Angstattacke und Panikattacke: Ein umfassender Überblick

Angst zu haben ist menschlich, denn wir alle haben im Alltag mit besorgniserregenden Situationen zu tun. Angst ist ein Gefühlszustand, der grundsätzlich sehr sinnvoll ist. In ihm werden unsere Kräfte mobilisiert, die Sinne geschärft und wir sind bereit für „Fight or Flight“. Angst äußert sich sowohl auf der Ebene seelischen Erlebens, als auch durch körperliche Symptome und Veränderung des Verhaltens.

Was ist eine Panikattacke?

Bei einer Panikattacke bekommt man plötzlich sehr große Angst, die zu starken körperlichen Symptomen führt. Nach der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen definiert man Panikattacken als plötzlich auftretende Angstanfälle (Panik), die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Da es sich um starke körperliche Symptome handelt, die sehr plötzlich einsetzen können, erkennen Betroffene häufig nicht, dass es sich eigentlich um Panik handelt.

Die Angstzustände, die Betroffene dabei empfinden, beschränken sich oft nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar. Sie bekommen Angst, zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden. Manchmal fühlt sich auch das Umfeld unwirklich oder fremd an. Man kann das Gefühl haben, neben sich zu stehen. Dadurch entwickeln viele die Angst, unter einer gefährlichen körperlichen Erkrankung zu leiden. Es beginnt meist eine lange Reise von Arzt zu Arzt in der Hoffnung, die körperlich Ursache für die Symptome zu finden.

Da es für eine Panikattacke jedoch keine körperlichen Auslöser gibt, dauert es oft mehrere Jahre, bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt. Wichtig zu wissen: Nach einiger Zeit beruhigt sich das Nervensystem wieder und die Angst lässt nach. Meistens dauern Panikattacken wenige Minuten bis zu einer halben Stunde, in seltenen Fällen auch länger.

Symptome einer Panikattacke

  • Plötzlich auftretende, sehr große Angst
  • Starke körperliche Symptome (z.B. Herzrasen, Atemnot, Schwindel)
  • Angst zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
  • Gefühl der Unwirklichkeit

Panikstörung: Wenn Attacken zur Regel werden

Oft tritt eine Panikattacke einmalig oder nur vereinzelt auf. Manche Betroffene erleben jedoch immer wieder heftige Angstanfälle, die ihr Leben stark beeinträchtigen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Panikstörung (auch Paniksyndrom), die zu den sogenannten Angststörungen gehört. Bei einer Panikstörung treten Panikattacken regelmäßig über einen längeren Zeitraum auf. Für die Betroffenen stellen die Beschwerden eine große Belastung dar.

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Laut der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen liegt eine Panikstörung jedoch erst vor, wenn die Panikattacken immer wieder auftreten (mindesten einmal im Monat) und die Angst vor einer erneuten Attacke über mindestens einen Monat anhält. Häufig versuchen die Betroffenen Situationen, die sie mit ihrer Angst verknüpft haben, zu vermeiden. Beispielweise könnte Ihnen auffallen, dass Ihr Kind beginnt, bestimmte Aktivitäten wie den Schulbesuch, die Fahrt ins Einkaufszentrum oder das Autofahren zu vermeiden.

Unterschied zwischen Angst und Panik

Panikstörungen äußern sich in plötzlich auftretenden Panikattacken, Angstanfällen oder einer „Todesangst“, die meist nur wenige Minuten andauern. Bei einer Phobie haben Betroffene häufig starke Angstgefühle vor bestimmten Situationen. Bei einer Sozialphobie fürchten sie die negative Beurteilung der anderen Menschen.

Agoraphobie und Panikstörung

Panikattacken treten auch häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf. Vor allem Menschen mit Agoraphobie ("Platzangst") sind häufig von Panikattacken betroffen. Sie haben Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen bzw. Angst, alleine oder weit weg zu reisen. Viele wagen es nicht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, ein Kino oder ein Theater zu besuchen oder im Supermarkt einkaufen zu gehen. Sie machen daher nach Möglichkeit einen Bogen um Orte, die ihnen Angst machen (Vermeidungsverhalten).

Mediziner sprechen dann von einer "Agoraphobie mit Panikstörung". Diese kommt häufiger vor als eine reine Panikstörung. Auch andere Angststörungen, Depressionen, Zwangsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) treten oft gemeinsam mit einer Panikstörung auf.

