Gemeinsamkeiten von Hochbegabung, ADHS und Autismus

Immer mehr Eltern stellen sich die Frage: „Ist mein Kind einfach besonders - oder braucht es spezielle Unterstützung?“ Ob ADHS, Autismus-Spektrum, Hochsensibilität oder Lernunterschiede: Neurodivergenz betrifft viele Familien.

Neurodiversität: Eine bunte Vielfalt

Neurodiversität bezeichnet die natürlichen Unterschiede in der Art und Weise, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Der Begriff Neurodivergenz umfasst verschiedene neurologische und kognitive Varianten wie Autismus, ADHS, Hochsensibilität, Hochbegabung und viele mehr.

Im Konzept der Neurodiversität werden unter anderem Personen mit Autismus, ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie, Dyspraxie, Tourette-Syndrom, bipolarer Störung und Hochbegabung zu den neurodivergenten Menschen gezählt.

Ich betrachte Neurodivergenzen nicht als "Störung", sondern als Teil einer natürlichen (bunten) Vielfalt menschlicher Gehirnfunktionen. Die daraus resultierende unterschiedliche Wahrnehmung gilt es nicht "weg zu therapieren" oder "anzupassen". Viel mehr geht es darum, diese einzigartige Wahrnehmung zu verstehen, um dadurch adäquate Unterstützung anbieten zu können.

Was gehört noch zur Neurodiversität?

  • ADHS / ADS: Besonderheiten bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle
  • Hochsensibilität: Das Kind nimmt Geräusche, Gerüche oder Gefühle stärker wahr als andere. (Ist meist keine Diagnose, aber relevant für die Art, wie sich Kinder in Gruppen verhalten)
  • Hochbegabung: Das Kind kann viele Dinge besonders gut und denkt schneller als andere. Oft fühlt es auch sehr stark.
  • Tourette-Syndrom: Das Kind macht manchmal unwillkürliche Bewegungen oder Geräusche (sogenannte Tics), ohne es zu wollen. Oft ist es auch sehr kreativ und hat Sinn für Humor.
  • Sprachentwicklungsstörungen (SES): Unterschiede beim Sprachverstehen und -gebrauch
  • Nichtsprechende Kommunikation: Das Kind spricht nicht, sondern zeigt mit anderen Zeichen oder Gesten, was es möchte. Das kommt zum Beispiel bei autistischen oder mehrfachbehinderten Kindern vor
  • Legasthenie / Dyskalkulie: Herausforderungen beim Lesen, Schreiben oder Rechnen
  • Sensorische Verarbeitungsstörungen: Über- oder Unterempfindlichkeiten gegenüber Reizen
  • Dyspraxie / Entwicklungskoordinationsstörung: Schwierigkeiten mit Bewegung und Koordination

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die in den internationalen Klassifikationssystemen (ICD-10: F84.0-F84.9; DSM-5: „Autism Spectrum Disorder“) als eigenständige Störungsgruppe definiert werden. Sie sind durch Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion, Kommunikation sowie durch eingeschränkte, stereotype Verhaltensmuster und Interessen gekennzeichnet. Der Begriff „Spektrum“ betont, dass Autismus in unterschiedlichen Ausprägungsgraden und Formen auftritt.

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Autismus-Spektrum-Störungen treten bei etwa 1-2 % der Bevölkerung auf, wobei die Häufigkeit in den letzten Jahrzehnten durch verbesserte Diagnostik und gesteigertes Bewusstsein angestiegen ist. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen, wobei Mädchen oft subtilere Symptome zeigen, die erst später erkannt werden. ASS ist eine lebenslange Entwicklungsbesonderheit, die individuelle Unterstützung in unterschiedlichen Lebensphasen erfordert.

Die Ursachen des Autismus sind multifaktoriell. Genetische Faktoren spielen eine zentrale Rolle: Es konnten zahlreiche Risikogene identifiziert werden, die in Kombination die Anfälligkeit erhöhen. Zwillings- und Familienstudien zeigen eine hohe Erblichkeit. Neurobiologisch werden Auffälligkeiten in der Gehirnentwicklung, der Vernetzung von Hirnregionen und der Verarbeitung sozialer Informationen diskutiert. Umweltfaktoren während der Schwangerschaft (z. B. Infektionen, bestimmte Medikamente) können das Risiko beeinflussen, sind aber allein nicht ursächlich.

