Psychotherapie hat zum Ziel, psychisches Leiden zu heilen oder zumindest zu lindern. Sie ist nicht nur Menschen vorbehalten, die unter psychischen Erkrankungen leiden. Sie ist gesundheitsförderlich, hilft in Lebenskrisen und fördert die persönliche Entwicklung.
Wann ist Psychotherapie notwendig?
Eine Psychotherapie ist notwendig, wenn die Gedanken, Gefühle und das Verhalten eines Menschen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Diese Beeinträchtigung kann direkt durch die Symptome der Störung (beispielsweise starke Angst) entstehen oder aber durch die Folgen der psychischen Störung. Manche Betroffene können beispielsweise ihren Beruf nicht mehr ausüben, die Partnerschaft geht in die Brüche und sie verlieren ihre sozialen Kontakte.
Nicht immer leiden die Patienten selbst unter den Symptomen. Es gibt auch psychische Störungen, wodurch das abweichende Verhalten der Betroffenen vor allem anderen Menschen schadet. Zum Beispiel fühlen sich Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung häufig sehr wohl in ihrer Haut. Wenn sie sich in Therapie begeben, dann meist deshalb, weil Angehörige sie dazu drängen.
Im psychotherapeutischen Gespräch entwickeln wir Methoden, wie Sie mit Ihren psychischen Leidenszuständen umgehen können, gewinnen neue Perspektiven, blicken auf Ihre Lebensgeschichte zurück, fördern Ihren Selbstwert und/oder die Beziehungsqualität zu anderen Menschen.
Psychotherapie ist ein eigenständiges Heilverfahren zur Diagnostik und Behandlung psychischer, psychosozialer oder psychosomatischer Leidenszustände mit wissenschaftlich fundierten Methoden. Das Gespräch ist die wichtigste Methode der Psychotherapie.
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Was tun, wenn die Therapie nicht anschlägt?
Ob Sie eine Therapie als erfolgreich erleben, hängt von vielen Faktoren ab. Wesentlich ist vor allem die Beziehung zwischen Ihnen und dem*der Therapeut*in. Nur wenn Sie in Ihr Gegenüber Vertrauen fassen können, Sie das Gefühl haben, über alles sprechen zu können, was Sie bewegt, kann Ihnen Psychotherapie helfen. Da diese persönlichen Komponenten so wichtig sind, vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl.
Da sich am Ende nicht die Therapietheorie, sondern die Therapeut_innen als Personen von den Klient_innen trennen, steht für sie mehr zur Diskussion, als lediglich ihre Therapietheorie. Diese Trennung kann von persönlichen Reaktionen in der Phase des Abschlusses begleitet sein.
Verlaufen Therapieprozesse nicht erfolgreich, so spielt die Thematik der Schuld auf Seiten der Therapeut_innen eine nicht zu unterschätzende Rolle. In solchen Fällen ist das Aufarbeiten in der Supervision unumgänglich (Schnell 2018).
Mögliche Gründe für das Scheitern einer Psychotherapie:
- Mangelndes Vertrauen: Eine tragfähige therapeutische Beziehung ist essenziell.
- Falsche Erwartungen: Therapie erfordert aktive Mitarbeit und ist kein passiver Prozess.
- Unrealistische Ziele: Die Therapieziele müssen realistisch und erreichbar sein.
- Komorbidität: Nicht erkannte oder unbehandelte Begleiterkrankungen können den Therapieerfolg beeinträchtigen.
- Probleme mit dem Therapeuten: Inkompetenz, mangelnde Empathie oder persönliche Probleme des Therapeuten können den Therapieerfolg negativ beeinflussen.
- Fehlende Kontinuität: Vermeiden Sie Kontinuität und Struktur.
- Mangelnde Selbstöffnung: Halten Sie sich bedeckt! ("Geschlossene-Auster-Methode")
- Theorie-Diskussionen: Führen Sie regelmäßig Theorie-Diskussionen.
- Andere zum Thema machen: Die Kunst der Ablenkung: Mache andere zum Thema.
- Schuldzuweisungen: Der Therapeut ist schuld.
- Zufällige Verbesserungen: Verbesserungen sind reiner Zufall.
Was Sie tun können:
- Sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten: Teilen Sie Ihre Zweifel und Bedenken offen mit.
- Holen Sie eine Zweitmeinung ein: Ein anderer Therapeut kann eine neue Perspektive bieten.