Panikattacken bei Kindern und Jugendlichen

Auch bei Kindern und Jugendlichen treten Panikattacken auf, allerdings weitaus seltener als bei Erwachsenen. Bei Jugendlichen sind Panikstörungen zudem verbreiteter als bei jüngeren Kindern. Mädchen treffen sie etwa doppelt so häufig wie Jungen. Panikattacken treten in der Regel im Jugendalter oder im Erwachsenenalter auf. Bei jüngeren Kindern sind Panikattacken etwas Seltenes. Gerade bei jüngeren Kindern können die Symptome heftiger ausfallen und sich hier auch beispielweise durch Schreien, Weinen und Hyperventilation zeigen.

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Die Auslöser für die Panikanfälle sind vielfältig. Oft haben die Kinder Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder fürchten sich vor Tieren oder der Dunkelheit beim Einschlafen. Meist haben Kinder und Jugendliche Panikattacken, wenn auch ihre Eltern unter einer Panikstörung leiden. Sie übernehmen oft das ängstliche Verhalten ihrer Eltern. Gerade kleine Kinder imitieren ihre Eltern, um zu lernen. Auch bei besonders schüchternen und zurückhaltenden Kindern zeigt sich eine Panikstörung im Erwachsenenalter häufiger.

Stress ist ein möglicher Auslöser. Vor allem bei Schulkindern ruft oft Leistungsdruck Panikattacken hervor. Zudem erleben auch Kinder mit Trennungsangst häufiger Angstattacken. Bei ihnen ist das Risiko zudem erhöht, später als Erwachsene eine Panikstörung zu entwickeln. Daher ist es wichtig, Kinder möglichst frühzeitig zu behandeln. Meist ist es sinnvoll, die Eltern in die Therapie miteinzubeziehen. Auf diese Weise lernen die Eltern, wie sie ihre Kinder am besten unterstützen.

Unbehandelt kann die psychische Erkrankung chronisch verlaufen und sich negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirken. Vor allem wichtige soziale Erfahrungen fehlen diesen Kindern dann häufig, da sie sich aus Angst immer weiter zurückziehen. Gelingt es Ihnen nicht, Ihrem Kind durch Gespräche und Zuwendung die Angst zu nehmen, ist es ratsam, sich Hilfe bei einem Kinder- und Jugendpsychiater zu holen.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Angst ernst nehmen und nicht herunterspielen
  • Kind darüber aufklären, dass es sich um eine Panikattacke handelt
  • Anzeichen für Panikattacken beobachten und Bewältigungsstrategien überlegen
  • Offenes Ohr für Probleme und Belastungen des Kindes haben
  • Aufputschende Getränke vermeiden
  • Regelmäßige Entspannung im Alltag fördern
  • Zuversicht vermitteln

Wie kann ich während einer Panikattacke helfen?

  • Machen Sie sich und dem Kind bewusst, dass es sich um eine Panikattacke handelt
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind bereits vorab, dass Atemübungen bei Panikattacken hilfreich sein können
  • Ablenkungstechniken anwenden
  • Lassen Sie sich nicht selbst von der Angst Ihres Kindes anstecken

Panikattacken bei Schwangeren

Bei manchen Frauen sind hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft Auslöser von Panikattacken. Die Angst vor der Geburt und vor dem Muttersein verstärken diese oft zusätzlich. Vor allem wenn Frauen bereits eine schwierige Schwangerschaft hinter sich haben oder unter einer bestehenden psychischen Erkrankung leiden, kann sich eine Panikstörung entwickeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Schwangere bei anhaltenden Ängsten möglichst frühzeitig Hilfe bei einem Frauenarzt, Hausarzt, Psychiater oder Therapeuten suchen.

Wie häufig treten Panikattacken auf?

Vereinzelte Panikattacken sind relativ häufig. Bis zu 20 Prozent der Menschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Doch macht eine einzelne Attacke noch keine Panikstörung aus.

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Ursachen für Panikattacken

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind an Panikattacken leidet, lassen Sie zunächst abklären, ob es körperliche Ursachen gibt, die zu den Beschwerden führen können, z.B. Allergien, Herzbeschwerden, Schilddrüsenprobleme. Auch z.B. Sollten keine körperliche Ursachen die Panik ausgelöst haben, ist es nicht immer leicht, herauszufinden, was die Panikattacke verursacht hat. Vermehrter Stress oder starke Belastungen können Panikattacken fördern. Panikattacken können sich zudem bei sämtlichen Angststörungen begleitend zeigen. Beispielweise wenn das Kind an starker Trennungsangst leidet oder wenn es eine Phobie hat.

