Psychologische Tests sind Instrumente zur Erfassung psychischer Merkmale von Personen, Personengruppen oder Organisationen. Der Einsatz von Testverfahren erfolgt in der Regel zur Beantwortung einer Fragestellung im Rahmen eines diagnostischen Prozesses der Psychologischen Diagnostik.
Was sind psychologische Tests?
Schmidt-Atzert und Amelang definieren einen psychologischen Test unter Zusammenfassung verschiedener anderer vorliegender Definitionen folgendermaßen:
- Es handelt sich um eine Messmethode, vgl. Operationalisierung mit der ein psychologisches Merkmal (oder mehrere) erfasst werden soll(en), welche Latente Variablen sind.
- Das Vorgehen ist standardisiert und schließt die Erhebung einer Verhaltensstichprobe mit ein.
- Das Verhalten wird durch die spezifischen im Test realisierten Bedingungen hervorgerufen.
- Die Variation soll weitgehend auf der Variation des zu messenden Merkmales zurückzuführen sein.
- Ziel ist eine quantitative Aussage zur Ausprägung des Merkmals oder qualitative Aussage zum Vorhandensein oder der Art eines Merkmals.
Die Grundlagendisziplin für psychologische Tests und ihre Anwendung ist die Psychologische Diagnostik als Teilgebiet der Psychologie.
Aspekte bei der Beschreibung von Tests
Bei der Beschreibung von Tests sind drei Aspekte zu unterscheiden:
- Durchführung (Art des Materials, Test-Anforderung, Protokollierung und Registrierung der Beantwortung)
- Auswertung (Berechnung von Rohwerten und Normwerten)
- Interpretation (Verarbeitung der Ergebnisse, diagnostisches Urteil, Beitrag zur Entscheidungsfindung)
Bedeutsam bei der Anwendung von Tests
Bei der Anwendung von Tests sind weiterhin bedeutsam:
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- Auswahlkriterien, für welche Fragestellungen und Messgegenstände ein Verfahren anwendbar ist und welche Voraussetzungen gelten.
- Leitlinien für die Kommunikation der Ergebnisse (an Diagnostizierte und/oder Auftraggeber).
Elemente der Tests sind die Items als einzelne Aufgaben oder Fragen, die Personen dargeboten werden und auf die reagiert werden muss. Aus den Bewertungen der Reaktionen (z. B. Antworten auf Fragen) wird zumeist durch Generalisierung über verschiedene Items auf die Ausprägung eines Merkmals geschlossen.
Normorientierte vs. Kriteriumsorientierte Tests
Zahlreiche Verfahren werden als psychometrische Tests bezeichnet, d. h., es erfolgt basierend auf einer Theorie eine Messung. Das über die Items generalisierte Ergebnis (Rohwert) wird im einfachsten Fall durch Summenbildung bestimmter Antworten ermittelt (z. B. Richtige oder Antworten einer bestimmten Tendenz).
Normorientierte Tests
Um das Ergebnis interpretieren (bewerten) zu können, wird die Vergleichbarkeit mit anderen Ergebnissen hergestellt (Position einer Person in einer Vergleichsgruppe bzw. Vergleichsnorm). Dies geschieht durch Umwandlung in einen Normwert, welcher einen Vergleich mit einer Referenzgruppe erlaubt (z. B. mit der Gesamtbevölkerung, einer Altersgruppe, erfolgreich Studierenden oder einer Diagnosegruppe). Die Entwicklung dieser Normen für einen Test wird Normierung oder Eichung genannt.
Kriteriumsorientierte Tests
Kriteriumsorientierte Tests bestimmen nicht die Position der Person in Relation zu einer Vergleichsnorm, sondern das Erreichen/Verfehlen eines konkreten Kriteriums. Sie müssen ebenfalls inhaltsvalide ein, das Kriterium ergibt sich aber aus der Erreichung bestimmter Ziele (z. B. Lehrziele, Therapieziele).
