Soziale Kompetenz spielt als explizites Konstrukt eine wesentliche Rolle. Das kann die psychologische Literatur bestätigen, insbesondere bei Kindern.
Der Begriff "Kompetenz" (Vermögen, Fähigkeit, Zuständigkeit, Befugnis; vom lateinischen "competentia") bezeichnet das Zusammentreffen, aber auch das Zukommen, Zustehen, Zuständigsein, Befugtsein, Rechtmäßigkeit und Ordnung. Seit dem 13. Jahrhundert bezeichnet "competentia" die jemandem zustehenden Einkünfte.
Dem Kompetenzbegriff kann eine unendliche Menge von Bedeutungen zugeordnet werden. White führte den Kompetenzbegriff 1959 ein. Demnach sind Kompetenzen Dispositionen selbstorganisierten Handelns, also Selbstorganisationsdispositionen. Sie beziehen sich auf die Motivation und ähnliches.
Intelligenz (im Sinne von Intelligenztests) hat sich daraufhin stärker durchgesetzt. Soziale Kompetenzen werden verstärkt als wichtiges Lernziel angesehen (vgl. Schlienger 1999).
Die verhaltenstherapeutische Behandlung sozial ängstlicher Patienten rückt verstärkt in den Vordergrund (vgl. Ullrich de Muynck 1999). Die soziale Ängstlichkeit kann dazu führen, dass Betroffene nicht auf andere zugehen können oder sogar den Kontakt meiden, was massive Einschnitte in der Lebensqualität zur Folge hat.
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Das Zentrum klinisch-psychologischer Kompetenzdefinitionen rückt Durchsetzungsfähigkeit als wünschenswert in den Mittelpunkt. Die Umwelt, in der ein Mensch sozialisiert wird, ist von Bedeutung.
Greenspan & Gransfield (1992) beziehen sich auf intellektuelle und nichtintellektuelle Aspekte. Sie unterscheiden konzeptuelle, praktische und soziale Intelligenz. Das "wissenschaftliche" und analysierende Denken ist ein Aspekt der instrumentellen Kompetenz. Es ermöglicht dem Individuum erst, verbal oder nonverbal zu interagieren. Aktivitäten des täglichen Lebens ("activities of daily living") sind ein Aspekt sozialer Kompetenz.
Soziale Kompetenz ermöglicht es, effektiv mit sozialen und zwischenmenschlichen Objekten und Ereignissen umzugehen. Kommunikations- und zwischenmenschliche Taktiken sind ebenfalls wichtig. Kognitive Fähigkeiten wie die Rollenübernahme sind enthalten.
Menschen mit niedriger sozialer Intelligenz können Schwierigkeiten haben. Temperament und Charakter spielen eine Rolle. Bei behinderten Menschen kann man soziale Kompetenz anders beschreiben (vgl. David & Neukäter, 1995). Es gibt Parallelen zur kognitiven bzw. instrumentellen Kompetenz.
Anforderungen und Situationsmerkmale müssen bei der Bestimmung von sozialer Kompetenz berücksichtigt werden. Die Beziehung zu den situativen Anforderungen ist wichtig. Das Verhalten wird interpretiert. Wenn die Anforderungen nicht erfüllt werden, wird man als sozial inkompetent angesehen.
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Sozial inkompetentes Verhalten kann Konsequenzen für den Handelnden haben. Entscheidungen in globalen Kontexten von Politik und Wirtschaft sind betroffen.
Die Beobachtungsfähigkeit ist wichtig, um erfolgreich zu handeln. Was bewegt die Gruppe? In Besprechungen, Verhandlungen und Einzelgesprächen aller Art ist soziale Kompetenz erforderlich. Wissen an der passenden Stelle zur Verfügung zu stellen, ist wichtig. Die Anforderungen an teamförmiges Arbeiten sind gestiegen. Organisationen sind abhängig von Organisationsfähigkeit. Es ist wichtig, sich in Organisationen zu orientieren und diese zu verstehen. Interaktion ist in Beziehung zu setzen. Jede Person wird mit ihrer spezifischen Leistung gebraucht und hat unterschiedliches Potential.
