betroffene von Ärzt*innen und Therapeut*innen auch Mittel an die Hand bekommen, um sich im Alltag selbst zu helfen. Denn für sie ist es wichtig, dass sie sich über die Krankheit informieren und lernen, mit ihr zu leben.
Dazu gehört zum Beispiel, den eigenen Alltag zu strukturieren, einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu pflegen und zu lernen, sich für Aktivitäten und Bewegung zu motivieren. Vor allem Bewegung und Sport haben sich in Studien positiv auf den Verlauf der Depression ausgewirkt und konnte auch zur Prävention der Krankheit beitragen. Sinnvoll ist es außerdem, selbstständig den Umgang mit Stress und Entspannung zu erlernen.
Auf Lichtmangel und zu wenig Vitamin D ist die Depressionsforschung vor allem wegen Winterdepressionen gekommen. Hier gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Zum einen können die kurzen Tage und langen Nächte den Schlafrhythmus und die innere Uhr durcheinanderbringen, was sich auf den Hormonhaushalt im Gehirn auswirkt. Unter anderem wird dann mehr von dem Glückshormon Serotonin in das Schlafhormon Melatonin umgewandelt, was müde, antriebslos und niedergeschlagen machen kann.
Es gibt aber auch Theorien, die Depressionen mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung bringen. Vitamin D stellt unser Körper mithilfe der UV-Strahlung der Sonne her, die im Winter in unseren Breiten sehr schwach ausgeprägt ist. Deswegen haben viele Menschen im Winter einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel - der auch bei Depressiven häufig festgestellt wurde.
Klar ist allerdings noch nicht, wie herum der Zusammenhang ist: Entwickeln Menschen eine Vitamin-D-Unterversorgung und erhöhen dadurch ihr Depressions-Risiko? Oder gehen Menschen mit Depressionen seltener an die frische Luft und haben oft Begleiterkrankungen, die den Vitamin-D-Status senken?
Umgang mit Depressionen im Alltag
Mit einer Depression kann der Alltag zu einem riesigen Berg werden, der kaum zu bewältigen ist. Arbeitsanforderungen erfüllen, privaten Verpflichtungen nachgehen, die Aufgaben im Haushalt erledigen - all das kann unendlich viel Kraft kosten. Oft verändert sich der Umgang mit nahestehenden Menschen.
Dennoch: Bei seelischen Problemen oder Erkrankungen wenden sich viele Menschen zunächst an ihren Partner oder ihre Partnerin, an Angehörige oder an Freundinnen und Freunde. Oft bemerken sie die depressiven Symptome und Veränderungen sogar als erste. Ihr Trost und ihre Unterstützung sind für Menschen mit Depressionen besonders wichtig. Bei schweren Depressionen braucht aber auch das Umfeld der Erkrankten Unterstützung.
Wo bekomme ich Hilfe?
Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Depression zu leiden, zögern Sie nicht, Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt anzusprechen! Hausärzt*innen sind häufig die ersten Ansprechpartner und können bei Bedarf an Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen überweisen.
Hilfe, Beratung und Kontakte erhalten Sie außerdem durch den sozialpsychiatrischen Dienst an Ihrem Wohnort.
Verlauf von Depressionen
Depressionen verlaufen unterschiedlich: Bei einigen Menschen klingt eine depressive Episode nach einigen Wochen oder Monaten - zum Teil auch ohne Behandlung - wieder ab und kehrt nicht zurück.
Wenn eine Depression nach dem Abklingen der Symptome erneut auftritt, wird dies als Rückfall (Rezidiv) bezeichnet. Bei vielen wechseln sich depressive Episoden regelmäßig mit beschwerdefreien Phasen ab. Andere haben über lange Zeit mal stärkere, mal weniger starke Depressionen, und einige haben anhaltende Beschwerden.
Über die Hälfte der Menschen mit einer Depression hat noch weitere Erkrankungen.
Die Diagnose Depression früher und heute
Die Diagnose Depression wird heutzutage öfter gestellt als noch vor 20 oder 30 Jahren. Doch einige Expert*innen gehen davon aus, dass Depressionen schon immer relativ verbreitet waren - heute würden sie nur häufiger diagnostiziert und behandelt.
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