Trennung ist ein traumatisches Ereignis, ein Aufschrei der Seele: »So kann ich nicht mehr weitermachen!« Trennung war bisher für alle Beteiligten das, was es immer zu vermeiden galt, koste es, was es wolle. Und so bleiben wir im Gefängnis der Beziehung, auch weil es sich so sehr nach Heimat anfühlt.
Die Realität von Beziehungen und Trennungen
Nicht jede Paarbeziehung müsse um jeden Preis gerettet werden. Die Trennung, die Scheidung, ist nicht das Allheilmittel für schlechte Beziehungen. Ich habe schon weit über 100 Scheidungen begleitet.
Ursachen und Folgen von Trennungen
Aus vielen Gründen kann es dazu kommen, daß die Ehegemeinschaft beiden Partnern als unerträgliche Belastung erscheint. Sie suchen den Ausweg in der Trennung. Vielleicht ist es auch nur ein Partner, der die Scheidung anstrebt. Dann hat der andere Partner um so eher das Gefühl, im Stich gelassen zu sein.
Die Enttäuschungen und die Bitterkeit, die für viele Frauen und Männer aus dem Scheitern ihrer Partnerbeziehung sich entwickelt, werden in keiner Statistik erfaßt, ganz abgesehen von den Folgen, die eine zerbrochene Ehe für die Kinder haben kann.
Wenn der Trennungswunsch bei einem der Partner größer ist oder die Entscheidung einseitig getroffen wurde, kommt neben der Verletzung oft noch ein Nicht-Verstehen und Nicht-Begreifen-Können (wie konnte das nur passieren?) hinzu, so dass das allgemeine Vertrauen in Beziehungen zusätzlich erschüttert ist.
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Die Rolle der Paartherapie
Viele Paare stellen sich diese Frage. Oft ist eine Paartherapie dann der richtige Ansatz, um aneinander und an der Beziehung zu arbeiten. Welche Möglichkeiten des Coachings es gibt und mit welchen Kosten die Paartherapie verbunden ist, erfahren Sie hier. In der Regel zielt eine Paartherapie auf die Zufriedenheit beider Partner ab.
Wenn Probleme aber zu schwerwiegend sind oder Gefühle für den anderen zu gering, kann das auch das Ende der Beziehung bedeuten. Doch auch eine Trennung kann als Erfolg angesehen werden, wenn sich beide Beteiligten bewusst fürs Zusammenbleiben oder dagegen entschieden haben.
Ziel der Paarberatung ist es, verfestigte Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern, damit Freude und Lust in der Partnerschaft wieder ihren Platz haben. Ich unterstütze Sie dabei, mehr Verantwortung für Ihr eigenes Leben zu übernehmen.
Wie Paartherapie helfen kann
Eine Paartherapie ist eine psychotherapeutische Methode, mit der ein Therapeut die Kommunikation zwischen zwei Partnern zu verbessern versucht und gegenseitige Wertschätzung wieder herzustellen. In moderierender neutraler Funktion unterstützt er das Paar, Emotionen und Probleme zu beschreiben und Standpunkte einzunehmen.
Die Paardynamik hilft zu verstehen, was in Menschen passiert und welchen Wechselwirkungen unterschiedliche Persönlichkeiten unterliegen. Wünsche und Bedürfnisse auf Augenhöhe zu vermitteln, und auf die des Partners zu hören - diese Hilfe stellt die Paartherapie. Aber auch darauf, dass sich beide Partner ihre Eigenverantwortung gegenüber der Beziehung bewusst machen. Am Ende steht das Ziel wieder glücklich zu sein, zusammen oder getrennt.
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Im Falle einer Trennung unterstützt die Gesprächstherapie dabei, diese friedlich und im Einvernehmen zu vollziehen.
Ablauf einer Paartherapie
Am Anfang steht das Kennenlernen zwischen Therapeut und Paar. Das Paar schildert seine Probleme und formuliert Wünsche und Erwartungen an die Therapie. Auch die Frage, ob an der Beziehung festgehalten werden soll oder ob eine Trennung zur Debatte steht, wird zu Beginn gestellt. Im Anschluss wird das Therapieziel festgelegt.
Im Laufe der Therapie analysiert der Beziehungscoach seine Klienten und wählt eine Therapiemethode. Es gibt aber auch Therapeuten, die sich ausschließlich auf eine bestimmte Methode spezialisiert haben. Dem Paar können gemeinsame Hausaufgaben gestellt werden, durch die es lernen soll, den täglichen Umgang miteinander positiver zu gestalten.
Die Bedeutung von Kommunikation und Empathie
Jellouschek hebt hervor, dass es unerlässlich ist, in einer Beziehung offen zu kommunizieren, wie sich eine Verletzung anfühlt, und gleichzeitig die Perspektive des anderen zu verstehen. Durch Empathie wird es möglich, die Beweggründe des Partners zu erkennen, was oft zu einer tieferen Verständigung führt.