Menschen im Autismus-Spektrum verarbeiten Informationen oft detailorientiert und weniger intuitiv in sozialen Kontexten. Schwierigkeiten entstehen insbesondere beim „Theory of Mind“ - also beim intuitiven Erfassen von Gedanken, Absichten oder Emotionen anderer Menschen. Viele Betroffene zeigen eine ausgeprägte Wahrnehmungssensibilität gegenüber Reizen wie Geräuschen, Licht oder Berührungen, was zu Überforderung führen kann. Gleichzeitig finden sich häufig ausgeprägte Interessen an spezifischen Themen.

Typisch sind Schwierigkeiten, nonverbale Signale wie Blickkontakt, Mimik oder Gestik intuitiv zu verstehen und einzusetzen. Gespräche können einseitig oder formal wirken. Manche Betroffene sprechen wenig oder gar nicht, andere haben eine altersgerechte, manchmal sogar überdurchschnittlich entwickelte Sprache, die jedoch in der sozialen Anwendung eingeschränkt ist. Freundschaften werden oft anders erlebt: Das Bedürfnis nach sozialen Kontakten kann vorhanden sein, aber es fehlen die intuitiven Fertigkeiten, diese zu gestalten.

Ein zentrales Merkmal sind repetitive Verhaltensweisen, Routinen oder Rituale. Viele Kinder und Erwachsene mit ASS entwickeln intensive Spezialinteressen, die sie mit großer Ausdauer verfolgen. Veränderungen im Tagesablauf oder in der Umgebung können starke Unruhe und Stress auslösen. Motorische Besonderheiten wie „Flapping“ (Händeflattern) oder rhythmisches Schaukeln dienen oft der Selbstregulation.

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Kognitiv ist das Spektrum breit: Viele Betroffene haben eine durchschnittliche Intelligenz, manche eine Intelligenzminderung, andere zeigen überdurchschnittliche Fähigkeiten in Teilbereichen (z. B. Mustererkennung, Mathematik, Detailgedächtnis). Diese Inselbegabungen („Savants“) sind selten, werden aber medial oft überbetont. Stärken liegen häufig in Genauigkeit, logischem Denken und Ausdauer bei Routineaufgaben.

Viele Menschen mit Autismus haben zusätzliche körperliche oder psychische Belastungen. Schlafprobleme, Magen-Darm-Beschwerden und erhöhte Stressreaktionen sind häufig. Aufgrund der Reizempfindlichkeit und Schwierigkeiten, Bedürfnisse zu äußern, können körperliche Beschwerden lange unerkannt bleiben. Komorbid treten häufig Angststörungen, ADHS oder Zwangsstörungen auf.

Die Diagnose erfordert eine sorgfältige Differenzialdiagnose gegenüber Sprachentwicklungsstörungen, sozialen Angststörungen oder ADHS. Wesentlich ist die qualitative Beeinträchtigung sozialer Kommunikation und Interaktion seit der frühen Kindheit. Im Gegensatz zu Bindungsstörungen basiert Autismus nicht auf Beziehungserfahrungen, sondern auf neurobiologischen Besonderheiten.

Bei Kindern werden erste Auffälligkeiten oft zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr bemerkt: ausbleibender Blickkontakt, fehlendes Zeigen, kaum geteilte Freude. Im Kindergarten- und Schulalter treten soziale Schwierigkeiten und stereotype Interessen deutlicher hervor. Jugendliche mit ASS entwickeln häufig kompensatorische Strategien, die aber in neuen sozialen Anforderungen (Pubertät, erste Partnerschaften) an Grenzen stoßen.

