Psychotherapeuten und die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)

Der erste Schritt zur Bewältigung einer Traumafolgestörung liegt darin, diese als solche zu erkennen. Im Anschluss daran ist es äußerst empfehlenswert, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass der Psychotherapeut über eine Ausbildung in Traumatherapie verfügt.

Phasen der Traumatherapie

Die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erfolgt meist in mehreren Schritten:

1. Sicherheit und Psychoedukation

An oberster Stelle steht, einen geschützten Rahmen und ein Gefühl der Sicherheit für den Betroffenen zu schaffen. Der Patient muss sich einigermaßen sicher und geschützt fühlen, um seine posttraumatische Belastungsstörung in Angriff zu nehmen. Oft wird deshalb ein teilstationärer oder vollstationärer Aufenthalt für den Anfang der Behandlung empfohlen. Die Dauer eines Klinikaufenthalts richtet sich unter anderem nach dem Schweregrad und ob der Betroffene beispielsweise zusätzlich unter schweren depressiven Symptomen leidet.

Bevor die Psychotherapie begonnen wird, erfolgt meist eine Aufklärung des Patienten (Psychoedukation), damit er die posttraumatische Belastungsstörung als Krankheitsbild besser versteht.

2. Stabilisierung

In dieser Phase wird eine tragfähige Beziehung zwischen Psychotherapeuten und KlientInnen aufgebaut, um eine sichere Umgebung zu schaffen, in der die KlientInnen sich öffnen können. Hier liegt der Fokus auf der Etablierung innerer und äußerer Stabilität. Es wird erforscht, wie die KlientInnen eine sichere Lebensumgebung für sich schaffen können. Zudem werden Möglichkeiten erkundet, wie sie ihre Emotionen, Gefühle und Impulse regulieren lernen können.

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Das geplante psychotherapeutische Vorgehen wird in der Regel von Patient und Therapeut gemeinsam besprochen. Es werden Strategien entwickelt, um den Alltag zu bewältigen. Entspannungsübungen sowie Atemübungen helfen, die eigenen Gedanken im Zaum zu halten.

Die Entwicklung von Fähigkeiten zur Selbstberuhigung, Selbsttröstung und Selbstfürsorge ist von großer Bedeutung. Auch das Erlernen des Umgangs mit Angst, Wut und Trauer, ohne dass die belastenden Symptome oder destruktive Verhaltensweisen verstärkt werden, steht im Fokus.

Eine ergänzende medikamentöse Unterstützung ist mitunter hilfreich, um Ängste zu lösen. Medikamente werden aber nicht als alleinige oder vorrangige Therapie eingesetzt. Zudem haben Patienten, die eine posttraumatische Belastungsstörung erleiden, ein höheres Risiko, medikamentenabhängig zu werden. Die Medikamente werden deshalb gezielt und unter Beobachtung eingenommen. Als Wirkstoffe kommen lediglich Sertralin, Paroxetin oder Venlafaxin zum Einsatz.

Bei Kindern und Jugendlichen wird nicht empfohlen, Psychopharmaka einzusetzen.

3. Überwindung, Integration und Rehabilitation

Wenn der Klient (innerlich und äußerlich) stabil genug ist, können traumakonfrontative Verfahren zum Einsatz kommen. Diese zielen darauf ab, Erstarrungszustände und die damit verbundenen Gefühle von Hilflosigkeit, Panik und Ausgeliefertsein, die auf die traumatischen Erfahrungen zurückzuführen sind, aufzulösen.

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In dieser Phase hat der Patient bereits Sicherheit erlangt und Techniken erlernt, die dabei helfen, seine Gefühle etwas zu lenken. Nun geht es an die "Trauma-Arbeit":Viele Betroffene fühlen sich schnell mit Emotionen überfordert. Deshalb ist es womöglich hilfreich, wenn therapeutisch zunächst nicht direkt auf das Trauma eingegangen wird, sondern eine indirekte Bearbeitung der Erinnerung erfolgt. Schritt für Schritt wird der Erkrankte dann langsam mit Bildern und Gefühlen konfrontiert.

In dieser letzten Phase ermutigt der Therapeut die KlientInnen, von ihrer belastenden Vergangenheit Abschied zu nehmen. Gemeinsam werden neue Ziele erarbeitet, um eine neue Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Dabei werden Zeichen ermittelt, die darauf hindeuten, dass die Integration der stattgefundenen Veränderungsschritte vertieft wurde.