Standardisierung von Tests
Tests unterscheiden sich nach dem Grad der Standardisierung (Vereinheitlichung) der Informationsgewinnung. Bei vollstandardisierten Verfahren sind folgende Elemente vereinheitlicht:
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- Instruktionen (Hinweise, die vor und während der Testanwendung gegeben werden)
- die Items (Menge, Reihenfolge, Gestaltung)
- die Antwortmöglichkeiten und die Abgabe der Antworten
- die Auswertung (Berechnung von Rohwerten und Normwerten)
- die Interpretation und Beantwortung der Fragestellung
Die Standardisierung, die Anwendung unter vergleichbaren Bedingungen, gilt als Voraussetzung, dass Ergebnisse überhaupt miteinander verglichen werden können. Sie gewährleistet eine ausreichende Objektivität als eins der drei Hauptgütekriterien von Tests.
Sind einige Elemente variabel, spricht man von teil- oder halbstandardisierten Instrumenten. Darüber hinaus gibt es auch qualitative Tests, die Verhalten standardisiert provozieren, welches dann aber durch eine Fachperson qualitativ bewertet oder gedeutet wird.
Qualität: Gütekriterien von Tests
Gemäß der Definition von Lienert und Raatz muss ein psychologisches Testverfahren die folgenden Kriterien erfüllen:
- Es muss wissenschaftlich fundiert sein.
- unter Standardbedingungen routinemäßig durchführbar sein.
- eine relative Positionsbestimmung eines Individuums bzgl. Gruppe oder Kriteriums ermöglichen.
- empirisch abgrenzbar sein, d. h. keine versteckten Merkmale und Phänomene erfassen wie z. B. das Unbewusste in der Psychoanalyse, sondern beobachtbare und messbare Eigenschaften (Konstrukte), also erlebnis- und verhaltensanalytisch, phänomenologisch und nicht nur rein begrifflich abgrenzbare Eigenschaften.
- ein zu untersuchendes Merkmal eindimensional und metrisch abbilden (man beachte aber Testbatterien).
Wissenschaftlich fundierte Tests müssen bestimmte Testgütekriterien erfüllen. Für Tests im Bereich der Eignungsdiagnostik gibt es die DIN-Norm 33430, die allerdings zu den freiwilligen Normen gehört und nicht rechtsverbindlich ist.
In Deutschland existiert mit dem Testkuratorium der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen eine Einrichtung zur Überwachung der Qualität psychologischer Verfahren. Es wurden Qualitätsrichtlinien als Checklisten (TBS-TK) entwickelt, nach denen die Qualität von Tests beurteilt und in Form von Rezensionen publiziert wird.
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Qualitätssicherung in der Psychologischen Diagnostik
Missbräuchliche Benutzungen von Tests sind nicht selten. Es gibt im Einsatz befindliche Testverfahren, die nicht ausreichend wissenschaftlich überprüft sind. Tests können für Fragestellungen eingesetzt werden, für die sie nicht entwickelt worden sind. Ergebnisse können ungerechtfertigt verabsolutiert werden. Personen können Tests einsetzen, die über keine oder nicht ausreichende Qualifikation verfügen (siehe dazu Psychomarkt).
Arten psychologischer Tests
Die Zahl der vorhandenen psychologischen Tests allein im deutschen Sprachraum kann auf mehrere Tausend geschätzt werden. Qualität und Stand der Entwicklung kann dabei sehr unterschiedlich sein. Bezüglich der Einteilung von Tests sind verschiedene Systeme üblich, in einigen werden die Kategorien vermischt.
Urteilstests
Bei Urteilstests werden individuelle Eigenarten durch Beurteilung von Sachverhalten gewonnen. Hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten ein Problem kann die Abgabe von Urteilen nach der sozialen Erwünschtheit des Urteiles sein (einen guten Eindruck machen). Begriffliche Überschneidungen gibt es mit Persönlichkeitstests, Leistungstests und Fragebögen.