Die Diagnosestellung erfordert eine umfassende Entwicklungsanamnese, Beobachtung der sozialen Interaktion sowie standardisierte diagnostische Verfahren (z. B. ADOS, ADI-R). Eltern, Pädagog:innen und andere Bezugspersonen werden einbezogen. Frühzeitige Diagnose erleichtert den Zugang zu Fördermaßnahmen und individueller Unterstützung. Autismus bleibt lebenslang bestehen, doch viele Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit Bewältigungsstrategien. Frühe Förderung, ein angepasstes Umfeld und Akzeptanz fördern die soziale Teilhabe.

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Der Verlauf hängt stark von kognitiven Fähigkeiten, sprachlicher Entwicklung und vorhandenen Ressourcen ab. Manche Menschen führen ein weitgehend unabhängiges Leben, andere benötigen lebenslange Unterstützung.

Eine kausale Heilung gibt es nicht, jedoch viele wirksame Unterstützungsansätze. Frühförderung, Verhaltenstherapie, sozialkommunikative Trainings und Ergotherapie verbessern alltagspraktische Fähigkeiten. Unterstützte Kommunikation oder strukturierte Lernumgebungen helfen bei sprachlichen oder kognitiven Einschränkungen. Elterntraining ist wichtig, um Verhaltensprobleme zu verstehen und zu begleiten.

Medikamente können bei begleitenden Problemen wie starker Hyperaktivität, Ängsten oder selbstverletzendem Verhalten eingesetzt werden. Sie behandeln nicht den Autismus selbst, sondern Symptome, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Medikation sollte individuell abgewogen, ärztlich überwacht und möglichst niedrig dosiert werden.

Ein verständnisvolles, strukturiertes und vorhersagbares Umfeld ist entscheidend für das Wohlbefinden. Eltern, Lehrer:innen und Bezugspersonen profitieren von Aufklärung und Beratung. Selbsthilfegruppen und Autismus-Vereine bieten Austausch und praktische Tipps. Gesellschaftlich ist Inklusion zentral: Akzeptanz und passende Unterstützungsangebote ermöglichen Menschen mit Autismus ein selbstbestimmtes Leben.

Autismus () ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Diese tritt in der Regel vor dem dritten Lebensjahr auf und kann sich in einem oder mehreren der folgenden Bereiche zeigen:

  • Probleme beim wechselseitigen sozialen Umgang und Austausch (etwa beim Verständnis und Aufbau von Beziehungen)
  • Auffälligkeiten bei der sprachlichen und nonverbalen Kommunikation (etwa bei Blickkontakt und Körpersprache)
  • eingeschränkte Interessen mit sich wiederholenden, stereotyp ablaufenden Verhaltensweisen

Betroffene Individuen werden als Autisten oder als autistisch bezeichnet. Aufgrund ihrer Einschränkungen benötigen viele autistische Menschen – manchmal lebenslang – Hilfe und Unterstützung. Autismus ist unabhängig von der Intelligenzentwicklung, jedoch gehört Intelligenzminderung zu den häufigen zusätzlichen Einschränkungen.

Trotz umfangreicher Forschungsanstrengungen gibt es derzeit keine allgemein anerkannte Erklärung der Ursachen autistischer Störungen.

Im derzeit gültigen Klassifikationssystem ICD-10 wird zwischen verschiedenen Autismusformen unterschieden (etwa frühkindlicher, atypischer Autismus und Asperger-Syndrom). Das DSM-5 und die ICD-11 (gültig ab 2022) hingegen enthalten keine Subtypen mehr und sprechen nur noch von einer allgemeinen Autismus-Spektrum-Störung (ASS; englisch autism spectrum disorder, kurz ASD). Grund für diese Änderung war die zunehmende Erkenntnis in der Wissenschaft, dass eine klare Abgrenzung von Subtypen (noch) nicht möglich ist – und man stattdessen von einem fließenden Übergang zwischen milden und stärkeren Autismusformen ausgehen sollte.

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS oder ADS)

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS oder ADS) beinhaltet Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit, Konzentration, Impulsivität und der Selbstregulation. In vielen Fällen kommt auch eine ausgeprägte körperliche Unruhe, bekannt als Hyperaktivität, hinzu. Schwierigkeiten sich auf Aufgaben (z.B. Schwierigkeiten in der Emotionsregulation (z.B. Impulsives Verhalten (z.B. Während hyperaktive Symptome bei Erwachsenen oft abnehmen, bleiben Schwierigkeiten in der Organisation, dem Zeitmanagement und der Aufmerksamkeit bestehen. Betroffene kämpfen häufig mit beruflichen und sozialen Anforderungen.