Letztlich soll das traumatisierende Erlebnis in die gedanklichen Prozesse eingebettet werden und nicht mehr zu Angst und Hilflosigkeit führen.

Manche Menschen weisen nach einer Akutbehandlung noch Symptome auf und sind hierdurch von chronischer Krankheit oder Behinderung und damit einhergehender Arbeitsunfähigkeit bedroht. Um die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen und ins gesellschaftliche und berufliche Leben zurückzufinden (Reintegration), helfen ihnen Rehabilitationsmaßnahmen. Unter anderem kommen hier unterstützend Ergo-, Sport- und Sozialtherapie zum Einsatz.

Therapiemethoden

Ich wende verschiedene Methoden zur Behandlung von Traumata an und berücksichtige dabei die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Klienten. Ich verwende vor allem systemische und emotionsorientierte Techniken und ergänze den Prozess mit Elementen der Hypnotherapie.

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Emotionsfokussierte Therapie

Die emotionsfokussierte Therapie ist besonders effektiv bei der Behandlung von Traumata aus verschiedenen Gründen. Sie unterstützt die emotionale Regulation, indem sie Menschen dabei hilft, ihre Emotionen zu verstehen, einzuordnen und liebevoll zu begegnen. Diese Therapieform ist bindungsorientiert, was bedeutet, dass sie dabei hilft, schützende Ressourcen aufzubauen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Betonung von Empathie, die in dieser Therapieform eine zentrale Rolle spielt und äußerst stabilisierend wirkt, dadurch dass die die Emotionen der Klient:innen während des Therapieprozesses unterstützt und gehalten werden. Ängste und Schmerzen gehen somit automatisch nach und Raum für die sicherer Verarbeitung von Emotionen und Heilung wird grösser.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Diese weiterentwickelte Form der Verhaltenstherapie (Konfrontationstherapie) wird sehr oft eingesetzt, um eine posttraumatische Belastungsstörung zu behandeln. Kognitive Verhaltenstherapie (VT) ist eine international anerkannte psychotherapeutische Methode, die auf der modernen Psychologie des Lernens basiert. Kognitive Verhaltenstherapie (VT) hilft, psychische Erkrankungen zu behandeln und emotionales Leid zu lindern.

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)

Eine weitere speziell für die PTBS entwickelte Therapiemethode ist das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR). Hierbei wird der Patient im geschützten Rahmen der Therapie langsam an das Trauma herangeführt. Im Moment der Erinnerung und wenn die Angst erneut aufsteigt, soll durch eine schnelle, ruckartige Veränderung der horizontalen Blickrichtung eine Gewöhnung an das Traumaerlebnis erreicht werden.

Durch Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) können unvollständig verarbeitete Erinnerungen an traumatische Ereignisse neu aufgearbeitet werden. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist der Name für eine anerkannte und hoch wirksame Methode der Traumatherapie. Mithilfe der Erkenntnisse der Neuropsychologie behandelt sie Traumafolgestörungen und weitere dysfunktional gespeicherten Erinnerungen.

Psychodynamische Imaginative Traumatherapie (PITT)

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung wird im deutschsprachigen Raum oft durch die psychodynamische imaginative Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann behandelt. Bei dieser imaginativen Therapie werden im Allgemeinen verschiedene Behandlungstechniken kombiniert.

Der Patient lernt dabei, sich gedanklich einen sicheren Raum für einen Rückzug zu schaffen, wenn die Emotionen in Bezug auf das Ereignis zu stark werden. Ziel hierbei ist es, die posttraumatische Belastungsstörung dadurch zu überwinden, dass das Erlebte in die normale Gefühlswelt eingebettet wird.

Weitere Behandlungsmethoden

  • Prolonged Exposure Therapy (PE)
  • Cognitive Processing Therapy (CPT)
  • Narrative Exposure Therapy (NET)
  • Brief Eclectic Psychotherapy for PTSD (BEPP)

Der Behandlungsansatz in der Tagesklinik für Traumafolgestörungen

Im September 2023 wurde die störungsspezifisch ausgerichtete Tagesklinik im Krankenhaus der Elisabethinen eröffnet. Gegenwärtig werden in der Tagesklinik Frauen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren behandelt, die entweder an einer Traumafolgestörung nach ICD-11 (PTBS, kPTBS, verlängerte Trauerreaktionen) oder an einer traumabedingten dissoziativen Störung (somatoforme dissoziative Störung, Depersonalisations- und Derealisationsstörung) leiden.

