Eine Trennung ist ein einschneidendes Erlebnis, das oft mit großem Leid verbunden ist. Besonders Männer können nach dem Ende einer Beziehung unter Depressionen leiden. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen nach einer Trennung bei Männern.
Ursachen von Depressionen nach einer Trennung
Depressionen werden in aller Regel durch mehrere Faktoren ausgelöst und aufrechterhalten - in der Fachterminologie sprechen wir von multifaktorieller Ätiologie. Die Ursachen für Depressionen nach einer Trennung können vielfältig sein:
- Verlust des Partners: Der Verlust eines geliebten Menschen kann tiefe Trauer und Niedergeschlagenheit auslösen.
- Veränderung der Lebensumstände: Eine Trennung bringt oft große Veränderungen mit sich, wie z.B. den Verlust des gemeinsamen Zuhauses, finanzielle Schwierigkeiten und soziale Isolation.
- Geringes Selbstwertgefühl: Männer, die stark auf ihre Beziehung fixiert waren, können nach der Trennung ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln.
- Sozialer Druck: Gesellschaftliche Erwartungen an Männer, stark und unabhängig zu sein, können dazu führen, dass sie ihre Gefühle unterdrücken und keine Hilfe suchen.
- Biologische Faktoren: Neben einer genetischen Prädisposition oder Vulnerabilität gehören insbesondere neurobiologische Faktoren im Sinne eines Ungleichgewichts von Botenstoff- oder Neurotransmittersystemen zu den potenziellen biologischen Ursachen.
- Psychosoziale Ursachen: Im weitesten Sinne lassen sich der erhöhte Anpassungsdruck, überfordernder beruflicher Leistungsdruck und das Auseinanderbrechen von Sozialstrukturen, Entfremdungen im Lichte der Digitalisierung aber auch die Tendenz zur „Versingelung“ der Gesellschaft unter die psychosozialen Ursachenfaktoren von depressiven Episoden subsumieren.
Ein kritischer Entwicklungsfaktor, der zur Entstehung einer Depression beitragen kann, basiert auf einer möglicherweise fehlgeleiteten Entwicklung in der Kindheit. Auch der frühe Verlust eines Elternteils, eine Bindungsstörung der Mutter-Kind-Beziehung oder geringes Selbstwertgefühl seit frühester Kindheit können zu einer überhöhten Vulnerabilität oder Verletzlichkeit gegenüber Enttäuschungen und zu niedriger Frustrationstoleranz führen. Letztlich können Depressionen aus unverarbeiteten Verlusterlebnisse bzw. Traumata (z.B. sexueller Missbrauch, Gewalt und Erlebnis von Katastrophen) resultieren bzw. bei erneuten Krisensituationen (z.B. Trennung vom geliebten Partner) den Ausbruch einer depressiven Episode fördern.
Symptome von Depressionen nach einer Trennung
Die Symptome einer Depression können vielfältig sein und sich von Person zu Person unterscheiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Niedergeschlagenheit: Anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und innere Leere.
- Interessenverlust: Verlust der Freude an Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben.
- Antriebslosigkeit: Müdigkeit, Erschöpfung und Schwierigkeiten, sich zu motivieren.
- Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafschwierigkeiten oder übermäßiges Schlafen.
- Appetitveränderungen: Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen.
- Konzentrationsschwierigkeiten: Probleme, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen.
- Geringes Selbstwertgefühl: Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld und Scham.
- Sozialer Rückzug: Vermeidung von sozialen Kontakten und Isolation.
- Körperliche Beschwerden: Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme und andere körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache.
- Suizidgedanken: Gedanken an den Tod oder Selbstmord.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit Depressionen alle diese Symptome aufweisen. Die Diagnose einer Depression sollte von einem Arzt oder Psychotherapeuten gestellt werden.
Lesen Sie auch: Kupferspirale: Einflüsse auf das Wohlbefinden
Behandlung von Depressionen nach einer Trennung
Es existiert eine Reihe von evidenzbasierten und wirkungsvollen Behandlungsoptionen bei Depressionen. Nach anfänglicher diagnostischer Abklärung wird die geeignete multimodale Therapie abgeleitet und ein Behandlungsplan für die Patientin bzw. den Patienten erstellt. Die wichtigsten Behandlungsansätze sind:
- Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, die Ursachen der Depression zu erkennen und zu bewältigen.
