Regelmäßig finden sich in den Medien Berichte, die von einer starken Zunahme psychischer Erkrankungen seit Beginn der Corona Pandemie berichten. Als wäre das noch nicht genug, jagt in den letzten Monaten eine schlechte Nachricht die nächste: Krieg in Europa, Energiekrise, massive Teuerungen usw. beherrschen die Berichterstattung in den Medien. Obwohl Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören, werden sie gleichzeitig am meisten unterschätzt.
Betroffene werden oft nicht ernst genommen und hören gut gemeinte Ratschläge wie „Du brauchst nur ein bisschen Urlaub“, „Denk doch positiv“ und dass doch „eh alles nicht so schlimm“ sei. Depressive Menschen fühlen sich wertlos und schämen sich für das, was als Schwäche oder Versagen wahrgenommen wird. Verstärkt werden diese Gefühle noch, wenn es für die Depression keinen nachvollziehbaren Auslöser gibt.
Soziale Isolation und ihre Auswirkungen
Soziale Isolation kann eine Reaktion unserer Psyche auf eine bereits vorhandene seelische Erkrankung sein oder aber psychische Störungen wie Depressionen und Angststörungen begünstigen. Den Begriff der „Sozialen Isolation“ haben wir im Zuge von „Social Distancing“ als Covid-19-Maßnahme häufig gehört. Zuletzt fiel der Begriff der „Sozialen Isolation“ häufig in Kombination mit dem sogenannten „Social Distancing“ im Zuge der Maßnahmen gegen die Covid-19-Ausbreitung. Vielleicht noch mehr denn je wurde aufgrund der Isolierungs- und Quarantänemaßnahmen deutlich, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und für den Erhalt seiner psychischen Gesundheit ein gewisses Maß an Miteinander und sozialer Interaktion benötigt.
Berührungen, ein Gespräch, jemandem in die Augen sehen, wahrnehmen - diese sozialen Faktoren sind wesentlich für den Erhalt der Gesundheit und dafür, sich wohl zu fühlen. Doch es sind nicht alleine Pandemie-Vorkehrungen, die zu sozialer Isolation führen. Das Phänomen kann Menschen betreffen, die nicht Teil der klassischen gesellschaftlichen Norm oder chronisch krank sind, die beruflich und privat permanent erhöhten Anforderungen nachkommen müssen, oder aber auch Menschen mit Migrationshintergrund und ältere Personen.
Soziale Isolation erleben Menschen als einen Mangel an Sozialkontakten, der unerwünscht - also nicht freiwillig - ist. So wie wir hier den Begriff der Sozialen Isolation betrachten, gehen wir von einem unfreiwilligen Mangel an sozialen Kontakten aus. Es ist dabei unerheblich, ob diese Unfreiwilligkeit von außen oder als innere Hemmung entsteht.
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Endogene und exogene Faktoren
Wenn von der sozialen Isolation die Rede ist, sollte in erster Linie unterschieden werden, ob sie von innen entstanden oder von außen als Folge bestimmter Lebensumstände oder Umweltfaktoren zu tragen gekommen ist. Man spricht von endogenen oder exogenen Faktoren. Neben Ausgrenzung durch andere (z. B. Mobbing), finanziellen Probleme oder Konflikte bzw.
Kommen die Gründe für den sozialen Rückzug oder gar die Soziale Isolation von Innen, spricht man von endogenen Faktoren für die Soziale Isolation. Nehmen wir die soziale Isolation als psychosoziales Phänomen von innen heraus wahr, so ist die soziale Isolation an sich kein eigenständiges, psychisches Erkrankungsbild, sondern sie ist viel eher ein nicht selten zu beobachtendes Anzeichen bzw. Symptom anderer psychischer Störungen. Die Soziale Isolation wird dabei als Teil eines Vermeidungsverhaltens betrachtet: das zum Beispiel bei Angststörungen immer wieder zu beobachten ist.
Soziale Isolation kann auch die Folge eines Vermeidungsverhaltens sein, etwa wenn sich Menschen vor einer bestimmten sozialen Interaktion fürchten oder schlicht unsicher sind. Wenn es aus welchen Gründen auch immer an sozialen Interaktionen und damit Erfahrungen fehlt, kann dies ein Grund dafür sein, warum sich Menschen beginnen, sozial zu isolieren. Ähnlich verhält es sich bei Kommunikationsschwierigkeiten.