Darüber hinaus werden auch Patientinnen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) oder einer partiellen Dissoziativen Identitätsstörung (pDIS) behandelt, sowie mit anderen psychiatrischen Störungsbildern, die zeitlich in Zusammenhang mit potenziell traumatisierenden Erfahrungen stehen, jedoch die Kriterien der spezifisch stressassoziierten Störungen nicht erfüllen.

Von der Aufnahme sind Personen mit akuter Eigen- oder Fremdgefährdung, primärer Suchterkrankung mit fehlender Abstinenzfähigkeit, schwerer Persönlichkeitsstörung, akuter Psychose, schwerer somatischer Erkrankung sowie Personen mit schwerer kognitiver Einschränkung ausgeschlossen.

Derzeit (März 2025) sind sechs Plätze verfügbar, wobei langfristig eine Aufstockung auf acht Plätze vorgesehen ist. Die Dauer des Aufenthalts beträgt für Patient:innen sechs bis acht Wochen, an denen sie jeweils sechs bis acht Stunden an fünf Tagen pro Woche anwesend sind. Im Anschluss an den stationären Aufenthalt werden ambulante Nachsorgegespräche angeboten.

Das tagesklinische Setting bietet Patient:innen die Möglichkeit, an einem intensiven Therapieangebot teilzunehmen, während sie in ihrer gewohnten Umgebung wohnen. Das therapeutische Angebot ist darauf ausgerichtet, Patient:innen einen sicheren Rahmen zu bieten, in dem sie neue Beziehungserfahrungen machen und dadurch ihre gegenwärtigen Beziehungsmuster neu bewerten und sich aus schädlichen Beziehungen lösen können.

Darüber hinaus zielt die Therapie darauf ab, eine Reduktion störungsspezifischer Symptome wie Flashbacks, Intrusionen, Vermeidung und Hyperarousal zu erreichen. Die Patient:innen entwickeln idealerweise eine Gegenwartsorientierung und die Fähigkeit, Perspektiven für die Zukunft zu finden, was zu einer Reduktion der Wiedererlebens-Mechanismen führt. Zudem wird die Empathie für sich selbst geschult, was die Fähigkeit zur Selbstfürsorge fördert.

In der Einstiegsphase wird mit jeder Patientin ein traumaspezifisches Eingangsscreening durchgeführt. Dieses dient der Diagnosestellung und der leitliniengerechten Therapieplanung. So werden beispielsweise traumakonfrontative Methoden (Eye Movement Desensitization and Reprocessing [EMDR]) nur bei ausreichender Stabilität eingeplant. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Fähigkeiten zur Selbstfürsorge. Zudem werden emotions- und beziehungsregulative Fähigkeiten und Defizite erfasst, um im späteren Einzel- und Gruppenprozess daran arbeiten zu können (z. B. Abgrenzung, Selbstwertstabilisierung). Schließlich werden auch dissoziative Symptome erhoben, um die Therapieplanung erfolgsversprechend gestalten zu können.

Die Tagesklinik bietet störungsspezifische psychotherapeutische Einzel- und Gruppentherapie, psychiatrisch fachärztliche Versorgung, Betreuung durch psychiatrisch geschulte Pflegefachpersonen, physio- und ergotherapeutische Maßnahmen, sowie Kunst‑, Musik‑, Tanz- und Körpertherapie.

Der Behandlungsansatz der Tagesklinik erweitert die klassische Traumabehandlung entlang der drei Phasen Stabilisierung - Konfrontation - Integration auf Basis der Theorie der strukturellen Dissoziation. Die derzeit als Behandlungsmethode der Wahl bei PTBS und kPTBS sowie dissoziativen Störungen geltende, phasenorientierte, traumaspezifische Psychotherapie (Keller et al. 2023; Sack et al.