Es soll klare Regeln und Normen für die Familie und auch für das Paar geben. Es muss beispielsweise feststehen, wie lang man nach einem Streit einander böse sein darf. Oder es sollte zwischen den Eheleuten eine Abmachung geben, wie oft einer den anderen sexuell zurückweisen darf, ohne verletzend zu werden.
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Bei der Mediation, die sich deutlich von Therapie abgrenzt, werden die Ehepartner für Konflikte sensibel gemacht. Die alte Methode des "Unter-den-Teppich-Kehrens" wird durch wache Wahrnehmung von Problemen ersetzt.
Beate Danczul fasst ihre Tipps für faires, gesundes Streiten zusammen:
- Ich-Botschaften senden (ich bin verärgert, wenn du mich warten lässt)
- auf Anklagen verzichten (du bist ein Lügner)
- sofort mitteilen, wenn etwas nicht verstanden wird
- in der Gegenwart bleiben und nicht Fehler in der Vergangenheit immer wieder aufwärmen
Umgang mit Schuld und Vergebung
Jellouschek erklärt, dass in jeder Partnerschaft Schuldgefühle aufkommen, weil kein Partner perfekt ist. Missverständnisse, unbewusste Verletzungen oder die Nichterfüllung von Bedürfnissen führen oft zu dem Gefühl, dem anderen etwas schuldig zu sein.
Schuld in einer Beziehung wird nicht als etwas ausschließlich Negatives dargestellt, sondern als eine Gelegenheit, Nähe und Verständnis zu entwickeln. Jellouschek sieht Schuld als einen Teil der emotionalen Bindung.
Der Therapeut betont die Wichtigkeit von Vergebung, nicht nur als Handlung, sondern als Haltung. Vergebung sei ein aktiver Prozess, bei dem der Partner die Schuld anerkennt, aber auch die Bereitschaft zeigt, diese zu überwinden, ohne die Beziehung daran zerbrechen zu lassen.
Trauma und Verarbeitung
Viele Menschen tragen Bindungs- bzw. Entwicklungstraumata in sich - oft unbewusst. Sie zeigen sich in Beziehungen durch Verlustängste, Rückzug oder wiederkehrende Konflikte. In meiner Praxis für Psychotherapie in Graz begleite ich Menschen dabei, alte Verletzungen zu verstehen und achtsam zu bearbeiten. So entsteht Schritt für Schritt die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu spüren, klar zu kommunizieren und neue, gesunde Beziehungserfahrungen zu machen.
Durch den Zugang und die anschließende Bearbeitung der traumatischen Erinnerung, werden diese wie eine normale Erinnerung wieder ins Gedächtnis einsortiert. Ich helfe ihnen, dass belastende Ereignisse in Zukunft nicht mehr als traumatisch empfunden werden. Nach einigen Sitzungen stellt sich eine deutliche Entlastung der veränderten Erinnerung ein und die damit verbundenen körperlichen Symptome nehmen ab.
Stressfaktoren und Bewältigung
Ereignisse, die uns belasten und großen Stress auslösen gibt es viele. Die meisten sind uns bewusst. wie zum Beispiel Stress in der Arbeit, Streit in der Beziehung oder schwierige Phasen in der Kindererziehung. Wir anerkennen diese Belastungen und gönnen uns Entspannung sobald es Gelegenheit dazu gibt.
Dr. Thomas Holmes und Dr. Richard Reha haben eine „Stress Skala“ entwickelt, um einen Zusammenhang zwischen Stress und Krankheit zu finden (1). Dabei haben sie eine Liste von sehr stressigen Ereignissen entworfen und diese Stressfaktoren auch nach ihrer Schwere gereiht.
Auch größere Veränderungen im Lebensalltag tragen oft zu einem höheren Stresslevel bei: geänderte Bedingungen am Arbeitsplatz, Jobwechsel, bedeutend mehr oder weniger Geldmittel, Umzug oder Pensionierung. Ebenso wird auch der Verlust eines geliebten Menschen als Stressfaktor unterschätzt.
So empfiehlt es sich, bei unerklärbarer Müdigkeit (sofern sie keine körperlichen Ursachen hat) innezuhalten und zu überlegen, ob es psychische Belastungen gibt, die einem nicht bewusst sind.
Tabelle: Stressfaktoren nach Holmes und Rahe
Rang | Ereignis |
---|---|
1 | Tod eines Ehepartners |
2 | Scheidung |
3 | Trennung vom Ehepartner |
7 | Hochzeit |
12 | Schwangerschaft |
25 | Herausragende persönliche Leistungen |
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