Leistungstests
Als Leistungstests werden solche Tests zusammengefasst, wo eine qualitative oder quantitative Bewertung der Güte der Antworten möglich ist (Lösungsmenge, Lösungsgüte, Zeit bis zur Lösung). Bei diesen Tests gibt es richtige und falsche Lösungen.
Deutungstests oder projektive Tests
Während im Fragebogen der Proband sein eigenes gewohnheitsmäßiges Verhalten und Erleben beschreibt (Selbstbeurteilung), wird er im projektiven Verfahren um eine gestaltende Deutung der Testvorlage gebeten.
Eine weitere Einteilung kann danach erfolgen, ob Hard Skills/Fachkompetenz (vorwiegend Leistungsmerkmale) oder Soft Skills (soziale Kompetenzen, Neigungen, Interessen, Persönlichkeitsmerkmale im engeren Sinne) erfasst werden.
Drei Dimensionen zur Beschreibung und Klassifizierung von Tests
Man kann jeden Test grundsätzlich in folgenden drei Dimensionen beschreiben und ihn entsprechend klassifizieren:
- welche Merkmale gemessen werden (Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration, Lernfähigkeit, Persönlichkeit, Einstellungen, Motivation, Beschwerden, Befindlichkeit u. a.),
- auf welche Art die Merkmale gemessen werden (Urteilstests, Leistungstests, Deutungstests) oder
- für welche Fragestellungen die Tests einsetzbar sind (Eignungstests, Fahrtauglichkeit, Tests zur Identifikation psychischer Störungen, Schultests u. a.).
Multimodale Diagnostik oder multimethodale Diagnostik ist ein Konzept, welches die Dimensionen systematisch variiert, um genauere Informationen zu erhalten.
Wer darf psychologische Tests durchführen?
Ein Psychologischer Eignungstest darf nur von DiplompsychologInnen durchgeführt werden. Wer an einem Test teilnimmt, muß immer auch über das Ergebnis des Test informiert werden. Ebenfalls auf Wunsch ist ein Eignungsgutachten zu erstellen. Das betrifft meistens Persönlichkeitstests. Dieses Gutachten hat beratenden Charakter.
Vorbereitung auf psychologische Tests
Für die Vorbereitung zur Teilnahme an einem psychologischen Test gelten ähnliche "Regeln" wie bei jeder anderen Form einer Prüfung oder Untersuchung. Das gilt insbesondere für Eignungs- und Aufnahmetests. Eine Sonderform sind Assessment-Center. Sie werden angewandt, wenn anspruchsvolle und leitende Positionen zu besetzen sind. Meistens dauern diese Auswahl- und Einschätzungstests mehrere Tage.
Dabei kommen zusätzliche Methoden wie Fallstudien, Präsentationen, Einzelinterviews, Gruppendiskussionen und vieles mehr zum Einsatz. Schwerpunkt sind häufig die Lösung von praxisnahen Problemstellungen aus dem Alltag.
Psychologe vs. Psychotherapeut: Was ist der Unterschied?
In Österreich gibt es klare Unterschiede zwischen klinisch-psychologischer Behandlung und Psychotherapie, obwohl beide Begriffe oftmals synonym verwendet werden. Gemeinsam haben die Ansätze, dass sie darauf abzielen, psychische Gesundheit zu fördern und psychische Störungen zu behandeln.
Ausbildung und Qualifikation
- Klinisch-psychologische Behandlung: Diese umfasst Interventionen und therapeutische Maßnahmen, die von klinischen Psycholog:innen durchgeführt werden. Sie verfügen über einen Hochschulabschluss in Psychologie und eine spezielle Weiterbildung in klinischer Psychologie, die sie zur Durchführung von Diagnostik und Behandlung qualifiziert.