Theorie der strukturellen Dissoziation

Die Theorie der strukturellen Dissoziation stellt einen klinisch hoch relevanten Bezugsrahmen dar, um die fragmentierte Ich-Struktur bei komplex traumatisierten Patient:innen differenziert zu beschreiben. Sie ermöglicht die Sichtbarmachung und therapeutische Bearbeitung innerer Konflikte zwischen alltagsfunktionalen und traumaassoziierten Persönlichkeitszuständen. Die Integration dieses Modells in das therapeutische Vorgehen ermöglicht die Abgrenzung dissoziativer Symptome, die durch Persönlichkeitszustände hervorgerufen werden, von primär psychoformen dissoziativen Symptomen im Rahmen anderer psychiatrischer Störungen (z. B. Panikstörungen, depressive Störungen). Für die therapeutische Arbeit ergibt sich daraus eine Erweiterung der Beziehungsgestaltung und der therapeutischen Intervention, die der Dynamik komplexer Traumafolgestörungen gerecht wird. Das Modell ist eine unverzichtbare Ergänzung zur phasenorientierten Traumatherapie (Nijenhuis 2018; van der Hart et al. 2008).

Ziel dieser Theorie ist es, die Konzepte bereits bestehender Dissoziationstheorien zu vereinheitlichen und dissoziative Störungen in das Spektrum traumabezogener Störungen einzuordnen (Gast und Wabnitz 2023). Gemäß dieser Theorie wird die Dissoziation der Persönlichkeit als zentrales Merkmal eines Traumas definiert (vgl. ebd.). Van der Hart et al.

Prototypische ANPs („anscheinend normale Persönlichkeit“) verfolgen das Ziel, das Leben im Alltag zu meistern und im Hier und Jetzt zu leben. Sie ignorieren, vermeiden und verdrängen traumatische Erinnerungen und dazugehörige Emotionen. Die posttraumatische Vermeidung, ein Symptom der PTBS, ist beim ANP-Anteil signifikant ausgeprägt (Nijenhuis 2018; van der Hart et al.

Prototypische EPs („emotionale Persönlichkeiten“) sind während der Traumatisierung entstanden und in den traumatischen Erinnerungen gefangen. Die daraus resultierenden Handlungssysteme sind Bindung und Abwehr von Gefahr und Bedrohung. Fragile emotionale Persönlichkeitszustände tragen schmerzhafte und verletzte Emotionen, sind auf Bindungssuche ausgerichtet und möchten erlebte traumatische Erfahrungen aus der Vergangenheit mitteilen.

Kontrollierende EPs werden auch als täter:innenloyale oder täter:innenimitierende Anteile bezeichnet. Meist ist das Ziel dieser Anteile, Bedrohung und Gefahr durch Kampf, Flucht, Unterwerfung und Erstarrung abzuwehren, um einen Zustand der Kontrolle und Ruhe zu erzeugen (Gysi 2025; van der Hart et al.

Zusätzlich zum beschriebenen phasenorientierten traumaspezifischen Vorgehen in der Psychotherapie und der Arbeit mit den unterschiedlichen Persönlichkeitszuständen weisen Steele et al. Im Rahmen der Theorie der strukturellen Dissoziation wird der Begriff Phobie differenziert verwendet, um tiefgreifende, häufig unbewusste Vermeidungshaltungen gegenüber traumabezogenen Inhalten und dissoziierten Persönlichkeitszuständen zu beschreiben (Steele et al. 2005). Diese Haltung steht im Gegensatz zur allgemeineren, affektiven Angstreaktion. Diese Vermeidungshaltungen verhindern Integrationsprozesse und tragen zur Aufrechterhaltung der Dissoziation bei (Eine bloße Exposition oder kognitive Einsicht reicht in der Regel nicht aus, um diese aufzulösen).

Vielmehr erfordert ihre Bearbeitung eine phasenorientierte therapeutische Vorgehensweise und eine tragfähige Beziehungsgestaltung (Nijenhuis 2018). Im Therapieverlauf zeigen sich unterschiedliche Ebenen solcher Phobien, etwa die Phobie vor der Anerkennung der Erkrankung, vor der therapeutischen Beziehung, vor Bindung und Bindungsverlust sowie Phobien zwischen den Persönlichkeitszuständen (Steele et al. 2021).

Ein primäres Ziel in der Behandlung besteht darin, die Patient:innen dabei zu unterstützen, die Kommunikation und Kooperation der verschiedenen dissoziativen Persönlichkeitszustände zu bewerkstelligen. Dies setzt voraus, dass sich die verschiedenen dissoziativen Anteile zunächst gegenseitig erkennen, anerkennen und akzeptieren (Gast und Wabnitz 2023; Nijenhuis 2016). Eine weitere Aufgabe ist die Unterstützung der Patient:innen bei der Überwindung von Phobien hinsichtlich Bindung und Bindungsverlust (Steele et al.