Sozialverhalten wird definiert. Der Begriff Kompetenz erreichte seinen Höhepunkt in den siebziger Jahren. In dieser Zeit wurden u.a. Perspektivenübernahme und angemessene Problemlösungsstrategien gefördert (vgl. dazu Affleck, 1975; Bender & Carlson, 1982; Devries, 1970). Ziele definieren die Kompetenz (vgl. Dodge, 1986). Von Sommer (1977, zit. nach Schlienger 1999) definiert soziale Kompetenz als die Fähigkeit, Ziele zu erreichen, die für das Individuum und/oder seine Umwelt relevant sind. Die Definition von sozialer Kompetenz ist aber auch positiv und abhängig von individuellen Wertvorstellungen.
Um dem Anspruch nach Wissenschaftlichkeit zu entsprechen, müsste die Perspektive der Behinderten mitaufgenommen werden, um dem Konzept gerecht zu werden. Es scheint, dass sich die Definition von sozialer Kompetenz an der Welt der Nichtbehinderten orientiert. Wenn man soziale Kompetenz als "well-liked by peers" definiert, ist diese Definition gut operationalisierbar und quantifizierbar. Der Einfluß des Kindes auf andere gleichaltrige Kinder wird gemessen. Die beliebtesten Kinder hatten den größten Einfluß. Es geht um die Wahrnehmung des Kindes und seinen sozialen Einfluß.
Einige definieren soziale Kompetenz als Fähigkeit, gelassen zu reagieren (vs. Angst, Furcht). Andere sprechen von allgemeiner oder ökologischer Kompetenz. Ford (1985) schlägt ein Ausbalancieren von "Selbstbehauptung" und "Integration" vor. Holtz (1994, S. 143) betont, dass Kompetenz mehr ist als angepaßtes Verhalten, nämlich die aktive Nutzung von eigenen und fremden Ressourcen. Kompetenz beinhaltet auch die Fähigkeit zur Autonomie (selbstbehauptende Fertigkeiten).
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Howard Gardner ordnet soziale Kompetenz als eine besondere Intelligenzform ein. Er spricht nicht von einer singulären Intelligenz, sondern von "vielfachen Intelligenzen". Eine dieser vielfachen Intelligenzen sei z.B. das Erkennen formaler Analogien. Die räumliche Intelligenz ermöglicht es, ein Puzzle bzw. Mosaik zu vervollständigen oder innere geistige Bilder zu erzeugen. Die musikalische Intelligenz umfasst die Fähigkeit, Tonfolgen korrekt wahrzunehmen und herstellen zu können. Die körperlich-kinästhetische Intelligenz ist bei Sportlern und Artisten ausgebildet. Die intrapersonale Intelligenz ist die Fähigkeit, sich selbst zu (er)kennen. Die interpersonale Intelligenz ist die Fähigkeit, andere zu verstehen.
Die existenzielle Intelligenz geht manchmal über die Stränge. Sie umfasst die Sensibilität für Grund- und Grenzfragen des Lebens. Dürfen wir z.B. unendliche Ressourcen verbrauchen? Sollen wir uns bescheiden? Soziale Kompetenz hängt von der Gesellschaft ab. Gesellschaftliche Normen müssen durchgesetzt werden. Es gibt Kompetenzen sensu Havighurst.
Ruben (nach Menzel 1993, S. 7) nennt 7 Dimensionen zur Beschreibung sozialer Kompetenz: Zeigen von Respekt, Interaktionsmanagement, Verhaltensflexibilität, Rollenverhalten, Empathie, Unterstützung von anderen und Selbstbehauptung.
Sozial ängstliche Menschen tendieren dazu, Situationen zu vermeiden, in denen fremde Personen anwesend sind. Ein positives Selbstkonzept wird von Petermann (1989) als Motivvoraussetzung beschrieben. Kompetente Kommunikation beinhaltet die Fähigkeit, Informationen von anderen Personen "normal" aufzunehmen. Selbstsicherheit ist wichtig. Rollenübernahmefähigkeit ist eng mit der Perspektivenübernahme verknüpft. Es ist wichtig, über Wahrnehmung zu verfügen (vgl. Schemata abzugleichen und daraufhin zu interpretieren). Die Fähigkeit der Perspektivenübernahme ermöglicht es, das Handeln beim Interaktionspartner abzuschätzen. Die Selbstbehauptungsfähigkeit entsteht aus der Interaktionsfähigkeit. Vermeidungsverhalten führt zu Problemen. Trainingsprogramme können zur Förderung von sozialer Kompetenz eingesetzt werden.