Sozial isolierte Menschen beginnen teilweise damit, ihre Wahrnehmung hin zum Negativen zu schärfen. Das bedeutet, dass manche Betroffene Positives zunehmend ausblenden, während sie sich selbst als zurückgewiesen vom sozialen Umfeld oder von Misserfolgen enttäuscht in einer Negativitätsspirale fühlen.
Betroffene Gruppen
Wenn man davon spricht, welche Menschen besonders von Sozialer Isolation - und damit einer Art chronischem, ungewolltem Alleinsein - betroffen sind, spricht man neben den oben genannten inneren Faktoren häufig von Gesellschaftsgruppen, die aufgrund äußerer Umstände Gefahr laufen, sich sozial zu isolieren bzw. sozial isoliert zu werden.
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Depressionen: Mehr als nur ein Stimmungstief
Immer mehr Menschen kämpfen mit depressiven Störungen. Doch viele suchen sich keine Hilfe und unterschätzen die Gefahren der Krankheit - trotz möglicher schwerwiegender Folgeschäden. Gedrückte Stimmung, keine Motivation und eigentlich will man sich nur im Bett verkriechen - wir alle kennen diese Tage. Schließlich hat jeder im Leben einmal traurige Phasen. Doch was, wenn es schlimmer wird? Wenn daraus Wochen werden - oder gar Monate?
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und trotzdem am meisten unterschätzen Erkrankungen. Laut der Weltgesundheitsorganisationen werden Depressionen bis 2020 die zweithäufigste Erkrankung weltweit sein. Doch trotzdem schrecken viele Menschen im Alltag davor zurück, sich psychotherapeutische Hilfe zu holen - selbst wenn sie merken, dass sie sich über lange Zeit nicht gut fühlen.
Unterscheidung zwischen Depression und Stimmungstief
Zunächst einmal ist die Dauer entscheidend. Bei der Depression haben wir nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation eine Zeitdauer von mindestens zwei Wochen. Das bedeutet, eine depressive Verstimmung muss mindestens zwei Wochen andauern, bevor man überhaupt davon sprechen kann. Ein Stimmungstief kann meist von Außenstehenden, wie Familie oder Freunden, nachempfunden werden. Oft steht ein Ereignis wie beispielsweise ein Todesfall, ein Beziehungsende, Jobprobleme oder andere Herausforderungen damit im Zusammenhang.
Menschen in einem Stimmungstief erleben aber normalerweise trotzdem noch positive Momente. Sie können sich auch zwischendurch über etwas freuen und auch mal lachen, selbst wenn die Trauer dann zurückkommt. Bei einer Depression ist dies meist nicht der Fall.
Das bedeutet, wenn man an einer Depression leidet, hat man keinerlei Momente mehr, in denen man Freude empfindet? Nein, in aller Regel gar nicht mehr. Die Depression ist der totale Verlust der Freudfähigkeit. Statt traurig zu sein ist es für viele meist mehr ein Gefühl der totalen inneren Leere. Sie beschreiben ihren Zustand als "wie ausradiert zu sein“ und haben überhaupt keine Empfindungen mehr. Selbst Tätigkeiten, die früher Freude bereitet haben, lösen dann keine positiven Gefühle mehr aus.
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Deutliche Anzeichen einer Depression
Ein weiteres typisches Merkmal sind Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Betroffene wachen oft früh auf - und fangen sofort an zu grübeln. Sie neigen grundsätzlich stark zum Grübeln, also einem ständigen Nachdenken und Gedankenkreisen, bei dem es immer um die gleichen Sorgen geht.
Grundsätzlich leiden depressive Menschen unter allgemeiner Energielosigkeit, vermindertem Antrieb und einem starken Erschöpfungsgefühl. Doch auch, wenn sie nach außen hin keine Energie mehr haben: Innerlich sind sie oft sehr unruhig und nervös. Gerade diese Kombination kann für Betroffene sehr quälend sein.