Hochbegabung

Hochbegabung ist eine weit über dem Durchschnitt liegende intellektuelle Begabung eines Menschen. Bei dem in der Psychologie am häufigsten verwendeten Modell ist dabei ein Intelligenzquotient (IQ) von 130 als Grenzwert das ausschlaggebende Kriterium. Hochbegabte sind selten, sie machen nur gut 2 % der Bevölkerung aus.

Ob jemand das Kriterium erreicht, hängt auch von dem konkret verwendeten Intelligenztest ab, da verschiedene Tests durch unterschiedliche Problemstellungen zu verschiedenen Ergebnissen führen können.

Kritiker bezeichnen Hochbegabung als Konstrukt. Es reduziere die intellektuelle Befähigung auf einen eindimensionalen Zahlenwert, behaupte, dass dieser per Intelligenztest gemessen werden könne und teile Menschen je nach Messergebnis in Gruppen von unterschiedlichem Wert ein. Sie verweisen stattdessen auf alternative Konzepte, die auch emotionale, sportliche, künstlerische, handwerkliche und ähnliche Leistungen als Grundlage einer Hochbegabung anerkennen.

Hochbegabte Kinder gelten als anfällig für Minderleistung und problematisches Sozialverhalten. Eltern verwechseln daher bei ihren Kindern oft Lernbehinderungen und Verhaltensstörungen mit Hochbegabung.

Es gibt keinen Konsens in Forschung und Lehre über die genauen Ursachen von Hochbegabung. Als eine wahrscheinliche Ursache gilt eine Kombination von sozialem Umfeld (vor allem während der Kindheit) und genetischen Faktoren.

Definition von Hochbegabung

Eine Definition von Hochbegabung bezeichnet im engeren Modell ein weit über dem Durchschnitt liegendes Maß an Intelligenz. Intelligenztests werden so gestaltet, dass sich bei Anwendung der Tests auf eine zufällig gezogene Stichprobe näherungsweise eine Normalverteilung mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 15 ergibt.

In der differentiellen Psychologie gelten nach der häufigsten Definition Menschen als hochbegabt, deren Testergebnisse bei einem Intelligenztest den Mittelwert um mehr als zwei Standardabweichungen übertreffen. Dies sind also Menschen, die einen IQ erreichen, der von höchstens 2,2 % ihrer Mitmenschen erreicht oder übertroffen wird. Auf der in Deutschland verwendeten Skala entspricht dieser Grenzwert einem IQ-Wert von 130.

Daneben gibt es einen dynamischen, weiter gefassten Hochbegabungsbegriff, der neben der Intelligenz auch die für die Umsetzung relevanten Kompetenzen mit einbezieht (Albert Ziegler und andere) und stärker die Wechselwirkung von Fähigkeitenentwicklung und Umwelt betont. Dieses Intelligenzmodell basiert auf Annahmen der Expertiseforschung.

Von Hochbegabung abzugrenzen ist der Begriff der Hochleister (engl. Overachiever), der auf Personen angewendet wird, die in einem bestimmten Bereich hohe Leistungen erzielen.

Ursachen von Hochbegabung

Es ist umstritten, welche Faktoren zum Auftreten einer Hochbegabung führen. Allgemein wird angenommen, dass es sich um die Kombination verschiedener günstiger Faktoren handelt. Auch wenn ein gesicherter Zusammenhang zwischen Intelligenz und genetischer Veranlagung besteht, spielt das soziale Umfeld, vor allem während der Kindheit, eine große Rolle bei der Intelligenzentwicklung.

Genetische Einflüsse

In der Fachwelt besteht ein weitgehender Konsens darüber, dass Hochbegabung eine genetische Komponente aufweist. Umstritten ist hierbei der Anteil dieser Komponente, wobei erschwerend hinzukommt, dass die Expression bestimmter Gene wiederum von Umwelteinflüssen abhängen kann. Interessant sind insoweit insbesondere Zwillingsstudien und Adoptionsstudien.