In dieser ersten Phase geht es um die Überwindung der Phobie vor dem Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Arbeitsbeziehung. Traumatisierte Patient:innen haben oft schwere Beziehungstraumata erlebt. Es fällt ihnen oft schwer, sich auf eine Beziehung einzulassen. Sie sind oftmals in Systemen aufgewachsen, wo Selbstbestimmung und Selbstkompetenz aufgrund der Willkür der Täter:innen nicht entwickelt werden konnten. Respekt vor Bedürfnissen und Grenzen konnten diese Patient:innen nicht lernen, sie haben das Gegenteil erfahren. Häufig zeigen die Patient:innen aus dieser Erfahrung heraus Strategien, ihr Gegenüber zu regulieren (Fawning-Reaktion), mit dem Ziel, Beziehung und Sicherheit durch Anpassung zu erhalten (Steele et al. 2021).

Im Vordergrund der therapeutischen Intervention stehen Psychoedukation, Stabilisierung im Alltag, Symptomreduktion im Alltag, dosierte Bindungsangebote. Ziel ist es, dass sich die Patient:innen in dieser Phase verstanden fühlen und Sicherheit in der therapeutischen Begegnung erleben. Patient:innen brauchen die Sicherheit, dass sie nicht bewertet und/oder verurteilt werden (Gysi 2025; Steele et al.

Patient:innen erleben in dieser Phase der Behandlung durch den intensiven therapeutischen Prozess im Einzelgespräch, aber auch durch die Interaktionen in der Gruppe die Konfrontation mit Bindungsängsten und Ängsten vor Veränderung. Diese Phase ist häufig durch Instabilität gekennzeichnet, Patient:innen reagieren auf Belastungen mit Rückzug, schweren Krisen mit suizidalen Krisen und/oder selbstverletzendem Verhalten (Gysi 2025; Steele et al.

Steele et al. (2021) weisen darauf hin, dass der Fokus auf den Prozess und nicht auf den Inhalt für die Behandlung wesentlich ist. So empfehlen sie, die Patient:innen darin zu unterstützen, im gegenwärtigen Moment zu bleiben und sich auf das zu konzentrieren, „was in ihrem Inneren und in der Beziehung im Hier und Jetzt geschieht“. Als wesentliche Behandlungsprinzipien beschreiben sie weiterhin, dass die Behandlung innerhalb des Toleranzfensters der Patient:innen, aber auch der Therapeut:innen bleiben soll, die Mentalisierungsfähigkeit der Patient:innen gestärkt werden soll und alle dissoziierten Anteile als Aspekte der einen Person gesehen und behandelt werden sollen (Steele et al.

Patient:innen beschreiben oft widersprüchliche innere Erfahrungen. Wenn sie diese Erfahrungen selbst als Persönlichkeitszustände bezeichnen, können wir ihnen mit diagnostischen Fragen helfen, die Dynamik zwischen diesen Anteilen zu erforschen. Die Antworten geben Aufschluss über die Anzahl der Anteile und die vorhandene Kommunikation und Kooperation zwischen den verschiedenen Persönlichkeitszuständen. Weiters werden Fragen wie „Welche Ressourcen habe ich heute?“ oder „Wo sind die Täter:innen heute?“ gestellt, die helfen, den bereits vorhandenen Gegenwartsbezug zu erkunden und Auskunft darüber zu geben, welche Anteile in dieser Phase der Therapie welchen Gegenwartsbezug haben bzw. in welcher Zeit die Anteile leben (Präsentifikation). Zusätzlich werden in dieser Phase Fragen zur Personifizierung gestellt, wie z. B. „Was braucht mein Körper?“ oder „Was brauche ich?“, um die Ich-Wahrnehmung einzelner Persönlichkeitszustände zu erkennen (vgl.

Anschließend geht es um die Realisierung traumatischer Erinnerungen und die Bearbeitung von Phobien zwischen den verschiedenen dissozi...

Wann ist Psychotherapie indiziert?

Wenn posttraumatische Symptome über längere Zeit bestehen und in bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen Lebensbereichen verursachen, dann sollte unbedingt professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Wo finden Sie Hilfe?

  • Ärztinnen/Ärzte für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) bzw. Kriseninterventionseinrichtungen (z.B. Ambulanzen für Psychiatrie, Psychosomatik bzw.
  • Es gibt auch sogenannte Trauma-Kompetenzzentren: Beispielsweise ESRA oder Hemayat.

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