Typisch ist auch das Gefühl der Wertlosigkeit. Gleichzeitig werden sie von einer starken Unsicherheit gequält. Da werden selbst ganz einfache Entscheidungen zu einer großen Herausforderung: Soll ich die Post aus dem Briefkasten holen? Lese ich die Zeitung? Viele Alltagsdinge, die wir automatisch machen und fast banal sind, stellen Depressive vor eine große Herausforderung. Hinzu kommen eine ausgeprägte Hoffnungslosigkeit und eine negative Zukunftsperspektive, welche in Suizidgedanken münden können. Nach aktuellen Zahlen begehen 15 Prozent an einer Depression Erkrankten Suizid.
Körperliche Symptome
Ja, die gibt es sehr häufig. Diffuse Muskelschmerzen, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen, übermäßiges Schwitzen, Konzentrationsstörungen, reduziertes Kurzzeitgedächtnis, verminderte Aufmerksamkeit, Herzrasen - all diesen Symptomen liegt die Dysregulation, also die Störung des Stresshormonsystems zugrunde. Das bedeutet, bei einer Depression verliert das Gehirn die Kontrolle über dieses System, das dann ständig auf Hochtouren läuft. Dadurch können wiederum andere Krankheiten entstehen.
Deshalb wird die Depression auch als "systemische Krankheit“ bezeichnet, die letztendlich viele Organsysteme des Körpers betreffen kann. Denn: Es ist nachgewiesen, dass man als Depressiver ein doppelt so hohes Risiko hat, zusätzlich an anderen schwerwiegenden Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Demenz zu erkranken.
Ursachen von Depressionen
Eine Depression kann ganz viele Ursachen haben. Akute Belastungen wie der Verlust oder Tod einer wichtigen Bezugsperson und chronische Überlastungssituationen können ein Auslöser sein. Auch soziale Faktoren, die eine Anpassung an neue Umstände erfordern, wie etwa Heirat, Arbeitslosigkeit oder Pensionierung, treten oft vor dem Beginn einer Depression auf. Jedoch sind nicht bei allen Patienten derartige Auslösefaktoren im Spiel. Viele Depressionen treffen den Erkrankten wie aus heiterem Himmel.
Zusätzlich muss untersucht werden, ob eine mögliche körperliche Erkrankung vorliegt. Eine Schildrüsenunterfunktion, Störungen der Nebenniere oder andere Hormonstörungen können Depressionen auslösen. Aber auch Krankheiten wie Multiple Sklerose, Borreliose oder gar ein Hirntumor können dafür verantwortlich sein. Durch einen Nährstoffmangel, insbesondere durch Vitamin B12 oder Folsäure, können ebenfalls Symptome einer Depression hervorgerufen werden. Insbesondere bei Frauen kann auch ein Eisenmangel zu einer ausgeprägten Erschöpfung führen.
Genetische Einflüsse
Eine genetische Vorbelastung, also eine persönliche Anfälligkeit, mit einer Depression auf Umweltereignisse zu reagieren, ist ein wichtiger Grund für die Entstehung einer Depression. Schreckliche Dinge passieren leider sehr vielen Menschen, aber nicht alle werden danach krank. Aufgrund dieser Tatsache wurde hier sehr viel geforscht - und letztendlich herausgefunden, dass es zur Erkrankung eine genetische Risikokonstellation braucht.
Bei den Betroffenen gibt es winzige Änderungen in Erbgut, die durch bestimmte negative Erlebnisse aktiviert oder stumm geschaltet werden und dadurch das Stresshormonsystem beeinflussen. Nach heutigem Stand der Forschung wissen wir: Diese genetische Risikokonstellation alleine macht nichts. Doch in Kombination mit einem Umweltereignis entgleist das Stresshormonsystem vollkommen und es kann zu einer Depression kommen.
Zunahme der Neuerkrankungen
Das hat sicherlich mehrere Gründe. Einer davon ist, dass Depressionen heutzutage wesentlich offener thematisiert werden. Dadurch werden sie häufiger erkannt und diagnostiziert. Vor einigen Jahren war die Krankheit dagegen noch sehr tabuisiert. Doch da sich beispielsweise Prominente und Fußballer öffentlich dazu bekannt haben, wird es auch in der Allgemeinheit nicht mehr so verschwiegen.
Insbesondere Männern kann diese Entwicklung sehr helfen, denn die meisten bewegen sich erst sehr spät in eine Therapie. Viele denken zu lange: "Das muss ich selber schaffen“ - so sind sie sozialisiert. Für sie ist das Thema Depression wesentlich schambesetzter und wird seltener als richtige Krankheit gesehen. Schließlich ist es nicht wie ein gebrochenes Bein beim Skifahren. Doch durch viel Aufklärung ändert sich auch das.