- Psychotherapie: Psychotherapeut:innen kommen aus verschiedenen beruflichen Hintergründen (Psychologie, Psychiatrie, Sozialarbeit oder anderen Gesundheits- und Sozialberufen). Sie haben eine spezielle Ausbildung in psychotherapeutischen Techniken und Methoden absolviert. Psychotherapeut:innen sind nicht zur Diagnosestellung befugt.
Methoden und Techniken
- Klinisch-psychologische Behandlung: Dieser Begriff umfasst ein breites Spektrum psychologischer Interventionen, einschließlich diagnostischer Bewertungen, psychologischer Tests und anderer nicht-therapeutischer Aktivitäten. Dazu gehören auch Beratung, Coaching und psychoedukative Ansätze, die nicht unbedingt nur auf die Behandlung von psychischen Störungen abzielen.
- Psychotherapie: Psychotherapie bezieht sich speziell auf eine therapeutische Beziehung, in der ein ausgebildeter Therapeut gezielte Techniken und Methoden zur Behandlung psychischer Probleme einsetzt.
Voraussetzungen für die Berufsausübung
Als „Psychologin“ oder „Psychologe“ darf man sich in Österreich bezeichnen, wenn man:
- innerhalb der EU an anerkannten Universitäten / Hochschulen das Studium der Psychologie im Umfang von mind. 300 ECTS absolviert hat (i.d.R. Bachelor- + Masterabschluss)
- außerhalb der EU entsprechende Studien der Psychologie abgeschlossen hat und diese in Österreich von einer Universität nostrifiziert wurden
- die Studienrichtung Psychologie in Österreich mit dem akademischen Grad „Mag.“ abgeschlossen hat
- das Doktoratsstudium der Philosophie mit Hauptfach Psychologie abgeschlossen hat (sehr alte Studienordnung nach 1945)
Für die selbständige Tätigkeit im Gesundheitsbereich benötigen Sie eine Listeneintragung des Gesundheitsministeriums als „Klinischer Psychologe“ bzw. „Klinische Psychologin“ oder als „Gesundheitspsychologe“ oder „Gesundheitspsychologin“ oder als „Psychotherapeutin“ bzw. „Psychotherapeut“.
Klinische PsychologInnen
Klinische PsychologInnen sind ExpertInnen für psychische Gesundheit und unterstützen dabei, Symptome zu überwinden, Belastungen zu reduzieren und das psychische Wohlbefinden wiederherzustellen.
Klinische PsychologInnen haben:
- mindestens fünf Jahre Psychologie an einer Universität studiert,
- nach ihrem Studium eine rund zweijährige postgraduale theoretische und praktische Ausbildung, begleitet durch Supervision und Selbsterfahrung, absolviert,
- meist noch weitere Spezialisierungen, Zusatzausbildungen und Zertifizierungen.
Kostenzuschuss für klinisch-psychologische Behandlung
Seit dem 1. Jänner 2024 ist klinisch-psychologische Behandlung in Österreich Kassenleistung. Folgende Voraussetzungen sind für Sie relevant:
- Spätestens vor der zweiten klinisch-psychologischen Behandlung muss eine ärztliche Untersuchung durchgeführt worden sein und eine ärztliche Bestätigung der Untersuchung muss vorliegen.
- Mit einer ärztlichen Bestätigung sind maximal zehn Behandlungseinheiten möglich.
- Danach können Sie ggf.
Tabelle: Kostenzuschüsse für klinisch-psychologische Behandlung
Leistung | Tarif |
---|---|
Einzeltherapie (50 Min.) | 90 % von EUR 60,00 |
Gruppentherapie pro Person (90 Min.) | 90 % von EUR 18,00 (mind. 3, max. 10 Personen und max. zwei Sitzungen pro Tag) |
Es ist zu beachten, dass die KFA Villach nach dem Tarif analog der BVAEB verrechnet. Hier besteht die Möglichkeit der Direktabrechnung laut Tarif bzw. ist auch ein Kostenzuschuss laut Tarif möglich.
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