- Medikamente: Antidepressiva können die Symptome der Depression lindern.
- Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten: In vielen Fällen ist eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten am wirksamsten.
- Sport und Bewegung: Moderate Ausdauerbelastung führt zu einer - auch stimmungsaufhellenden - Ausschüttung von Endorphinen.
- Psychosoziale Interventionen: Sie beinhalten die wichtige soziale Komponente, d.h. den zwischenmenschlichen Austausch mit der Möglichkeit, neue Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen.
Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) stellt eine sehr wirkungsvolle und belastungs-reduzierende Methode zur Behandlung von Depressionen dar. Basiskomponenten der KVT umfassen das Training sozialer und emotionaler Kompetenzen, die Schulung von Wahrnehmungen, Identifikation und Korrektur negativer Selbstbeurteilungen sowie insbesondere auch den Abbau der kognitiven Denkverzerrungen und Fehlattribuierungen. Darüber hinaus wird es Betroffenen durch die KVT aber auch ermöglicht, ihre Stärken und Ressourcen (wieder) zu sehen und „einzusetzen“ - in depressiven Phasen ist der Blick auf die Stärken und Ressourcen stark eingeengt.
Medikamentöse Behandlung
Die biologischen Behandlungsansätze fallen in den psychiatrischen Bereich und umfassen die Behandlung mit Psychopharmaka, insbesondere mit Antidepressiva. Zu nennen sind vor allem selektive Serotonin-/Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer, die die Verfügbarkeit von Serotonin und/oder Noradrenalin im synaptischen Spalt verlängern und als relativ gut verträglich mit günstigem Nebenwirkungsprofil gelten.
Wenn ausgeprägte Schlafstörungen, Unruhe (Agitiertheit), akute Krisen oder Suizidalität gegeben sind, können zur kurzzeitigen (!) medikamentösen Intervention Benzodiazepine (Tranquilizer) indiziert sein - kurzzeitig deshalb, weil diese Medikamente ein großes Suchtpotenzial in sich tragen!
Wie man Betroffenen helfen kann
Für Partner, Familienangehörige und Freunde eines depressiven Menschen ist es häufig schwer, mitzuerleben, wie schlecht es dieser Person geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen mit Depressionen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern:
Lesen Sie auch: Kognitive Beeinträchtigungen bei Depressionen
- Unterstützung beim Arztbesuch: Depressiven Menschen fehlt oft der nötige Antrieb, um einen Arzttermin zu vereinbaren oder sie glauben nicht daran, dass ihnen dort geholfen wird.
- Geduld haben: Angehörige unterstützen den Patienten durch Geduld und Verständnis. Machen Sie sich bewusst, dass das Verhalten des Betroffenen nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern Teil einer depressiven Phase ist.
- Hoffnung statt Druck machen: Setzen Sie einen depressiven Menschen nicht mit Bemerkungen wie "Nun reiß dich doch ein bisschen zusammen" unter Druck - denn "Zusammenreißen" ist bei einer Depression nicht möglich. Auch Vorwürfe sind unangebracht und verschlimmern die Lage nur.
- Gut gemeinte Ratschläge vermeiden: Gerade Menschen mit schweren Depressionen erleben in einer nicht vertrauten Umgebung ihre Freudlosigkeit manchmal noch weitaus schmerzhafter.
- Suizidgedanken ernstnehmen: Wenn Menschen mit einer Depression davon sprechen, sich das Leben zu nehmen, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal!
Vorbeugung
Um die eigene psychische Gesundheit zu stärken und damit womöglich das Risiko einer Depression zu verringern, empfiehlt es sich, Stress zu reduzieren. Auch ein stabiles soziales Netzwerk wirkt schützend. Pflegen Sie daher regelmäßig Kontakt zu Freunden und tauschen Sie sich über Sorgen und Probleme aus. Sport und regelmäßige Bewegung haben sich in der Therapie von Depressionen bewährt und leisten einen Beitrag, um der Entstehung einer Depression vorzubeugen.
Lesen Sie auch: Erfahrungsberichte Depression