Der Kompetenzbegriff hat eine definierte Bedeutung. Empirische Voraussagen sind im Theorierahmen möglich (vgl. Brenner & Zeltner, 1980). Soziale Kompetenz basiert sowohl auf Gefühlen als auch auf komplexen Denkprozessen. Es ist wichtig, sich in andere hineinzuversetzen und darüber nachzudenken, was dieser denken könnte. Zusätzliche Netzwerke helfen, angemessenes Interaktionsverhalten in sozialen Situationen zu finden. Es ist wichtig, die Fähigkeit zu besitzen, gelassen zu reagieren (vs. Angst, Furcht) und Mitmenschen aufzunehmen.
Dass diese Persönlichkeitskompetenz sehr wichtig ist, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen. Die Familie ist der erste Übungs- und Entfaltungsraum und somit ein sozial und emotional stabiles Umfeld für das Kind. Hier erfahren Babys und Kleinkinder das Miteinander mit anderen Menschen am besten. Sie lernen, wie andere Menschen auf Ihre Verhaltensweisen reagieren. Schon Babys versuchen ihr Verhalten erwünschten Reaktionen in ihrem Umfeld anzupassen. Die Sichtweise von Babys und Kleinkindern unterscheidet sich allerdings häufig grundlegend von denen Erwachsener. Kinder müssen erst lernen, dass die Empfindungen des Gegenübers von den eigenen stark abweichen können. Bereits im Mutterleib, in der Symbiose des Ungeborenen mit seiner Mutter, findet ein erstes soziales Lernen statt. Das Ungeborene spürt die Gefühle seiner Mutter. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein Mensch als sozial kompetentes Lebewesen geboren wird. Diese Ansicht stimmt jedoch nur teilweise. Die Grundlagen für die soziale Kompetenz sind zwar angeboren.
Die soziale Kompetenz zählt zu den Entwicklungsbereichen, die Menschen auch als Erwachsene immer wieder vor neue Lernsituationen stellen und die weit über die kindlichen Lernphasen hinausgehen. Schon mit der Geburt stellt sich die erste zentrale Lernherausforderung für Baby und Mutter. Die bisherige, innige Interaktion im Mutterleib wandelt sich in entscheidender Weise. Nebeneinander spielen und gegenseitiges Beobachten älterer und gleichaltriger Kinder (Zusammenspielen ab ca. 15. bis 17. Soziale Kompetenz fördern bedeutet, die einzelnen Entwicklungsphasen von Babys und Kindern bestmöglich zu unterstützen. Befindet sich Ihr Kleines beispielsweise in der Fremdelphase, die häufig rund um den 8. Lebensmonat verstärkt auftritt, lassen Sie sie diese auch zu und geben Ihrem Baby in solchen Situationen den Schutzraum, den es sucht. Versuchen Sie als Eltern möglichst vorausschauend Konfliktsituationen mit Ihrem Kind zu erkennen und sich auf diese einzulassen. Gehen Sie stets auf die Bedürfnisse Ihres Kindes ein und geben Sie ihm immer die Möglichkeit, Umgang mit anderen Kindern zu haben. Das Miteinander und Zusammenwirken mit anderen ist ein zentraler Punkt bei der Entwicklung einer sozial kompetenten Persönlichkeit.
Erster Schritt: Es ist wichtig, besonders in Konfliktsituationen, die Empfindungen des Gegenübers zu spiegeln. Neben der sozialen Kompetenz ist auch die emotionale Intelligenz für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern sehr wichtig. Der intelligente Umgang mit den eigenen Empfindungen ist eine essentielle Voraussetzung für Lernerfahrungen. Stimmt die eigene Gefühlswelt nicht, so sind Lernerfahrungen in jedem Alter stark beeinträchtigt. Doch wie lässt sich dieses Wissen im Erziehungsalltag praktisch umsetzen? Ein wichtiger Ansatzpunkt ist das Vertrauen der Kinder auf die eigene Gefühlswahrnehmung zu stärken. Übergehen Sie die Wünsche und auch Proteste Ihrer Kinder nicht. So kann beispielsweise ein Glas Milch sauer sein (ohne dass Sie es vorher bemerkt haben) oder der Pullover unangenehm auf der Haut kratzen. Wird der Wille eines Kindes in solchen Situationen häufig übergangen, kann es dazu kommen, dass es die Wahrnehmung der eigenen Gefühle als unwichtig oder falsch empfindet.
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