Ein weiterer sehr großer Faktor für die steigenden Neuerkrankungen sind die heutigen Umweltbedingungen, die unser Stresshormonsystem konstant fordern: Digitalisierung, ständige Verfügbarkeit, die Möglichkeit, vermeintlich viele Dinge gleichzeitig erledigen zu können, immer hoher Zeitdruck - all diese Dinge tragen dazu bei, dass vermehrt Stress auftritt - und beeinflussen so langfristig das Stresshormonsystem.
Prävention von Depressionen
Ausreichend Schlaf ist extrem wichtig. Wie viel man braucht, ist sehr individuell. Im Durchschnitt sind es sieben bis acht Stunden. Wenn man zu Depressionen neigt und ein erhöhtes Risiko mitbringt, sollte man ganz besonders darauf achten, jeden Tag zur selben Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Unser Gehirn braucht diese Regelmäßigkeit.
Bewegung beugt vielen Erkrankungen vor - insbesondere auch Depressionen. Ausdaueraktivitäten wie die berühmten 10.000 Schritte pro Tag, Fahrradfahren oder Jogging sind ideal.
Auch in Sachen Ernährung kann man vorbeugen: Reduzieren Sie Fleisch sowie hochkalorische und industriell hergestellte Produkte. Stattdessen sollte viel Fisch gegessen werden. Insbesondere Meeresfisch ist aufgrund der enthaltenen Omega-3-Fettsäuren besonders empfehlenswert. Grundsätzlich sind regemäßige Mahlzeiten und möglichst wenig Alkohol und Koffein angeraten.
Wichtig ist auch eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung: Nehmen Sie sich Zeit zum Nichtstun und für Ihre Freizeit. Entspannungstechniken sind eine gute Hilfe, zum Beispiel progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit, autogenes Training oder Yoga. Aber: Man muss das gerne machen und sich nicht unter Zwang setzen - sonst entsteht letztendlich nur noch mehr Stress.
Wann sollte man sich Hilfe suchen?
Prinzipiell so früh wie möglich! Gerade wenn das Gefühl da ist, dass man sich langfristig nicht mehr erholen und den Alltag nicht mehr bewältigen kann - dann wird es Zeit! Aber auch, wenn Tätigkeiten, die einem früher Freude bereitet haben, keinen Spaß mehr machen, oder man sich sehr zurückzieht, sollte das als Warnsignal gesehen werden.
Wenn man unsicher ist, kann man mit Familie und Freunden darüber sprechen. Sie sehen Veränderungen meist viel früher und erkennen schnell, wenn die allgemeine Freudfähigkeit nachlässt.
Gleichzeitig sollten auch Angehörige von sich aus auf Frühwarnzeichen wie Rückzug, Persönlichkeitsveränderungen, Gewichtsverlust oder ähnliches aufmerksam machen und diese behutsam ansprechen. Aber: Der Angehörige kann nicht gleichzeitig Therapeut sein. Allerdings kann er helfen, dass jemand die Hilfe, die er braucht, bekommt und diese dann auch annimmt. Erster fachlicher Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein. Alternativ kann man sich direkt an einen Facharzt oder die Ambulanz einer psychiatrischen Klinik wenden.
Durch die fachärztliche Beratung kann schnell eingeschätzt werden, ob es sich um eine Depression handelt und wenn ja, welche Behandlung je nach individueller Situation am geeignetsten ist. Wichtig ist allerdings, dass den Menschen klar wird, dass die Depression eine Erkrankung ist wie viele andere auch: Eine Erkrankung, die, wenn man sie behandelt, auch gut behandelbar ist. Es ist kein persönliches Versagen und keine Schwäche.
Betroffene können sich sowohl zur Erstberatung als auch bei Suizid-Gedanken jederzeit an die Telefon-Seelsorge unter 08 00/ 11 10 - 111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz) wenden. Lokale Krisendienste finden Sie unter www.deutsche-depressionshilfe.de.
Diese Erkrankung ist sehr häufig. Man geht davon aus, dass jeder fünfte Österreicher einmal im Leben eine behandlungsbedürftige Depression erleidet. Betroffen sind alle sozialen Schichten, Kulturen, jedes Geschlecht und Alter.