Was kann ich tun?

Wenn die Angst oder Panik das eigene Leben so stark beeinflusst, dass es zu Einschränkungen oder gar Leid kommt, sollte dringend Hilfe z.B. in Form einer Psychotherapie in Anspruch genommen werden. Suchen Sie in einem ruhigen Moment das Gespräch und sprechen Sie, ohne die Dinge zu übertreiben oder herunterzuspielen, über Ihre Beobachtungen und welche Sorgen damit verknüpft sind. Auch eine Beratung für die Eltern kann hilfreich sein.

Behandlungsmöglichkeiten

Angst- & Panikstörungen können erfolgreich mit Therapiegesprächen und Medikamenten behandelt werden. Im Rahmen einer Therapie werden Bewältigungsstrategien entwickelt, um mit wiederkehrenden Angst- oder Panikattacken umgehen zu können. Angst- & Panikstörungen sind behandelbar und es steht Hilfe zur Verfügung.

Formen von Angststörungen

Der Begriff Angststörung bezeichnet eine Gruppe von psychischen Störungen, bei denen Angstsymptome ohne äußerliche Bedrohung auftreten. Diese Angstsymptome können körperlicher (Herzrasen, Schweißausbruch etc.) und psychischer Natur sein (Katastrophendenken, Vermeidungsverhalten wie Weigerung, vor die Tür zu gehen etc.). Eine Angststörung kann sich in unterschiedlichen Formen zeigen:

  • Generalisierte Angststörung
  • Zwangsstörung
  • Phobie
    • Agoraphobie ("Platzangst")
    • Soziale Phobie
    • Spezifische Phobie
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Panikstörung
  • Hypochondrie

Verlauf

Die Agoraphobie verläuft häufig chronisch. Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten sind besonders stark ausgeprägt. Auch soziale Phobien können, wenn sie nicht behandelt werden, chronisch werden. Schlimmstenfalls kommt es zu einer vollständigen Isolierung des Betroffenen. Patienten die unter einer sozialen Phobie leiden sind besonders anfällig für Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch.

Bei spezifischen Phobien hängt die Prognose von dem Erkrankungsalter ab. In der Kindheit erworbene Phobien klingen meist ohne Behandlung ab, bei späterer Erkrankung bleibt die Phobie meist bestehen. Bei einer Panikstörungen kann es zu Phasen kommen, in denen die Panikattacken seltener auftreten, dann kann die Häufigkeit der Attacken aber wieder ansteigen (bis zu mehrfach pro Woche oder sogar täglich). Die Störung bleibt meist über Jahre in unterschiedlicher Intensität bestehen. Häufig sind mit dieser Störung depressive Symptome verbunden. Auch die generalisierte Angststörung kann, ohne Behandlung, über Jahre oder Jahrzehnte bestehen bleiben.

Teufelskreis der Angst

Bei Panikattacken kommt es meist zu einer Aufschaukelung von körperlicher Anspannung und negativen Gedanken und Gefühlen. So kann es beispielsweise in einem Kaufhaus, in dem viele Menschen einkaufen und eine stickige Luft vorhanden ist, ganz spontan zu Herzklopfen kommen. Dieses Herzklopfen wird vom Betroffenen wahrgenommen und als Zeichen eines drohenden Herzinfarktes bewertet. Dieser Gedanke macht Angst, wodurch der Körper mit verstärkter Anspannung und Erregung reagiert.

Das Herzklopfen wird intensiver, eventuell begleitet von einem Druckgefühl auf der Brust, rascher Atmung, Schwindel und schweißnassen Händen. Die Angst vor einem Herzinfarkt wird noch stärker und der Teufelskreis der Angst schaukelt sich auf. Das Gefühl, diesem Teufelskreis der Angst hilflos ausgeliefert zu sein, ist häufig. Mit Hilfe von einer umfassenden Angsttherapie - lernen die Betroffenen, diesen Teufelskreis zu unterbrechen.

Sie lernen, eine optimale Entspannung von Körper und Geist herzustellen und wissen, dass sie Strategien einsetzen können, um die Angst aktiv zu bewältigen. Dieses Wissen gibt Zuversicht und Optimismus, weshalb dadurch die Häufigkeit von Panikattacken sinkt und die Angst vor der Angst deutlich abnimmt. Entspannungsvefahren, wie z.B. Sie haben die Möglichkeit, einen Antrag auf Kostenzuschuss bei Ihrer Sozialversicherung zu stellen.

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