Es existiert auch ein Zusammenhang mit dem Geschlecht: Obwohl der Mittelwert der Intelligenzquotienten von Frauen und Männern gleich ist, zeigen die Intelligenzwerte der Männer eine breitere Streuung. Dies bedeutet, dass es bei Männern sowohl mehr Hochbegabte als auch mehr Fälle mit besonders geringem IQ gibt.

Einflüsse der Umwelt

Es konnte gezeigt werden, dass verschiedene Umwelteinflüsse den IQ-Wert positiv oder negativ beeinflussen können. Da die Intelligenz in direktem Zusammenhang mit einer Hochbegabung steht, können diese Einflüsse die Entwicklung einer Hochbegabung ebenso fördern oder behindern.

Die soziale Herkunft, vor allem der sozioökonomische Status der Eltern, bestimmt die Intelligenzentwicklung des Kindes mehr als alle bisher erfassbaren Risikofaktoren vor und während der Geburt.

Das Sprachumfeld spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und korreliert eng mit dem sozialen Status der Eltern. In einer Studie wurde ermittelt, dass Eltern aus der Mittel- und Oberschicht wesentlich häufiger und deutlich mehr mit ihren Kindern sprachen als solche aus der Unterschicht und dass sie zudem komplexere Sätze bildeten. Dies hat den Autoren zufolge einen enormen Einfluss auf die Intelligenzentwicklung

Nicht zu unterschätzen ist die Rolle des elterlichen Erziehungsverhaltens. Längsschnittuntersuchungen zeigen, dass deutliche Intelligenzunterschiede zwischen Kindern, deren Eltern Wert auf intellektuelle Leistungen legen, und Kindern von Eltern, die das nicht tun, messbar sind.

Theoretische Modelle

Es gibt eine Reihe von Modellen zur Hochbegabung, die sich zumeist mit der konkreten Verarbeitung von Informationen und Lernprozessen auseinandersetzen und weniger an genauen Ursachen interessiert sind.

Eine Ausnahme bildet das triadische Interdependenzmodell nach Franz-Josef Mönks (1994). Es benennt als die wichtigsten Faktoren zur Herausbildung einer Hochbegabung zum einen das soziale Umfeld, insbesondere Familie, Freunde und Schule, zum anderen die persönlichen Eigenschaften Motivation, Kreativität und besondere intellektuelle Fähigkeiten, allgemein als Intelligenz bezeichnet.

Verwechslungsgefahr

Da sich bestimmte Merkmale der (ehemaligen) Asperger-Syndrom-Symptome denen der Hochsensibilität bzw. Hochbegabung ähneln, kommt es hier bei unvollständiger bzw. vorschneller Diagnostik sehr oft zu Verwechslungen.

Voraussetzung ist, dass sich der/die Diagnostiker/in auch mit Hochsensibilität und Hochbegabung beschäftigt und diese in allen Ausprägungen kennt. Außerdem sollte das Verhalten des Kindes unbedingt in allen Umgebungen beobachtet werden. Nur die Aussage der Eltern oder des Schulpersonals ist nicht ausreichend für eine ernstzunehmende Diagnose.

Gerade hochsensible Kinder merken genau, wie sie auf andere wirken und viele introvertierte Kinder passen sich ihrem Umfeld stark an.

Abschließend stellt sich die Frage, ob das problematische Verhalten durchgängig in allen Umgebungen und Situationen vorhanden ist.

Was tun bei Verdacht?