Bei der Krankheitsentstehung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Einerseits geht man davon aus, dass es eine genetische Veranlagung gibt, die zu einer erhöhten biologischen Bereitschaft führt eine Depression zu entwickeln. Diese Veranlagung verursacht eine Veränderung des Botenstoffwechsels zwischen den Nervenzellen. Der Serotoninspiegel und der Noradrenalinspiegel im Gehirn depressiver Menschen ist niedriger als bei Gesunden.
Es gibt die unipolare Depression, welche aus einer oder mehreren depressiven Phasen besteht.
Bei Männern sind die Anzeichen einer Depression häufig andere als bei Frauen. Frauen sind in der Krankheit vor allem bedrückt und antriebsgestört. Sie sind oft nicht mehr in der Lage, einer Arbeit nachzugehen oder den Haushalt zu führen. Die „männliche“ Depression weicht nicht selten von den klassischen Symptomen ab und ist dadurch schwerer zu diagnostizieren. Sie geht eher mit Unruhe, feindseligem, aggressivem und riskantem Verhalten, Gereiztheit und nicht selten übermäßigem Alkoholkonsum einher. Neben der krankheitsbedingten Verzweiflung und Perspektivlosigkeit sind bei Männern Schwäche und Hilflosigkeit der Grund dafür, dass sie oft sehr lange keine Hilfe in Anspruch nehmen.
Eine Depression darf nicht mit Trauer verwechselt werden. Ein Mensch, der einen wichtigen anderen verloren hat, spürt Kummer und Trennungsschmerz. Er trauert. In der Depression spürt ein Patient nicht einmal mehr traurige Gefühle, er spürt gar keine Gefühle.
Depressionen können unbehandelt sehr lange andauern, die Symptome vergehen in der Regel, wenn sie behandelt werden aber innerhalb von Wochen bis Monaten.
Die Entscheidung über die Behandlungsmethoden ist im Gespräch mit dem/der Facharzt*ärztin zu treffen. Einerseits gibt es die Möglichkeit antidepressive Medikamente einzunehmen, die den Stoffwechsel im Gehirn wieder normalisieren und Rückfälle verhindern. Auf der anderen Seite ist bei leichten und mittelschweren Depressionen eine Psychotherapie zu empfehlen, welche hilft, die auslösenden Ursachen für diese Erkrankung zu identifizieren und Veränderungen im Lebensstil zu entwickeln, damit eine depressive Reaktion in Zukunft nicht mehr auftritt.
Gruppenangebote zur Aktivierung stellen eine wichtige Ergänzung dar. Rückzugstendenzen wird entgegengewirkt und soziale und kreative Kompetenzen gefördert.
Behandlungsmethoden
Depressionen sind in der Regel gut psychologisch oder psychotherapeutisch behandelbar. Bei schwerer Symptomatik ist eine Einstellung auf ein Antidepressivum zu empfehlen. Dieses kann die gestörten Hirnfunktionen wieder regulieren und erhöht dadurch den Antrieb, was oft erst die Energie für eine psychotherapeutische Behandlung bereitstellt. Entgegen der häufig vorherrschenden Meinung machen Antidepressiva nicht abhängig! Sie müssen allerdings regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, damit sie ihre Wirkung entfalten können. Diese tritt in der Regel erst nach 2-3 Wochen ein.
Wie die Soziale Isolation überwunden werden kann, hängt davon ab, aus welchen Gründen sie entstanden ist. In vielen Fällen wird es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren sein. Gerade bei der Sozialen Isolation ist oft ein Zusammenhang mit dem Thema Angst zu finden.
Damit Soziale Isolation gar nicht erst Teil Ihres Lebens wird, können Sie auf präventive Handlungen setzen. Bleiben Sie offen für Neues: Wer oder was begegnet Ihnen auf einem schönen Spaziergang?
Fallbeispiel
"Es war nur noch ein Dahinsiechen, meine Eltern mussten mich stundenlang beknien, damit ich zumindest ins Badezimmer gehe" so schildert Frau A. ihren Zusammenbruch 2012. Wie es so weit kommen konnte, ist ihr heute klarer, damals aber war der Umgang mit psychischen Erkrankungen noch ein ganz anderer, sagt die heute 43-Jährige. Schon in ihrer Jugend habe sie mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt - depressive Episoden, Essstörungen.