Sigmund Freud, der weltberühmte Begründer der Psychoanalyse und wohl bis in unsere Zeit eine der einflussreichsten jüdischen Persönlichkeiten, wurde am 6. Mai 1856 im mährischen Freiberg (heute Příbor, Tschechische Republik) geboren.
Freud wurde als Sohn jüdischer Eltern aus Galizien in Freiberg in Mähren geboren und hieß ursprünglich Sigismund Schlomo Freud. Sein Vater Jacob Freud war Wollhändler und entstammte einer chassidischen Familie. Jacob Freud las zwar die Bibel in hebräischer Schrift und vermittelte seinem Sohn die Faszination für die Geschichten des Alten Testaments, gab die religiösen Bräuche seiner chassidischen Vorfahren aber auf und ließ nur noch einzelne jüdische Feste als Familienfeste feiern.
Als der im Tuchhandel tätige Jacob Freud in Freiberg für sich keine Zukunftsperspektive mehr sah, zog die Familie 1859 erst nach Leipzig und wegen einer für Leipzig nicht erteilten Aufenthaltsgenehmigung weiter nach Wien, wo sie in den von Juden bewohnten Quartieren der Leopoldstadt unterkam und in der Folgezeit noch mehrfach umzog.
Nach dem Besuch einer privaten Volksschule ging Freud ab 1865 auf das Leopoldstädter Communal-Realgymnasium. Das auf das Erlernen der alten Sprachen und den Erwerb historischen Wissens zentrierte humanistische Bildungsangebot kam Freuds Anlagen und Interessen entgegen.
Freud, der auch mit dem Gedanken an ein Studium der Rechtswissenschaft gespielt hatte, entschied sich - in der Absicht, Naturforscher werden zu wollen - für Medizin und immatrikulierte sich im Sommer 1873 an der Universität Wien. Sein Interesse galt dabei vor allem der menschlichen Natur und ihrer Erforschung.
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Freud war von vornherein entschlossen, seine akademischen Interessen nicht auf die Ausbildung als Mediziner zu beschränken. So nahm er bald auch an Vorlesungen Franz Brentanos über Logik, aristotelische Erkenntnistheorie und Empirismus teil und begann Brentanos psychologische Schriften zu lesen.
Anschließend nahm ihn der Zoologe Carl Claus - von Peter Gay zu den „erfolgreichsten und fruchtbarsten Propagandisten Darwins in deutscher Sprache“ gezählt - als Famulus in sein Labor auf und verschaffte ihm die Möglichkeit, an der von ihm eingerichteten Versuchsstation für Meeresbiologie in Triest Forschungsarbeit an Aal-Hoden zu leisten.
1876 wechselte Freud in das Labor des Physiologen Ernst Wilhelm von Brücke, in dessen Auftrag er, hauptsächlich mikroskopierend, bis 1882 arbeitete und forschte. Die Untersuchungen bezogen sich auf das Nervensystem niederer Fische und im Vergleich dazu auf das menschliche.
Vor den Abschlussprüfungen seines Medizinstudiums hatte Freud 1879 noch seinen einjährigen Militärdienst im Wiener Sanitätskorps zu absolvieren. Da er seine Dissertation Über das Rückenmark niederer Fische bereits vor den Prüfungen abgeschlossen hatte, wurde er schon am Tag nach Bestehen der letzten medizinischen Prüfung auch zum Doktor der Medizin promoviert.
Ende Juli 1882 nahm Freud eine Beschäftigung als Assistenzarzt im Wiener Universitätsklinikum an, um auf klinischem Gebiet Kenntnisse zu erwerben, die ihm für den anschließend geplanten Betrieb einer eigenen Praxis nützlich sein sollten.
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Parallel zu seiner klinischen Ausbildung stellte Freud seine Arbeitsergebnisse in neun wissenschaftlichen Aufsätzen zusammen und legte sie zwei Jahre später am 21. Januar 1885 als wissenschaftlichen Nachweis für sein Habilitationsgesuch, dem „Löblichen Professoren-Kollegium der Wiener medizinischen Fakultät“ vor.
Um die Lehrbefugnis aufrechterhalten zu können, bot Freud in den folgenden Jahren in jedem Semester ein Kolleg an. Unmittelbar nach Erlangung der Privatdozentur im September 1885 erhielt Freud die Zusage für ein von ihm beantragtes sechsmonatiges Reisestipendium für Nachwuchswissenschaftler und verbrachte es bei Jean-Martin Charcot an der Pariser Salpêtrière, weil die dortige Neuropathologie als die seinerzeit fortschrittlichste überhaupt galt.
So wurde Freud erst 17 Jahre nach seiner Habilitation am 22. Februar 1902 mit nunmehr 45 Jahren außerordentlicher Professor.
Mit der eigenen Privatpraxis, die allerdings zunächst nur spärliche Einnahmen erbrachte, schienen nun auch die Voraussetzungen für eine Eheschließung gegeben. Nach vierjähriger Verlobungszeit heirateten Sigmund Freud und Martha Bernays am 13. September 1886 standesamtlich im Rathaus von Wandsbek bei Hamburg; tags darauf folgte die Trauung nach jüdischem Ritus.
