Sozial-emotional auffällig: Definition und Erscheinungsformen

Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung weichen in ihren Verhaltensmustern und ihrem Erleben deutlich von gesellschaftlich erwarteten Normen ab.

Das Verhalten ist zudem sehr starr. Dies führt zu Leidensdruck der betroffenen Person bzw.

Es gibt unterschiedliche Formen bzw. Ausprägungen von Persönlichkeitsstörungen.

Die ersten Anzeichen für eine Persönlichkeitsstörung zeigen sich meist bereits in der Kindheit bzw. Jugend.

Wie häufig sind Persönlichkeitsstörungen?

International beträgt die mittlere Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen in der Bevölkerung ca. eine von 100 Personen.

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Bei Männern und jungen Menschen treten Persönlichkeitsstörungen etwas häufiger auf.

Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung sind häufig auch von weiteren Persönlichkeitsstörungen und anderen psychischen Erkrankungen betroffen.

Zu anderen psychischen Krankheiten zählen etwa Suchterkrankungen, Angststörungen, Essstörungen, posttraumatisches Belastungssyndrom oder Depressionen.

Ursachen von Persönlichkeitsstörungen

Die Fachwelt geht derzeit davon aus, dass Persönlichkeitsstörungen durch ein Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren entstehen.

  • Biologische Faktoren: z.B. genetische Veranlagung
  • Psychosoziale Faktoren: z.B. traumatische Erlebnisse in der Kindheit

Formen von Persönlichkeitsstörungen

In der derzeitig gebräuchlichen Diagnoseeinteilung, dem ICD-10, unterteilen Fachleute Persönlichkeitsstörungen in unterschiedliche Formen, die in ihrer Ausprägung relativ stabil bleiben.

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Neue Forschungen haben jedoch ergeben, dass sich Persönlichkeitsstörungen stärker verändern können als gedacht.

Der neue ICD-11 unterteilt daher Persönlichkeitsstörungen anders. Er unterscheidet nicht mehr in diesem Ausmaß zwischen verschiedenen Persönlichkeitsstörungen.

Im ICD-11 definieren Fachleute eine Persönlichkeitsstörung aufgrund ihres Schweregrads etwa in leicht, mittelschwer und schwer.

Die Schweregrade beziehen sich auf die eigene Person und wie sehr sie davon betroffen ist.

Sie beziehen sich jedoch auch darauf, wie stark andere Personen durch die Situation belastet sind.

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Hier eine Übersicht einiger Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10:

  • Paranoide Persönlichkeitsstörung: Diese ist vor allem durch Misstrauen und dem Gefühl der Bedrohung gekennzeichnet. Auch unbedeutende Ereignisse nehmen Betroffene so wahr, als wären diese gegen sie gerichtet.
  • Schizoide Persönlichkeitsstörung: Sie ist gekennzeichnet durch einzelgängerisches Verhalten, Gefühlskälte, wenig Interesse an sozialen Kontakten sowie Unlust und Freudlosigkeit.
  • Dissoziale Persönlichkeitsstörung: Es kommt dabei häufig zu Verhalten, das soziale Normen missachtet. Außerdem besteht ein Mangel an Einfühlungsvermögen sowie an Schuld- und Verantwortungsbewusstsein. Der Umgang mit Frustration fällt schwer, die Reizbarkeit ist erhöht.
  • Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Bei dieser treten z.B. starke Impulsivität und unüberlegtes Handeln auf. Die Konfliktbereitschaft ist erhöht. Ebenso kommt es zu innerer Anspannung und Stimmungsschwankungen.
  • Histrionische Persönlichkeitsstörung: Es kommt etwa zu ausgeprägten dramatischen Verhaltensweisen und Gefühlsäußerungen.
  • Anankastische Persönlichkeitsstörung: Stark ausgeprägte Gewissenhaftigkeit, Perfektionismus sowie Kontrollen treten auf. Es kann zu Verhaltensimpulsen oder Gedanken kommen, die sich ungewollt aufdrängen.
  • Ängstliche, vermeidende Persönlichkeitsstörung: Es kommt u.a. zu anhaltender Unsicherheit und Gefühlen von Minderwertigkeit. Soziale Ängste und z.B.
  • Abhängige, asthenische Persönlichkeitsstörung: Diese ist etwa durch große Trennungsangst, Hilflosigkeit sowie Unterordnung gekennzeichnet.
  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Diese zeichnet sich durch ein nach außen hin erhöhtes Selbstvertrauen aus.

Es gibt auch sogenannte kombinierte Persönlichkeitsstörungen.