Für Eltern:

  • Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen von Verhaltensweisen, die in ihren Augen auffällig sind und wann diese auftreten. Diese Dokumentation hilft im Gespräch mit Fachpersonal.
  • Holen Sie sich professionellen Rat, wenn Sie unsicher ist. Eine erste Anlaufstelle das pädagogische Personal Ihres Kindes sein, die Kinderärztin, ein klinischer Psychologe oder eine fachspezifische Beratungsstelle
  • Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, denn es gibt Verhaltensweisen, die Kinder im Autismus Spektrum an den Tag legen, aber eine andere Ursache haben. Erst eine Diagnose bringt Klarheit.
  • Sollte es zu einer Diagnose kommen, informieren Sie sich, denn Wissen kann Ängste verringern.
  • Holen Sie sich Unterstützung und Austausch mit anderen Eltern oder in einer Familiengruppe oder psychologischer Begleitung für Eltern und Geschwister.
  • Wenn Ihr Kind im Autismus Spektrum ist, ermöglichen Sie frühzeitig empfohlene Förderungen unter professioneller Anleitung.
  • Auch wenn es schwierig ist, üben Sie sich in Geduld und Akzeptanz. Der Prozess bis zur Diagnose kann lange dauern.
  • Sehen Sie die Einzigartigkeit und Stärken in Ihrem Kind.
  • Sie sind nicht alleine und es gibt mittlerweile gute Förder- und Therapiemöglichkeiten sowie inklusive Schulen und Kindergärten und spezialisiertes Fachpersonal in den pädagogischen Einrichtungen, die Ihr Kind in seiner Entwicklung begleiten.

Für Pädagog:innen:

  • Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen von Verhaltensweisen, die in ihren Augen auffällig sind und wann diese auftreten. Diese Dokumentation hilft im Gespräch mit Fachpersonal.
  • Bleiben Sie ruhig und äußern Sie Ihren Verdacht nicht voreilig gegenüber dem Kind. Wenden Sie sich an Kolleg:innen, die Erfahrung haben wie Sonder- oder Inklusionspädagog:innen
  • Wenden Sie sich an die Eltern und teilen Sie Ihnen die Beobachtungen mit, bleiben Sie beim konkreten Verhalten und sprechen keine Diagnosen aus. Das sollte nur Fachpersonal machen. Sie können fragen, ob die Eltern ähnliche Verhaltensmuster von zu Hause kennen.
  • Empfehlen Sie den Eltern, Fachpersonal zu Rate zu ziehen.
  • Stärken Sie das Kind und holen Sie sich Unterstützung von Sonderpädagog:innen für den Alltag im Kindergarten oder der Schule
  • Eignen Sie sich Wissen über Autismus und Neurodiversität an.

Neurodiversität: Was ist wichtig?

  • Neurodivergente Kinder passen nicht immer ins „typische Raster“. Sie brauchen individuelle Zugänge.
  • Jedes Kind ist anders. Verlangen Sie keine Anpassung um jeden Preis.
  • Neurodiversität lädt uns ein, Vielfalt wertzuschätzen. Wenn wir Neurodiversität pathologisieren, werden die Schwierigkeiten größer, und nicht kleiner.
  • Neurodiversität ist keine Störung, sondern ein Teil menschlicher Vielfalt.
  • Wenn wir Kinder so annehmen, wie sie sind, stärken wir ihr Selbstwertgefühl und legen die Basis für eine gesunde Entwicklung. Das Kind ist nicht falsch.

Unterstützung und Therapie

Die Behandlung von Autismus zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Fähigkeiten zu fördern. Es gibt eine Vielzahl von Therapieansätzen, die helfen können, die Symptome zu managen und die Entwicklung zu unterstützen.

Verhaltenstherapie: Fördert Strategien zur Emotionsregulation, Aufmerksamkeitssteuerung, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Frustrationstoleranz und Organisation. Ressourcen werden aktiviert und genutzt.

Literaturhinweise

  • Döpfner Manfed (2019): Ratgeber ADHS.
  • Stefanie Rietzler (2023): Erfolgreich lernen mit ADHS und ADS: Praktischer Ratgeber für Eltern.
  • Russell A. Barkley (2023): Das große Handbuch für Erwachsene mit ADHS.
  • Janina Kitzerow (2017): Ratgeber Autismus-Spektrum-Störungen.
  • Janina Friedrich (2023): ASS Autismus-Spektrum-Störung: Ein Ratgeber für Eltern, Therapeuten und Pädagogen.
  • Ludger Tebartz van Elst ( 2021): Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter.

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