- Überdenken Sie Ihre Therapieziele: Sind Ihre Ziele realistisch und erreichbar?
- Prüfen Sie die Therapieform: Ist die gewählte Methode für Ihr Problem geeignet?
- Wechseln Sie den Therapeuten: Manchmal passt die Chemie einfach nicht.
- Ziehen Sie eine Kombinationstherapie in Betracht: Je nach Schweregrad Ihres psychischen Leidens, kann die Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten hilfreich sein.
Bitte beachten Sie: Psychotherapeut*innen sind in der Regel keine Mediziner*innen und verschreiben daher keine Medikamente. Sind Sie an einer fachärztlichen Untersuchung und damit an der Verschreibung von Medikamenten interessiert, wenden Sie sich bitte an Psychiater*innen.
Weiters führen Psychotherapeut*innen keine psychologische Testverfahren zur Diagnostik durch - hierfür wenden Sie sich bitte an Klinische Psycholog*innen.
Lesen Sie auch: Funktional-Analytische Psychotherapie: Eine Definition
Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung
Die Gestaltung der Konversation in einer Therapie erfolgt nach Konversationregeln, die allgemein gültig sind. Konstitutiv für die therapeutische Wirkung ist jedoch gleichzeitig eine Divergenz von Alltagserwartungen in der Kommunikation zwischen Klient_in und Therapeut_in.
Da sich am Ende nicht die Therapietheorie, sondern die Therapeut_innen als Personen von den Klient_innen trennen, steht für sie mehr zur Diskussion, als lediglich ihre Therapietheorie. Diese Trennung kann von persönlichen Reaktionen in der Phase des Abschlusses begleitet sein.
Verlaufen Therapieprozesse nicht erfolgreich, so spielt die Thematik der Schuld auf Seiten der Therapeut_innen eine nicht zu unterschätzende Rolle. In solchen Fällen ist das Aufarbeiten in der Supervision unumgänglich (Schnell 2018).
Dauer und Ziele der Psychotherapie
Wie lange eine Psychotherapie dauert, lässt sich seriöserweise nicht voraussagen. Je nach Therapiefrequenz, Ihrer individuellen Situation und Schwere Ihres Leidens kann eine Therapie bereits nach wenigen Stunden eine deutliche Verbesserung für Ihr Wohlergehen zeigen oder mehrere Monate bis zu über einem Jahr benötigen.
Das Ziel einer Psychotherapie ist, die Symptome der psychischen Erkrankung zu verringern oder zu beseitigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Lesen Sie auch: Psychotherapie: Was Sie wissen sollten
Weitere Anlaufstellen für psychische Gesundheit
Welche Anlaufstellen gibt es für die Psyche? Hier finden Sie einen Überblick zu Hilfsmöglichkeiten für die psychische Gesundheit: Ärztliche Hilfe, Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie, Psychotherapie sowie weitere unterstützende Links.
- Ärztliche Hilfe: Bei psychischen Beschwerden kann die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Ansprechstelle sein.
- Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie: Auch Gesundheitspsychologinnen und Gesundheitspsychologen bzw. klinische Psychologinnen und Psychologen unterstützen im Bereich der psychischen Gesundheit bzw.
Psychotherapie soll dazu beitragen, psychische Störungen mit Krankheitswert zu lindern oder zu heilen. Nähere Informationen finden Sie in der Broschüre des Sozialministeriums „Patientinnen/Patienten-Information über die in Österreich anerkannten psychotherapeutischen Verfahren“.
Die Bedeutung der Zeit in der Psychotherapie
Zeit als verbindliche Konstante, auf die der Mensch kaum Einfluss hat, ist für ihn attribuiert mit Begrenzung und Realität und für die Trennungsfähigkeit entscheidend. Zeit als duales Modell zwischen endlich und unendlich, subjektiv und objektiv sowie bewusst und unbewusst, stellt ein allgegenwärtiges Phänomen dar.
Psychotherapie ist eine Beziehung auf Zeit. Zu Beginn ist der Therapieprozess geprägt durch den Aufbau einer tragfähigen Beziehung und der Festlegung der individuellen Ziele der Klient_innen, hier steht die Zeit nicht im Hauptfokus des Bewusstseins. Gegen Ende liegt das Augenmerk auf der Trennung, der Ablösung dem Verlust und dem Abschied, aber auch auf dem Neubeginn.
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