Fachleute empfehlen, die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung nicht vor dem 15. Lebensjahr zu stellen, jene für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung nicht vor dem Alter von 18 Jahren.

Zudem raten sie, die Diagnose nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zu stellen, sondern im Rahmen des Verlaufs.

Das heißt: Es gibt den Verdacht auf die Diagnose, und durch mehrere Gespräche oder Testungen bzw.

Hinweis: Das neue Diagnose-Klassifikations-System ICD-11 unterteilt Persönlichkeitsstörungen anders.

Diese Diagnoseeinstufung für Fachleute unterscheidet nicht mehr so stark zwischen den verschiedenen Persönlichkeitsstörungen.

Weitere Unterscheidungen

Unter akzentuierten Persönlichkeitszügen versteht die Fachwelt besonders ausgeprägte Verhaltensmuster, die jedoch keine Persönlichkeitsstörung darstellen.

Dazu zählt zum Beispiel das sogenannte Typ-A-Verhalten.

Unter andauernden Persönlichkeitsveränderungen verstehen Fachleute Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit ohne Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung.

Diese kann aufgrund von besonders starker Belastung oder schweren psychiatrischen Krankheiten auftreten.

Es kommt zu ausgeprägten, andauernden, unflexiblen Veränderungen in der Wahrnehmung, im Denken und Verhalten in Hinblick auf die eigene Person sowie das Umfeld.

Diese sind nicht an die jeweilige Situation angepasst.

Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Es erfolgt zuerst eine Erhebung der Krankengeschichte, die Anamnese.

Es kann auch hilfreich sein, wenn eine Vertrauensperson bei der Anamnese dabei ist und ihre Sicht der Situation schildert - sofern das die Patientin oder der Patient möchte.

Es erfolgt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt.

Es besteht Leidensdruck für die betroffene Person bzw. negative Gefühle bzw.

Behandlung von Persönlichkeitsstörungen

Die Behandlung einer Persönlichkeitsstörung erfolgt in erster Linie durch Psychotherapie.

Diese kommt vor allem bei Menschen zum Einsatz, die aufgrund der Persönlichkeitsstörung schwerwiegende Probleme mit ihrem Verhalten und eigenen Erleben haben.

Medikamente können vor allem gezielt gegen Symptome zum Einsatz kommen. Dies empfehlen Fachleute vorrangig jedoch in Kombination mit Psychotherapie.

Psychotherapie

Im Rahmen einer Psychotherapie können Betroffene über ihre Probleme bzw. ihr Leben sprechen.

Es erfolgt die Vereinbarung von individuellen Therapiezielen.

Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen hat auch das Training sozialer Fähigkeiten sowie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und Verhaltensänderungen im Alltag zum Inhalt.

Wenn die Patientin oder der Patient einverstanden ist, ist zudem die Einbeziehung von nahestehenden Menschen in die Psychotherapie möglich.

Es kommen zum Beispiel Verhaltenstherapie bzw. spezielle Techniken der Verhaltenstherapie zum Einsatz wie dialektisch-behaviorale Therapie sowie andere spezialisierte Techniken im Bereich der Psychotherapie.

Besonders gut wissenschaftlich untersucht ist die Psychotherapie bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung.

Medikamente

Die Ärztin oder der Arzt kann auch Medikamente vorschlagen.

Der Einsatz von Medikamenten kann vor allem sinnvoll sein bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, die schwere Symptome und größere Beeinträchtigungen dadurch haben bzw.

Gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten bespricht die Ärztin oder der Arzt Therapieziele und richtet die Medikation danach aus.

Bei starker Impulsivität bzw. Bei Störungen mit der Stimmung wie depressive Verstimmungen, Stimmungsschwankungen, große Ängste oder Wut können ebenso Stimmungsstabilisierer zur Anwendung kommen.

Die Ärztin oder der Arzt berät Sie zu weiteren Möglichkeiten einer medikamentösen Behandlung - je nach Form der Persönlichkeitsstörung.

Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung sprechen allgemein weniger gut auf Medikamente an als Menschen mit etwa Angststörungen oder Krankheiten mit Beeinträchtigungen der Stimmung, wie z.B. Depressionen.

Die Ärztin oder der Arzt schlägt Kontrolluntersuchungen vor.

Diese dienen unter anderem dazu, die Medikamente möglichst optimal an den Verlauf der Beschwerden und die Lebenssituationen anzupassen.

Verlauf und Risiken

Der Verlauf von Persönlichkeitsstörungen ist sehr unterschiedlich.

Bei Menschen mit Persönlichkeitsstörung besteht ein erhöhtes Risiko für Suizidalität.

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