In den Jahren 1887 bis 1895 brachte Martha Freud sechs Kinder zur Welt: Mathilde, Jean-Martin, Oliver, Ernst, Sophie und Anna. 1891 bezog die Familie die Wohnung in der Wiener Berggasse 19, Freuds Domizil bis 1938.
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In der Folge sah sich Freud von den klinischen Kapazitäten in der Wiener Ärzteschaft weitgehend isoliert und ins Abseits gestellt. Seine an nervösen Erkrankungen leidenden, vorwiegend weiblichen Patienten behandelte Freud mit den bereits erprobten Verfahren, darunter neben der Hypnose auch Elektrotherapie. Anfang der 1890er Jahre kehrte er sich aber davon ab.
Sigmund Freud, der Wiener Vater der Psychoanalyse, musste 1938 emigrieren. Sein Geburtstag jährte sich heuer zum 160. Mal.
Bekannte Nachkommen Sigmund Freuds
- Alex Boyt ist ein Urenkel von Sigmund Freud und seit kurzem österreichisch-britischer Doppelstaatsbürger.
- Evelyn Konrad musste als 8-Jährige vor den Nazis aus Wien flüchten. Sie lebt in New York, hat aber seit kurzem wieder einen österreichischen Pass.
Sein Urgroßvater war der Mitbegründer der Psychoanalyse Sigmund Freud, der nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland 1938 hochbetagt nach London emigrieren musste. Sein Vater war der berühmte Porträtmaler Lucian Freud, der schon als Kind im Jahr 1933 wegen des massiv ...
Zur Hüterin von Freuds Erbe wurde seine Tochter Anna Freud, die sich zur Psychoanalytikerin ausbilden ließ, selbst publizierte und ihren 1923 an Gaumenkrebs erkrankten Vater bei Vorträgen und Kongressen vertrat. Sie blieb auch bei ihm, als er nach der Bücherverbrennung 1933 in Wien ausharrte und begleitete ihn nach dem Anschluss Österreichs 1938 ins Londoner Exil.
Sophie Freud kam als Tochter von Sigmund Freuds ältestem Sohn Jean-Martin 1924 in Wien zur Welt. Im Alter von 14 Jahren musste sie 1938 vor der nationalsozialistischen Verfolgung aus Österreich flüchten. Über Frankreich gelangte sie gemeinsam mit ihrer Mutter 1942 in die USA. Dort absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin, schloss später ein Studium der Psychologie ab und arbeitete als Sozialwissenschafterin.
In ihrem zuletzt veröffentlichten Buch Im Schatten der Familie Freud setzt sie sich mit der Familiengeschichte auseinander. Zwei ihrer nahen, mindestens ebenso berühmten Verwandten zollt sie darin besondere Anerkennung: ihrem Cousin Lucian Freud (1922 - 2011), wie sie ein Enkel Sigmund Freuds, der einer der bedeutendsten Portraitmaler des 20.
Sophie Freud war die letzte Enkelin von Sigmund Freud und damit wahrscheinlich auch die letzte lebende Person, die den Begründer der Psychoanalyse näher gekannt hat. Sie war selbst bis ins hohe Alter erfolgreich als Psychologin und Sozialpädagogin tätig. In ihren Werken betonte sie die Bedeutung von äußeren Einflüssen gegenüber der Dynamik des Innenlebens und stand damit der klassischen Psychoanalyse skeptisch gegenüber.
„Mein Großvater liebte eigentlich nur seine Hunde“, sagte Sophie Freud. Sophie Freuds Beziehung zu ihrem 1939 verstorbenen Großvater lässt sich demnach in eine private und eine wissenschaftliche Ebene teilen: Privat sei Sigmund Freud eine verehrte Figur in der Familie gewesen. Er habe ein „hartes Herz“ gehabt, was für die Familie Freud typisch sei, und sei eher distanziert gewesen, aber auch liebevoll. Auf der anderen Seite habe Sophie Freud mit ihrem Studium kritische Distanz zu den Theorien ihres Großvaters gewonnen. Als Professorin wurde sie sogar eine seiner schärfsten Kritikerinnen.
So., 26. Sep. Vortrag und Gespräch mit Martin Dreyfus (Zürich), (nur mit Anmeldung!) In Triest begegnete, stritt und verband sich durch die Jahrhunderte hindurch österreichisch-deutsche mit italienischer und slowenischer Kultur.
Auch die Thurn und Taxis (oder Torre e Tasso, wie sich deren Nachkommen, denen das Schloss Duino heute noch immer gehört, „italianisiert“ haben) vermochten in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts Geistesgrößen - vor allem (aber nicht nur) aus dem deutschsprachigen Europa - anzuziehen, Rainer Maria Rilke ebenso wie dessen Verehrer Rudolf Kassner oder die als Autorin heute beinahe vergessene Freundin und Wegbereiterin Sigmund Freuds Marie Bonaparte.
Damit verbunden ist ein weiteres Kapitel europäischer Geistesgeschichte, welches aus der Triestiner Literatur nicht wegzudenken ist, die Psychoanalyse. Mit dem Arzt und Schüler von Sigmund Freud, Eduardo Weiss hielt die Psychoanalyse in Triest Einzug.
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